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Werk der in der Romagna neu erstandenen geheimen Secten zu sein. Vorläufig ist eS noch nicht gelungen, den Schuldigen auch nur auf die Spur zu kommen. Dies erklärt sich dadurch, daß Niemand cs wagt, einen einer solchen Gesellschaft Äugehörenden den Gerichten zu denunziren, denn der Angeber würde zweifelsohne dem Fanatismus der Mitverschworcnen zum Opfer fallen. Daher kommt es auch, daß solche Verbrechen ungeuirt am Hellen Tage in belebten Straßen be gangen werden können, da Jeder, um der gesetzlichen Zeugenschaft zu entgehen, von vornherein erklärt, er habe nichts gesehen, noch gehört. Selbst unsere besten Richter sind auf diese Weise gänzlich entwaffnet. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Wilsdruff, am 22. Juni 1874. Von einem Augenzeugen wird uns berichtet, daß von dem am vorigen Sonntag Nachmittags 6 Uhr von Meißen abgehenden Dampf boote an der Haltestelle Gauernitz ein Conducteur herab und in die gerade dort recht tiefe Elbe stürzte und augenblicklich verschwand. Sofort löste ein zweiter auf dem Schiffe eingestellter Conducteur den NeitungSkahn und fuhr dem Verunglückten circa 2—300 Ellen nach, erreichte den dann und wann aus den Fluthcn auftauchenden College» glücklich, zog ihn in den Kahn und holte auch dessen noch weiter vorausgcschwvmmene Dienstmütze heraus, kam hierauf wiederum zu dem halten gebliebenen Dampfboot gerudert und brachte den Geretteten dahin. Letzterer ging allein auf dem Schiffe zur Cajüle, sah aber ganz weiß im Gesicht, der brave Lebensretter wurde von den Passa gieren mit einem dreimaligen lauten Hurrah! begrüßt. Durch dieses Vorkommniß wurde der Fortgang des Dampfbootes eine halbe Stunde verzögert. Den Mitgliedern des sächsischen Forstvcreins ist auf den säch sischen Slaatseisenbahncn und den unter Staatsverwaltung stehenden Privateisenbahnen für die diesjährige in Leipzig in den Tagen vom 2. bis mit 4. Juli stattfindcnde Versammlung auf die Zeit vom 30. Juni bis mit 6. Juli bei Benutzung der gewöhnlichen Pcrsoneuzüge freie Fahrt für die Hin- und Rückreise bewilligt worden. Welche enormen Verhältnisse der Personenverkehr auf den Eisen bahnen während des diesjährigen Pfingstfestes angenommen, läßt sich daraus erkennen, daß aus fämmtlichen Stationen der sächsischen Staatsbahnen in der Zeit vom 23. bis mit 25. Mai. d. I. 59,000 Tour- und 160,900 Tagesbillets, also, die TagcSbillets doppelt ge rechnet, Billets zu 381,000 Fabrten verkauft wurde». Zwickau, 19. Ium. Gestern Abend 6 Uhr sind in dem Segen- Gottes-Schacht des Erzgcbirg'fchen Steinkohlenbauvcreins durch ScU- bruch und Herabgchcn des Fördergerüstes sieben Arbeiter verunglückt, von welchen vier sofort todt aus dem Platze geblieben, einer auf dem Transporte nach dem Krankenhause gestorben und zwei gefährlich verletzt, in Letzterem untcrgcbracht sind. Wie man hört sind die Verunglückten, gegen das Verbot, im Fördergerüst ausgefahren. Cine Reise nach Throl und dem Salzkammergute in Verbindung mit einem Be suche von Wie» und der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873. (Fortsetzung.) Um 4 Uhr Nachmittags fuhren wir vom Hotel zum Erzherzog Carl am Mozartplatze ab mit dcm Stellwagen nach Bergtesgaden Weiler, aus welchem Wege man nach rückwärts »och einige Zeit den Blick auf die prächtig auf ansehnlicher Höhe thronende Hohensalzburg genießt, und ohngesähr in der Milte zwischen Salzburg und Bcrgtcs- gaden die bayrische Grenze passirt. Die Revision der im Wagen sitzenden Reisenden beschränkte sich auf die Frage nach etwas Steuerbaren, die natürlich verneint wurde; strenger dagegen war Lie Zollrevision gegen den Geschirrsührer, wel cher verschiedene Frachtstücke in das bayrische Gebiet zu befördern hatte. Ganz besonders altcrirte den alten biederen bairischen Grenz- zollbeamtcn eine Kiste, deren Inhalt „Diverse" bezeichnet war, da der Artikel „Diverse" sich wohl in keinem Zolltarife befinden dürfte, und sich auch im deutsche» Zolltarife nicht befand. Die kritische Kiste mußte deshalb nebst unserm Geschirrsührer zu näherer Unter suchung Zurückbleiben, uns Reisende aber ließ der brave Beamte unter Leitung eines anderen sich auf den Wagen befindenden kundigen Nossclcnkers bis zum nächsten an der Straße liegenden Gasthause weiter fahren, wo unser zurückgehaltener Geschirrsührer nach einiger Zeit sich auch wieder einfand. Es war bereits Abend geworden, als wir nach Bergtesgaden kamen, weshalb wir unser Gasthaus an diesem Tage nicht mehr ver ließen. Beim Abendessen machten wir die Bekanntschaft von zwei Herren ans Westphalen, von denen der Eine mit uns von Salzburg gekom men war, der Andere aber schon mehrere Wochen in Berchtesgaden wohnte und dessen Umgegend ziemlich genau kannte, weshalb es uns recht angenehm war in Gesellschaft dieser beiden Herren am andern Morgen die Fußpartie nach dem herrlichen Königsee machen zu könne». Durch einen kräftigen Schlaf halten wir uns von den Strapazen unserer Reise von Wie» nach dem schönen Salzkammergute erholt, weshalb wir frisch und munter, nachdem wir zuvor aus der eine herr liche Aussicht bietenden Veranda unsers Gasthauses „Bellevue" den Caffee uns hatten vortrefflich schmecken lassen, unsere Fußwanderung früh 6 Uhr vom herrlichsten Wetter begünstigt, nach dem Königsee smtraten. Der Weg führte großentheils durch bewaltetes Teraiu, auf wel chem uns die vielen uralten mächtigen Ahornbäume, welche in Deutsch land nur in jener Gegend sich in solcher Größe so häufig finden sollen, sehr imponirten. Da sich in Begtcsgadcn auch noch ein junger Ungar aus Pest «»geschlossen hatte, so bestand unsere kleine Gesellschaft aus 5 Per sonen, als wir am Königsee, dem schönsten Sce Deutschlands, ankamen. Wir nahmen deshalb zusammen eins der größeren Boote, in welchem sechs Personen Platz nehmen konnten, und bekamen drei Ruderer, welche am Hinteren Theile des Bootes Platz nahmen, sodaß wir nach vorn und beiden Seilen völlig freie Aussicht hatten. Man thcilte uns mit, das für das Jahr 1874 bereits ein Dampfboot zur Fahrt auf dem Königsee erbaut wcrde. Im vorigen Sommer be stand die Boolflolille Les Königsees ans 45 Booten und mehr als 100 Ruderern. Unsere Fahrt auf dcm See war herrlich, es herrschte vollständige Windstille, daher der Sce klar und ruhig, und mächtig hallte der Schall der abgefeucrlen Pistolenschüsse zwischen den den See be grenzenden hohe» Bergen, welche nch in der smaragdgrünen Fluch wiederspiegclten. Besondes majestätisch thronte der über 2000 Meter vom See anfsteigeude Watzmann, der noch viel Schnee zeigte. Am Ende des vorderen Sees, wo sich aus mächtiger Höhe ein kleiner Bach am Felsen herab in den Sce stürzt, ließe» wir um kehre» und auf der Rückfahrt bei dem scheinbar aus dem See schwim- mcndcn ehemaligen kleinen Jagdschlösse und der kleinen Kirche St. Barcholvmae, wo sich eine Reflauraulicm befindet, unser Boot an legen. Wir verließen das Boot, bestellten uns ein einfaches Frühstück, das wir bei dem herrlichen Welter uns ins Freie bringen ließen, um dabei den schönsten Nalurgenuß, auf der einen Seile den Blick auf den dichl dabei sich erhebenden Watzmann, ans der andern Seile den Blick auf den herrlichen See und seine prachtvolle Umrahmung zu haben. (Fortsetzung folgt.) Kirchcnnachrichtcn aus Wilsdruff. Mittwoch, den 24. Juni, früh 9 Uhr: Beichte und Communion. § Zu den Aenderungen auf publicistischem Gebiet, welche das Aushören der Stempelsteuer zu Wege gebracht hat, gehört auch das täglich.- Ersch mcn der Berliner „Tribüne". Man könnte frag.-n, ob ein vom Publikum m.t so groß.r Gunst ausgenommenes Blatt nicht jede Äend.rung von sich weisen und es bei seinem wöchentlich dreimaligen Erscheinen hätte belassen sollen. Der Verleger hat ein sol ches Bedenken überwinden zu müssen geglaubt und wie jetzt schon viele Stanmen aus dem Publikum bekunden, mit vollem Recht. In unseren Tagen der wclth.siori- schen Entwickelung, wo ein Ereignis, das andere drängt, genügte die bisherige Er scheinungsweise nicht mehr, um alle Phasen des öffentlichen Lebens schnell zu erfasse» und dem Leser vorzusühren. Die „Tribüne" wird sicherlich auch fernerhin den Kern und das Wesen Des jenigen bewahren, was ihr bisher einen so günstigen Erfolg gesichert hat. Ihre Originalität und Eigenartigkeit in der Behandlung des Stoffes werden bleiben, doch Wird sie diesen Stoff noch mannigfaltiger und reichhaltiger zu gestalten wissen. Der Leser wird die großen Ereignisse des Tages übersichtlich und anziehend dargestellt und mit kurzen und kräftigen Strichen die politische Lage gezeichnet finden; zugleich wird die „Tribüne" sortsahren, ein reiches Material für die Unterhaltung zu bie ten; sie wird das Refidenzlebe» in allen Auancen wicdcrspiegeln, sie wird ein voll ständiges Bild der Localereignifsc bieten, sie wird ihre warnende Stimme gegen die Ausbeutung des Publikums, sei cs an der Börje oder anderSwo, erheben, das Feld des Romans und Feuilletons wird stets aus's Beste vertreten sein. Die „Berliner Wespen", anerkannt eines der besten Witzblätter, werden wie bis her mit der „Tribüne" in Berbindung bleiben, und so greift man gewiß nicht fehl, wenn man dem Blatte auch in seiner jetzigen Erscheinungsweise und namentlich bei dem billigen Preis von k Thlr. 20 Sgr. vierteljährlich für beide Blätter (Tribüne und Wespen) das günstigste Prognostiken stellt. Die „Tribüne" wird einer freund lichen Aufnahme sicher und ein um so mehr willkommner Gast sein, wenn sie jetzt sechsmal in der Woche an die Thüren ihrer Leser klopft. Omnibus Fahrplan vom 5. Mai 1874 bis auf Weiteres: Abfahrt vo» Wilsdruff: Wochentags täglich früh '^7 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/-6 Uhr und Nachmiltags 5 Uhr. Abfahrt von Dresden, Gasthaus z. Sächs.Hof, Brcitcstr.2: Wochentags täglich Nachmittags 5 Uhr, Sonn- und Festtags früh 8 und Abends 7 Uhr. ä Billet 90 Pf. (Sonn- u. Festtags früh 8 Uhr von und Nach mittags 5 Uhr nach Dresden 1 Mark.) Friedrich August Herrmann. RL. Auch geht mein Frachtivagen ununterbrochen täglich früh 7 Uhr nach Dresden. Der Obige. Zur Beachtung! Einem geehrten Publikum von Stadt und Land zeige ich ergebenst an, daß ich mich im OastLoL rum Aolcknen D-övren in ^Us- UrrrS einige Wochen mit 8eI»Iei1ervi, 8ivbm»el»vrei und aller 81ii«Nvrvi ju Idrnlti beschäftigen werde. Um gefällige Aufträge bittet Ilvrlt aus Dittmannsdorf. UersüMmlMg des landw. Vereins zu Röhrsdorf Mittwoch, den 24. Juni 1874, Nachmittags 4 Uhr. vsr Vorstanck.