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s bayerischen Sängerbundes, Schmid aus Freising, die Tribüne bestieg, wurde er jubelnd begrüßt. Unter seiner Direclion kam die „Hymne an Odin" von Kunz zur meisterhaften Aufführung und erzielte dieser gewaltige Chor einen großen Eindruck. Hierauf hielt ein norddeutscher Redner (sein Name wurde nicht genannt) eine Ansprache, in welcher er Namens seiner Sangesbrüder allen Münchnern für den herrlichen Empfang dankte. Er bemerkte u. a., die Norddeutschen hätten, wenn sie gewisse Blätter lasen, z. B. das bekannte Vaterland, fürchten müssen, mit Schwefel und Petroleum aus München hinausgewiesen zu werden; nun lebten sie drei Tage in München und sie hätten kein Herz im Leibe, wenn nicht jeder von der ihm gewordenen Aufnahme tief gerührt wäre. Die ganze Stadt, vom Palast bis zur Hütte, er schien ihnen wie ein Festgruß. München habe so gut verstanden, Er oberungen zu machen, daß die Preußen jetzt als Bayern nach Hause zögen! (Donnernder Beifall) Den würdigen Schluß des Concertes bildete der „Germanische Siegesgesang" von Brambach. Nach Be endigung des Concertes ordnete' sich der Festzug, der erst um 6V4 Uhr sich in Bewegung setzen konnte. Derselbe bot mit de» vielen Hunderten von Fahnen und Standarten, festlich geschmückten Sängern, Musikchören, Reitern rc. einen prachtvollen Anblick. Unter fort währenden Jubelrufen der Volksmenge, wobei es Blumen und Kränze förmlich regnete, durchschritt der Zug auf weiten Umwegen die Stadt und gelangte endlich gegen 8 Uhr am Festplatz auf der Theresienwiese unter Böllerschüssen an. Sämmtliche Fahnenträger gruppirten sich auf der Marmortreppe am Fuße der Bavaria, die in bengalischer Beleuchtung einen herrlichen Anblick bot. Nach dem hierauf die Fahnen in der Ruhmeshalle ausgestellt worden, ertönte die „Wacht am Rhein" und die bayrische Nationalhymne. Tausende und aber Tausende stimmten begeistert in die Lieder ein und schwenkten die Hüte. Der weite Festplatz, von farbigen Lampi ons und Feuern erleuchtet und mit unzähligen Bänken besäet, bot einen Anblick, der sich nicht beschreiben läßt. Zum Schlüsse wurde ein brillantes Feuerwerk abgebrannt. Dieser auch vom Wetter be günstigte Abend wird in der Geschichte Münchens unvergeßlich blei ben. Erst spät in der Nacht, nachdem sich ein leichter Regen einge stellt, kehrte die fröhliche Menge nach der Stadt zurück. Den Schluß der offiziellen Festfeier bildete am Dienstag ein Aus flug der Sängerschaaren nach dem Starnberger See mittels Dampf wagen; auf dem brillant dekorirten Festplatz, welcher in Tutzingen hergerichtet war, fanden gesellige Unterhaltung, Musik, Gesangsvor träge, abwechselnd mit Reden, Toaste* und krachenden Kanonensalven statt. Eine kolossale Menschenmenge wogte auf dem weiten dicht an den See grenzenden Wiesenplane auf- und nieder, wo auch für leibliche Genüsse durch zahlreiche Restaurants und Verkaufsbuden in hier landesüblicher Weise bestens gesorgt war. Erst in den Abend stunden trafen die meisten Sänger mit den ununterbrochen aufeinander folgenden Bahnzügen in München wieder ein. Mittwoch früh aber reisten ganze Schaaren nach Sulzburg und in die Alpen. Manche aber traten auch die Heimreise an, um in Regensburg die Fahrt zu unterbrechen und daber der Walhalla einen Besuch abzustatten. Der Ausflug der Sänger an den Starnberger See, dieses schöne Schlußfest, sollte leider nicht ohne ein Opfer verlausen. Zwei Sänger gäste aus Sachsen unternahmen noch spät Abends eine Kahnfahrt auf dem See von Possenhofen aus. Mit dem Character von Gebirgsseen wenig vertraut, geriethen sie, ohne es zu wollen, in die Dampfjchiff- fähre und gerade vor eines, welches die Lichter aufgesteckt hatte. Als man den Kahn bemerkte, wurde die Maschine zwar augenblicklich ge stellt, aber das Schiff lief natürlich doch noch eine Strecke. Mit ein paar kräftigen Zügen hätte der Kahn noch rasch sich retten können, aber die ungeübten Insassen vermochten nicht den Moment so rasch wie nöthig zu benutzen und der Kahn schlug um. Der Eine (ein Kaufmannssohn Namens Thürmer aus Leipzig) ertrank, der Andere wurde nach Possenhofen gebracht. Auch der Festzug am Abend vor her hatte ein Opfer gefordert; den Fahnenträger des Dresdner Turn gesangvereins traf bald nach der Ankunft auf dem Festplatze der Schlag und unmittelbarer Tod war die Folge. Ebenfalls in Folge eines Schlaganfalls war am 2. Festtag ein Stuttgarter Sänger plötz lich todt zusammengeftürzt. Paris, II. Ang. Der Exmarschall Bazaine hat in der Nacht von Sonntag auf Montag die Flucht ergriffen. Obgleich die Regierung die Sache schon gestern erfahren, wurde das größte Stillschweigen beobachtet, da! man mit der Note der Flucht zugleich eine Note veröffentlichen wollte, die der Bevölkerung anzeigte, daß eine genaue Untersuchung geführt und die Schuldigen bestraft würden. Diese Note ist nun heute Morgen in der amtlichen Zeitung erschienen. Der bonapartistische „Soir" theilt über die Entweichung Bazaine's folgende Details mit: „Der Gefangene hatte mit Rücksicht auf seine Gesundheit und auf sein Ehrenwort, nicht zu entweichen, leichtere Milderungen feiner strengen Haft erlangt. . . . Am Sonntag nach dem Abendessen gegen V,8 Uhr miethete Frau Bazaine in Cannes einen Kahn, um, wie sie sagte, mit einem ihrer Verwandten eine Spazierfahrt zu machen. Ein Fischer von La Croizette, dem der In sel St. Marguerite zunächst gelegenen Orte, erkannte Frau Bazaine und lieh ihr einen Kahn, ohne zu ahnen, welchen Gebrauch sie mit demselben machte. Ein noch ziemlich junger Mann begleitete die Frau des Gefangenen in den Kahn, der schnell der Insel zusuhr. Es wurde Nacht ,und der Kahn fahr am steilsten Punkte der Insel an Wie der „Gaulois" mittheilt, bediente sich der Marschall zur Herstell ung der sclbstverferligten (?) Strickleiter, an der er sich zum Kahn hinabließ, der Stricke, mit denen seine Koffer zugeschnürt waren; diese Strickleiter ließ er durch eine große Oeffnung, die in der dicken Mauer zum Ablauf des Wassers dient, nach dem Meere herab. Die Höhe beträgt etwa 90 Fuß. Die Dacht, die den Marschall, seine Frau und seinen Verwandle» ausnahm, war der „Baron Ricasoli" der italienischen Gesellschaft „Gerano Denovaro" angehörig. Bazaine landete an der ilalienische» Küste bei San Remo, nahm so gleich den Turin-Basler Zug und ist am 11. d. M. Nachmittags in Brüssel angekommrn. Italien. Aus F lorenz, 9. August, berichtet man der „A A. Z.": Ueber den Versuch einer Bande Internationaler, den in der Nacht vom 7. auf den 8. August von Imola abgegangenen directen Eisenbahn zug aufzuhallen, gehen uns unterm gestrigen Datum von glaub würdiger Seite aus Bologna die folgenden Mittheilungen zu: Einige 60 bis an die Zähne bewaffnete Individuen bemächtigten sich, unter der Drohung, Gewalt zu gebrauchen, mehrerer Bahnwächter auf der Linie Jnwla-CastcO San-Pietro. Sie plünderten das Stationsge bäude von Caflel-SamPiciro, hieben mehrere Telegraphenstangen um, zerstörlen den Telegraphenapparat und nahmen die Beamten und den Stalionsvorstand gefangen. Als der Zug nahte, gaben einige von der Bande Halmgimle, allein der Maschinenführcr schöpfte Ver dacht und führte, stall zu halten, den Zug nach Imola zurück. Von hier aus trat der Zug, nachdem er eine Anzahl Militär ausgenommen hatte, geraume Zeil nachher, von berittenen Carabinieri uud Caval- lenc escordirt, neuerlich die Reise an, und trat mit vierthalbstündiger Verspätung in Bologna ein. Bei seinem Näherkommen entließ die Bande, welche der Truppen ansichtig wurde, die Gefangenen und flüchtete, von diesen verfolgt. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Wilsdruff, 17. August 1874. Am vorigen Sonntage hat sich der Hofedrescher Mayer in Lim bach, über 70 Jahre alt, in einem dasigen Teiche ertränkt. Körper liche Hinfälligkeit mag ihn zu diesem Schritt veranlaßt haben. Se. Maz. der Kaiser Wilhelm war in Folge der an ihn auS Reichenbach i. V. nach Gastein ergangenen Emiadung des Militär vereins, „Kameradschaft": „Se. Majestät möge bei seiner Durchreise die am Sonntag statlfindende Fahnenweihe des Vereins durch seine Aliwesenheit verherrlichen", insoweit huldreich nachgekommen, als Se. Majestät kurze Zeit ausstieg, sich die vor ihm entfaltete Fahne mit der Inschrift: „Tieue dem König und dem Vaterland" und auf die vom Vorsteher an ihn gerichteten Worte freundlich antwortete: „Be- wahren Sie Ihrem jugendlichen König immer die Treue! —" Unter enthusiastischen Hochs fuhr der Kaiser wieder von Reichenbach ab. In.Reichenbach fand ein 83jähriger Veteran, Namens Gott lob Merkel aus Reuth bei Neumark, einen plötzlichen Tod. Derselbe belheiligte sich mit an der dortigen Fahnenweihe und ward, als er Abends in Ler 10. Stunde zur Bahn wollte, um von dort aus in seine Heimath zu gelangen, an der äußern Bahnhossstraße vom Schlage getroffen und blieb auf der Stelle todt. Leipzig, 13. August. Der gestern Abend 8 Uhr 8 Min. auf der bayerischen Bahn hier eintreffende Schnellzug führte einen Salon wagen mit sich, in welchem Fürst Bismark mit seiner Familie die Rückreise von Kissingen nach Berlin machte. Der Salonwagen ging mittels der Verbindungsbahn auf den Berliner Bahnhof über, wo selbst ein Aufenthalt von 20 Minuten stattsand. Der Fürst verließ den Wagen nicht, sprach aber die ganze Zeit über zum offenen Fenster heraus mit unserem Vicebürgermeister vr. Stephani, so daß man Ge legenheit hatte, sich an dem gesunden Aussehen des Fürste», dessen Mienen sehr heiter waren, zu erfreuen. Ein großer, schwarzer Hund, welchen ein Herr aus dem Salonwagen herausbrachte, lagerte sich auf dem Perron, dicht neben dem Fenster nieder, aus welchem sein Herr, der Fürst heraussah. Die Hochrufe, welche dem Fürsten bei der wenige Minuten nach 9 Uhr erfolgten Abfahrt, begeistert ge bracht wurden, nahm derselbe jedoch mit freundlichen Zeichen des Dankes an. Sachsen-Meiningen. Aus Meiningen, 9. August, wird be richtet: In Sonneberg fand am 2. d. M. in Gegenwart des re gierenden Herzogs Georg und seiner Gemahlin bei dem schönsten Wetter das sogenannte Lulhcrsest statt, welches die Einweihung deö allen Judenbacher Wirlhshauses bezweckte, das der Kaufmann Fleisch mann in Sonneberg angekaust hatte und unterhalb des Schönbers bei Sonneberg genau in seiner früheren Form und inneren Einrich tung wieder hat aufbaue» lassen. Gegen 10,000 Personen hatten sich als Gäste eiugefunden. In Paris. Novelle von Ludwig Habflcht. (Fortsetzung.) Agathe hatte inzwischen bereits dem Dienstmädchen die von Aubert gegebenen Weisungen ertheilt. Bei der Sorge für den Kranke» berührten Auberts und Agathens Hände sich, und während das junge Mädchen erröthete, war es ihrem Nachbar, als fühle er einen elec- .trischen Schlag durch seinen ganzen Körper. Um seine Erregung z» verbergen, beugte er sich über den alten Mann, als wolle er die Wirkung des verordneten Mittels beobachrn. Nach einiger Zeit kosten es i als en an, wol arge nalg Bes, könr bra. der Zu Mann versichi ist ger wisse, sttnde rette» sich l von > noch Wal Wei «igi Wei trir dal ihn we größ Obw dem einig weil, ihn jetzt und sch r» der An lich, auf Kräste auf d vor j, den tz was s unerh spielte schien si setzen, < aber kei Le Spannr wirklich kehren durch s an ihre inen, vi und ve Ausgai hatte > und m konnte Ä, der in lebt, < einige sam w