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r Winter war unerbittlich; Tausende von Häusern wurden niedergerissen, um sich etwas Holz zur Erwärmung zu verschaffen. In Jozgat wur den mehrere Hundert der Flüchtlinge in den dortigen leeren Casernen untcrgebracht und wurde ihnen täglich etwas Brod verabreicht. In Sungurlü, Hauptstadt eines Distrikts mit etwa 1000 Häusern, wie derholten sich die schlimmsten Austritte der Hungersnoth von Persien; von den Bewohnern des Distrikts sind etwa 5000 dem Hunger er legen, ohne diejenigen zu rechnen, die aus andern Bezirken dahin ge flüchtet und dann verhungert waren. Es fehlte an Händen, um die Verstorbenen zu begraben; die Leichname lagen tagelang umher und wurden von den Hunden angefreffen. Gegen 300 Häuser wurden einqeriffen, um Brennholz zu bekommen. Ein Goldschmied verkaufte Alles, was er hatte, dann Theile seines Hauses und schließlich seine Werkstatt, sür welche er 350 Piaster (20 Thaler) erhielt; sür dieses Geld versorgte er sich und seine Familie 12 Tage lang mit Brod. In Kaja Dibi, einem Dorfe von 50—60 Häusern, waren über 100 Menschen verhungert; ein Vater von 5 Söhnen erzählte dem Mr. Farnsworth, daß 4 von seinen Söhnen verhungert seien und der fünfte im Sterben liege. Ein Kameel war im Stall gestorben und der Eadaver war 40 Tage dort geblieben; als man endlich den Stall öffnete, um das Aas sorlzuschaffen, stürzte Alles herbei, um sich da von Stücke abzureißeu; der Amtmann mußte eine Wache an den Ort stellen, wo man das Aas vergraben hatte, denn alle diejenigen, welche davon gegessen batten, waren gestorben. Ganze Dörfer waren aus- gestorben. Mr. Farnsworth hätte von seinen Committenten 150 Pfd. Sterling zur Vertheilung erhalten — ein Tropfen im Meere! Er konnte in den einzelnen Orten nur wenige Liren vertheilen, in den grö ßeren Städten 10, 20, 25 Liren. Auch das Vlehsterben war in den von Mr. Farnsworth besuchten Provinzen schauerlich. In einem Dorfe waren von mehr als 1600 Schafen und Ziegen nur 1 Schaf und eine Ziege und von 100 Kühen uur zwei Kühe übrig geblieben; in einem andern Dorfe von einer Heerde von 1200 Schafen und Zie. gen nur acht Thicre und von einer andern Heerde von 800 Köpfen, darunter 700 Angoraziegen, ebenfalls nur acht Thiere am Leben ge blieben. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. AuS Leipzig berichtet das „Lpj. Tgbl.": Die Messeraffairen mehren sich in der Umgebung in recht bedenklicher Weise. Am letzten Sonntag ist in Gohlis in den späteren Abendstunden zwischen Dienst knechten und Handarbeitern ein heftiger Exceß entstanden, wobei einer der letzteren nicht weniger als I I Messerstiche erhalten hat. Der Thäter wurde von der GenSdarmerie ermittelt und verhaftet. Es ist zu wünschen, daß die Strasbehürde diesen Unholden mit aller Strenge begegne. Auf einem zum Rittergut« Bockwitz bei Borna gehörigen Feld- grundstücke entstand am 3. August Vormittags ein Brand, wodurch gegen 2'/, Acker theilS noch aus dem Halm stehender, theils gemähter Weizen im Werth von 200 Thlr. vernichtet wurde. DaS Feuer ist durch die Unvorsichtigkeit einiger Feldarbeiter entstanden, welche sich aus dem Feld zur Bereitung des MittagscssenS ein Torsfeuer ange macht und dasselbe unbeaufsichtigt gelassen hatten. In der Nähe von Kleinroda bei der im altenbnrgischen West- kreife gelegenen Stadt Noda sanden in voriger Woche Forstbeamte den Leichnam eines jungen Mannes mit zerschmettertem Haupte und aller Kleidungsstücke bis auf das Hemde heraubt. In letzterem sand sich eine Bezeichnung, aus welcher hervvrgeht, daß der Ermordete dem in Marburg garnisonirendcn Regimente angehört hat. Aus Pirna berichtet der „P. Ä." unterm 7. August: Am 30. , Juli Nachmittags gegen 4 Uhr entstand auf dem Königsteiner Forst revier oberhalb der Hamisch-Mühle in Hütten ein Waldbrand, der auf einer Fläche von circa 5 Aren die aus Nadeln bestehende Bvden- decke verzehrt und die etwa 35 Jahre alten Kiefern in einer Höhe bis zu einem halben Meter angekohlt hat. Mit Hülfe des von der Festung entsendeten Militärdetachcmcnts und der schleunigst herbci- geeilten Waldarbeiter ist cs gelungen, des Feuers Herr zu werden und die in Folge bedeutender Trockenheit vorhandene große Gefahr eines ansgcdehnten Waldbrandes zu vermeiden. Ueber die Entsteh ungsursache hat sich nichts ermitteln lassen, doch vermuthct man, daß der Brand durch das Wegwerscn einer Cigarre oder eines brennenden Streichhölzchens entstanden ist. In Noda in Sachsen-Altenbirrg brannten am 3. August Vor mittags 10 Uhr 7 nach Tröbniy zu gelegene Scheunen mit ihrem Inhalte vollständig nieder. Es ist ermittelt worden, daß das Feuer durch zwei Schulknabcn ans Neustadt veranlaßt worden ist, welche TagS zuvor von dort zum Besuch nach Noda gekommen und am 3. August Vormittags sich auf den Heimweg gemacht hatten. Hinter der Obcrmüllcrschen Scheune hatten sie sich Cigarren angezündel, als der Fleischer K. des Weges kam; aus Furcht, von diesem darüber zur Rede gestellt zu werden, verbargen sie rasch in einer Ocffnung der Scheune Cigarren und Streichhölzer und entfernten sich auf dem Wege nach Neustadt zu. Bald danach kam das Feuer zum Ausbruck und griff bei der großen Trockenheit und dem vorhandenen reichen Brenn material mit rasender Geschwindigkeit um sich. Die von nah und fern herbeigeeilte Hilse war eme wirklich großartige zu nennen; allcin 60 Spritzen standen bereit, das Löschwcrk zg vollziehen, leider aber vermochten sie gegen die gewaltige Flamme wenig anszurichten. Außer Holz und verschiedenen anderen Gegenständen sind 300 Schock Ge treide mit verbrannt, woran leider 38 kleinere Familien Antheil haben und denen damit ihr sauer erworbener und unversichert gewesener Erntesegen vernichtet worden ist. Die jungen Frevler wurden noch auf dem Heimwege nach 'Neustadt verhaftet und gestanden ihr un vorsichtiges Gebühren ein. Die Lehrmittel - Ausstellung in der Buchhandlung des Herrn Carl Schmidt in Döbeln. Mit dem I. August l. I. hat Herr Carl Schmidt in den un teren und oberen Räumlichkeiten seines auf der Ritterstraße gelegene» Hauses eine Lehrmittel-Ausstellung eröffnet. Wir können nicht unter lassen, auf dieselbe ganz hesonders aufmerksam zu machen und sind der Uebcrzeugung, daß sic kein Besucher unbefriedigt verlassen wird. In dem untern Locale ist zunächst eine außerordentlich reichhaltige! pädagogische Literatur, nach den einzelnen Fächern wohlgeordnet, zu-! sammengestellt. Die Zusammenstellung umfaßt über 30,000 Bände! und dürfte kaum ein nennenswenhes Werk vermissen lassen. In dem selben Raume hat man auch Gelegenheit, eine Vergleichung zwischen den verschiedenen Klafsiker-Äusgabeu anzustellen. DaS daran stoßend« Hintere Local enthält ein Sortiment von Erzeugnissen der schöngeisti gen Literatur und fallen da insbesondere die guten und sehr billige» Ausgaben der Reclam'schen Universal-Bibliothek ins Auge. Durch Benutzung einer Wendeltreppe gelangt man in die oberen Zimmer, welche die eigentliche Lehrmittel-Ausstellung enthalten. Der Reich thum derselben ist über Erwarten groß. An den Wänden präsentire» sich Karten in den mannichfaltigsten Ausführungen und nach den ver schiedenartigsten Systemen, sowie Veranschaulichungen für die vcr-^ schiedensten Unterrichlsobjektc, wie der Botanik, der Zoologie, der Anthropologie, der Physik u. dgl. mehr. Auf den Tischen und aus besonderen Stellagen sieht man eine große Menge interessanter AfP parate und Hilfsmittel zur Erleichterung des Unterrichts. Der Fußbode» ist benutzt zur Aufstellung von Globcn in allen Größen, von Rechen maschinen und anderen Unterrichts-Hilfsmitteln. Und dabei ist d,n Ausstellung durchaus noch nicht abgeschlossen, sondern täglich treffe» noch neue Zusendungen ein. — Nachdem wir bisher über die Lehr-! Mittel-Ausstellung im Allgemeinen gesprochen, gestalten wir uns, einige Einzelheiten derselben anzuführen. Höchst interessant ist eine Zu sammenstellung über das Leben des Seidenspinners und der Biene. Dasselbe gilt von den Bock'scken Veranschaulichungen einzelner mensch-§ licher Körpertheile. Sehr schön sind die bei Meinhold u. Söhne i» Dresden erschienenen Geschichtsbilder von Bendemann, Camphausc» i und anderen, 30 an der Zahl, welche hier zum ersten Male vollstän dig zu sehen sind. Reckt gut sind auch die Bretschneider'scken Gc-! schichlsbitder, die Eißner,scheu, Schreiber'jchen, Geißtcrscheu. Rupccck.« scheu und Fraas'schen Wandtafeln, wie auch die Bilder für den An- schaungsunlerricht von Strübing und Wilke. Neben einem wunder schön ausgesührten Werke: „Pflanzenblättcr in Naturdruck", stchc» Schmetterlings-, Käfer- und Mineraliensammlungen; weiterhin sieht man eine Sammlung aller möglichen Holzarten, Mikroskope, Stereos kope, Camara. obsLurn'a, Reißzeuge in allen Größen, die verschieden-! sten Beschäfligungsspiele nach ,Höbel'schcm Systeme, Zeichenvorlage»! in reichster Auswahl jur Volks-, Fonbildungs- und höhere Schule»,! wie sür alle möglichen Gewerbe, physikalisch» Apparate von Bischof in Berlin, Zeichenulensillen, Musikalien, Bücher sür Volks- und Schul- bibtiothele» u. dgl. mebr. D e Verleger aus den verschiedensten Ge-! gendeu haben Beurage gasenden Weidmann, Rauh, Dietrick, Reimet,j Langenscheidt, Bischof, Bretsch, Hermes in Berlin, Wrede», Vieweg u. Lohn in Braunschweig, Brockhaus, Klinkbardt, Hinrich, Reclam, Breitkopf u. Härtel, Seemann, Brandstetter, Weber, Spamer, Duucket u. Hnmblot in Leipzig, Ulmer in Ravensberg, Pichler in Wien, Pali» n. Enke in Erlangen, Bädecker in Essen, Meyer in Hildburghausen, Veith in Carlsruhe, Jgleib u. Rietzschel in Gera, Luolff, Holle in Wolfenbiitiel, Geißler in Nürnberg, das geographische Institut i» Weimar, Bopp, Rübling in Stuttgart, Schlüter in Halle, Flemming in Glochau, Thicnemann, Perthes in Gotha rc. Vollständig vorhan den sind auch die Münchener und die deutschen (Stuttgarter) Bilder bogen, die sür Geschichte, Geographie und Culturgeschichte ebenfalls recht gute und dabei sehr billige Veranschaulichungen bieten. AuS alle dem geht wohl zur Genüge hervor, daß Herr Schmidt keine Kosten und keine Mühe gescheut bat, seine Ausstellung zu einer mög lichst vollständigen zu macken. Dieselbe wird hoffentlich nicht blos blos seilen der Lehrer, der Sckulinspetoren und-Schuldeputationc» eine zahlreich besuchte sein; sic bietet Allen, die an dem Werke des Unterrichts und der Erziehung Interesse nehmen, Sehens- und Be- achtenswerthes. Die Dauer der Ausstellung ist zunächst für die Mo nate August und September berechnet; an den Wochentagen ist sst von Morgens 7 bis Abends 7 Uhr, an den Sonntagen Vormittags von '/,l l bis 12 und Nachmittags von ^3 bis 4 Uhr geöffnet; Ein-i trittsgeld wird nicht erhoben. " Einen ihr eigenthümlichen Vorzug möchten wir nicht unerwähnt lassen: es ist nichts hinter Glas und! Rahmen verborgen und es kann Alles genau betrachtet werden, wo durch ein Besuch der Ausstellung natürlich erst recht lohnend wird. Zudem ist Herr Schmidt bemüht, auf alles besonders Beachtenswert^ in eingehender Weise aufmertsam zu machen. Und damit sei derB-- such der Schmidt'schrn Lehrmittel-Ausstellung, der ersten von einens Buchhändler in solcher Mannichsaltigkeit veranstalteten, nochmals att- gelegentlickst empfohlen! U) c nicht a mich sc ausübc Dich - lickkeit Zeit wenn hebt. /t meinst Offen mein keine e kann und > aber Er b mach um t wurd so n endli durcl lichei ener, Auw Wid umg ihm fühl Epü inen barl sich jein wie und sich reif den an Hei brr fall eilt sck> Pui Wc Ju jui nic Di T' AI M sei st« Ac ka ge vi le st P m kl je b n k! b v