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2 Dresden, 27. April. Das „Dr. Journ." dementirt die Zeitungs nachrichten über Personalveränderungen, welche bei Einführung der neuen Verwaltungsorganisation in Aussicht genommen sein sollen. Die Frage über die Wahl der Persönlichkeiten werde erst zur Ent scheidung kommen, wenn nach beendigter Budgetberalhung die Etats der neuen Verwaltungsorganisation endgiltig festzustellen sein. Der „Dr. Anz." schreibt: Man hört vielfach im Publikum Klagen über das neue Geld. So sind Vielen die neuen Zwanzig- pfenniger zu klein; aber wer hat den früher über die Sechser und Achtpfenniger gezetert? Wer schreit in Hamburg über die doch wahr lich fast unbrauchbaren Schillinge? Man war jene bei uns und ist dort diese noch heute gewöhnt und wird sich auch an die neue Münze gewöhnen, wenn nur erst die vielen, im Verhältnitz zu großen, alten 2 und 2Vs Ngr.-Stücke aus dem Verkehr gekommen sind. Auch über die neuen Zehner und Fünfer klagt man, weil so leicht erstere mit den Zweigroschen, letztere mit den Groschen verwechselt werden. Man bedenke aber, daß diese Verwechslung nur für die Uebergangsperiode Schwierigkeiten macht; ist diese überwunden, was doch hoffentlich in 2—3 Jahren geschehen sein wird, so wird das neue Geld sich völlig eingebürgert haben, was namentlich in Sachsen leichter als sonst allerorts geschehen kann, da für uns mit dem Münzfuß selbst gar keine Aenderung vorgcht. Borna, 26. April. In voriger Woche fand der Gutsbesitzer Veit im Dorfe Schönau beim Umackcrn seines Feldes 29 Stück noch vollständig gut erhaltene Silbcrmünzen aus dem 15. und 16. Jahr hundert, zum Theil in der Größe eines Thalers, zum Theil aber auch bedeutend größer. Ein aus hannöverschen m sächsische Dienste übergctretener Offi zier, Premierlicutenant Uslar-Gleichen, des in Leipzig garnisonircuden Regiments, ist aus dem Dienste entlassen worden, weil er bei dun Festmahl des Offizierzorps zu Kaiser Wilhelms Gehaltstag in de monstrativer Weise sich geweigert Halle, bei dem Toast auf den Kaiser mit anzustoßen. Oschatz, 27. April. Dem „Dr.Journ." berichtet man: In der Nacht vom 25. zum 26. d. M. übte zwischen Oschatz und Zöschau unmittelbar an der Straße ein Ulan Gewalt an einer Handarbelters- frau, welche sür ihren kranken Mann Medici» in der hiesigen Apo- rheke geholt hatte, unter Mißhandlungen und Lebensbedrohung. Da fuhr der Postwagen vorüber und als'der Passagier, ein Gutsinspcc- tor, und der Postillon die Hilferufe der Armen vernahmen und sie retten wollten, kamen noch zwei andere Ulanen hinzu und wurden thätlich gegen die Helfer. Passagier und Postillon mußten flüchten und sroh sein, ihren Bestimmungsort Mügeln zn erreichen. Auf Grund der sofort angestellten Erörterungen sind die Thaler in den Personen eines Gefreiten und zweier Ulanen der Garnison Oschatz ermittelt und, nach gemachter Anzeige an das Garnisoncommando in Oschatz, die beiden Ulanen zur Haft gebracht worden, während der Gefreite, welcher das Verbrechen an der Fran verübt, die Flucht ergriffen hat und von ausgcschicklen Patrouillen noch nicht aufge- fundcn worden ist. Am Ziel. Eine stille Geschichte von Ludwig Habicht. (Fortsetzung.) Der Obersteiger forschte Anfangs vergeblich nach, was dem jungen Mann das Bergwesen verleidet haben möge, — die Liebe zur Musik konnte es nicht sein, meinte er, denn Heinrich spielte ja nicht mehr; aber so schnell auch dieser sein« Compositionen unter den mathe matischen Arbeiten versteckte, wenn der Alte kam, einmal hatte er es doch gesehen, und zog er, als er ihn auf der zum Schein aufgelegte Algebrarechnung zurechlweisen und ein anderes Papier noch benutzen wollte, eine Composition hervor. Der Alte lächelte fast gutmüthig, Heinrich ertappt zu haben, und gerade dies Lächeln schnitt jenem tiefer in's Herz als selbst ein tadelndes Wort, — da sah ihn der Alte mit einem hochmüthigen Blick stolz an, den man von dem ruhige» Man» nicht erwartet hätte, und sagte: „Lieber Vetter, Sie werden mit diesem Treiben unserem Bergwerk keine Ehre machen," Heinrich errölhete; er fühlte sich beschämt, wollte wenigstens nicht so schülerhaft vor dem Alten stehen und entgegnete: „Sie haben Recht, ich tauge nicht zum Bergmann, weil sich in mir etwas anderes regt, das zum Licht dringt, wie sehr mich auch äußere Verhältnisse unter drücken." „Und welches Licht soll Ihnen denn aufgchen?" fragte der Alte ironisch. Heinrich beachtete dies nicht und fuhr begeistert fort: „In meiner Brust liegt ein reicher noch nickt angebrochener Schacht. Die Musik ist das Bergwerk, dem will ich meine ganze Seele opfern, deßhalb will und mag ich mein Leben nicht länger in Euren schmutzigen Gruben vertrauern, — zuin Licht, — zum Licht! ruft es unaufhalt sam in meiner Brust." Ein blauer Streifen zeigte sich plötzlich auf der glatten Stirn des Alten. Er war im Innerste» seines Herzens getroffen. Der Gelb schnabel hatte es gewagt den Bergbau anzugreifcn! Das brachte jede Faser seines Herzens in Wallung, und doch war die Macht der Gewohnheit so groß, daß die Worte in gewohnter tonloser Ruhe über die von Zorn erbleichenden zitternden Lippen kamen. „Sie sind ein Phantast, junger Mann, der Spinngewebe in seinem Kopfe hat und meint, es seien höhere Schicksalsfäden. Sie sehen mit solcher ' ^ablaffung auf unser Bergwerk und bringen's doch darin über den erbärmlichste» Stümper nicht hinaus. Spotten Sie nicht über eine Sache, die zu erlernen Sie zu trüge und unbeholfen sind. „Weil ich —" wollte Heinrich antworten, aber der Alte unter brach ihn augenblicklich. „Weil Sie ein Schwärmer sind, der Wunder glaubt, was mit ihm los ist, und der sroh sei» wird, Wenner, nachdem all'die Seifen blasen verpufft, bei uns ein ehrlich Unterkommen finden kann." Mit diesen Worten ging der Alte zur Thüre hinaus, das Thürschloß kräf tiger in die Hand nehmend; aber er besann sich noch zur rechten Zeit und drückte die Thür wie gewöhnlich leise zu. „Ich Thor! Was hab' ich gethan?!" seufzte Heinrich, als sich die Thür hinter dem Allen geschlossen halte. „Mein innerstes Seelen- ! leben enthüllt, diesen rohen, ungeschlachte» Hände» meine liebsten, ! schönsten Träume überliefert, daß sie dieselben zerreißen und unter die Füße treten können. O Golt, jetzt bin ich verloren — wenn ich dennoch irre ging und mich getäuscht Hütte!" Noch völlig aufgelöst in Qual und Verzweiflung fand ihn No- ! bert, der heule die Tagschicht gehabt hatte. Heinrich klagte ihm seine Unbesonnenheit, und der ernste, treue Freund warnte ihn noch ein- I mal, wie er es so oft gethan, vor der Gefährlichkeit seines Treibens. ' „Dit wanderst an einem Abgrunde, und beim geringsten Straucheln bist Du rettungslos verloren. Denke au Louise! Welche Existenz j kannst Du ihr als Musiker bieten? Werde ein tüchtiger Bergmann, ! und Du bist ein glücklicher Mensch!" „Du magst Recht haben, Robert," entgegnete Heinrich mit zil- I ternder Stimme, „doch jetzt ist es damit zu spat, — ich kann nicht ! mehr vorwärts, nicht mehr zurück." Als der Freund eine abwehrende Geberde machte, fuhr Hein- k rieh fort: „Ich will's noch einmal versuchen, will all' mein künstlerisches: Drängen und Träumen Niederkämpfen, arbeiten, nichts als arbeiten, ' — mag dann Golt entscheiden. Kann ich den Sturm nicht inehr be- 1 schwören, dann, Robert, rathe mir nicht mehr ab, ich vermöckt' Dir l doch nicht zu folgen, ich müßte auch Dich hassen, wie all' die Andern, ! die mir die Flügel zu binden suchen." — Da fi'llte in dies Schwanken und Träumen ein kleines Ereigniß entscheidend eingrcifcn. (Fortsetzung folgt.) Ein erschütterndes Ereigniß trug sich am 20. d. M., Mittags 12 Uhr in Notteroda bei Schmalkalden zu. Zwei junge Nagel meister, der eine verheirathet, der andere ledig, arbeiteten in ihrer Naglerwerkstätte; plötzlich entstand an ihrem mit Steinkohlen genährten Schnnedefeuer eine derartige Explosion, daß Beide tödtlich verletzt wurden. Beide find am ganzen Leibe verbrannt nnd harren unter unsäglichen Schmerzen ihrer baldigen Erlösungsstunde. Ueber die Ursache dieses schrecklichen Unfalles herrscht bis jetzt das tiefste Dun kel. (Der Eine ist gestorben.) Das Dors Kleinberingen bei Kösen an der preußisch-wei- marischen Grenze ist in der Nacht vom 24. zum 25. April von einer Feuersbrunst heimgesucht worden. 21 Gebäude u. Werthvolle Futter- : vorräthe sind ein Raub der Flammen geworden. Es wird allgemein angenommen, daß das Feuer angelegt worden ist und haben bereits ' polizeilicke Vernehmungen in dieser Richtung stattgcsunden. I Äirchennachrichten aus Wilsdruff. Sonntag Cantate Vormittags predigt: Herr ?. Schmidt. Nachmittags predigt: Herr Diaconus Canitz. Früh V-8 Uhr Beichte. Collecte sür die Kirche zu Bärnsdorf. Getaufte: Lina Eugenie, Herrn Karl Hermann Reiches, ans. Bürgers und Schankwirthschastsbes. hier, Tochter; — Marie Anna, Aug. Franz Winters, gewes. ans. Bürg, und Wirthschastsbes. hier, Tochter; — Ida Hedwig, Ewald Angermanns, Gerichtsamtscopists hier, Tochter; - Paul Oskar, Karl Heinrich Quelles, Zimmer- 1 manns hier, Sohn;— Heinrich Max, Heinrich Ferdinand Hauptmanns, Maurers in Grumbach, Sohn;— Otto Paul, Hrn. Franz Otto Hoyers, Kaufmanns hier, Sohn; — Anna Selma, Ernst Heinrich Grätzschcls, ans. Bürgers und Röhrmeistcrs hier, Tochter; —Anna Maria, Aug. Ernst Mußbachs, Schmiegensabrikants hier, Tochter; — Bertha Margaretha, Mstr. Karl Jul. Osw. Helms, ans. Bürg. u. Glasers hier, Tochter. Getraute: lluv. Ernst Rudolph Lohse, Hausbes. u. Fleischermstr. in Helbigs dorf, mit Jgfr. Amalie Friederike Körner aus Kausbach, wohnhaft hier; — lluv. Karl Ernst Rose, Bürger und Böttcher hier, mit Jgfr. Emma Marie Wittig von hier; — Ernst Eduard Traugott Wustlich, Handelsmann in Dresden, ein Wittwer, mit Frau Amalie Aug. geschiedene Marx hier. Beerdigte: Frau Hermine Ernestine Kunze, geb. Rost, Herrn Christian Gumal Kunzes, Braumeisters z. Z. wohnhaft hier, Ehefrau, 2t Jahr 9 Mon. 16 Tage alt; — Karl Heinrich, des vorgenannten Braumeisters Kunzes Sohn, 5 Tage alt; — des Handarbeiter Heinrich Wilhelm Schulzes hier todtgeborne Tochter; — des Wirthschastsbes. Joh. Gotthelf Teuschers hier todtgeb. Sohn; — Caroline Zumpe aus Radeberg, Wirthschasterin hier, 60 Jahr 4 Tage alt. Orastkok Orumdaoli. Sonntag, den 3. Mai, Plinsenschmaus, wozu freundlichst einladet L. LwAsIrnann. Sonntag, den 3. Mai, DauLmusik, wozu ergebenst entladet D. LrLunsrd. solle« sowi öffe, dari da? unq steht rech Prä St, mack den men streu mög geb: und Die' emp Ä L N gest