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Wochenblatt Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsßsatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Dieser Blatt erscheint wöchentlich zweimal, Dienstag« und Freitags und kostet vierteljährlich 10 Ngr. — Jnseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag. 36. Freitag, den 8. Mai 1874. Künftigen 13. Mai 1874, Vormittags 9 Uhr, sollen an hiesiger Gerichtsamtsstelle verschiedene Gegenstände als: I goldene Broche, 1 Paar goldene Ohrringe, 2 dergleichen Ringe und verschiedene Kleidungsstücke für Frauen meistbietend gegen Baarzahlung versteigert werden, was hierdurch bekannt gemacht wird. Königl. Gerichtsamt Wilsdruff, «m 7. Mai 1874. Leonhardi. . -b— - ' " ' " l- -! Tagesgeschichte. Gottlob, so groß, wie cs in der ersten Bestürzung schien, ist der Schaden nicht, den die Fröste der letzten April- und der ersten Mai nächte in Deutschland an den Fruchtbäumen, den Rebstöcken und Ge treidefeldern angerichtet haben. Die deutschen Zeitungen bieten eine ziemlich genaue' Ueberschau aus dem mittleren und südwestlichen Deutschland, das am meisten bedroht war, und diese Ueberschau zeigt, daß zwar die Blüthen und die jungen Schößlinge viel gelitten haben, daß sic aber nur zum geringsten Theile vernichtet sind. Wirklich er froren sind fast nur die Nußbäume und Abrikoscn und hie und da in niederen Lagen die Rebschößlinge. Die Weinberge wurden viel fach durch Anzünden von Feuern und Rauchwolken geschützt. In Elsaß haben namentlich die jungen Schößlinge der Weinstöcke ge litten. Der Klee ist in vielen Gegenden erfroren. Auf dem Thüringer Wald waren am 2. Mai Berge und Wiesen mit Schnee bedeckt. — Am größten ist der Wetterscheiden in Ungarn. Kaiser Alexander von Rußland ist mit seinen beiden Söhnen, den Großfürsten Constantin und Alexis, in Berlin angekommcn und von dem Kaiser Wilhelm, dem Kronprinzen und sämmtlichcn Prinzen empfangen worden. Er wohnt wie immer in seinem eigenen Hanse unter den Linden. Zur Thcilnahme an der am 10. Mai in München stattfindcndcn feierlichen Weihe der prachtvollen Fahne, welche der König dem dortigen Veteranen- und Kriegcrverein verliehen hat, sind bis jetzt bereits 328 Vereine mit 4300 Mitgliedern angemeldct, und werden dieselben mit 144 Fahnen und 13 MnsikcvrpS daselbst cintrcffen. Das Fest soll sich zu einem sehr großartigen gestalten. Madrid, 3. Mai, Morgens 9 Uhr 15 Min. Nach neuesten der Negierung soeben zugegangeucn Nachrichten ist die Entsetzung Bilbaos und der Einzug der NegiernngStruppcn in Bilbao nunmehr erfolgt. Die Besetzung Bilbaos durch die Regicrungstruppen fand indessen nicht, wie die Correspondenzia" meldete, bereits am I. d. M-, sondern erst gestern'Nachmittag s'/r Uhr statt. Ein Extrablatt der amtlichen „Gazeta" veröffentlicht zunächst ein Telegramm des Militäreommandauten o»!» Castro di Urdiales, welches einfach den Einmarsch der Regicrungstruppen in Bilbao meldet. Nach einem anderen Telegramme sind die Truppentheile des dritten Armcecorps gestern Nachmittag 5'/^ Uhr in Bilbao eingerückt, Marschall Seranno wollte heute seinen Einzug daselbst halten. Die Carlisten suchten nach derselben Meldung ihren Rückzug nach Gnipuzcoa zu bewerk stelligen, sie befanden ,ich u,c Zustande vollständiger Desorganisation. Die Stadt Madrid Halle gestern Abend illuminirt, das Ahuntamienlo begab sich zuinKnegsnumster Zabala und überbrachte ihm die Glück wünsche der Stadt ZU den ^Erfolgen des Marschall Seranno und der Armee. — Die Pnblizirt ferner ein amtliche- aus San Marlino von 25. April dadirtc-o sekret, durch welches alle Spanier, die am 31. Dccember v. lho 19. Lebensjahr vollendeten, zum activen Mitilärdicnst Unberufen werden. Madrid, 3. Mai, Mittags. Neuere Nachrichten sind von der Nordarmee nicht eingcgangcn. Die Telegraphenverbindung ist in Folge andauernden Sturmwetters gestört. Der Militärlelegraph zwischen Portugal! und der Madrider Endstation ist gestern hcrgestellt word.n. „Iberia" meldet, die Regierung beabsichtige die militärische Bese ung der Baskischen Provinzen und di-e Formirung einer neuen Operalionsarmee, die in fliegenden Colonncn das ganze Königreich bis zur totalen Vernichtung der Carlisten durchziehen soll. Heute fand ein Mordversuch auf Pihmargall in dessen Wohnung statt. Der Mörder tödtete sich selbst, nachdem mehrere Revolverschüsse sehlge- gegangcn waren. Bayonne, 4. Mai. Nachrichten von carlistischer Seite bestätigen den Einzug des General Concha in Bilbao. Die überlegene Artillerie der republikanischen Truppen zwangen die Carlisten ihre Stellungen aufzugebcn. Die carlistische Armee ist vollständig intact, während die Regierungstruppen 16000 Todte, Verwundete und Kranke hatten und zusammcnschmolzcn auf ca. 30000 Mann. Madrid, 5. Mai. Nach aus dem Norden cingetroffenen Nach richten haben sich in den von den Regicrungstruppen besetzten Ort schaften viele Carlisten den Behörden gestellt und um Amnestirung gebeten. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Crimmitschau, 3. Mai. Wie der „Er. A." mitlheilt, wollte der hiesige socialdemokratische Volksvcrcin nächsten Sommer wieder ein großes Arbeitetest, wobei ein ihm von seinen Frauen verehrtes Banner die Weihe erhalten sollte, veranstalten. Hiergegen hat jedoch nach dem „Cr. A." die königl. Kreisdireclion zu Zwickau ihr Veto eingelegt und die Abhaltung Ler projectirten Fahnenweihe untersagt. Es ist recht bezeichnend für die von den socialdcmokratischcn Agi tatoren ohne Unterlaß ausgestrcntcn phantastischen Schilderungen des angeblichen Elends der arbeitenden Klassen, daß die von den Führern für ihre Zwecke arrangirten Feste gar nicht abrcißcn wollen. Man lese nur einmal die pomphaften Ankündigungen dieser Festlichkeiten, bei denen es natürlich die Hauplsachc ist, die Agitalionskasse aus dem Beutel der Arbeiter zu füllen, und staune dann über die Frechheit, mit der in denselben Blättern die Feste anderer Klassen mit den üb lichen gemeinen Redensarten bedacht werden. Auch in Netzschkau i. Vgtl. ist die socialdcmokratische Arbeiter partei durch das Gerichtsamt zu Reichenbach aufgelöst worden. Am Montag traf den Abends 9 Uhr von Dresden nach Chem nitz abgehenden Perjonenzug unweit der Station Tharandt ein Un fall. Kurz nachdem der Zug nämlich die Station Tharandt ver lassen hatte, brach am Tender der Vorspannmaschine die Hinterachse, wodurch der Tender entgleiste und neben den Schienen hinlief. Glück- . licherweise gelang es, den Zug nach kurzer Zeit zum Stillstand zu bringen und, nachdem die entgleiste Maschine losgehangen worden war, langsam nach der Station Tharandt zurückzuschieben. Nach Verlauf von etwas über eine Stunde konnte die Fahrt nach Chcm- nitz fortgesetzt werden. Wehl zn beachten! Die Noth der kleinen Handwerker, über die aller Enden geklagt wird, könnte in vielen Fällen freilich nicht gehoben, aber doch gelin dert werden, wenn alle Kunden derselben, namentlich die wohlhaben den und reichen Leute, einen wohlgemeinten Rath annchmcn wollten. Wer bei einem Handwerker Etwas bestellt und bekommt richtig, was er bestellt hat, der soll cs auch richtig bezahlen. Eigentlich müßte sich Vas ganz von selbst verstehen, denn jede Arbeit ist ihres Lohnes Werth. Leider versteht sich das aber gar nicht von selbst, denn es gicbt