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klären mußte, um (wie Se. Mas. gelegentlich ihrer Abreise selbst aus dem Bahnhof erklärt ha!) „die Ehre der Familie zu retten". Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Wilsdruff, am 4. Juni 1874. Sicherem Vernehmen nach haben die in LvanZoliois beauftragten Staatsminister beschtossen, zur Erfüllung der in dem Synnodlab-, schiede für die erste enaugelisch-luterische Landessynvde vom 7. Juni 1871 unter Nr. 2 ertheiltcn Zusage und zur Erledigung einiger anderen dringlichen Gegenstände nach Schluß oder Vertagung des gegenwärtigen Landtages eine außerordentliche Synode einzuberufen. Aus Dresden wird der „Kreuzztg." geschrieben: Obgleich zahl reiche Wohnungen leer stehen, gehe» die Miethen doch nicht herunter; eben so wenig die Peise für Lebensmittel und Bedürfnisse aller Art. Auch die Dieustboteuverhältnisse werden immer schwieriger, wenn die Dienstmädchen- nachdem sie Tags vorher von 4 Uhr Nachmittags bis 12 Uhr Abends den Tanzboten besucht, anfangcn, wie geschehen, auch die Frühconcerte zu besuchen; die Praktischeren kommen daher über Nacht gar nicht erst zu Hanse. Wir gehen daher recht hübschen Zu ständen entgegen. Röhrsdorf bei Chemnitz, 2 Juni. Von Nachmittag 5 Uhr an zogen schwere Gewitter, wiederholt von starkem Schloßensall be gleitet', über unsern Ort. Die Schloßen, theilweise von Haselnuß- größe, lagen 2—3 Zoll hoch und waren nach einer Stunde noch nicht vollständig geschmolzen. Dabei schlug ein Blitz in den Pferdc- stall des Gutsbesitzers Weber, warf zwei Pferde nieder, die sich später wieder erholten; auch der im Stalle anwesende knalle kam mit dem bloßen Schreck davon. Der nächste Blitzstrahl traf ein Ge bäude des Gutsbesitzers Arnold, dessen ganze Familie am Nervenfieber krank liegt, glücklicherweise aber ebenfalls ohne zu zünden. Jonsdor, 30. Mai. Gestern Abends in der siebenten Stunde schlug der Blitz bei einem über den hiesigen Ort hinzichcnden Ge witter in das Haus des Häuslers und Webers Friedrich Herrmann Knobloch, Cat.-Nr. 143, in Neu-Jonsdorf, zündete solches und tödtete die in der Stube hinter dem Webesiuhle sitzende 23 Jahre alte Ehe srau Knoblochs, sowie das in der Wiege befindliche V» Jahr alle Kind. Knobloch selbst ist vom Blitze so bteäubt worden, daß er sich noch in den heftigsten Krämpfen befindet, während seine 3 Jahre alte Tochter und ein zum Besuch anwesendes Mädchen verschont ge blieben sind. Das Wohngebäude ist bis auf die Umfassungsmauern abgebrannt. Das Mobiliar ist bei der schnellen Hilfeleistung gerettet worden. Eine Reise nach Tyrol und dem Salzkammergute in Verbindung mit einem Be suche von Wien und der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873. (Fortsetzung.) Auf unserm Wege hatten wir Gelegenheit die vom Thale aus sichtbaren hölzernen Schuppen, welche sich häufig an höheren Stellen der Berge befinden, in der Nähe zu sehen. Man benutzt sie das Heu der Bergwiesen darin aufzubewahren, und schafft das Heu da raus im Winter auf Schlitten nach der tiefer gelegenen Atmwirth- schaft. Auch an einem sogenannten Sommerstalle kamen wir vor über, worinnen im Sommer das den Tag über frei umher laufende Vieh gemolken wird und die Nacht verbringt. Welcher herrliche Anblick bot sich uns auf dem 6000 Fuß hohen Gipfel der „hohen Salve" dar! Das Auge schweifte von einzelnen Spitzen der fernen Schweizeralpen über die Tyroler und Oberbai- riscben Alpen herüber bis zu den Salzburger, Kärnthncr und Ober italienischen Alpen. Mehr als hundert, darunter sehr hohe Berge konnte man rings herum zählen, und die ganz in der Nähe befind lichen nach Süden zu gelegenen Bergriesen, den Großglockner (12009 Fuß), der Großveneticr (11622 Fuß), und die Krimmeltauern (über 10000 Fuß), waren fast vollständig mit blendend weißem Schnee be deckt. Immer mehr trat die Sonne hinter den Bergen hervor, und beleuchtete bald vollständig die schneebedeckten Berge, wodurch der Effect sehr gehoben wurde. Ein mitgebrachtes Nundgemälde gab uns jede einzelne Bcrgspitze genau an. Man konnte sich an der weit sicht baren großartigen Natur nicht satt sehen. Doch auch für Stärkung des Magens war gesorgt, da sich ein Gasthaus auf dem Gipfel be findet, in welchem man gute Bewirthung findet, auch übernachten kann. Dasselbe muß jedoch während des Winterhalbjahres von den Bewohnern verlassen werden. Auch eine kleine Kirche befand sich auf dieser hohen Bergspitze, zu welcher zuweilen Wallfahrten veranstaltet werden. Hier kamen uns auch die ersten Alpenrosen zu Gesicht, da zwei Tyroler Forstbe amte solche frisch gepflückt besaßen und uns kleine Sträußchen davon schenkten. Schwer trennten wir uns stach dreistündigem Verweilen von die ser eine so herrliche Nuudsicht bietenden Höhe. Unser Abwärtssteigcn ging rasch von Statten, sodaß wir bald beim Döbner Wirth an kamen, wo wir bereits neue aus dem Thale aufgestiegeue Gäste, welche theils in den Gasthäusern, theils in den Psarrhöfen der w. nigen sehr entfernt von einander liegenden Dörfer übernachtet hatten, autrafen, denen aber die mehr und mehr zunehmende Sonnenhitze beim Aufsteigen schon sehr beschwerlich geworden war, und denen doch das schwerste Stück bei noch zunehmender Hitze noch bevorstand. Hierbei will ich mir einzuschalten erlauben, daß in Tyrol von früheren Zeiten her, wo die wenigen Wirthshäuser ost nicht im Stande waren eine größere Zahl Reisender zu beherbergen, den Pfarrhäusern das Recht eingeräumt ist, Fremde gegen Vergütung zu beherbergen. Nachdem wir bei unserer freundlichen Almwirthin, wo wir früh unser Gepäck zurückgelassen hatten, nochmals gefrühstückt, stiegen wir weiter abwärts nach Hopfgarten zurück. Auf diesem Wege wurde uns noch ein herrlicher Genuß. Das prächtige Wetter, die schöne Gegend veranlaßte uns zum Singen einiger bekannten Lieder. Den Anfang machte der Zedtlersche Sängee- marsch, dessen Text so recht unserer glücklichen Stimmung entsprach. Dann sang einer unserer Reisegefährten das Lied aus den Ziller- thalern: „Von meinen Bcrgli muß i scheiden". Da auf einmal er scholl von der Höhe es mit glockenreiner herrlicher Stimme gleichfalls: „Von meinen Bergli muß i scheiden;" es war eine Sennerin auf der Alm, derem Gesänge wir andächtig lauschten. Sobald sie einen Vers beendet hatte beantworteten wir mit einem Verse desselben Liedes, worauf sie uns ebenfalls mit einem neuen Verse erwiederte. Zuletzt blieb jedoch die Erwiederung aus und auf unsere Bitten noch mals zu singen, erhielten wir die kurze Antwort: „Grad nit!" Ihre Sangeslust ließ sie aber nicht lange schweigen, da wir sie aus der Ferne noch einmal singen hörten. Beim Abwärtssteigen hatten uns noch viele Touristen begegnet, welche bei brennender Sonnenhitze nach dem Gipset der hohen Salve ausstiegen. Sie waren derart erschöpft, daß am Hinaufkommen stark zu zweifeln begannen. Es ist jedem Touristen zu rathen, die hohe Salve bei heißer Witterung nur in der Abendkühle oder in der Morgensrische zu ersteigen, um so mehr, als man das Nachtlager beim Döbner Wirth so bequem, und billiger als in einem guten Gasthause bekommt. Nach einiger Rast im Postgasthause zu Hopfgarten traten wir den Weg nach Wergl, der im Uuterinnthale hiuführt, zu Fuß an, da wir uns einen größeren Nalurgenuß als im Fahren versprachen; doch wurde uns die drückende Mitlaghitze auf dem 2'/z Stunden langen Wege sehr unangenehm. Wir benutzten den uns bis zur Ankunft des nächsten Eisenbahn- zugcs gebotenen Aufeuthatt in Wergl uns auf einem schattigen Plätz chen im Garten des Bahnhofes von unserer Erschöpfung zu erholen und setzten Nachm. 3 Uhr wieder vollkommen frisch und munter un sere Reise mit der Eisenbahn fort, und zwar zunächst nach der Landes hauptstadt Zuspruch die wir zwischen 4—5 Uhr Nachm. erreichten. Wir nahmen hier mit zwei sächsischen Lehrern aus Chemnitz und Wurzen Quartier im Gasthaus zum Hirsch, das jedem Touristen bestens empfohlen werden kann. Bald halten wir uns hier vom Reiseslaub befreit und durch ein kräftiges Mahl gestärkt, worauf wir durch die Straßen der Slavt nach dem nahe gelegenen historisch be rühmten Jselbcrge wanderten, der jetzt zu einem Lieblingsvergnüg- ungsorte der Jnsbrucker und ihrer zahlreichen Sommergäste herge richtet ist. Von der daselbst befindlichen großen Restauration, wie von dem dieselbe umgebenden Garten aus genießt inan einen wunder schönen Blick über ganz Jnspruck und auf die dicht dahinter liegenden Höhen, das Innthal und die Martinswand, welche senkrecht aus dem Inn emporsteigt. Ein östreichischcr Oberst, Welcher mit Familie in unserer Nähe saß, hatte die Freundlichkeit alles Sichtbare uns näher zu beschreiben. Die einbrechende Dunkelheit mahnte mis nach der Stadt zurück zu gehen, um so mehr als fernes Wetterleuchten über dem Brenner- gebirgc ein Gewitter ankündigtc. Auf unserm Wege durch einen äußern Stadlthcik erhielten wir Gelegenheit die fast unglaubliche Beschränktheit der Bewohner in Sachen des Glaubens kennen zu ler nen, woraus wir ersahen, in wie hohem Grade^dieMewohner des an Naturschönheilen so reichen Landes Tyrol von der kath. Geistlich keit in der Verdummung gehalten werden. Da das befürchtete Gewitter nicht näher kam, so genossen wir den schönen Somincrabend noch durch einen Spaziergang in der Stadt. Unserm Reiscplane gemäß wollten wir am folgenden Tage Mit tags weiter reisen und wir verließen deshalb am folgenden Tage, den» 24. Juli recht früh unser Gasthaus, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt vollends zu genießen und gingen zunächst nach verschönen Hoskirche zur Frühmesse. In dieser Kirche befindet sich das präch tige Grabmal Maximilian I., sowie das Denkmal Andreas Hösers, des muthigcn Verlhcrdigers Tyrots gegen die dasselbe bedrohende Baiern und Franzosen. Gleich daneben befinden sich die Grabstätten von Hösers berühmten Kampfgenossen Spcckhachcr u. Haspinger. Un weit vom Eingänge befindet sich auch die Grabstätte der Phillippine Welser. (Fortsetzung folgt.) (Eingesandt.) Die seit einiger Zeit in die Hände des Herrn Gutsbesitzers Gießmann in Hühndvrf übcrgegangene, gewiß auf dem reizendsten Punkt der Lößnitz gelegene Friedensburg bleibt als Restaurant erhalten. Herr Gießmann ist bereits hinübergesiedclt und wird ge wiß bemüht sei», den Anforderungen der sein Etablissement Be suchenden nachzukommen. Einsender giebt diese kurze Notiz, damit die vielen Freunde der Friedensburg, die es auch in und um Wilsdruff giebt, im Voraus wissen, daß sie beim Besuche derselben, nachdem sie die Hoheit und Pracht der Natur bewundert, sich auch durch gute Küche, Wein und andere Delicatcssei», wie z. B. nächsten Sonntag an erquicken können.