Volltext Seite (XML)
Slevenleyn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Diese- Blatt erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags und kostet vierteljährlich 10 Ngr. — Jnseratenannahme bi« Montag resp. Donnerstag Mittag. 51 Freitag, den 3. Juli 1874. Bekanntmachung, die Anmeldung zum einjährigen Freiwilligen-Dienste betr. Bei der unterzeichneten Königlichen Prüfungs-Commission werden vom 14 September «I «1 an die vorschriftsmäßigen Prüfungen zur Erlangung der Berechtigung zum einjährigen freiwilligen Militärdienste abgehalten werden. Diejenigen nach 8 20 der Militärersatzinstruction vom 26. März 1868 im Dresdner Regierungsbezirke gestellpflichtigen jungen Leute, welche noch in diesem Jahre die Berechtigung zu erlangen wünschen, haben, vorausgesetzt, daß sie das 17. Lebensjahr vollendet, das dienst pflichtige Alter aber nicht bereits erreicht haben, ihre bezügliche Anmeldung bi« «»m SS. mittelst schriftlicher Eingabe zu bewirke» und letztere unter gleichzeitiger Beifügung u. eines Nachweises der Reichsangehörigkeit, b. einer Gcburtsbes-Peinigung, o. eines Einwilligungsattestes des Vaters oder Vormundes,' ä. eines Unbcscholtenheits-ZeugnisseS, welches für Zöglinge höherer Schulen von dem Director derselben, für andere jungen Leute von der Polizeibehörde des Wohnortes auszustellen ist, und s. eine- Nachweises über die erlangte wissenschaftliche Ausbildung au das Bureau der PrüfungS-Commission, Schloßstraße No. 15, 1. Etage, ge langen zn lasten. Dresden, den I. Juli 1874. Königl. Prüfungs-Commission der Freiwilligen zum einjährigen Militärdienste. Oberst. StvlLiivr, Geh. Reg.-Nath. Hübler. « > . , l-l.» —>."E .'M.! , >,i, < .-—MM Tagesgeschichte. lieber den König von Bayern erhält der Berliner Börsen- Courier aus München eine Mitlheitung, die wir ohne Bürgschaft für deren Richtigkeit widergeben: In gnluntcrrichtcten Kreisen verlautet, daß die Minister Pfretzschner und Lutz, nach der denkwürdigen Ab stimmung, über die Beschwerde des JesuilcnpaterS Grafen Fugger zum Könige berufen, demselben rückhaltlos ein Bild entworfen hätten, welche Lage durch diese Abstimmung in Bayern geschaffen werde. Der König habe hierauf erklärt: „Er wisse die volle Bedeutung des Falles Fugger zu würdigen, cr könne sich aber nicht dem maßgebend ge wordenen Begriffe von „liberaler Störung" anschließen. Ihm sei genau die Agitation bekannt, welche sich dieser Firma bediene, um zum Ziele zu gelangen. Bayern werde seine Bundespflicht als deutscher Staat erfüllen, cs dürfe sich aber nicht ins Schlepptau von einer Partei nehmen lasten, von der eine andere als die sogen, licbcrale Störung ausgegangen sei. Er sehe die Zeil angerückt, wo das Vor gehen der bayerischen Negiernngspoluik keinen Zweifel mehr offen lassen dürfe, ihr Handeln ein energisches sein müsse. Er, der König, werde bleiben, was er sei: ein deutscher Fürst; er werde aber einer Agitation energisch begegnen, aus der ein Deutschland hcrvorgehen müßte, für das er gewiß nie zum Schwerte gegriffen hätte, weil er hätte aufhören wüsten, ein Bayer zu sein." Von M ü n cb e n kommen uns bezüglich des vom 8.—10. August abzuhallendcn Süngerfestes sehr gute Nachrichten zu. Die An meldungen, die allerdings zuerst etwas spärlich cinlrafen, mehren sich in sehr erfreulicher Weise, da das Choleragespcnst nunmehr definitiv, osficiell und ofsiciös verschwunden ist und der allgemeine deutsche Sängerfestenlreprencur Herr von Pcrfall nicht mehr zu fürchten hat, daß das ganze Fest per Fall gehe oder einen moralischen kortall er leide. Sehr günstige Bedingungen, welche den Besuch des Festes er leichtern, sichen in Aussicht, als da sind bedeutende Preisermäßig ungen auf deuttchc» und österreichifchen Bahnen, das freundlichste Entgegenkommen von Seilen der Münchener Einwohnerschaft, der Behörden rc. und ein frischer Anstich im „Augustiner." Schickt daher Eure Anmeldunger »ow rechtzeitig ein, liebe ^angesbrüder, vierzehn Tage habt ihr noch Zeit. Zu d^n Füßen der Bavaria hofft Euch /.zahlreich" zu begrüßen lanor Primus. Die Franzosen sind wie aus den Wolken gefallen, baß Mac Mahon auf einmal gewaltig gefpiacbig geworden ist und dieser Tage eine Rede über das alte Doati posLiclentsu (Wohl denen die im Be sitz lind) gehalten hat, die an Energie nichts zu wünschen übrig läßt, ^zch werde, sagte Mac Mahon, Niemandem auch nur eineu Tag meiner sieben Jahre als Präsident der Republik abtreten. Die Kam mer mag bleiben, oder sich auflöscn, ich behaupte meinen Platz. Man klagt mich an, die Bonaparlislen zu begünstigen, Frankreich ist aber zu verständig um zum Kaiserreich zurückzukehrcu. Deutliche und sächsische Angelegenheiten. Wilsdruff, deu 2. Juli 1874. Gestern Vormittag wurde unser neuer Herr Bürgermeister durch den Herrn Amtshauptmann von Vieth im Nathssessionszimmer in Pflicht genommen. Bei dem sich hieran anschließenden Mittagsmahle, wo der erste Toast Sr. Majestät dem König Albert gebracht wurde, wechselten die Wünsche für das Wohl unserer Stadt, seines Vertreters und aller Behörden in rascher Folge, so daß wir wohl behaupten können, wenn nur ein Theil dieser frommen Wünsche in Erfüllung geht, cs mit unserer Stadt gut stehen wird. Mit diesem Monat werden eine Anzahl jüngcrcr und älterer Reserven aller Waffengattungen auf die Zeit von 14 Tagen bis 6 Wochen pcim kgl. sächs. Armeccorps zum Dienst hcrangezvg'cn werden. Ob während dieser Zeit die Ausgabe der neuen Schießwaffe öl 71 zur Einübung für die Mannschaften erfolgen wird, ist noch nicht bestimmt. Am Sonnabend Vormittag setzte man in dem bekannten Ofen im Hosraume des Landhauses zu Dresden in Gegenwart des Land tags-Ausschusses für die Staatsschulden die Verbrennung einer etwa 20—25 Centner wiegenden Papiermasse, die vor noch nicht langer Zeit noch einen Gesammlwerlh von etwa 2,600,000 Thlr. repräsen- lirtcn, in Scene; es waren dies ausgelooste Staatspapicre mit Talons und Coupons. In Kötz scheu broda hat am 29. Juni der Blitz in den Kirch thurm eingcschlagcn und gezündet, man hat aber den Brand bald gelöscht. Waldheim. Das außerordentlich heftige Gewitter, welches am Montag früh von 4 bis 5 Uhr unsere Gegend heimsuchte, war der art, daß man sich schwer eines ähnlichen erinnern konnte. Der Rege» fiel in wolkcnbruchartigen Strömen und die Blitzschläge folgten in so intensiver Weise rasch aufeinander, daß Wohl nahmhafte Verheerungen zu erwarten waren und leiter auch eingetretcn sind. So tödtcte in Kricbcthal ein Blitzschlag den 7O'/rjährigen Gottlob Voigtländer und legte dessen Hans in Äsche, wobei angeblich eine Summe Geld mit verbrannte. In Reinsdorf wurde das Wohnhaus des Gutsbesitzers Hermann Bär jun. durch Feuer zerstört und nur durch die große Thätigkeit der Ortsbewohner größeres Unglück verhütet. Dabei ver^ brannten 1 Malter Weizen und ca. 7 Scheffel Korn. Eben daselbst schlug der Blitz dreinial ohne zu zünden, doch mannichfachen Schade» anrichtcnb, in das Haus des Vutterhändlers Seidel. Weiter zer splitterte ein Strahl in dem Garten des Gutsbesitzers Günther eine» ziemlich starke» Apfelbauur, während ein anderer Strahl beider» Gutsbesitzer Bär 86». eine Kalbe im Stalle tödtcte. In Massanei trafen drei Blitzschläge ohne zu zünden das HauS des Zimmermanns Kürlh, richteten jedoch auch hier mancherlei Schaden an, unter Anderm wurde die Wanduhr auseinander gerissen und theilwcisc daS Getriebe geschmolzen. In Flemmingen zündete ein Strahl .fterroascbe