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8 telegraphischen Depesche, welche ihre Rettung meldet, größere Schrecken gesehen, als 20 Schlachten zu bieten vermögen; denn die furchtbare Natur des Nordpols spricht unwandelbar nur eine Sprache: Er- rathe mich, oder stirb! An dem unermeßlichen Eispalaste, welcher jahrhundertelang gesuchte große Räthsel birgt, wagte diese kleine Schaar von Menschen zu hämmern und die Pforten thaten sich wirk lich auf. Sie schauten ein großes namenloses Land, das noch nie ein Schiffskiel berührt hat. Wie die Pioniere der Wissenschaft im Innern Afrikas an jedem Tage unter einer erbarmungslosen Gluth- sonne Gefahren über Gefahren zu bestehen hatten, so haben dort im höchsten Norden, wo alles Leben erstirbt, durch vielhundertmeilige Eisschollenfluth von aller menschlichen Hülfe und Liebe getrennt, diese Helden und Sieger ihr Leben Stunde um Stünde in der Hand getragen. Die Expedition hatte sich bekanntlich zunächst die Ausgabe gestellt, über die Nordspitze von Novaja-Scmlja in das bisher unerforschte Meer zwischen Sibirien und den nur durch die Ahnung angedeuteten nördlichen Ländern, nach den „neusibirischen Inseln" und im Weilern Lersolge durch die Behringstraße vorzu dringen. Die Expedition wurde aber durch widrige Verhältnisse von diesem nach Osten gerichteten Lause gegen Norden abgelenkt und sand nach langem Umlreiben unter einem Grade nördlicher Breite, zu welchem selbst das verwegeudste Wallfischboot sich nicht gewagt, in nördlicher Richtung von Nowaja-Semlja ein ausgedehntes Gebiet Landes mit alpenhohen Bergen, von denen ihr Auge noch weiter in die neuentdeckte Well zu dringen suchte. Die 20 Männer mußten ihr von Eisbergen eingeklemmtes Schiff verlassen und bei einer Kälte von 37 Grad Rettung auf Schlittenbooten suchen, auf denen sie eine 96tägige qualvolle Reise zurücklegten. Wie man durch sranzösische Blätter erfährt, haben lothringer Damen, namentlich in Metz und Nancy, Partei für Don Carlos er griffen und 5000 Hemden für dessen Räuber- und Mörderbande an fertigen lassen. In Metz selbst wurde derselben Quelle zufolge eine Subskription eröffnet, um die carlistische Reiterei zu bewaffnen. Eine einzige Person unterzeichnete 10000 Fres. In Frohsdorf hat man Kenntniß von diesen Dingen und der Graf Chambord ließ durch die Vermittelung des Bischofs von Metz den Theilnehmern an der Sub skription ein Schreiben zugehen, worin er für die seinem Neffen ge- wäkrte Unterstützung dankte. Jin übrigen Frankreich wird natürlich fortwährend Geld für die Carlisten gesammelt. Aus Spanien lauten die Berichte nicht sehr günstig über die Fortschritte der republikanischen Armee, vielmehr soll sich dieselbe einer beklagenswerthen Unthätigkeit hingebe», welche den Raubzügen der Carlistcn großen Vorschub leistet. Der Grund davon liegt wohl theilweise in den jetzt in Madrid herrschenden Kabinctswirren. Die Nordarmee wird gegenwärtig von General Laserna in Stellvertretung des Generals Zabala commandiet. Die Bildung eines neuen Kabi- nets hat sich der damit beauftragte Sagasta sehr bequem gemacht. Außer Zobala wurde nur der Kriegsminister Cotoner und der Justiz minister Martinez verabschiedet, die übrigen Portefeuilles blieben in denselben Händen, wie bisher. An Contoners Stelle trat der Ge neral Serrano Bedoya und das Justizministerium übernahm der bis herige Minister der öffentlichen Arbeiten Colmenars, in dessen Stelle Navarro Rodrigo eiurückte. Die Carlisten sind doch ein gar zu muthwilligcs Völkchen. Ein Telegramm meldet, daß sic von Guetavia aus auf die an der Küste kreuzenden deutschen Kriegsschiffe Albatroß und Nautiltus geschossen hätten. Die letzteren antworteten mit zwei Dutzend Bomben. Da sich diese Nachricht bestätigt hat, ist es sehr leicht möglich, daß in Spanien viel schneller Ruhe geschafft wird, als man dies bis dato erwarten konnte. Aus Santander wird unterm 8. Sept, gemeldet: Die Carlistcn beschossen am Sonntag den Eisenbahnzug, worauf die Gesandten Deutschlands und Oesterreichs sich befinden sollten. Es sollen der Maschinist und Heizer getödtet sein. Madrid, 9. September. General Lopez Pinto schlug die Car listen bei Mora in der Provinz Terucl vollständig in einem zehn stündigen blutigen Gefecht. Mora und das Schloß wurden von den Ncgicrungstruppen genommen. Oertlichc und sächsische Angelegenheiten. Am Montag Abend wurde das Dorf Meuselwitz, zwischen Colditz und Leisnig, von einem Vrandunglück derart heimgesucht, daß nur ein Bauerngut, die Schmiede und einzelne Häuser verschont geblieben sind. Der Magistrat von Chemnitz sucht laut amtlicher Bekanntmach ung blos „vierzig" Lehrer mit Ansangsgehalten von 400 bis 500 Thaler. In Hermsdorf bei Hohenstein entstand am Abend des I. Sep tember zwischen den Knechten Meinhold und Wolf — beide beim Spediteur Schraps in Diensten — Streit. Durch den Lärm ward eines der Pferde scheu und zerschmetterte dem Meinhold die Hirn schale. Schon am nächsten Tage starb Meinhold. Der Knecht Wolf wurde verhaftet. Aus Bautzen, 4. September berichtet man der „D. A. Z.": Der Cassirer der hiesigen Krelsdirection Hentsch, welcher vor ca. 8 Tagen wegen unterschlagener Cassengelder flüchtig geworden war, ist jetzt bei Tetschen in Böhmen lodt aufgefundeu worden. Er hat seinem Leben durch Ertranken ein Ende gemacht. Nach einer Mittheilung der Scrbske Noviny beträgt der Defcct ungefähr 5000 Thlr., die Hentsch wahr scheinlich infolge unglücklicher Actienspeculation veruntreut hat. Der Fall wird um so mehr bedauert, als Hentsch, im Alter von 67 Jah ren, allgemein als ein ehrenwerther Mann bekannt war. Vor seiner Abreise hatte er alles Geld, was er besaß, zu sich genommen und da- durch seine Frau ins größte Elend gesetzt. Vermischtes. Gera, 3. September. Der Buchhalter L. in der W.'schen Har- monikafabrik ist am 1. d. M. wegen Urkundenfälschung verhaftet worden, L. hatte zuerst im Juli 1000 Thaler zu erheben und schrieb das Empfangsformular in der Weise, daß er vor dem Worte „tau send" so viel Platz ließ, um bequem das Wörtchen „Zwei" davor setzen zu können. Unter dieses auf 1000 Thlr. lautende Papier setzte der Chef feinen Namen und L. präsenoirte nun auf der Geraer Bank das Papier, nachdem er zuvor vor „tausend" eine „Zwei" gesetzt und die untenstehende Ziffer „1" in eine „2" umgewandelt hatte. Dort wurde ihm natürlich unbeanstandet das Geld ausgehändigt. Die auf so leichte Weise erlangte Summe reizte. Am Sonnabend sollte er wieder 600 Thlr. erheben. Er schrieb zu diesem Zwecke ein For mular und ließ abermals vor dem Worte „Sechshundert" soviel Platz, um noch das Wort „Tausend" davor setzen zu können. Nach dem die Chefs ihre Unterschrift gegeben, brachte er das Wort „Tau' send" vor „Sechshundert" an und setzte bei der Zahl eine „I" vor die „600" und erhob wieder 1000 Thlr. zu viel. Durch Zufall kam der Chef nach dem genannten Bankinstitute und ließ sich fein Conto zeigen. Der Betrug ward natürlich sofort entdeckt und der Verbrecher verhaftet. * Ein deutsches militärisches Blatt bringt folgende ReminiscenZ zum 2. September: Nachdem der französische General Reille dem Kö nig Wilhelm den Brief des Kaisers der Franzosen überreicht hatte, in welchem Napoleon sich dem König von Preußen zum Kriegsgefangenen anbot, wurde die Antwort festgestellt, welche dann, um die diploma tische Form zu beobachten, der Legationsrath Graf Hatzfeld nieder schrieb. Da nun weder ein Tisch noch Stuhl vorhanden war, so mußten so rasch als möglich zwei Stühle herbeigeschafft werden, welche der Flügeladjutant Major v. Altes so übereinander stellte, daß der Sitz des obersten allenfalls als Tisch dienen konnte. Lieutenant von Gustädt, vom Garde-Husaren-Regiment und Ordounanzoffizier im Gefolge des Kronprinzen, legte seine Säbellasche als Unterlage auf diesen Sitz, und so schrieb der König stehend das vom Grafen Hatz feld Niedergeschciebene. — Das Papier und die Feder zur Antwort hatte der Großherzog von Sachsen-Weimar, das Couvert der Kron prinz gegeben. Als der König fertig war, gab er den Brief selbst dem noch immer mit abgezogener Feldmütze wartenden General Rcille und sprach mit demselben einige freundliche Worte und zwar mit Be zug auf ihre frühere Begegnung in Paris. Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Am 15. Sonntag p. Hin. Vormittags predigt: Herr?. Schmidt. Nachmittags predigt: Herr Diacvnus Canitz. Früh 1/2 8 Uhr Beichte. Nach dem Gottesdienste: Collekte für die Kirche zu Ottendorf. (Dreschmaschinen) verbreiten sich jetzt in so rapider Weise, daß fast in jeder mittleren und kleineren Wirthschaft eine solche anzutreffen ist. Als besonders gut construirl und solid gebaut werden die Dresch maschinen der weltberühmten Firma 1*1». in Lr«ulkkni t a. M, geschildert, deren Dreschmaschinen in mehr als Fünfzehn Lausend Exemplaren verbreitet sein sollen. Schon für Tbl. 66 soll eine complette Dreschmaschine zu haben sein, die alle Fruchtgattungen gleich gut und rein ausdresche und kein Körnchen zerschage. Die Zusendung geschieht franco. Man wende sich brieflich dahin oder an deren Agenten Herren I?. TUomas L Lolm in Wichtig für Landwirthe. In den meisten Gegenden Deutschlands auch mehrfach schon in unserer Gegend werden seit kurzer Zeit Dreschmaschinen benutzt, welche von zwei Personen betrieben ein erstaunliches Resultat liefern. Es sollen dieselben alle Getreidegattungen so rein ausdreschon, daß kein Körnchen in den Aehren zurückbleibt und in der Stunde so viel dreschen als drei Drescher pr. Tag. — Der Anschaffungspreis ist ein sehr geringer und beträgt je nach der Ausrüstung der Maschine Thlr. 66. Zu beziehen sind dieselben aus dem Etablissement von FIoiitL Lun in Lrsnktnrt ». jfl. und werden auf Verlangen franco geliefert. — Bestellungen können brieflich ge macht werden. Omnibus Fahrplan vom 1. Sept. 1874 bis auf Weiteres: Abfahrt von Wilsdruff: Sonn- und Festtags früh 6V2 und Nachm. 4'/-Uhr. Mon tags, Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Freitags früh 6V2 Uhr. Sonnabends früh 6V2 und Nachm. 4'/r Uhr. Absahrt von Dresden, Gasth. z. Sachs. Hof, Breitestr. 2: Sonn- und Festtags früh 7 und Nachm. 4'/? Uhr. Mon tags früh 7 und Nachm. 4^ Uhr. Dienstags, Mittwochs, Donnerstags, Freitags und Sonnabends Nachm. 4*/, Uhr. Friedrich August Herrmann. ein donnerndes Hoch dem Fräulein Mathilde NN UilUI Krumpelt zu ihrem heutigen 20. Wiegenfeste.