Volltext Seite (XML)
Zeit der Verbrennung wurde dadurch verlängert, daß die zum Zwecke der Beobachtung iu der Thure angebrachte Oeffnung den Zutritt der Luft und damit Abkühlung des Verbrennungsraumes bewirkte. Die Ueberreste der weißen Knochcntheile halten ein Gewicht von 3 Pfund. Der König von Dänemark scheint ein recht verständiger Man» zu sein, wenn es nicht wider den Respect ist, so etwas zu sagen. AlS eine die Deutschen Haffende und fürchtende Partei das Geschrei erhob, die Hauptstadt Copenhagen müsse beseitigt werden, antwortete der König: Unsere beste Festung ist ein gutes Verhältniß zu Deutsch land. Eine tüchtige Portion Pflegma ist eine der glücklichsten Gaben der Natur. MacMahon ist mit dieser Gabe in einem vorzüglichen Grade ausgerüstet und sie hilft ihm seinen quecksilberigen Landsleuten gegenüber über Vieles glücklich hinweg, was Andere außer Fassung 'ringen würde. Auch auf seiner zweiten Rundreise in der Provinz tat er allen Hochrufen auf die Republik, allen Sündflutheu von wider- prechenden geistlichen und weltlichen Reden und Trinksprüchen uner- chütterliche Ruhe und höchstens ein gulmüthiges Lächeln enlgegenge- etzl. Den besten Humor zeigte er in Arras. Als ihm da ein Schmeichler zurief: Es lebe der Kaiser! entblößte er langsam sein Haupt und rief: Es lebe die Republik! und hatte alle Lacher auf feiner Seite. Froh war er aber doch, als er endlich Nachts in Pa ris eintraf. Gottlob! sagte er aus tiefstem Herzen und zog — nicht heim zu Weib und Kind, die ihm Suppe und Thee warm geitelll hatten — sondern samml seinen Reisebegleitern in eine gute Restau ration, um einmal con amoro zu essen und zu trinken. Und über die scharfe Gardinenpredigt der lange vergebens wartenden Frau Marschallin half ihm wiederum sein glückliches Pflegma hinweg. Aus Frankreich kommen keine sehr tröstlichen Nachrichten. Die definitive Gestaltung der Vcrfassungszustände macht keine Fortschritte; das Septennium hängt in der Lust. Es gewinnt keineswegs an An hängern, und die Männer die heute an der Spitze der sränzösischen Regierung stehen, zeigen sich der schwierigen Lage, in der sich Frank reich befindet, wenig gewachsen, wenn der Augenblick kommt, wo ihre kleinlicken Auskunstsmittel nicht mehr ausreichcn. Die Republikaner sind voll Siegeszuversicht; die Depulirleu benutzen die Ferien, um Propaganda für ihre Ideen zu machen. Die Begünstigung der Bona- parlisten durch die Regierung erweckt im ganzen Lande eine steigende Mißstimmung. Den Republikanern kommt dabei noch besonders zu Statten, daß sie alle, sowohl die vom linken Cenlrum, der gemüßigten Linken, sowie der äußersten Linken, jetzt fester zusannnenhallen. Diese Einigkeit trat u. a. bei einem Bankett hervor, welches der Depulirle General GuiUiMant vom linken Cemrum vor einigen Tagen gab, und aus welchem man sich allgemein für ein festes Zumnnnenhailen aller Gruppen der republikanischen Partei aussprach. Die Hoffnung dagegen, daß der Marschall Mac Mahon sich zu guter Letzt zum Re- pubtikanismus bekehren werde, erklärt der Berichterstatter sür illu sorisch. Besonders bedenklich ist es sür die Regierung, daß sie trotz ihrer stolzen Sprache sich wieder aus die Bonäparlisten stützen muß. Die Carlisten haben laut einem Madrider Telegramm vom Dienstag auf der Bahnlinie nach Murcia wiederum zwei Stationen und 50 Güterwagen verbrannt. Außerdem zerstörten sie den Tele- gravhcn und 4 Locomotiven, schickten einem Personeuzug 3 Locomo- molivcn entgegen, um einen Zusammenstoß herbcizusuhren und brachen auf brr Linie von Tafalla nach Pampelona vier Brucken ab. Oertlichc und sächsische Angelegenheiten. Wilsdruff, 28. September. Sonnabend, den 26. d. M., Mittag 12'/, Uhr brannte im be nachbarten Klipphausen die zum Scheunpslugschen Gute gehörige Scheune mit vielen Getreidevorräthen total nieder. Die Entstehungs- Ursache ist zur Zeit noch unbekannt. Unsere gut geschulte Sieiger- abtheilung war sehr bald zur Stelle und mit ihrer Karrensptitze zuerst in Thäligkeit. In Ermangelung von Wasser wußten sie sich schnell zu Helsen, indem sie mit Jancke spritzten. — Nächsten Sonntag findet nach langer Pause auf hiesigem Marktplätze eine Hauplübung der Feuerwehr statt, Sonnabend vorher Abends Ver sammlung sämmtlicher Feuerwehrmitglieder auf dem Nathhaussaal. Oschatz, 25. September. Gestern Nachmittag bald nach 2 Uhr brach in dem V4 Stande von hier entfernten Dorfe Zschöllau plötzlich Feuer aus, das sich bei der trockenen Witterung und dem heftigen Winde so schnell über das fast nur aus Strohdachhäusern bestehende Dorf verbreitete, daß nach Verlauf kaum einer halben Stunde 7 Wohn- mit Nebengebäuden, darunter 3 größere Bauerngüter, in Flam men standen. Trotz der Menge zu Hülfe Herbeigeeilter konnte doch bei dem schnellen Umsichgreifen des Feuers außer dem Vieh und einigem Mobiliar nichts gerettet werden und sind sämmtliche Geireidcvorrälhe ein Raub der Flammen geworden, was um so mehr zu beklagen ist, da dem Vernehmen nach Keiner der Abgebrannten versichert hat. Uebcr die Entstehungsursache ist bis jetzt noch nichts Bestimmtes be kannt geworden. Jedoch vermulhet man, daß wieder einmal Fahr lässigkeit die Schuld an diesem Unglück trägt. Am Vormittag des 24. September wurde unweit Roßwein durch einen von Hainichen kommenden Zug eine Frau überfahren und sofort getödtet. Die Verunglückte soll sehr schwerhörig gewesen sein und ist muthmaßlich an der Löschung heraufgestiegen und in den Vorbeisahrenden Zug gcralbcn. In Ostrau bei Döbeln, erbaut ein Gutsbesitzer seit einiger Zeit üMtrsche Kartoffeln, deren eigenthümliche Form sie als Cürivjnm erscheinen läßt. Sle haben die größte Aehnlichkeit mit einer dicken Kornähre, denn aus einem Hanptstamm, so stark wie eine kräftige Spargelstange, wachsen rings um dieselbe herum sechs andere, gleich dicke Zweige und bilden so ein hübsches Ganzes, um so m.hr, als sowohl der Hanptstamm, wie die Zweige ganz merkwürdig geriest sind. Die ägyptische Kartoffel hat noch die EigenlhümlickkeU an sich, daß sie wie der Spargel zu Tage wächst, so daß die Köpfe einzelner Triebe des Kartoffelstückcs über der Erde sind. Die Schale ist sehr dünn und der Geschmack der Kartoffel soll ein ganz seiner sein. Aus Reichenbach wird geschrieben: Für die Jäger und Jagd liebhaber ist der heurige Herbst ein ganz außerordentlich merkwürdiger. Man weiß keine Zeit, wo es im Voigtland solche Massen von Reb hühnern gegeben hätte, als dies Jahr. Erstaunlich ist, namentlich auch auf verschiedenen Revieren des oberen Poigtlandes, der Benaud an diesem kleinen Wild und aufmerksame Beobachter wollen bemerkt haben, daß die Concurrenz desselben etwas auf die Flcisckpreise drücke. — Die Kartoffelernte verspricht in jeder Beziehung recht be friedigend zu werden, und bald, wenn die Keller sich lüllui Melden, werden auch die Preise noch eine Ermäßigung erfahren, da die Frucht überall aufs Beste gerathen ist. 23) In Paris. Novelle von Ludwig Habicht. (Fortsetzung.) Der alte Peltzer kümmerte sich um seinen Sohn fast gar nicht; er suchte mit keinem Worte mehr auf dessen Entschlüsse einzuwirken und Leonhard nahm deshalb an, daß der Vater seinen Widerstand aufgegeben und dem Glücke des Sohnes nicht länger entgegemrettü wolle. Agathe hütete sich wohl, seine Träume zu zerstören und dein Bruder die unerschütterlichen Entschlüsse des Vaters mitzucheilen. Mil neidloser Freude blickte sie auf das Glück der beiden Liebenden, das selbst der gewaltige Kriegssturm nicht zn trüben vermochte. Zuweilen fragte sie sich, warum es diesem Paar gelungen, sich inmitten des tiefen, gewaltigen Zerwürfnisses, das zwischen ihren Nationen ausklaffie, so unerschütterlich fest zu hallen, und ihr Verstand sand dafür die rechte Antwort. Blanche war wohl Französin, aber sie empfand doch die Demülhigungen, die ihr Vaterland heimsuchten, nicht so lies, wie sie jeder Mann empfinden mußte; Agathe sagte sich, daß ihr Verhalt- niß zu ihrem Verlobten weit weniger wäre erschüttert worden, wenn sie der verlierenden Nation angehört hätte. Georg halte wirklich seinen Vorsatz auSgesührt; er war scken nach ein paar Tagen über Belgien nach Teulschland abgcreist und obgleich Agathe IM ersten Augenblick seinen paniousche» Entschluß gebilligt, empfand sie jetzt darüber eine herzbeklemmende Unruhe. Hätte ihn nur die Vaterlandsliebe zu diesem Gedanken aufgestachelt, so konnte er ihn jetzt fallen lassen, denn die Siege von Weißenburg und Wörth hallen den Erfolg der dculscheu Sache gesicherl. Die Heimalh bedurfte nicht einmal der Anspannung aller Kräfte, der frei willigen Theilnahmc eines Jeden, der Sieg neigte sich voraussichtlich auch mit den vorhandenen Mitteln ans ihre Seile; Georg ging — Weil er all' seine Hoffnungen begraben. — Wie hallen seine gunn ehrlichen Augen beim Abschiede noch einmal auf ihr geruht, die Lippe» gezuckl — er Halle sprechen, vielleicht ihr bekennen wollen, wie es ul seinem Herzen aussah, aber kein Ton kam über seine Lippen und er war eiligst gegangen, als er gesuhlt, daß seine Augen feucht gewor den. . . Sie >ah jetzt sein Antlitz beständig vor sich und Lie schmerz lichsten Gedanken beschlichen ihr Herz. Wenn er nicht mehr wieder- kam?l Dann war sie es gewesen, die ihn in den Tod getrieben. Warum war er ihr bisher so gleichgültig geblieben und warum drehte sich jetzt ihr Denken so viel um ihn? Sie wußte es nicht. Ach, in ihrer Bru» wogten ohnehin die schmerzlichsten Empfindungen aus und nieder — sie wußte nur, daß sie tief unglücklich war und daß es aus diesem Widerstreit der Gefühle keine Rettung gab. . . Ihr Verlobter kam wohl täglich mehrmals und war dann so zärtlich wie immer, aber sie erkannte trotzdem, daß sein Herz nickt mehr von der einen Empfindling ganz ansgefulll wurde und diese Entdeckung verwundete aus das Tiefste ihrejunge stolze Seele. Bisher war sie ihm alles gewesen — Lickt und Leben, er Halle mit ungehaltenem Athiin auf jedes ihrer Worte gelauscht, von ihrem Lächeln gelebt und jetzt wußte sic nur zu gut, daß ganz andere Dinge ihn völlig in Anspruch nah men und daß seine glühendsten Gedanken sich nm das Geschick seines Vaterlandes drehten. Sie hatte geglaubt, daß er ganz zu ihr zu- rucklchren würde, nachdem er die Demüthiguug ein wenig überwunden, die seiner Nation widerfahren; statt dessen zeigte er sich immer zer streuter nud schwermülhiger, je mehr sich die Bedeutung der furcht- baren Schläge Herausstellle, die sein Frankreich erhallen Halle; er konnte es nicht länger verbergen, daß die Sorge um sein Vaterland immer mehr seine Seele ausfüllle. Agathe fühlte sich lief unglücklich und zu ihrem eigenen Schmerz kam noch die Theilnahme für ihren Valcr. Der alle Mann blickle ittil schwerer Besorguiß in die Zukunft; zwischen seinen deutschen und sränzösischen Arbeitern kam es täglich zu den heftigsten Reibereien und wen» er in der Braneici erschien, verfolgte man ihn nicht mir mit finsteren Blicken, sonderil auch mit Drohungen. Die Franzosen ver langten endlich ganz entschieden die Entlassung seiner deutschen Ar beiter, widrigenfalls sie die ganze Brauerei zertrümmern würden. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als ihren Wünschen, wenn auch noch so widerwillig, zu willfahren, denn er muhte fürchten, daß die