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WgcheMati für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für daS Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Diese- Blatt erscheint Wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags und kostet vierteljährlich 10 Ngr. — Jnseratenannahme di« Montag resp. Donnerstag Mittag. 9. Freitag, den 30. Januar 1874. — - -—«-—UM — 7.' .-2---^--—. . Bekanntmachung. Am 20. dieses Monates ist in Limbach ein nach dem bezirksthierärztlichen Gutachten mit der Wuthkrankheit behaftet gewesener Hund, welcher ein Mädchen und mehrere Hunde gebissen hat, getödtet worden. Es wird daher die lt. des Verbots des unterzeichneten Königlichen Gerichtsamts vom 11. November vorigen Jahres gestellte Frist, während welcher das Herumlaufen der Hunde außer der Behausung und den Gehöften ihrer Eigen- thümer im hiesigen Amtsbezirke nur unter der Bedingung gestattet ist, daß solche mit gut construirten Maulkörben von starken Drathstangen oder gleichartigem Drathflechtwerk versehen sind, hierdurch bis zum 14. April 1874 verlängert und solches zur Nachachtung für Jedermann bekannt gemacht, zugleich auch dem Bezirkscaviller und allen Ortswächtern des Amtsbezirks Anweisung ertheilt, die Befolgung dieser Verfügung streng zu überwachen, Zuwiderhandelnde zur Bestrafung anher anzuzeigen und frei herumlaufende Hunde hinwcgzufangen. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 28. Januar 1374. Leonhardi. Tagesgeschichte. Wilsdruff, 30. Januar 1874. Heute Freitag, den SO. d. M., wird Herr Theaterdircctor Clar hier einen CycluS theatralischer Vorstellungen beginnen. Nach dem, was Wir darüber gehört haben, hat Herr Clar in den Städten, wo er bis jetzt mit seiner Gesellschaft weilte (Roßwein, Wurzen, Großen hain, Meißen), sich den ungetheilten Beifall des Publikums erworben, so daß auch wir nur empfehlen können, das Unternehmen durch eine recht rege Theilnahme kräftig zu unterstützen. Eine im Dienste des Gutsbesitzers Dachsel in Limbach befind liche 16 Jahr alte Magd wurde am 18. d. M. von dem Kettenhunde in den Unterschenkel gebissen. Da der Hund schon seit einigen Tagen Symptome der Tollwüth gezeigt und auch mehrere Hunde gebissen hatte, wurde derselbe erschossen und bei der vorgenommenen Section der Tollwuth dringend verdächtig befunden. Die Magd befindet sich in ärztlicher Behandlung. (Siehe amtl. Inserat.) Dresden. Die Finanzdeputation der zweiten Kammer hatte sich mit der Frage befaßt, ob sich eine fernere Beibehaltung der Forst akademie zu Tharandt empfehle oder ob es zweckmäßiger sei, die Forstakademic mit einer anderen höheren Lehranstalt zu vereinigen. Die Staatsregierung hat darauf die Erklärung abgegeben, daß eine wesentliche Abnahme der Frequenz nicht eingetreten sei, (1870 48 Be sucher, 8871 54, 1872 61, 1873 49,) der Ruf der Akademie aber bei den jetzigen Lehrkräften und Lehrmitteln eher steige als sinke, und der Streit darüber, ob es zweckmäßiger sei, Forstakademien als gesonderte Lehranstalten beizubehalten oder dieselben mit andern Lehr anstalten zu vereinigen, noch keineswegs abgeschlossen sei, wie denn z. B. erst vor wenigen Jahren wieder eine zweite Forstakademie in Münden errichtet wurde. Die Staatsregierung beabsichtige daher die Forstakademic zu Tharandt, so lange sie von der Zwäckmäßigkeit einer andern Einrichtung ikicht überzeugt werde, oder die Frequenz derselben sich nicht wesentlich vermindern sollte, im Interesse der Waldungen Sachsens und der Forstwissenschaft überhaupt beizubehalten. Die Finanzdeputalion faßte bei dieser Erklärung Beruhigung. Eine gleiche Frage richtete die Deputation an die Regierung wegen der Berg akademie in Freiberg, welche im Lehrjahr 1871—1872 von 42 Stu- direnden 1872—1873 von 78 Studirenden, 1873—1874 von 82 Stu- direnden besucht wurde. Die Negierung hat darauf eine längere Er klärung abgegeben und darin betont, daß eine Verbindung der theo retischen Ausbildung mit der practischen Anschauung für die Berg- studirenden in Freiberg in einer Weise ermöglicht werde, wie dies kaum von einem zweiten Ort gesagt werden könne. Die Finanz deputation hat den für die Erhaltung der Bergakademie in ihrer jetzige» Gestaltung angeführten Gründe» ihre Anerkennung nicht ver sagen könne». Der Nedacte»r des „Dresdner Volksboten," Otto Walster, ist vom Bezirksgericht zu Oschatz nun auch in zweiter Instanz zu drei Monaten Gesängniß verurtheilt worden. Angcklagt war er der ver- leumdrischen Beleidigung von Beamten und Behörden und Sr. Majestät des Kaisers. Aus der sächsischen Jnvalidenstiftuug sind im Laufe des Jahres 1873, da eine Summe von 2120 Thlrn. zu Gebote stand, 246 hilfs bedürftige und würdige, meistentheils hochbetaate ehemalige Unter ossiziere und Soldaten der königlich sächsischen Armee mit Unterstütz ungen von je fünf Thalern bedacht worden. Allmählich lassen sich die Summen übersehen und beziffern, die durch den Concours der thüringer Bankfiliale in Dresden, resp. die schmachvollen Handlungen Victor Blachstein's verloren gegangen sind. Man theilt den „Dr. N." mit, daß der Abgrund des Blachstein'schen Bankcrotts nicht weniger als 1,300,000 Thlr. verschlungen hat. Ein im Ganzen nicht bedeutendes Schadenfeuer hat in der Nacht vom 23. zum 24. das Leben zweier Menschen, eines bejahrten Ehe paares, gefordert. Im ersten Stock eines im Wachwitzer Grunde bei Dresden gelegenen Hauses war — jedenfalls vom Ofen her durch ausgefallene Kohlen — ein Dielenbrand entstanden, der die ganze Nacht über gewährt haben muß, denn am Morgen des 24. sahen die im Erdgeschoß wohnenden Leute das Feuer durch die Decke dringen, man suchte sofort nach dem Ursprung des Feuers und fand dabei das Ehepaar im ersten Stock erstickt vor. Das Feuer wurde bald gelöscht. Borna, 20. Januar. Gestern wurde die bei dem Gutsbesitzer Brauße in Blumroda in Diensten stehende 29 Jahre alte Bauer von dem Rade der im Gange befindlichen Dreschmaschine an den Kleidern erfaßt und mehrere Male hcrumgeschlcudert, wobei sic mit dem Kopfe jedesmal an die Wand schlug. Als man das Unglück bemerkte, war das arme Mädchen bereits eine Leiche. Die „M. Zlg." schreibt: Die Ultramontanen haben sich für den Reichstag die tollsten Dinge vorgenommen, und für Alles, was sie gegen Bismarck und den Bundesrath im Schilde führen, sind sie der Unterstützung der socialdemokratischcn Fraktion sicher. Die Ver treter von Elsaß-Lothringcn, vermuthlich insgesammt französische Parti- cularisten und Ultramontane, werden den parlamentarischen Unfug der Minorität damit beginnen, daß sie bald nach ihrem Eintritt in das Haus eine» Protest vom Stapel lassen, der aussprechen soll, daß das Reichsland Clsaß-Lothringcn zu Unrecht Deutschland verleibt sei und daß die Abgeordneten der Frankreich abgcnommenen Provinzen die Pflicht hätten, der Ueberzeugung ihrer Wähler in dieser Weise Aus druck zu geben. Wenn die Leute, die solchen Protest beabsichtigen, politisch ehrlich wären und aus ihren vermeintlichen Ueberzeugungen die Consequenz zögen, so würden sie ein Mandat gar nicht haben annehmen dürfen; allein so weit gehen sie wohlweislich nicht, denn