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WscheMM für , Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Giebenlehn und die Umgegenden. MmLsölaLL für daS Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitag« und kostet vierteljährlich 10 Ngr. — Jnseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag. ^7 4. Dienstag, den 13. Januar 1874. Anher erstatteter Anzeige zufolge sind am l. December 1873 aus dem Schulhause zu Burkhardtswalde ein leinenes Herrenhemde, L. IV gezeichnet/ferner ein Paar grau-wollene Strümpfe und ein Paar braunleincne dergleichen, sowie dessel ben Tages bei dem Maurer Eduard Hausmann in Munzig ein Paar ziemlich neue, graue, mit schwarzen Streifen versehene Stosfhosen und daran befindlichen Hosenträgern gestohlen worden. Zur Wiedererlangung des Gestohlenen und Ermittelung des Thäters wird dieser Diebstahl hiermit zur öffentlichen Kcnntniß gebracht. Wilsdruff, am 7. Januar 1874. Königliches Gcrichtsamt daselbst. Leonhardi. Auktion. Künftigen Montag, den 19. dieses Monats, von Vormittags 10 Uhr an, sollen in der sogenannten Neudcckmühle zu Klipphausen ca. 46 Schock Stroh, 2 Stück Jungvieh, 1 Kalbe, 3 tragende Schweine und 1 Hauer meistbietend gegen sofortige baare Zahlung öffentlich versteigert werden. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, «m 8. Januar 1874. Leonhardi. Tagesgeschichte. Wilsdruff, 12. Januar 1874. Die Wähler unseres Wahlkreises können sich beglückwünschen, denn den bis seht vorliegenden Berichten nach zu schließen, hat unser Candidat Herr Hofrath Ackermann über den Cigarrenmacher Eck stein den Sieg davongelragen, in unserer Stadt wurden für Ersteren 227, für Letzteren I I Stimmen und in den Ortschaften hiesigen Amts bezirks (mit Ausnahme der Dörfer Neutanneberg und Steinbach bei KeWsdorf) für Ackermann 999, für Eckstein 66 Stimmen abgegeben; in Tharandt ähnlich. Weniger Glück hat der 16. Kreis (Chemnitz) gehabt, dort wurde der Sozialdemokrat Most mit 9659 Stimmen ge wählt, ebenso der 17. Wahlkreis (Meerane, Glauchau), wo Bebel mit über 7000 Stimmen gewählt wurde; auch im 15. Kreis (Burgstädt, Mittweida, Frankenberg) würde der Sozialist Vahlteich mit überwie gender Stimmenzahl gewählt. Ma» sieht, daß die Rührigkeit der focialdcmokratifchcu Partei, welche oft in Aufdringlichkeit ausartct, ihre Früchte trägt. Die Socialdemokraten Dresdens feierten zu Ehren der ihnen aus einigen WahKreisen günstigen Rcichstagswahl auf der Centralhalle am Sonnabend ein großes Siegesfest. Der Saal war zum Erdrücken voll und das schönere Geschlecht war nicht wenig vertreten. Musik vorträge, Gesang und Declamation wechselten mit einander ab; be sonderen Beifall fand das „Prosit Neujahr" Schauer'S. In den Zwischenpausen wurden die eingelaufenen Depeschen vorgetragen. Das junge «Jahr 1874 Hal sich reißend schnell entwickelt. Vor ein paar Tagen noch kam cs Manchem vor wie ein junger Redner, der noch nicht im Zuge und über den Verlegcnheilshusten noch nicht Hinüber ist und allzuviele Anstandspausen macht; das ist nun vorüber und wir haben das den Wahlkämpfen für den Reichstag zu danken. Sie sind zuletzt recht munter geworden. Die Zeitungen sind keincs- wxgs überall ein treuer Spiegel derselben, nur wer hinter den Spie gel und hinter die Coulissen lieht, bekommt ein treues und interessan tes Bild. Geschauspieicrt wird viel und auch viel aus der Nolle ge fallen, wo der Eifer und das Temperament zu stark ist. In vielen Wahlkreisen, in Bayern, Sachsen, in Rheinland und Westphalen kämpften oft drei Parteien um den Sieg: die Liberalen, die Social demokraten und die Ultramontanen. Im Reichstage muß Jeder will- kommest sein, der ein ehrlicher Freund des um Hohen Preis errunge nen Deutschen Reichs und seiner politischen und socialen Grundlagen ist, und Jeder ferngehaltcn werden, der diese Grundlagen untergraben und stürzen will, sei es, weil er seine Parole von Rom oder von der Internationale in London und Paris holt. Wir wollen vor Allem Deutsch sein. Wir Deutsche werden nicht nach Canossa gehen, wo etnst der römische Bischof, Papst genannt, den deutschen Kaiser Hein rich IV. im Büßergewande und barfuß im Schloßhofe stehen ließ, um ihn zu demüthigcn, nicht etwa, weil er ein Ketzer war, (die gab es damals nicht) sondern weil Heinrich IV. weder sich, noch das deutsche Reich unter die angemaßte Oberherrschaft eines Priesters beugen wollte. Wir wollen aber auch keinen socialistifchen Urbrei, der schon einmal augebrannt ist und einen bösen Gestank hinterlassen hat. Wir wollen die besten Leute an Bildung, Character und Ansehen, die wir haben können, auf den höchsten Ehrenposten stellen, den das Volk zu vergeben hat. Kommt aber einer hinauf, der ein Narr auf eigene Hand ist, so wird seine Wähler die „allgemeine Heiterkeit" des Reichstags strafen, wenn er redet oder poltert. Es muß zwar auch solche Käuze geben, aber wir müssen cs nicht sein, die sie in den Reichstag schicken. Das königl. Ministerium des Innern hat beschlossen, in Form einer auf Grund fachmännischen Gehörs zusammcngcstelltcn Belehr ung über das zweckmäßigste Verfahren bei Brunnenbauten das dies falls Nöthige zur allgemeinen Kenntniß zu bringen und zur Nachach tung zu empfehlen. Den Amtshauptmannschaften und den Gerichts ämtern werden von den Kreisdireclionen eine Anzahl Exemplare dieser Belehrung zur eigenen Benutzung beziehentlich Vertheilung an die BezirksfriedenSrichlcr, sowie die Rittergüter und Gemeinden, und zwar, was letztere betrifft, so, daß jede Gemeinde und jedes Rittergut min destens ein Exemplar erhält, zugcfcrtigt. Ein Mann, dessen Namen mit der Verfassungsgeschichte Sachsens auf's Innigste verknüpft ist, der Bürgermeister ZittauS, der Abgeord nete Haberkorn, feierte am 8. d. im Kreise seiner Collegen vom Landtage sein 25jähriges LandtagSjnbiläum. Auch seine politischen Gegner vereinigten sich mit seinen Gesinnungsgenossen, um dem als Patrioten, tüchtigen Verwaltungsbeamten, fleißigen Abgeordneten und biederen Character hochverehrten Mann an diesem Ehrentage Be weise von collegialcr Gesinnung zu geben. Eine Deputation von Ab geordneten holte am Nachmittage den Landtagsjubilar zu Wagen aus seiner Wohnung ab, um ihn in den Harmoniesaal zu geleiten. Dort wurde ihm ein prachtvoll gebundenes Sammetalbum überreicht, in dem die Photographien aller Abgeordneten sich befanden. Hieran