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Llnsere Truppen im Osten. Von Gen. d. Inf. Frhrn. o. Freytag-Loringhooen, Ebef des Stellvertr. Generalstabes der Armee. ... ES ist begreiflich, daß gelegentlich in der Heimat die Frage laut wird, warum denn jetzt, wo der Krieg an der Ostfront beendet ist, die Oberste Heeresleitung die dort «Nock befindlichen Kräfte nicht auch in die Dauerschlacht im Westen wirft, da doch in dieser die Entscheidung des Krieges gesucht wird. Dieser Gedanke konnte namentlich bei den jenigen Boden fassen, die auf Grund der Verstärkung unserer Westfront durch Divisionen aus dem Osten, wie sie die Einstellung der Feindseligkeiten gegen Rußland und Rumänien ermöglichte, eine baldige Beendigung des Krieges auch im Westen erwarteten. Die so dachten, beachteten nicht, daß bei der sehr bedeutenden Stärke unserer west licher, Gegner, ihrer bekannten Zähigkeit, dem Kräfte zuwachs, den ihnen Amerika lieferte, vor allem aber bei der Fülle der technischen Kampfmittel, über die die Feinde verfügten, ein reißend schneller Fortgang der Operationen nicht erwartet werden konnte. Auch die Heranziehung einiger Divisionen mehr aus dem Osten hätte daran nichts geändert, wenn diese auch an sich wertvoll gewesen wären. Vor allem aber waren diese Divisionen im Osten nicht zu entbehren. Sie sind es auch heute noch nicht. Wer das nicht glaubt, übersieht, daß dieser Krieg ein wirtschaftlicher ist, in dem die Entscheidungen zwar zu Lande und zur See durch die Waffen fallen, sich aber in der Wirkung auf die feindlichen Streitkräfte nicht er schöpfen. Der Reichstagsabg. Haußmann meint in einem längeren Artikel zu dieser Frage, "es wird dereinst an der Hand der geschichtlichen Akte abzuwägen sein, welche Vorteile und Nachteile politischer Art der Einmarsch unserer Truppen in verschiedenen Teilen Rußlands (Mitte Februar 1918) gehabt hat". Man sollte denken, das, was sich jetzt in Rußland zuträgt, die immer noch unsicheren Zustände in der Ukraine, die Mordtaten von Moskau und Kiew gegen die ersten politischen und mili- tär.ischen Vertreter Deutschlands, das alles müßte uns der Notwendigkeit überheben, auf das späwre Ergebnis der „geschichtlichen Akten" zu warten. Die Oberste Heeres leitung bat sicherlich genau „errechnet", wie viele Di visionen im Osten unumgänglich nötig sind, nm das Er rungene zu sichern. Gewiß ist es unerwünscht, daß sie zur Zeit als kämpfende Truppen im Westen ausfallen, was sie aber im Osten zu leisten haben, lehrt ein Blick auf die Karte. Die räumlichen Verhältnisse des Ostens in ihrer Ausdehnung sind zu berücksichtigen, die Länge der Bahn strecken, deren Betrieb und Schutz zahlreiche Kräfte brauchen. Wenn bis jetzt wirtschaftliche Vorteile aus der Ukraine uns nicht in dem erhofften Maße zuteil ge worden sind, so ist doch ganz gewiß, daß auch nicht das Geringste erreicht worden wäre, wenn die Ukraine sich selbst, d. h. der Anarchie überlassen geblieben wäre, ganz abgesehen davon, daß wir reiche Zukunftsmöglichkeiten aus der Hand gegeben hätten. Sollten wir etwa freiwillig darauf verzichten, den Ge winn unserer Erfolge im Osten zu sichern, etwa auch die Ostfeestellung, die uns geworden ist, ohne weiteres auf geben, damit England sie mühelos einnehme? Sollten wir den Willen unseres Todfeindes tun, indem wir die schon ge sprengte wirtschaftliche Einkreisung im Osten und Südosten Wiedererstehen ließen? Denn, daß sie Wiedererstehen würde, lehren die energischen, vor keinem Mittel zurück- fchreckenden Versuche des Verbandes, noch jetzt eine neue Gefahr für uns im Osten durch ein wieder erstarkendes, uns feindliches Rußland heraufzubeschwören. Oder glaubt jemand im Ernst, daß die Russen, wenn wir im Osten keinen oder nur einen unzureichenden militärischen Schutz zurückgelassen hätten, sich solchen Versuchen des Verbandes widersetzt haben würden? Nur unsere sichtbar vorhandene Macht gibt uns dort Sicherheit. In Europa wie in der ganzen Welt vermag, wie die Geschichte lehrt, eine Politik, die nicht auf Macht fußt, niemals dauernde Ergebnisse zu erzielen. Daß hierbei oft Ler Schein der Macht für wirkliche Macht gehalten worden ist, ändert an der Sachs nichts. Der Krieg sollte uns eigentlich darüber gründlich belehrt haben. Die Betäti gung der Macht wird bei uns fälschlicherweise immer der Äußerung brutaler Gewalt gleichgestellt. Deren Anbeter und die Vertreter einer uferlosen Eroberungspolitik stehen allerdings ebensowenig auf dem Boden der Wirklichkeit mit ihren gegebenen Möglichkeiten wie diejenigen, die immer noch glauben, mit Worten und schönen Gesten auf unsere Feinde einwirken zu können. Mit Gewaltpolitik aber hat das Belassen deutscher Truppen im Osten nichts gemein, es dient lediglich dem Festhalten des Errungenen. Für solches sind die Truppen dort erforderlich und können nicht vermindert werden. Sie bieten einen notwendigen Role Kolen. Roman von H. Courths-Mahler. 53j Iostas Tagebuch. Er sah sie an und vergaß zu antworten. Erst nach einer Weile strich er sich wie besinnend über die Augen. „An meine Erlaubnis hättest du dich sicher so wenig gekehrt wie Rainer," sagte er und nahm ein neues Bild in die Hand. Dieses zeigte Josta und Graf Rainer zu Pferde, aus dem Waldower Gutshof. „Ta hat uns Mama ausgenommen, als wir von meinem ersten großen Ritt nach Hause kamen," erklärte Josta. Er betrachtete es interessiert. „Schade, von deinem Gesicht ist nicht viel zu sehen, du wendest dich zur Seite. Aber Rainer ist famos 'getroffen. Weißt du, Josta, zu Pferde sieht Rainer prachtvoll aus, nicht wahr?" „Ja," sagte sie nur und wandte sich ab. Er blieb aber an dem Thema hängen, als klam mere er sich daran. „Ueberhaupt, Rainer ist ein Mensch, den man immer bewundern muß. ,Wenn ich ihn nicht so lie hätte, müßte ich ihn verehren." Sie atmete tief auf." „Ja, er ist ein Mensch, den man verehren muß,* sagte sie halblaut. Er sah unsicher zu ihr auf. „Und jetzt liebst du ihn," fuhr er fort. Da richtete sie sich jäh empor, und ihr Gesicht wurde blaß. „Nein — ich liebe ihn nicht!" Wie in jäher, angstvoller Abwehr kam ihr das über die Livvcn. Gras Henning zuckte zusammen und starrte sie» an. Auch er war plötzlich ganz bleich geworden. „Josta!" rief er erschrocken. Sie strich sich hastig über die Stirn und zwang sicht j zu einein Lächeln. -md wirksamen Schutz gegen unverechenvare Mognqleüe die das östliche Problem jeden Tag zeitigen kann. Der Verbündete. Offenes Wort eines Reichsdeutschen. Wir werden um Aufnahme nachstehender Zeilen gebeten: Der lebendige Strom, der das Bündnis der Mittel mächte während dieses Krieges verbindet, kann in vier Kriegsjahren schwerster Art nicht ohne Trübung bleiben. Wie der einzelne an Nerven und Kraft verloren hat, wie er nervöser und ungeduldiger geworden ist, so ist es den Völkern und so den Bündnissen ergangen. Wir haben uns auch gerade nach alter Gewohnheit mit unseren besten Freunden nicht immer in zartesten Worten ausgesprochen, eben weil wir wußten, daß unsere Freundschaft im letzten Grunde nickt gestört werden kann. Wir haben aber auch bei manchem Freunde mehr Schwäche und Verwirrung gesehen als wirklick vorhanden war und es gab in den parteipolitischen Betrachtungen mancherlei Über treibung. Inzwischen haben wir gerade gegenüber Oster reich-Ungarn viel Frohes und Stärkendes erlebt und mit Genugtuung öffentlich festgestellt. De Parteigegensätze haben sich allmählich gemildert und das Parlament war zu einer organischen Arbeit gekommen. In den letzten Tagen hat auch das Wirtschaftsleben ein höchst erfreuliches Wahrzeichen neuer Kraft und Beruhigung gezeigt: Die Brotration in Österreich ist auf den alten vollen Stand zurückgeführt worden. Wir freuen uns dieser Erscheinungen, als wenn wir sie am eigenen Leibe erlebten; denn wir haben in Glück und Unglück gemeinsame Aufgaben und Ziele und der eine leidet unter den Mißerfolgen des andern wie er. Diese sympathische Entwicklung der Verhältnisse in Österreich sollte das allgemeine Publikum aber vor allem darüber belehren, wie sehr Übertreibungen und voreilige Mißstimmungen verfehlt sind und wie sehr sie uns und unseren Freunden schaden und unseren Feinden nützen müssen. Die Entente sehnt nichts mehr herbei a's Unfrieden und Mißverständnis zwischen den Mittel mächten. Sie kann sie nicht durch äußere Gewalt be zwingen und hofft deshalb, sie durch innere Schwächung aufzulösen. Jede Übertreibung und jedes Mißver ständnis bestärkt die Entente in dieser ihrer Ab sicht und schadet rückwirkend uns selbst. Im übrigen wird niemand leugnen- wollen, daß eben, wie eingangs schon betont, ein vierjähriger Krieg jedem Volke schwere Lasten und Sorgen bringt und niemand wird ebenso wenig leugnen wollen, daß jedes Volk nach seiner geschicht lichen, politischen und kriegerischen Vergangenheit diese Lasten verschieden trägt- Damit müssen wir uns in Ruhe und Kraft abfindeu und uns nur davor hüten, worin Lie größte Gefahr liegt, zu übertreiben und momentane Schwierigkeiten und Mißstimmungen als dauernde Er scheinungen zu nehmen. Es ist gegenüber unseren treuen Verbündeten an der Donau nicht immer so verfahren worden und sie haben manchen Grund, sich über uns in dieser Hinsicht zu beschweren. Aber wie uns die große schwere Not zusammengekettet hat, so wird sie uns auch erst recht über klein? Mißverständnisse und Irrungen und Wirrungen hinaus zusammenhalten und unsere Kräfte gegen den Feind nicht erlahmen lassen. Wir halten es in Deutschland in dieser Hoffnung und in diesem Wunsche mit dem alten österreichischen Wahl spruch: Viribus uvitis, mit vereinten Kräften vorwärts und aufwärts! Oc-, potriische Rundschau. ' Deutsches Reich. 7 * Der deutsche Vertreter in Moskau, Staatssekretär Dr. Helfferich, ist in Berlin eingetroffen. Der zum diplomatischen Vertreter Österreich-Ungarns in Rußland Gesandte, Freiherr Frank, weilt ebenfalls in der Reichshauptstadt, um mit den leitenden Stellen und mit Dr. Helfferich Rücksprache zu nehmen. Aller Wabrschein- uchkeft reisen beide Herren gemeinsam ins Große Haupt- quaruer, wo die Richtlinien für die Maßnahmen im Osten festgelegt werden sollen. * Der neue türkische Botschafter Nifaat-Pascha ist m Deutschland kein Fremder mehr. Er war 1893- 97 Botschaftsrat in Berlin und hat die deutsche Reichshaupt stadt seither wiederholt besucht. Rifaat, der 1861 geboren ist, begann als Dragoman des türkischen Konsulats in Poti (Russisch-Transkaukasien). Er wurde Laun Vizekonsul m Batum, Odessa, Tiflis und St. Petersburg. Von seinem Berliner Posten ging er als Botschaftsrat nach London, wurde dann Gesandter in Athen, wo er zehn „Du brauchst nicht zu erschrecken, Henning, und mußt mich recht - verstehen. Du mutzt nicht denken, daß es zwischen mir und Rainer ist, wie sonst zwischen einem Brautpaar. Ich habe früher nie daran gedacht, daß ich jemals seine Frau werden könnte, sah ich in ihm doch immer nur meinen guten Onkel Rainer. Na türlich Habs ich ihn sehr gern — wie man eben einen« guten Onkel liebt, dem man so recht von Herzen, vertrauen kann. Er hat mich in aller Ruhe gefragt, ow ich seine Frau werden will, weil er eben keine Frau kennt, die er lieber an seine Seite stellen möchte, als mich. Und ich habe eingewilligt, weil ich ihn sehr gern habe und ihm völlig vertraue. Papa sagt, solche ruhig und bedachtsam geschlossene Ehen werden die glücklichsten.» Wir bringen einander unbegrenzte Hoch achtung entgegen und herzliche Sympathie — sonst nichts." Sie hatte ganz ruhig gesprochen, als sei sie völlig mit diesem Stand der Dinge zufrieden. Seine Augen hingen brennend an ihrem süßen, ernsten Gesicht. „Sonst nichts?" wiederholte er mit seltsamer* Stimme. Und dann fragte er hastig, dringend: „Und wenn nun eines Tages in deinem Herzen die wahre, echte Liebe erwacht, wenn es sich nun einem anderen Manne zuwendet?" Sie schüttelte heftig den Kopf. „Das wird nie geschehen." Er sprang plötzlich auf und strich sich über ors Stirn. „Mir scheint, es ist sehr heiß hier im Zimmer. Darr ich das Fenster ein wenig öffnen, Josta?" Damit trat er ans Fenster, um sein Antlitz von ihr abzuwenden. Sie sollte nicht sehen, wie es in feinen Zügen zuckte und arbeitete. Die Erkenntnis, daß Josta Rainer nicht liebte, hatte ihn seltsam erschüttert. Josta war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, achtete viel zu viel auf sich selbst, um Henning nur ja nicht das Geheimnis ihres Hverr^^n, daß sie nicht merkte, wie sehr Henn r- an: A:ncm Gleich- äewickt gekommen war. Jahre lang verblieb, dann Botschafter in London, nach neun Monaten Minister des Äußeren im Kabinett des kürzlich verstorbenen Botschafters Hakki-Pascha, der damals Großwefir war. 1912—14 war Rifaat Botschafter in Paris. Finnland. x Der Landtag verwies einen von sechs monarchistischen Abgeordneten unterzeichneten Antrag, der die Königswahl auf Grund des § 38 der alten Verfassung fordert, an den Verfassungsausschuß. Der Antrag wurde vom Verfassungs ausschuß mit 9 gegen 8 Stimmen angenommen. Der Land tag geht nun bis Anfang September in die Ferien. Er wird dann zu einer außerordentlichen Tagung zwecks Vor nahme der Königswahl einberufen werden. Ukraine. x Der ukrainische Minister des Äußern, Doro- schenk», besuchte den Generalobersten Grafen Kirchbach und sprach die Hoffnung aus, daß Graf Kirchbach ebenso wie sein Vorgänger gemeinsam mit der ukrainischen Re gierung an der Festigung des selbständigen ukrainischen Staates arbeiten werde. Graf Kirchbach erwiderte, er sei ebenso ein Freund der Ukraine wie sein Vorgänger. Aus In- unck Auslanck Berlin, 10. Aug. Auf eine Anstage erklärt das preugnm» Kriegsministerium, daß aus russischer Kriegsgefangenschaft Heimgekebrte ohne Einschränkung der Front wieder zugeführt; werden können, auch wenn sie das Versprechen ab geben mußten in diesem Kriege nicht mehr gegen Rußland und seine Verbündeten zu kämpfen. Rotterdam, 10. Aug. Die „Times" erklärt, es fei kein Durchbruch beabsichtigt gewesen, eS kam Foch nur darauj an, die Handlungsfreiheit an sich zu reiben. (Was Um be. sämtlich auch nicht gelungen ist.) ; Neueste Meldungen Berlin, 11. August. Ausdehnung der Schlacht von der Ancre bis zur Ovse. Angriffe des Feindes sind vor unseren Kampfstellungen gescheitert. Berlin, 11. August. Auch der zweite Tag des großen Angriffes zwischen Ancre und Avre leiteten die Engländer und Franzosen mit Tankangriffen ein. Doch die Panzergeschwader entwickelten nicht mehr die vorherige Stoßkraft, sondern wurden vielfach von unserer Artillsrft zusammengeschossen. In der Linie Rosieres—Arvillers ge wannen die englisch-französischen Angriffe Boden,! ssdatz infolgedessen das Kampffeld beiderseits der Somme frei willig aufgegeben wurde. Je mehr die Deutschen zurück' gehen, desto günstiger wird für sie.das Gelände der Ver teidigung. Berlin, 11. August. Die Ereignisse zwischen Ancre und Avre wachsen sich zu einer großen Operation aus. Unter Einsatz starker Reserven versucht die Entente eine Entscheidung herbeizuführen. Die Deutfichen be folgen auch hier die gleiche Aaktik, die sich zwischen Marne und Vesle so außerordentM/ bewährt hat. Göländöpunkte, die sich nur unter außerordentlichen Opfern halten lassen, werden rechtzeitig geräumt. Dadurch wird der Gegner gezwungen, immer wieder gegen d-aA Artillerisfeuer sowie gegen den Eisenhagel geschickt im Gelände versteckter Maschinengewehre anzurennen. Mithin wird das von der deutschen obersten Heeresleitung von anfang an erstrebte Ziel: Die Zermürbung der feindlicher Streitkräfte bei prößtmöglichor Schonung der eigenen Gruppen der Ver wirklichung nähergeriickt. Berlin, 11. August. Ttaatsminister Helfferich hatte der Regierung der Sowjet-Republik mitgeteilt, daß die, Entwicklungen der Verhältnisse in Moskau die persönliche Sicherheit der Gesandtschaftsmitglieder sehr gefährdet er-, scheinen ließe. Um Zwischenfällen -borzübeugen, habe er die einstweilige Übersiedelung an einen weniger gefährde ten Ott angeordnct. Lcgationsrat Dr. Riezler ist mit den, GesaudtschafLsmitgliedern und einen Tei! der in Moskau weilenden Kommissionen zunächst nach Petersburg abgeä reist. Mit Rücksicht auf die Lage in Petersburg, die der jenigen in Moskau ähnlich ist, ist die Kaiserliche Gesandt schaft dann angewiesen worden, zunächst Pskow als Aufent haltsort zu wählen. Die Reise dorthin findet infolge Störung der direkten Verbindung zwischen Pskow und Petersburg über Helsingfors und Reval statt. Pskow (Pleskau) liegt südlich des Peipussees, diesseits der Demar kationslinie an der Bahnlinie Petersburg—Dünaburg, auf dem von deutschen Truppen besetzten Gebiet. Helsingfors, 11. August. Es verlautet, daß, du dis russische Ratsrsgrsrung ihre Stellung bedroht sieht, sie in de« nächsten Tagen nach Kronstadt,übersiedeln wird. Lenin „Gewi^, Henning! Warte, ich helfe dir die Stores ausziehen," sagte sie und trat neben ihn. Er bemühte sich ungeschickt mit den Schnüren, und als sie ihm helfen wollte, kamen sie beide nicht zu recht damit. Ihre Hände berührten sich. Da zuckten die seinen zurück. „Laß es mich allein tun, Henning, fo wird es nichts," sagte Josta lächelnd, wieder ganz unbefan gen, „wir verwirren die Fäden immer mehr." Er trat zur Seite und sah mit heißen Augen auf ihre schlanke Gestalt. Wie sie so mit erhobenen Armen dastand und die Storefchuüre entwirrte, bot sie ein wundervolles Bild. Die Aermel ihres Mej,- des fielen weit zurück, und der weiche Stoff schmiegte sich fest um den Oberkörper und ließ die edlen Linien klar hervortreten. Die weißen, schlanken Arme und die schönen Hände schienen ihm unvergleichlich. Gräfin Gerlinde konnte von ihrem Platz im Neben zimmer aus die beiden jungen Menschen sehen. Sie belauschte den heißen, unruhigen Blick, mit dem Graf Henning Josta ansah. Und sie verstand in diesen brennenden Männeraugsn zu lesen. Ein wilder Jubel erfüllte ihr Herz. Es war, als hätten ihre Wünsche Gewalt bekommen. Aber gleich darauf bemerkte Graf Henning, daß ihn Gräfin Gerlinde beobachtete. Das Feuer 'in seinen Augen erlosch. Er richtete seine schlanke Gestalt, die so vorzüglich in der glänzenden Uniform zur Geltung kam, straff empor und seine Lippen preßten sich fest zusammen, als müsse er ein Geheimnis hüten. ^Es war, als habe ihn der Blick der Gräfin zur Vernunft gebracht. Scheinbar ruhig trat er wieder an das Tischchen, auf dem der Photographiekasten stand, und ließ sich in seinem Sessel nieder. Als Josta unbefangen zu ihm zurückkehrte, nach dem sie das Fenster geöffnet hatte, fragte er sie, ein anderes Thema ergreifend: (Fortsetzung folgt.)