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Wochenblatt - für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. MmtsölaLt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 10. April Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags und kostet vierteljährlich 10 Ngr. — Jnseratenanna hme bis Montag resp. Donnerstag Mittag. 1874? Im Folium 15 des hiesigen Handelsregisters ist am untengesetzten Tage verlautbart worden, daß in Folge Anzeige vom 30. März 1874 an Stelle des ausscheidenden Johann Wilhelm Ernst Funke in Huhndorf Johann August Gotthelf Schumann in Naustadt als Stellvertreter des Directors des ländlichen Spar- und Vorschußvereins für Röhrsdorf und Umgegend erwäblt worden ist. Wilsdruff, am 7. April 1874. Königliches Gerichtsamt daselbst. Leonhardi. Erbtheilungshalber sollen die zum Nachlaß des verstorbenen Kaiserlichen Postdirectors und PosthalterS Carl Eduard Flemming hier gehörigen beweglichen Gegenstände, darunter das sämmtliche zum Betriebe der Posthalterei und Oeconomie gehörige Wirthschaftsinventar, unter anderem Ächt Pferde, verschiedene zwölf-, neun- und viersitzige Post wagen, sowie'elegante Kutschwagen, Schlitten, Pferdegeschirre, Wirthschaftsgeräthschaften u. f. w. Donnerstag, den 16. April 1874, von 9 Uhr Vormittags ab und nach Befinden annoch Freitag, den 17. April 18 <4, im Posthause hier an die Meistbietenden öffentlich versteigert werden. Ein Verzeichniß der zu versteigernden Gegenstände ist am hiesigen Gerichtsbret angeschlagen und daselbst einzusehen. Nossen, am 4. April 1874. Königl. Gerichtsamt. F. Knörich. Tagesgeschichte. Das dem deutschen Reichstag vorliegendeMilitärgesetz ist be stimmt, feste und gesetzliche Grundlagen für den Zustand des deut schen Heeres zu schaffe», es gilt, auch dem Militärwesen, wie allen daucrntzcn Einrichtungen des Reichs, einen dauernden und gesetzlichen Grund zu geben. Der cigenthümlichcn Natur des Reiches, den vie len inner» und äußern Feinden gegenüber scheint eS unumgänglich, daß die Stärke des Heeres, seine Einrichtung und die Gelder für dasselbe durch Gesetz, d. h. ein für allemal oder doch für eine längere Reihe von Jahren festgcstellt und vor den Folgen der Parteiungen und den schwankenden Abstimmungen im Reichstage bewahrt wird. Weder die Männer des ultramonlänen Centruins, noch die Sozial- demokralen, noch die Elsasser und Lothringer, noch die Polen werden für dieses Gcfctz stimmen, cs ist vielmehr auf die liberalen rcichs- trcucn Parteien gerechnet hie vereinig, den Ausschlag geben. Aber unter den Führern derselben hat sich ein Anstoß erhoben, sie glauben das Budgelrecht, d. h. das Recht der jährlichen oder in kurzen Perio den wiederkehrciidcn Geldbewilligung nicht opfern zu dürfen; man nennt Lasker, v. Unruh, und den Bayern v. Stauffenberg als Führer dieser etwa 28—30 Köpfen starken Phalanx. Die große Mehrzahl der nationalliberalen Partei erklärt dagegen, auch das Budgetrecht habe wie jedes andere seine Schranke und diese Schranke bestehe da rin, daß für eine nothwcndig und gesetzlich begründete Einrichtung des Staals die Ausgaben "nicht verweigert werden dürfen, ein ge wißer Spielraum zwischen dem Maximum (401,000 M.) und dem Minimum (489,000 M.) der Friedcnspräsenz des Heeres werde ohne hin offen gelaffen. Berlin, 5. April. Gegenüber der Mittheilung einiger Zeitungen, daß der deutsche Gesandte iu Brüssel, Herr von Balan, vergiftet wor den, kann eie „B. B.-Ztg " auf das Bestimmteste versichern, daß eine Obduction drs Leichnames, die von denselben Blättern als hier in Aussicht stehend angekündigt wurde, nicht stattgefundcn hat. Die Leiche wurde in dem wohlvcrschlosscncn Sarge, in welchem sie hier eintraf, unberührt in die Capelle des königl. Domcandidatenstifts ge schafft und von dort aus nach vollzogener Trauerfeicrlichkcit der Erde übergeben. München, 8. April. Der Dircctor der hiesigen Malerakademie, Wilhelm von Kaulbach, welcher in der Nackt von Montag zu Diens tag an der Cholera erkrankt war, ist gestern Abend V.9 Uhr im 69. Lebensjahre dieser Krankheit erlegen. Das geschlagene Frankreich rechnet nur noch nach ganzen oder halben Milliarden bei'in Schuldenmacken. Für die Befestigung von Paris und der Ostgrenze sollen 700 Millionen aufgcwcnde't werden, nach Thiers Meinung würden für die wirklich nothwendigcn Arbeiten 200 Mill, hinreichen, man müsse sich, sagt er, zuvor eine Armee schaffen, ehe man so ungeheure Festungswerke baue. Nach dem nun mehr angenommenen Plane handelt es sich nicht nur um die Ver- theidigung von Paris, sondern von ganz Isle de France. Aus Paris, 30. März, schreibt man der „K. Ztg.": Wenn es mit der Organisation dcS Mac Mahon'schcn Septenniums nur sehr langsam vor sich geht, so läßt sich das Nämliche nicht von der Re organisation der Armee sagen, die in dem letzten Jahre große Fort schritte gemacht hat. Ende dieses Jahres wird Frankreich eine gut cingcübtc Armee (active und Reserve) von beinahe 900,000 Mann ins Feld stellen können. Ihre Bewaffnung ist auch beinahe vollstän dig fertig. Jedenfalls wird die Armee bis zum Herbst mit den neuen Kanonen ausreichend versehen sein. Die Mannszucht ist zufrieden stellend. Die Offiziere treten mit größter Strenge auf und wenn in dieser Beziehung vielleicht auch noch nicht Alles erreicht ist, was man wünscht, so sind doch fast alle jene Uebelstündc als beseitigt zu be trachten, welche in der früheren kaiserlichen Armee Mode waren. Die Offiziere haben in der letzten Zeit viel gearbeitet und leisten be deutend mehr, als die der ehemaligen kaiserlichen Armee, und wenn die Obercvmmandanten auch noch fast alle so sind, wie unter dem Kaiserreich, so kann man doch nicht leugnen, daß die Armee eine be deutend bessere geworden ist. Nur zwei Dinge — und die kaiserliche Armee besaß diese im hohem Grade — gehen ihr seit 1870 ab, nämlich der- Glaube an ihre Unbesiegbarkeit und die im Auslande allgemein verbreitete Ansicht, daß die Franzosen zum wenigsten in den ersten Schlachten immer Sieger bleiben müssen. Eine bei der Negierung in Paris eingetroffene Depesche meldet den Untergang des großen Transportschiffes „Nil" und der gesamm» ten Mannschaft und Passagiere. Nur vier Personen wurden gerettet. An Bord des Dampfers befand sich die von der Wiener Weltaus stellung heimkehrende japanische Ausstellungscommission. Mexico. Aus Mexico vom 10. Marz berichten Newyorker Blätter: „Eine furchtbare Gräuelthat wurde am vorigen Sonntag