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- für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags und kostet vierteljährlich 10 Ngr. — Jnseratenannahme bis Montag, resp. Donnerstag Mittag. 14. Dienstag, den 17. Februar 1874. . * - — . . , . Vom 1. Juni d. I. an sind 4200 Thaler —- —- Mündelgelder gegen 5 V» Verzinsung und gegen hypothekarische Sicherheit beim unterzeichneten Gerichtsamt auszuleihen. , Königliches Gerichtsnint Wilsdruff, »m n. F-b»,ar i«7«. Leonhardi. AmtiMsbeKrmni«MchMg. Ain 2«. Februar 1874 und nach Befinden an den folgenden Tagen sollen in dem GlänHel'schen Gutsgehöfte zu Burkhardtswalde von Vor mittags 10 Uhr ab verschiedene landwirthschaftliche Maschinen, Wagen, Schlitten und Wirthschaftsutensilien, sowie verschie dene Meubels, worunter ein eiserner Geldschrank, und Kleider gegen sofortige Baarzahlung meistbietend versteigert werden. Ein Verzeichnis; der zur Auction kommenden Gegenstände hängt am hiesigen Ämtsbrete und in dem Gasthose zu Burkhardtswalde aus. Wilsdruff, am 2. Februar 1874. Königliches Gerichtsamt daselbst. Leonhardi. - Tagesgeschichte. Ohm untersuchen zu wollen, ob die nachstehenden Mittheilungcn der Ostsee-Zeitung mehr für die Franzosen oder mehr für den Reichs tag gestimmt sind, müssen wir doch sagen, daß Deutschlands Kanzler nicht nur mit dem Mund schlagfertig ist. Mit dem Mausergewehr kiud bereits zwei Armeecorps bewaffnet, zwei Andere sind's in^ wenig Wochen und im Juni d. I. wird die ganze Linieninfanterie diese Waffe haben. Die dcutscbe Artillerie bekommt das neue Mantel-Ge schütz, im Frühjahr werden die Artillerieregimcnter das leichte, im Herbst das schwere Geschütz vollständig besitzen. Die Cavallerie wird mit Chastepot-Karabincrn auf's Schnellste ausgerüstet. Die Schiffs- nud Festungsbauten werden ungemein beschleunigt, in Straßburg arbeiten 10,000, in Metz, 4000 Arbeiter an den Werken; derselbe Eifer ist fast in allen Zweigen der Militärverwaltung zu bemerken, vor Jahresfrist hat noch Niemand an solche Beschleunigung gedacht. Man will schlagfertig sein, um den Frieden sicher zu er halten. Als Bismarck im Januar die deutschen Gesandten im Aus lande wissen ließ, daß Deutschland nickt warten werde, bis die Fran zosen fix und fertig zur Revanche seien, sondern nöthigenfalls den Franzosen zuvorkommen werde, da zeigten sich ängstliche deutsche Ge- müther schier erschrocken. Wenn nur die Franzosen nichts davon hören! sagten sie. Die Franzosen haben's aber gehört (Bismarck scheint nicht einmal sehr heimlich mit seiner Drohung gethan zu baden) und haben den „kalten Wasserstrahl" so sehr gewürdigt, daß sie ihre kriegerische Leier und die Panspfcifc der Bischöfe auf einen viel friedlicheren Ton herabgestimmt haben. Mehre der Regierung nahe stehende Zeitungen geben davon lautes, wenn auch verschämtes Zeugniß. Sie wimmern zwar über die deutsche Grobheit, müssen aber die deutsche Ehrlichkeit wider Willen anerkennen. Wir haben schon lange gewußt, wie wir mit den Franzosen daran sind; nun wissen auch sie, wie sie mit uns daran sind. Und das ihnen grad' heraus zn sagen, war ehrlich und klug. Gerade vier Wochen früher, als in Posen, schreibt die heutige „N. A. Z." hat in dem wcitcntlegcncn Brasilien ebenfalls die endlich nothwendig gewordene Verhaftung eines Bischofs der katholischen Kirche statlgcfnnden, also in einem durchaus katholischen Laude, das selbst der Papst stets als eines der treuesten, der römischen Kirche ergebensten gerühmt Hal; in einem Lande, dessen Constitution die römisch-katholische als Staats-Ncligion erklärt! Die Sache stand so, daß der (Bischof von Olinda (dem Bischofssitz der Diözese Per nambuco) Msgt. Vitaz keinen seiner Erlasse, Ccnsuren und Excom- mnnikationcn gegen die Freimaurer zurückgcnommen und fest dabei geblieben war, alle, ihm von Nom zugehenden Breves, ohne vor herige Erlaubniß der Negierung (Placet), veröffentlichen zu wollen. Anfangs alleinstehend, hätte sich ihm später der Bischof von Para und zuletzt noch der Bischof von Sao Paulo angeschloffen. Das Ober-Tribunal sah also Gefahr im weiteren Verzüge und beschloß in seiner Exekutiv-Abtheilung, den Bischof von Pernambuco nach Nio de Janeiro zn zitircn, wo er daun bis zum Beginn seines Pro- cesses bleiben, bezüglich in Haft genommen werden solle, um ein ferneres Konspiriren gegen die Staatsgewalt und die Vorschriften der Konstitution zu verhindern, denn in Pernambuco, wohin sich auch schon der Bischof von Parma eingefunden, unterhielten beide eine lebhafte Correspondenz mit den anderen »9 Bischöfen des Landes. Man glaubt, daß der Fürst Bismarck eine heimliche Liebe des Papstes Pius IX. ist; denn es neckt sich ja, was sich liebt. Dem Reichskanzler haben die Hirtenbriefe der französischen Bischöfe s. Z. so wenig gefallen, daß er in einer Extradepesche den Präsidenten Mac Mahon ersucht hat, die geistlichen Herren etwas bester schreiben zu lehren; wenn er zu corrigiren anfange, sagte er, könne leicht rothe Tinte nöthig werden. Dem'Papste dagegen haben diese Briefe desto besser gefallen, so gut, daß er den Schreibern köstliche Geschenke ge schickt hat: kostbare Elfenbeinarbciten, Cameen und goldene Dosen mit Edelsteinen, die letzteren jedenfalls, um die scharfen Bismarckschen Priesen untcrzubriugcn. Polizei und Gerichte bekommen immer längere Arme. Immer mehr Länder schließen Verträge zur gegenseitigen Auslieferung der Verbrecher. Der neueste Vertrag dieser Art wird zwischen dem deut schen Reich und der Schweiz geschlossen. Die Verbrecher fragen be reits: Wohin sollen wir fliehen? Ocrtliche und sächsische Angelegenheiten. Leipzig, 12. Februar. Das „Leipz. Tgbl." meldet: Vor einigen Tagen wurde in einer nahen Garnisonstadt infolge einer Wette von zwei Offizieren eine Partie Villard zu Pferde gespielt. Der Einsatz betrug zwanzig Zwanzigmarkstücke. Den Pferden wurden die Eisen abgenommen und die Hufe umwickelt. Das Spiel währte unter un aufhörlicher Heiterkeit der Anwesenden anderthalb Stunden, wo der Sieger seinen Gegner mit Voll gegen 36 Points schlug. Eibenstock, 11. Febr. In voriger Woche wurde ein Dienst mädchen aus Schönheide hier gefänglich eingebracht, das in den Ver dacht stand, ihr neugeborenes Kind betödtet zu haben. Diese An nahme hat sich auch bestätigt, denn wie man mittheilt, hat das be treffende Mädchen jetzt das Geständniß abgelegt, ihr Kind erdrosselt zu haben.