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für Sievenlehn für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Dtadtrath daselbst. Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags und kostet vierteljährlich 10 Ngr. — Jnseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag, 13. Freitag, den 13. Februar 1874. Bekanntmachung. Die Besetzung der Stelle des Bezirksthierarztes in der Amtshauptmannschast Dresden betreffend. Vom Königlichen Ministerium des Innern ist auf den Vorschlag der Königlichen Commission für das Veterinärwesen die Function des Bezirksthierarztes im Bereiche der Amtshauptmannschaft Dresden dem Amtsthierarzt Friedrich Hermann Peschel übertragen und derselbe hierzu am 14. November vorigen Jahres in Pflicht genommen worden, was hierdurch zur öffentlichen Kenntniß ge bracht wird. Dresden, am 4. Februar 1874. Königliche Kreisdirection. van I^ünnvritL.Stenz. Auetionsbekanntmachuna. Am 18. Februar 1874 und nach Befinden am folgenden Tage sollen in dem Gläntzel'schen Gutsgkhöfte zu Burkhardtßwalde von Vormittags 10 Uhr an 16 Stück Kühe Qldenburger Race, 5 Schweine, 6 Pferde, 2 Kutschwagen und größere Quantitäten Roggenstroh, Haferstroh, Waizenstroh, Wiesen- und Gartenheu und Grummet meistbietend gegen sofortige baare Zahlung öffentlich versteigert werden. Wilsdruff, am 31. Januar 1874. Königliches Gerichtsamt daselbst. Leon h a rdi. Tagesgeschichte. Im deutschen Reichstage wird Forkenbeck Präsident werden, da Simson, der Präsidcntcn-'-Jubilar, entschieden abgelehnt hat, eincStheils wegen wirklicher Kränklichkeit und andererseits — viel leicht — wegen der voraussichtlich hohen Temperatur, die im Reichs tage herrschen und gute Nerven verlangen wird. Die Römlinge, die Socialdemokraten und die Elsässer werden nicht still sitzen, und die Thcmata, die verhandelt werden, das Militär- und das Preßgesetz, bieten mehr Dornen, als Rosen. Die Socialdemokraten werden nach Verabredung in allen Fragen gemeinsam — ob auch gemeinsam mit den Römlingen? — vorgehen und zunächst die Entlassung ihrer Kollegen Bebel und Liebknecht aus der Haft beantragen. Elsässer und Lothringer kommen 15, darunter die Bischöfe von Straßburg und Metz; ob auch alle bleiben? Man liest, daß viele Wahlen angefochten werden, weil die Stimmzettel Wider das Gesetz gezeichnet waren; viele Stimmzettel zeigten z. B. eine Schwalbe mit ausge breiteten Flügeln, — für Elsaß das Sinnbild der Sehnsucht nach der Heimath, d. h. nach Frankreich. Die Herren Bebel und Liebknecht wird der Reichstag wohl zu nächst vermissen müssen. Ein Antrag auf ihre Freilassung soll, weil die Aushebung einer Strafhaft in der Ncichsverfassung nicht vor gesehen ist, nicht die zu seiner Einbringung nölhige Unterstützung ge funden haben. Dafür wird jetzt gar ein Antrag auf Abänderung des Art. 31 Alinea 5 der Verfassung vorbereitet, wonach diese Be stimmung wie folgt gefaßt werden soll: „Auf Verlangen des Reichs tages wird jedes Strafverfahren gegen ein Mitglied desselben und jede Untersuchungs- oder Civil- „oder Strafhaft" für die Dauer der Sitzungsperiode aufgehoben." Fürstbischof Förster in Breslau ist über die Verhaftung Le- dochowski's sehr nachdenklich geworden, zumal da sein Schulden- Conto fast eben so hoch angeschwollcn ist, als das seines College«. Er gedenkt daher nicht nur bis an die Gränzen des Märtyrerthums, sondern sogar über die Grenzen — Preußens hinauszugehen, d. h. nach Johannisburg in den österreichischen Theil seines Sprengels. — LedochowSki hat in Ostrowo eine Vorladung nach Posen'(24. Fcbr.) erhalten, um sich vor dem Gericht wegen Verletzung der Mai gesetze vernehmen zu lassen. Aus Stralsund, 10. Februar, schreibt man dem „CH. Tgbl." Folgendes: „Die vergangene Nacht hat wieder großes Elend über die Bewohner der Ostsccküste, speziell über die uns näher liegenden Inseln Rügen, Hiddensee, Zingst und Darß gebracht. Noch fehlen nähere Nachrichten, weil alle Commnnicativn unterbrochen ist, aber man fürchtet sich sie zu hören, weil sie schlimm genug lauten werden. Schon am Sonntag Nachmittag gegen 2 Uhr erhob sich ein heftiger Schncesturm von MO ans, der bis zum Abend hin an hielt und den Wasserstand bis auf 7" 9" brachte, so daß unser Hafen platz eben noch einer Ucberfluthung entging. Die Nacht verging aber ruhig und gestern früh war das Wasser wieder bedeutend gefallen Stach Mittag aber erhob sich abermals ein heftiger Sturm aus NO. der die ganze Nacht angehalten hat und in etwas noch geringerem Maaße noch anhält. Die Folge davon ist eine abermalige wenigsteus theilweise Ueberschwemmung unseres Hafenplatzcs und darnach zu schließen, müssen obengenannte Inseln mehr oder weniger in Wasser stehen. Dabei immer noch der heftige Wind, der die massigen Wogen der wild bewegten See über ähr Bcsitzthum treibt, die Unmöglich keit zu Hilfe zu kommen und eine grimmige Kälte, die plötzlich herein bricht, nachdem wir bis vor wenigen Tagen kaum gemerkt hatten, daß wir eigentlich im Winter leben! Gott sende den armen, unglück lichen Inselbewohnern bald, recht bald Hülfe! — Ick habe Ihnen diese Zeilen unter dem ersten Eindrücke geschrieben, nachdem ich eben den Zustand an unserem Hasen angesehen. Sobald wir nähere Nach richten von den Inseln haben, werde ich mir erlauben, Ihnen wieder zu schreiben." Das „Journal des Dcbats" vom 8. Februar freut sich bei Ge legenheit der Reise des Kaisers von Oesterreich nach Petersburg über die Versöhnung zwischen Oesterreich und Rußland. Es erblickt darin eine Vertagung der orientalischen Frage und eine mächtige Bürg schaft des Friedens, und zählt die Vortheilc auf, welche diese Politik für Oesterreich nach innen und nach außen hat. Es warnt die öffent liche Meinung Frankreichs vor der gefährlichen Illusion und falschen Auffassung; die kaiserliche Reise und daS Einverständniß zwischen