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Wochenblatt für 99. 1875. Dienstall, vcn 21. December Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Giebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Bekanntmachung. Die Schivorstände des hiesigen Bezirks werden hierdurch aufgefordert, schleunigst diejenigen Lehrer unter Benutzung des vorge schriebenen Schema's Seite 160 der kürzlich erschienenen Control-Ordnung hier namhaft zu machen, welche für den Fall einer Mobil machung als unabkömmlich zu bezeichnen sind. Hierbei wird darauf aufmerksam gemacht, daß nur einzelnstehende, der Reserve oder Gandwehr angehörige Lehrer und Vicare, deren Stellvertretung nicht zu bewirken ist, als unentbehrlich anerkannt werden können. Fragliche Anzeige ist alljährlich unaufgefordert spätestens bis zum 15. November anher zu erstatten und auf alle, auch die schon früher als unabkömmlich anerkannten Lehrer zu erstrecken. Auch ist ferner in jedem Jahre bis zum 15. Mai der in der Zeit vom 1. December bis gegen 15. Mai vorgekommene Abgang und Zuwachs au unabkömmlichen Lehrern hier anzuzeigen. Meißen, am 13. December 1875. Die Königliche Bezirks-Schulinspeetion. Schmiedel. Wangemann. Von dem Unterzeichneten Königlichen Gerichtsamt soll den 30. December 1875 das dem Oeconom VrnnL lieber in Kleinfchönberg zugehörige Feld- und Waldgrundstück Nr. 370 und 388 des Flurbuchs und Nr. 53 des Grund- und Hypothekenbuchs für Kleinschönberg, welches Grundstück am 15 October 1875 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 1752 Mark gewürdert worden ist, nothwendiger Weife versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushänqenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 20. October 1875. Königliches Gerichtsamt. vn. Ganqloff. In der Zeit vom 23. bis 28. November 1875 sind aus einer unverschlossen gewesenen Kammer eines Gehöftes in Blankenstein 1 schwarzer Ueberzieher mit Sammetkragen und schwarzem Futter, 1 brauner Stoffrvck, 1 Paar dergl. Hosen und 1 neue gewirkte wollne Unterjacke entwendet worden, was behufs Wiedererlangung der entwendeten Kleidungsstücke und Ermittelung des Thäters hierdurch bekannt gemacht wird. Königliches Ge^khtsamt Wilsdruff, am 17. December 1875. vr. Gangloff. Tagesgeschichte. Wilsdruff, 20. December. Zur Landtagswahl. Heute findet die Zusammenstellung der Abstimmungsergebnisse in Deulschcnbora statt; nach den uns bis jetzt-^xugegangeneu Miltheilungen dürste die Wieder wahl des Henn Oehmichen auf Choren als bestimmt anzuseheu sein, da nach dem Wahlresultate der einzelnen Orte, mit Ausnahme von 12 Ortschaften, von denen das Resultat noch nicht bekannt, derselbe eine Majorität von ca. 700 Stimmen für sich hat. Aus der Gegend von Gottleuba wird gemeldet: Drohte schon Ler reichliche Schneefall in voriger Woche in unseren umliegenden Wäldern, namentlich den jungen Beständen in denselben Gefahr durch Schneebruch, so steigerte sich die Befürchtung, als am Freitag ver gangener Woche die Temperatur sich plötzlich erhöhte, Regen eintrat und kurz daraus wieder Kälte, der sich ein starker Südwestwind zu gesellte. Fast kein Bestand von 30jährigem Alter an aufwärts ist verschont geblieben. Auf dem benachbarten Markersbacher Staats forstreviere beziffert sich nach Schätzung Sachverständiger die Bruch- massc auf ungefähr 200 Forstmetcr. Die Wetter- und Unglücks-Propheten werden sich ruiniren. Der December hat sich schlimm genug augelasseu, aber die Erde steht noch, obgleich sie am 8. Dec. untergchen sollte. Trotzdem verlieren die Propheten den Muth nicht, sondern verschieben das Stück auf einen andern Tag. Am 10. Januar u. I. soll die Erde dem Monde so nahe kommen, daß es große Erschütterungen giebt, viele Häuser ein fallen und viele Menschen um's Leben kommen. Diese Propheten gleichen den Verliebten, von denen der Dichter sagt, daß sie in ihrem verliebten Wahn Sonne, Mond und Sterne verpuffen würden, wenn sie könnten. Der Bundcsrath Hal eine Zählung der in den Reichs-, Staats-, Communal- und den Kassen größerer Bank-Institute befindlichen Thaler- und Zweilhalerstücken vornehmen lassen. Diese Zählung hat ergeben, daß bei allen Banken und öffentlichen Kassen etwa 35 Mill. Thalerstücke vorhanden sind, was auf einen Gesammtumlanf von un gefähr 200 Mill. Thaler schließen läßt. Bisher taxirten Einige, daß an Silbermünzen überhaupt 300 Mill. Thaler umliefen, Andere glaubten gar 400 Mill. Der Durchschnitt giebt 350 oder 1050 Mill. Mark. Bis Ende October hat der Bundcsrath für 323,872,300 Mark alte Silbermünzen eingezogcn. Die Einziehung des Nestes der noch umlaufenden Silbcrmüuzen ist daher die erste und dringendste Aufgabe der Münzreform. Zunächst sollen die Zweilhalerstücke cingezogen werden, dann folgen die Thalerstückc. Ucbrigens ist diese, in der nächsten Zeit wohl erfolgende Anßercourssetzung der Silberthaler an gewisse, durch das Münzgesetz bestimmte Fristen gebunden. Zur Ein lösung müssen mindestens 4 Wochen festgesetzt und mindestens 3 Monate vor dem Ablauf der Einlösungsfrist muß sie bekannt ge macht werden. Das Publikum aber, das die schwierige Uebergangs- zeit von einem Münzsystem in's andere zu überstehen Hal, darf wohl erwarten, daß ihm die Schwierigkeiten dadurch erleichtert werden, daß die öffentlichen Kassen mit genügendem Reichsgolde und sonstigen Neichsmünzcn versehen sind, um die zur Einlösung präsentirten Thaler wirklich umzutanschen. Das Verkchrslcben der Nation wird durch die Münzwirren aus's Tiefste ergriffen. Es hat sich herausgcstellt, daß der Reichstag nicht im Stande ist, sämmtliche Regierungsvorlagen vor Ende des Jahres zu bewältigen, weshalb man beschlossen hat, im neuen Jahre eine kurze Nachsession zu halten.