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Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Sicbcnlchn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags und kostet vierteljährlich 1 Mark. — Jnseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag. Freitag, den 8. Januar 1873'. Bekanntmachung. Es wird hierdurch darauf aufmerksam gemacht, daß in Folge der neuen Eintheilung der Verwaltungsbezirke der Gerichtsamtsbezirk Wilsdruff dem Medicinalbezirke Meißen zugetheilt ist und daher alle von dort aus an den Bezirksarzt zu richtenden Anzeigen an Herrn Bezirksarzt Medicinal-Rath Di - hier zu richten sind. Meißen, am 3. Januar 1875. Die Königliche Amtshauptmannschast. Schmiedel. Auf Antrag der Erben des Mühlen- und Gutsbesitzers weiland Friedrich Wilhelm Naumann in Lampersdorf soll am 23 März 1875 Vormittags II Uhr das zu dessen Nachlasse gehörige Mühlen- und Zwcihufcngut Folium Nr. 1 des Grund- und Hypothckenbuches für Lampersdorf und Nr. 1 des dasigen Brandkatasters, welches ohne Berücksichtigung der Oblasten nach der ortsgerichtlichen Taxe auf 19,183 Thlr. 10 Ngr. —- mit Einschluß der Wasserkraft gewürdert worden, nebst einem auf 758 Thlr. 20 Ngr. —- taxirten Theile des vorhandenen Inventars freiwilliger Weife im ^achl»ßgr«»dstücke zu Lampersdorf öffentlich versteigert werden. Weiter soll am S4. März 1875 von Vormittags 9 Uhr an das zum Nachlasse gehörige anderweite lebende und tobte Inventar sammt Mobiliar im Nachlaßgrundstütke zu Lampersdorf meist bietend gegen sofortige baare Zahlung öffentlich versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den im hiesigen Amtshause und in dem Gasthofe zu Lampersdorf aushängendeu Anschlag andurch bekannt gemacht wird. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 18. December 1874. Leonhardi. Die Stücke 22 und 23 des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1874 enthalten: Nr. 175. Gesetz, weitere Abänderungen bei der Gewerbe- und Personalstcner betreffend; vom 30. November 1874. dir. 176. Verordnung zu Ausführung des Gesetzes vom 30. November 1874, weitere Abänderungen bei der Gewerbe- und Personal- stcuer betreffend; vom 9. December 1874. Nr. 177. Verordnung, die Gcldverpackung bei den Staats- und anderen öffentlichen Cassen betreffend; vom 10. December 1874. Nr. 178. Verordnung, die Aufhebung einer Bestimmung der Verordnung vom 16. Februar 1865 über die Staatsbauverwaltungen betreffend; vom 21. December 1874. Ar. 179. Verordnung, die Gewichtsbczeichnung des verpackten Geldes betreffend; vom 28. December 1874. Gedachte Stücke des Gesetz- und Verordnungsblattes liegen in hiesiger Raths-Expedition zur Einsicht aus. Wilsdruff, am 7. Januar 1875. Der Stadtgemeinde-Rath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Der Deutsche Reichstag ging am 7. Januar wieder an seine Arbeit. Er hat vollauf zu lhun; denn cS sind zu erledigen die Vor lagen über den Landsturm, über die Reichsbank und die Civilehe, über das NcichsrcchnuugLwcsen und die Naturalleistungen für das Heer. Der preußische Fiuanzminister Camphausen ist durch ein einziges Wort fast populär geworden. Als ihm der Cultusminister Falk 973,000 Thlr. zur Aufbesserung der Lehrcrgchalte abverlangte, ant wortete er: Machen'wir die Million lieber voll! Und so geschah es auch. Fürst Bismarck sagte einmal und zwar sehr ernsthaft, er wolle an seinem 60. Geburtslage alle Würden und Bürden des Amtes ab- werfen, nach Varzi» gehe» u»d seine Aecker baue» mit eigene» Ochsen. Seme Feinde getrösten sich jetzt dieses Wortes und erinnern ihn und andere freundlich daran, daß er am I. April d. I. 60 Jahr alt wird. Sehnen mag sich Bismarck nach Rube und nach den stilleren Freude» des Landlebens, aber sei» großes Tagewerk für Deutschland ohne höchste Noth im Stiche lassen und ein Krautjunker werden, wird er nimmermehr. Eine böse Zeit, in welcher fromme Leute wie Bischof Martin von Paderborn und Erzbischof Melchers von Cöl» in so weltliche Fatalitäten kommen. Bischof Martin ist, wie die Studenten sagen, uä magiülicmm in Berlin cilirt und Erzbischof Melchers wird hart bedrängt wegen rückständiger 29,500 Thlr. Strafgelder, die er für nichtbesctzte Psarrstcllen zu zahlen hat. Wir verstehen zwar von der bischöflichen Politik nichts, meinen aber doch, es wäre klüger und vielleicht auch christlicher gewesen, die 29,500 Thlr. armen Geistlichen, die ja auch hier und da weltliche Bedürfnisse haben, zuzuwenden, als sie dem Fiscus hiuzuwerfen. Papst Pius IX. hat das Jahr 1875 zum Jubeljahr, zum Licht in der allgemeinen Finsterniß gemacht und den Gläubigen Ablässe und allerlei Gnaden angckündigt. Der Herr des Jahres und der Zeit ist freilich ein Anderer nud von dem wissen wir noch nicht, was er ans diesem Jahre machen wird. Die Herren Krupp in Essen und Borsig in Berlin haben das Jahr 1875 auch zum Jubeljahr gemacht für viele Tausende. Sie haben, wie sich bestätigt, erklärt, sie hätten Arbeit vollauf und brauch ten keine Arbeiter zu entlassen, wenigstens keine fleißigen und treuen. Ohne einen Blutstropfen hat sich die letzte Sylvester-Revolution in Spanien vollzogen. Anfang und Ende des verwichcnen Jahres sind in der Geschichte des Landes durch eine» Staatsstreich bezeichnet. Die republikanische Partei, welche durch den ersten ans Ruder kam, hat nbgewirthschaftet, und der juuge König, der heute im Begriff ist, als Alfons Xll. den Thron Ferdinands zu besteigen, tritt an dieselbe Aufgabe heran, die sich bisher für jede Negierung unlösbar erwiesen: dem Lande, um welchen Preis cs immer sei, den lang ersehnten Frie den zu verschaffen. — Das Pronunciamcnto ist heute schon als voll ständig gelnngen zn betrachten. Die Armee und die Marine haben