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Me MM M KMPlW. Von unserem militärischen Mitarbeiter. Lm. Mit der Bekanntgabe unserer neuen Front an del Aisne nördlich und östlich von Soifsons und an der Beste, wo wir in Gefechtsführung mit dem Feinde stehen, scheint die Rückwärtsschwenknng der Armee von Boehn zum Abschluß gekommen zu sein. Unsere Linie verläuft jetzt ziemlich grad- lienig von Fontenoy dem Nordufer der Aisne entlang bis zur Einmündung der Vesle, dann auf dem Nordufer der Vesle bis Reims. Soifsons ist den Franzosen überlassen. Da unsere Rückwärtsschwenkunq nur dir Verkürzung der bishe- rigen Bogenfront auf die Sehnenfront und die gleichzeitige Anlehnung an die Aisne und Vesle zum Ziele haben konnte^ war es selbstverständlich, Soifsons, das auf dem Südufer der Aisne liegt, zu räumen. Die neue Linie bringt uns den Vorteil einer weitgehenden Kräfteersparnis. Allerdings ziehi auch der Feind Vorteile aus der Verkürzung der Front. In, dessen mutz seine Anspannung eine größere bleiben, auch über, wieot der Vorteil auf unserer Seite, weil der Feind durch di? Kämpfe seit 18. Juli in ganz anderer Weise geschwächt wor den ist wie wir. Seine Verluste betragen mehrere Hundert tausend Diann, während unsere Führung, dem Grundsatz -möglichster Kräfteschonunq treu geblieben, das bisherige Er- 'gebnis der feindlichen Offensive mit sehr geringen Verlusten abschließen kann. Die ganze in ihrer Durchführung als operatives Meister stück zu bezeichnende Fechtweise der Armee von Boehn erin nert lebhaft an das Bajonettieren oder Florettieren von ein zelnen Kämpfern, bei denen nach Stoß oder Hieb der ge wandte Fechter ebenfalls zurückspringt, um die nächste beste Gelegenheit oder Blöße beim Gegner zu erspähen. Mit vieler Einzelhieben und -Stichen in dauernder Bewegung vor und rückwärts, zermürbt man den Gegner so, daß er dem Schluß angriff dann unterliegt. Foch hat einen entscheidenden Schlag tun wollen, er wurde zu einem Schlag ins Wasser, der fein« ganzen versammelten Kräfte — im ganzen wurden 61 Mich fionen in den Kampf geworfen — verausaaben ließ. Selbst verständlich lassen sich diese Krölls wieder ergänzen und sammeln, aber wir sind um ein großes Stück im Vorsprung. In der gesamten Kriegslage ist für uns durch die Front verlegung von der Marne zur Vesle keine irgend wie be deutsame Änderung eingetreten, dnacgen ist eine Änderung iu dem beiderseitigen Kräftemaß zu verzeichnen, weil Foch ver geblich an 806 000 Mann geopfert hat, wir entsprechend ge spart haben. Foch suchte eine große Entscheidung und hat, um sie zu erreichen, hohe Blutopfer gebracht. Nennt er das Ergebnis seines Ringens trotz nicht erreichtem Ziele einen Sieg, so gleicht dieser Sieg der zur Zeit im Malvy-Prozeß enthüllter .sshampagneschlacht 1917. deren Hobe vergebliche Blutopfer 7V französische Regimenter und 80 Iägerbataillone Anlaß zur Meuterei gaben. Mit dem gleichen Recht, wie wir jene Eham, pagne-Schlacht eine schwere Niederlage des Feindes nannten Finnen wir in dem Ergebnis der feindlickun Offensive ein« strategische Niederlage des Feindes erblicken. Schließlich sei nochmals daran erinnert, wie oft wir vor unseren Angriffen beiderseits Reims die Häufung der Foch'- lchen Kräfte im Raume Zwischen Montdidier und Chateau Thierry betont haben. Daß dort etwas kommen mußte war . klar. Ilw-r Angriff löste die erwartete feindliche Gegenoffen sive aus, bestimmte sozusagen Ort und Zeit ihres Losbrechens und erfüllte damit einen strategischen Zweck. Der jetzige Zwi schenakt hat also eine Bedeutung, deren hohen operativer Wert wir erst in späteren Phasen unserer Offensive ganz er- kennen werden: denn unsere Offensive geht weiter, wanr und wo unsere Heeresleitung es für gut befindet. 2. Reformen in Indien. Vorschläge für eine teilweise Selbstverwaltung. Rotterdam, 9. August. ' ietzl veröffentlichte Bericht des Staatssekretärs N" Indien Montagu und des indische» Bizekönigs Lor» Ekwmssord über die von der Regierung iu Brttisch-Jndie« geplanten Reformen zeigt, daß eine ziemlich weitgehend« provinziale Selbstverwaltung beabsichtigt ist, von der »u, gewisse Striche wie Birma, die Nordwrstprovinz, Belut schistan, einige kleine Gebiete und einige Gebiete, derer Bevölkerung für die Selbstverwaltung noch nicht reü scheint, ausgeschlossen bleiben sollen. In dem Bericht wird vorgeschlagen, daß die indisch, Regierung, nach Ablauf von fünf Jahren nach Einführung der Reformen eine Untersuchung nach ihrer Wirkung oer- anstalten soll, um ,e nach dem Ergebnis dieser Unter suchung die Befugnisse der indischen Minister in den Pro- omzen zu erweitern oder einzuschränken des Feindes Men j Der Bericht schlägt dann weiter gewisse Änderungen in der indischen Regierung vor. So soll u. a. eine gesetz gebende Versammlung von etwa 100 Mitgliedern, von denen etwa gewählt und ernannt werden soll und zugleich ein Senatsrat aus ernannten und gewählten Mit gliedern geschaffen werden. Indien hätte damit das Zweikammersystem, das schon wiederholt verlangt worden ist. Man darf nun gespannt sein, was von den Vor schlägen dieses Berichts, der anscheinend für Indien ein« Zeit der Freiheit anbahnt, wirklich Gesetzeskraft erlangt Rewrmvorschläge sind schon häufig gemacht worden. El tonmu allein darauf an, wie sie verwirklicht werde». Zwischen Ancre «nd Avre. Mit fünf australischen, drei kanadischen und zwei ode^ mehr englischen und französischen Divio onen hat Haig zwischen der Ancre und der Avre seinen seit mehreres Tagen von uns an dieser Stelle erwarteten Angriff ge macht und dabei auf dem Gelände zwischen Somme und Avre einen Erfolg errungen, während sein Angriff zwischen Ancre und Somme scheiterte. Daß wir den Angriff er warteten, ging aus dem in den letzten Tagen gemeldeten Zurücknehmen unserer vordersten Linien hervor. Wenn nun dem Angreifer trotzdem der überraschende Einbruch in unsere Linien gelang, so ist dies daraus zu erklären, daß er, ebenso wie wir bei unserem ersten Angriff in der Frühjahrsoffensioe, sich einen dichten Nebel zunutzen machte, der seinen Tankgeschwadern er laubte, bis in unsere Artilleriestellungen vorzustoßen und so seiner Infanterie eine Gaffe zu bahnen. Es ist festzustellen, daß der feindliche Angriff, nachdem er 10 Kilometer tief eingedrungen war, zum Stehen gebracht wurde, und daß er nördlich der Somme scheiterte. Ein dauernder Schaden ist durch Haigs Erfolg nicht an- gervchtet worden. Der Angriff zwischen Ancre und Aors war zweifellos die Fortsetzung der Kämpfe in der Cham pagne und zwischen Soifsons und Reims. Da er sein Ziel nicht erreicht hat, werden wir damit rechnen müssen, daß der Feind es noch nachträglich durch Teilangriffe an anderen Stellen zu erreichen versuchen wird. in Nd Am. Die geringen deutsche« Verluste. Zum deutschen Rückzug an die Vesle schreibt dis Londoner „Morningyost": Die deutsche Heeresleitung ver mochte viels Tausend amerikanischer und französischer Soldaten mit einer nur geringen Anzahl deutscher Truppen aufzuhalten. Kleine Truppenteile von 20 bis 30 Mann mit Maschinengewehren hielten halbe Tage lang den Vor marsch französischer und amerikanischer Bataillone auf. Das Unglück ist, daß für Zeitverlust, der nicht durch unverhältnismäßige Verluste ausgeglichen wird, kein Heil mittel besteht. Die Verluste der Deutschen sind durch dir 'errungenen Vorteile aufgehoben, denn die Zeit ist für die Deutschen von größerem Wert, als Verluste an Menschen leben. Außerdem sind die deutschen Verluste überraschend 'gering. Auch konnten die Deutschen fast alle ihr: Ge schütze fortschaffen. Vor neuen Möglichkeiten. Im Berner „Bund" schreibt H. Stegemann: „Dir .Kampfkraft der deutschen Truppen und die Entschluß fähigkeit der Führer haben den auf Durchbruch und Rückenangriff angelegten Flankenstoß in einen Einbruch und opferreichen frontalen Nahsturm verwandelt und die deutsche Heeresleitung instand gesetzt, sich lediglich auf die Vesle zurückzuziehen. Nun ist der Moment gekommen, in fdem Fochs Gegenangriff eine Generaloffensive der Alliierten herausbringen kann, eigentlich sogar herausbringen muß, da die Deutschen zunächst abwehren müssen. Geschieht das nicht, so stehen Hindenburg und Ludendorff vor neuen Ent schlüssen, die vielleicht zu einer völligen Umwandlung des oeldzugs führen." Verzögerter Gefangenenaustausch. Der zwischen Deutschland und Frankreich vereinbarte Austausch der mehr als 18 Monate kriegsgefangenen , "rks?ugkhörigen und der sämtlichen Zivilinternierten ist seit Mitte Juli im Gange. Bisher sind aus Frankreich 800 OtfMere, 1600 Unteroffiziere und , Mannschaften und 1400 Zivilpersonen zurückgekehrt,- eine entsprechende Anzahl von Franzosen ist aus Deutschland entlassen worden. Die für den Austausch von Land zu Land beiderseits vorge sehene Zahl von 8000 Unteroffizieren und Mannschaften konnte leider nicht annähernd erreicht werden, da Frank reich die hierzu erforderlichen drei Züge in der Woche nicht stellen konnte. Russisches Mimaium an Japan. Sibirien erklärt Rußland den Krieg. Stockholm, 9. August. Nack einer stürmischen Sitzung des Moskauer Sowjets hat sich Lenin entschlossen, an Japan wegen des Einmarsches in Sibirien ein Ultimatum zu richten. In der diesem Beschluß voraufgehenden Auseinander' setzung hvb Lenin hervor, daß Japan die eigentlichen Feind' seligkeiten noch nicht eröffnet habe. Wenn Japan nicht die Sowjetregierung stürzen, sondern sich nur Gebiets' vorteile sichern wolle, so sei dies für die Moskauer Re' gierung kein Kriegsfall. Dieser Anschauung stimmte die Mehrheit zu. Als dann aber bekannt wurde, daß die Japaner und Tschecho-Slowaken die Sowjet-Mitglieder erschossen hätten, wurde das Ultimatum aufgesetzt, das zunächst dem japanischen Konsul in Moskau zugestellt werden soll. Sibiriens Kriegserklärung. ^— Die sibirische Regierung in Omsk wird in den nächsten Tagen die formelle Kriegserklärung an die Sowjetregierung in Moskau richten. Die Omsker Regierung verfügte tele graphisch die Verhaftung einiger Mitglieder der inzwischen zvrückgetretenen Regierung in Wladiwostok, da sie Beweis« erhielt, daß es unter ihnen bolschewistische Agenten gäbe, Italien will auch mitmachen. W. Wie der „Corriere della Sera" berichtet, ist noch kein Beschluß über die Beteiligung italienischer Truppen an den militärischen Unternehmungen des Vierverbandes auf der Halbinsel Kola gefaßt morden. Hingegen dürfte Italien bei der Aktion in Sibirien mindestens durch ein« Abteilung Seesoldaten vertreten seich die zurzeit die Ua« »ieuische Botschaft in Peking bewachen. 4^- Lenin und Trotzki bedroht." - Furcht vor Attentätern. Nach Schweizer Blättern ist es unmöglich, in Moskau eine Audienz bei Trotzki oder Lenin zu erhalten. Beide Führer der Bolschewisten sind im Kreml unnahbar und von aller Welt streng abgeschlossen. In Moskau verlautet Kote Kosen. Roman von H. Courihs-Mahler. Iostas Tagebuch. 52j Josta ließ lächelnd ihr Glas an das seine klingen und tat ihm Bescheid. Er leerte das seine bis auf den Grund. Und dann sagte er mit strahlenden Augen: "Und unn den Bruderkuß, Josta. Ich grüße dich als mein geliebtes Schwesterlein!" Mit diesen Worten umfaßte er sie und drückte 'eine Lippen auf die ihren. Unbefangen ließ das Josta geschehen. Gegen Hen nings Kuß wehrte sie sich nicht, wie gegen den Rainers. Aber Henning stieg das Blut heiß in die Stirn, als er Josta in seinen Armen hielt und ihre Lippen berührte. Ein seltsames Gefühl durchzuckte ihn plötzlich, und hastig und unsicher trat er von ihr zurück auf seinen Platz. Zwei Augen hatten diese Szene scharf beobachtet, Lwei Augen, denen nicht das geringste dabei entging «Das waren Gräfin Gerlindes Augen. Graf Rainer war in diesem Augenblick von dem Minister in An- sspruch genommen worden und hatte weder die ge brütete Stirn, noch das hastige, unsichere Wesen seines «Bruders bemerkt. In Gräfin Gerlindes Herzen zuckte aber bei dieser -Beobachtung eine wilde Freude auf. Sie sah auch, daß Graf Henning, auf seinem Platz angekommen, einen Moment wie geistesabwesend vor sich hinstarrte. Aber vergeblich forschte sie bei Josta nach einem Zeichen der Erregung oder Unsicherheit. Gräfin Gerlinde ließ ihre Augen nicht von Josta :nnd Henning, als wollte sie mit ihren verborgenen «Wünschen Macht über sie gewinnen. Nach Tisch, als man sich in ein anderes Zimmer «beaeben h-atte. trat Gräfin Gerlinde vertraulich zu Josta heran, und ihren Arm um sie schlingend, sagte «sie mit ihrem süßesten, sanftesten Lächeln: „Das ist ein reizender Abend, liebe Josta. Ich freue mich so herzlich, daß wir uns kennen gelernt gaben und kann nun die Zeit kaum erwarten, bis «du nach Ramberg kommen wirst. Ich habe dich gleich «vom ersten Augenblick an lieb gewonnen. Wir wollen treue Freundinnen werden und uns gegenseitig volles Vertrauen entgegen bringen, nicht wahr?" Josta dachte bei sich, daß es ihr unmöglich sein «würde, Gerlinde etwas anzuvertrauen, was sie nichi Ledern Menschen würde sagen können. Sie kam sich dieses Gedankens wegen ganz unehrlich vor und hält« ihn gern offen, wie es sonst ihre Art war, ansge- «sprachen. Aber da sah sie die Augen ihres Per-, lobten mit freudigem Ausdruck auf sich und Gerlinde ruhen. „Er freut sich, daß wir so vertraulich zusammen-- stehen," dachte sie. Und da war es ihr unmöglich, -anders als freundlich zu ihr zu fein. « „Es wird mich sehr froh machen, Gerlinde, wenn «. wir einander so vertrauen lernen. Aber ich bin im «Gründe eine so wenig mitteilsame Natur. Du wirst Geduld mir mir haben müssen." Mit fast schmerzhaftem Ausdruck zog die Gräfin Josta an sich. Das wird sich bald finden. Du wirst gar nicht anders können, wenn wir erst einander näher kennen gelernt -haben." Mit einem hilflosen Blick sah Josta zu ihr auf, Sie strebte instinktiv aus ihren Armen und wagl^ es doch nicht, sich frei zu machen. Graf Henning sah, 'wie beklommen Josta blickte, denn er konnte seine Augen nicht von ihr lassen. Es war, als versteh« er Josta, und schnell an ihre Seite tretend, sagte er, um sie zu befreien: „Tu wiolltest mir doch Photographien zeigen, Josta «Darf ich dich da» um bitten?" Mit einer Entschuldigung löste sich Josta schnell aus Gräfin G elindes Armen und ging mit Henning in eines der anstoßenden Zimmer. Die Gräfin lief sie gehen und verwickelte Graf Rainer und den Mi nister in eine angeregte Unterhaltung, so daß sie gar nicht darauf achteten, wie lange Graf Henning uni Josta im Nebenzimmer blieben. Josta hatte drüben einen Photographiekasten auf geklappt und lramte in den darin befindlichen Bildern Sie Hatte mit Henning über einige Aufnahmen ge sprochen, die ihrs verstorbene Mutter selbst gemach hatte. Tie wollte sie ihm zeigen. Er interessierte sich hauptsächlich für Aufnahme«, von ihrer Person. Eine nach der andern legte su Henning vor, wie er es wünschte. Er betrachtet, sie aufmerksam, und immer wieder flog sein Blie «wie vergleick s zu ihr empor und vertiefte sich i» die Züge ihr. Gesichts. Und als -s ihn da so lieb und freundlich ansah als sas re' ude Scheimeulächeln ihren Mund um, «spielte, das so iütz sand, wie noch nie ein Frauen lächeln, da klopfte sein Herz so laut und stark, daß er meinte, sie müsse es hören. Lange «hielt er dann ein Bild von ihr in den Händen, das sie als Backfisch darstellte. „So -habe ich dich zuletzt gesehen, Josta. Und da bin ich so gleichgültig an d-ir vorübergegangen, und habe nicht geahnt, daß du einmal meine Schwä gerin würdest — auch nicht, daß du je so schön und hold werden könntest." Lachend -und unbefangen nahm sie ihm das Bild aus Len Händen und sah darauf nieder. .Damals war ich beinahe eine kleine Vogel scheuche. Ich kann mir denken, daß ich kein herzer freuender -Anblick war. Ein wenig zu meinem Vor teil «hab' ich mich Wohl verändert, und ich freue mich, Latz -ich dir nun besser gefalle. Sonst hattest du mtr« vielleicht gar nicht erlaubt, deine Schwägerin zu! kverden." neckte Sie. !