Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für' das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 76. Freitag, den 1. October 1873. Bekanntmachung. Die unterzeichnete Königliche Amtshauptmannschaft wird Dienstag, den 3. Oetober d. Js., von Vormittags 9—11 Uhr im Gasthofe zum Adler in Wilsdruff Amtstag Malten. ' Meißen, am 23. September 1875. Die Königliche Amtshauptmannschast. Schmiedel. Bekanntmachung. Der für die Flur Niederwartha auf Grund der Neuaufnahme angefertigte Entwurf zu einem neuen Flurbuä-e liegt nebst Besitz standsregister und Flurcroquis sowie einem Nachweise über die Nummern sämmtlicher lebenden Parzellen in dem zeitherigen Flurbuche und über die correspondirenden Nummern in jenem Flurbuchsentwurfe beim Herrn Gemeindevorstand Wirth in Niederwartha zur Euisicht der betheiligten Grundstücksbesitzer in der Zeit vom 1. October bis 15. October d. I. öffentlich aus. Es wird dies mit dem Bemerken, daß etwaige begründete Einwendungen gegen diesen Entwurf innerhalb 14 Tagen nach Ablauf der Auslegungsfrist und spätestens de« 28. Oetober ds. Js. entweder mündlich oder schriftlich bei der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft anzubringen sind, sowie unter der Verwarnung, daß später anzubringende Einwendungen unbeachtet gelassen und der Flurbuchs-Entwurf für anerkannt erachtet werden wird, hierdurch be kannt gemacht. Meißen, am 24. September 1875. Die Königliche Amtshauptmannschast. Schmiedel. Vusfall der 1875er Erndte. Aus Thüringen vom 23. Sept. Nachdem die Getreide-, größtentheils auch die Kartoffelerndte unter dem sonnig - heiteren August- wie September-Himmel, — dessen Beständigkeit wir es zu danken haben, daß die im Juli gehegten Besorgnisse um deren trockene Einbringung sich als nichtig erwiesen, — beendigt, ein Ausdrusch zur Befriedigung des ersten dringenden Bedürfnisses an Brod, Futter, Samen und Geld rc. auch verschiedenerseits stattgefunden — läßt sich erst jetzt, zu Herbstanfang, kurz vor Michaelis, über den Ertrag der diesjährigen Erndte zunächst in unserer, — sodann, mit Berück- stchtigung und im Vergleich den Mittheilungen auswärtiger Berichte, auch in anderen Gegenden ein den thatsächlich vorliegenden Er hebungen entsprechendes sicheres Urtheil gewinnen, um auf Grund derselben im Voraus angeben zu können, wie sich rücksichtlich des dies jährigen Erndteausfalles die Preise der Lebensmittel für das laufende Jahr im Allgemeinen stellen werden. Die Erndte, dieser periodisch wiederkehrende natürliche Regulator von Handel und Verkehr, Ge schäft und Verdienst, der wichtige Factor im volkswirthschaftlichen Leben eines ackerbautreibenden Landes und seiner Bewohner mit seinen weitgreifendem Einfluß auf das materielle Wohl des Einzelnen, wie des gesammlen staatlichen Haushaltes — denn nach der Erndte des Landmannes regulirt sich das Geschäft des Bürgers in der Stadt, der Steuern und Abgaben für den Staat, der Preis der nothwendigcn Lebensbedürfnisse; ihr Ausfall berührt sonach unmittelbar den Geld beutel jedes Einzelnen — ist iu ihrem jährlichen Ertrage vorzugs weise abhängig von der Gunst oder Ungunst des Himmels in seinem jeweiligen Wilterungslaufe. ,,Den Acker kann dein Fleiß bebauen vom Himmel kommt der Erndte Loos!" — Die Wahrheit dieses Dichlerworlcs wird stets ihre Geltung behalten auch gegenüber dein rationell fortgeschrittensten ökonomischen WirthschaflSbetrieb, weil — „ans der Wölke kommt der Segen, strömt der Regen!" An ihm wie an der Wärme, diesen wesentlichen Factoren jedes Pflanzenlebens — da hat es in den ersten 9 Monaten dieses Erndtejahres gefehlt; und auch jetzt am Schluffe desselben, vor Michaelis, fehlt es bei der be ginnenden Winterbestellzeit wiederum an einem den Boden erfrischenden Regen, der iu der Gluthhitze des August und unter der andauernden Trockenheit des September vollständig ausgedörrt ist und Gott sei Dank! gestern, den 22. in ausgiebig-willkommener Weise zum fröh lichen Aufgang der Saat endlich wieder gefallen. Für die Vegetations verhältnisse überhaupt und für den Ausfall der diesjährigen Erndte war die Witterung in den ersten zwei Drittheilen ihres Verlaufes von Michaelis bis Johanni eine entschieden ungünstige. Diese Un gunst lag einmal in dem vorjährigen, ungewöhnlich trockenen Herbste, der, auf zwei vorhergehende gleicher Natur folgend, als der dritte der trockenen Jahresperiode 1872, 1873, 1874, um so nachtheiliger sich fühlbar machte in der Verzögerung der Aussaat, wie in dem sehr verspäteten, dabei ungleichmäßig und lückenhaften Aufgange des Samens ans dem ausgedörrten, staubigen, höchst indolenten Acker boden; andrerseits in dem langen bis Ende Mai d. I., namentlich vom 5. Februar bis 24. März 7 Wochen lang andauernden harten Nachwinter, wie er seit 1865 nicht wieder geherrscht, mit seinen ver späteten Schneefällen (den 24. März, 13. April), Nachtfrösten (den -27. und 28. Mai) und austrockenend rauhen Ostwinden, unter deren verderblicher Einwirkung die Vegetation um einen vollen Monat später, erst gegen Ende April eintrat, — während die an sich schon schlecht bewurzelten Ocl- und Halmpflanzen aus Mangel an hin reichender Bestaubung streckenweise auswinterten, so daß die Raps felder fast ganz, Weizen die Hälfte, Roggen Vz umgeackert werden mußten. Erst mit der beginnenden heißen Sommerzeit — einen Frühling haben wir in diesem Jahre entbehren müssen, auch keinen Ucbergang von Winter zum Sommer gehabt, traten mit Voraus- gang einer plölich sehr hoch steigenden Temperatur (den 4. Juni be reits 22,6»R.) die durchdringend erquickend und in Strömen fallenden Regen im Juni, vom 17. an, besonders den 20., 24. und 25. bis