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M Die Einweihung des Hermann Denkmals. M Den telegraphischen Mitthcilnngen über die Enthüllungsfeier am M Montag folgen jetzt ausführliche Detailschr'ldernngen auf dem Fuße M nach, denen wir die interessantesten Hanptmomente entnehmen. Am M frühen Morgen schon wogten die Mcnschenmassen nach der Grotcn- D bürg. Die oben Angekommencn wurden fortwährend durch neuen Zu- I zug verstärkt und bald wuchs ihre Zahl auf 50 bis 60 Tausend » Köpfe an. Die Kaiscrtribüne war auf das Festlichste mit Fahnen I und Laubgewindcn geschmückt, gegenüber der Kaisertribüne stand die I mit Tannenzwcigen bekränzte Nednerbühne und hinter ihr auf einer ' Anhöhe das Blockhaus, in welchem der greise Künstler Jahrzehnte lang mit unermüdlicher Ausdauer gewohnt und an seinem Riesen werk gearbeitet hatte. Inzwischen sammelten sich nach und nach die Gesangs-, Turn- und Sängervercine, die Schützcngildcn, Kriegcr- vereine und die sonstigen Korporationen mit ihren Insignien und Fahnen, welche die Zahl hundert wohl übersteigen mochten. Man bemerkte unter ihnen das amerikanische Sternenbanner — es sollen sich unge fähr 400 Amerikaner an dem Feste betheiligt haben — und die Fahne des Straßburger Turnvereins, welche von der Festversammlung mit sechsfachem Hoch begrüßt wurde. Um 12 Uhr erschien, von donnerndem Jubelruf begrüßt, der kaiserliche Zug. Alle Fahnen hatten sich vor der kaiserlichen Tribüne aufgestellt und lochten dem Kaiser, als er das Podium betrat, ihren Willkommcngruß zu. Fast stärker noch schien das Hochrufen zu dröhnen, als der Kronprinz des deutschen Reiches, von der Menge als „unser Fritz" begrüßt, auf der Tribüne erschien. Endlich legte sich der Jubel und nun bestieg der Gcncral- superintendent Koppen aus Detmold die Rednertribüne und hielt die Weiherede. Er knüpfte an die Worte des Kaisers: „Welch' eine Wendung durch Gottes Fügung!" die in dem Telegramm nach der Sedanschlacht enthalten sind, und wies darauf hin, wie Gott stets den deutschen Heeren in den letzten ruhmvollen Jahren seinen Schutz hat angedeihen lassen, weil die glorreichen Heerführer wie das Heer selbst von gleicher Gottesfurcht beseelt gewesen wären. Als er darauf das Denkmal im Namen des Naters, des Sohnes und des heiligen Geistes einsegncte, erhob sich der Kaiser und entblößte sein Haupt. Die ganze Festvcrsammlung folgte andächtigen Sinnes dem Beispiel des Herrschers und stimmte tiefbewegt in das „Amen!" des Geistlichen ein. Der Detmolder Gesangverein trug darauf eine von H. Ruhl komponirte und von Lechledcr gedichtete Hermanns-Kantate vor, welche mit folgenden Worten schloß: Nis in die allerfernste Zeit Sei unser Leben gern geweiht Des Friedens Heilern Tagen. Doch anders, wenn km Ucbcrmuth Ein Feind uns drängel, Gut und Blut Im Waffentanz zu wagen; Dann zieht das Schwert der deutsche Sohn Und ruft: Zurück mit eurem Hohn, Hier walten wir Germanen Wenn Gott mit uns, ist's bald vollbracht, Der Kaiser kommt mit Volkes Macht, Vorauf die deutschen Fahnen! Die eigentliche Festrede hielt sodann der Geh. Justizrath Preuß. Dieselbe schloß mit der Uebergabe des Denkmals an die deutsche Nation und mit einem Hoch auf Kaiser und Reich. Ein unvergeß licher Moment tvar es, als der Lippe'sche Hofmarschall den greisen Künstler Ernst v. Bandel zur Kaiscrtribüne führte. Nur mühsam brach sich der Alte vom Berge Bahn durch die jauchzende Menge, kräftige Arme hoben ihn über die Balustrade, und wenige Augenblicke später drückte der Kaiser dem Meister die Hand. Der Kaiser erhob sich von seinem Sitze, der Kronprinz, der Prinz Carl, die Fürsten und Fürstinnen solgten seinem Beispiel. Darauf ergriff der Kaiser den Künstler bei der Hand und führte ihn, die Hand an den Helm gelegt, an die Balustrade der Tribüne vor die Augen der in be geisterten Jubel ausbrcchenden Menge. Thränen stürzten aus den Augen des greisen Künstlers, der sich tief ergriffen über die Hand des Kaisers beugte, von diesem aber freundlich aufgcrichtet und von Neuem der Fcstversammlnng zugewendet wurde. Darauf begab sich der Kaiser mit der Fürstin von Lippe nach dem ungefähr 300 Schritt entfernten Denkmal, wohin ihn der Bildhauer v. Bandel führte. Die Lippe'schen Gcnsdarmen mußten dem kaiserlichen Zuge einen Weg durch die dicht gedrängte Menge bahnen, welche den ganzen Platz nm das Denkmal besetzt hielt. Als der Kaiser vor dem Hermann denkmal sichtbar wurde, brach von Neuem der Jubel der Menge los, und Mancher mochte wohl in diesem Augenblicke an die goldene In schrift denken, die auf dem Schwerte des Cheruskers glänzt: „Deutsche Einigkeit meine Stärke, Meine Stärke Deutschlands Macht." (Dr. Ztg.) Der Jesu itcnplt ter Sccchi über die Sonne. (Schluß.) Die Wasserstoffschicht der Sonne geht nach Außen zu in eine sehr umfangreiche äußere Hülle außerordentlich verdünnten Gases über; es ist dies die sogenannte Leukosphäre, welche während der totalen Verfinsterngen sichtbar wird und dann die berühmte Corona oder Lichtkrone bildet. Das Spectroscop weist in der Corona vor- üglich die erwähnte gelbgrüngelbe Linie nach. Im Innern der Sonne gehen stets gewaltige Bewegungen vor sich, die Masse des Lichtnebcks der Oberfläche ist daher in steter Wallung begriffen. Vielleicht ist sogar Ler Durchmesser der Sonne selbst keineswegs immer der nämliche; wenigstens haben sich Unter schiede in den Messungen ergeben, die kaum aus Beobachtungsfehlern zu erklären sind. Sehr häufig ereignen sich stärkere Eruptionen, durch welche die leuchtende Masse an einzelnen Stellen gehoben und ihr Glanz verstärkt wird, wodurch die bereits erwähnten Fackeln entstehen. Diese Fackeln finden sich überall gleich häufig aus der Sonne, am Aequator sind sie seltener als in einiger Entfernung davon, weiter pvlmärts folgt eine Zone, in der man sie nur ausnahmsweise be merkt, während in der Nähe der Pole selbst ihre Häufigkeit wieder zunimmt. Den Fackeln entspricht in der Regel in der durchsichtigen Gashülle der Sonne eine Protuberanz, d. h. eine glühende Wasser» stoffsänle gleich denen, Weiche bei totalen Finsternissen als rothc, die dunkle Scheibe umgebende Flammen wahrgenommen werden. Solche Protuberanzen sind mit Hilfe des Spcctroscops übrigens zu jeder Zeit an der Sonne zu beobachten. Häufig hat die Bildung der Fackeln, also die Auswühlung der leuchtenden Hülle die Entstehung von Flecken zur Folge; es ist dies jedoch nicht in den Polargegenden der Sonne der Fall. Die gehobenen Massen kühlen sich ab und stürzen dann wieder dem Sonnenkörpcr zu; es bildet sich ein Wirbel in dessen Milte verhältnißmäßige Ruhe herrscht, so daß sich die Me talldämpfe daselbst mit geringer Leuchtkraft niederschlagen. Die Me talle selbst scheiden sich nach ihrer Schwere; das Eisen sinkt nach unten während das leichtere Calcium oberhalb desselben lagert und Las noch leichtere Natrium die äußerste Mctallschicht des Flecks bildet. In den Wasscrstosfmasscn der Protuberanzen beobachtet man unglaub lich heftige Stürme und Bewegungen. Man muß annehmen, daß Lie Fackeln, Flecke und Protuberanzen durch äußerst gewaltsame Eruptionen zu Stande kommen. Druck- und Temperaturunterschiede werden dazu die Veranlassung geben, so daß von den uns bekannten Vorgängen auf der Erde vielleicht die Gehser oder heißen Spring- quellen noch die meisten, allerdings sehr schwachen Analogien jener gewaltigen Erscheinungen auf der Sonne bieten. Sehr merkwürdig ist cs, daß die Häufigkeit der Sonnenflecke periodisch ab- und zunimmt. Durchschnittlich liegen etwa über 1l Jahre zwischen je zwei Häufigkcitsperioden der Sonnenflecke; eigen- thümlichcr Weise zeigen auf unserer Erde die Nordlichter eine ähnliche Periode. Die Uebercinstimmung ist zwar keine vollkommene, aber sie ist doch groß genug, um den Zusammenhang beider Erscheinungen darzulhuu. Eine befriedigende Erklärung haben diese Beziehungen zwischen Sonnenflecken und Nordlichtern noch nicht gesunden. Die Temperatur der Sonne ist jedenfalls eine ganz enorme. Directe Messungen der Warme der Sonnenstrahlen, welche Lie ErLe empfängt, haben Ergebnisse geliefert, aus denen sich berechnen läßt, daß an dem Ausgangspunkte dieser Wärme, also auf der Senne selbst, eine Hitze von ctwg 5 Mill. Grad Celsius herrschen muß. Allerdings ist die leuchtende Oberfläche wahrscheinlich viel kühler, während die Rechnung, auf das Innere des Sonnenkörpers angewandt, zu einer Temperatur von 40 Mill. Grad führt. Sccchi scheint sich allerdings die Zahl für richtig zu halten, allein die Methode, durch welche "sie gefunden ist, scheint zuverlässiger zu sein, als sämmtliche andere Bestimmungsversuche. Zöllner in Leipzig hat, von anderen Principicn ausgehend, die Temperatur der Sonne zu ermitteln ver sucht und ist zu ffchr viel kleineren Zahlen gelangt. Die Oberfläcbc der Sonne soll nach ihm nur wenig über 13,000 Grad warm sein während er in mäßiger Tiefe allerdings auch eine Hitze von mehr als einer Million Grad annehmcn muß. Von der Beschaffenheit Les Innern der Sonne kann man sich keine genügende Vorstellung bilden. Die dort herrschende Temperatur ist jedenfalls so enorm, daß wir kaum begreifen können, wie beider* selben irgend ein Körper in anderem als lustsörmigeu Zustande be stehen kann. Andererseits ist der Druck im Innern der Sonne eben falls so enorm, daß wir glauben möchten, cs müsse unter dem Ein flüsse desselben jedes Gas flüssig werden. Druck und Temperatur wirken somit in entgegengesetzter Weise auf die Stoffe ein; beide Kräste gestatten auf der Sonne keine Vergleiche mit irgend welchen irdischen Verhältnissen und so ist kein Mittel vorhanden, die Frage mit einiger Sicherheit zu entscheiden. Zöllner hält den flüssigen, Sccchi den gasförmigen Zustand des Innern der Sonne für wahr scheinlicher; 'vielleicht' besteht nach Secchi zwischen beiden Zuständen unter hohem Drucke kein wirklicher Unterschied. Die Wärmemenge, welche die Sonne alljährlich durch Strahlung verliert, ist so unglaublich groß, daß man nicht umhin kann, sich nach einem Ersatz dieser Wärme umzusehen. Durch allmähliche Ver kleinerung und Zusammenziehung würde sich allerdings die abge gebene Wärme bis zu einem gewißen Grade ersetzen lassen. Wenn die Sonne allmählich so dicht würde, wie die Erde jetzt ist, so würde sie 17 Mill. Jahre lang die nämliche Temperatur bewahren tonnen. Der Ucbergang der gasförmigen Stoffe in den flüssigen und festen Zustand, so wie die chemischen Verbindungen, welche die Elemente eingehcn, winden fernere enorme Wärmeguantitäten frei machen. Schließlich, allerdings nach einer für unsere Begriffe außerordentlich fernen Zeit, muß die Sonne indcß doch einmal erkalten, falls ihr nicht auf einem uns noch ganz unbekannten Wege neue Wärmemengen zugeführt werden. Mit der Annahme, daß die Sonne unter Abgabe von Wärme stetig kleiner wird, hängt die Vorstellung zusammen,