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Dienstag, den 28. September 1875 75. Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Sicbcnlehn und die Umgegenden. Amtsölatt für das Königliche GerichtsamtWilsdruff und den Stadtrath daselbst. Bekanntmachung. In Gemäßheit des Gesetzes vom 14. September 1868, die Bildung der Geschwornenlisten und der Geschwornenbank betreffend, ist die Liste der in hiesiger Stadt zu dem Ehrenamte eines Geschwornen befähigten Personen revrdirt worden und liegt dieselbe vom 1. bis 15. October dieses Jahres in der hiesigen Rathsexpeditiou zu Jedermanns Einsicht aus. Indem wir dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß bringen, machen wir zugleich darauf aufmerksam, daß Gesuche um Befreiung von dem Geschwornenamte nach Z 5 des obangeführten Gesetzes, bei deren Verlust, ingleichen Einsprüche gegen diese Liste wegen Ueber- gehung fähiger oder Eintragung unfähiger Personen in der obangegebenen vierzehntägigsn Frist bei uns und zwar die Gesuche um Be freiung schriftlich anzubringen sind. Wilsdruff, am 28. September 1875. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Wilsdruff, am 27. September 1875. Vom nächsten 1. October an tritt bei der hiesigen K. Postanstalt ein etwas veränderter Postengang ein. (Siehe Post-Bericht letzte S.) — Ebenso ändert sich mit demselben Tage der F. A. Herrmann'sche Omnibus-Fahrplan. (Siehe Inserat in heut. Nr.) Die Einberufung des sächsischen Landtags steht nach einer Mittheilung im „Dr. Journ." für Dienstag den 12. Okt. bevor. Freiberg, 24. September. Gestern Abend VslO Uhr ist in dem Processe gegen die Direktoren der Pirnaer Bank das Erkenntnis; des hiesigen königl. Bezirksgerichts erfolgt. Ernst Moritz Bretschneider ist verurthcilt worden zu 1 Jahr 9 Monaten Gefängnis;, wovon 9 Monate als verbüßt zu erachten; Felix Marx zu 6 Jahren Gesängniß wovon 1 Jahr 6 Monate als verbüßt zu erachten; Alfred Marx zu 2 Jahren Gefängnis;, wovon 2 Monate als verbüßt zu erachten sind. — Bei etwa 2 Änklagepunktcn erfolgte Frei- bcz. Straffreisprechnng. Gegend von Freiberg, 21. September. Das öffentliche Probe- Pflügeu, das man, wie seiner Zeit gemeldet wurde, vor Kurzem auf den Feldern des Rittergutes Oberschöna abgehalten, hat sich augenscheinlich so praktisch und interessant erwiesen, daß es demnächst eine löbliche Nachahmung erfahren wird. Es werden nämlich die landwirthschaftlichen Vereine zu Friedersdorf, Oberbobritzsch und Pretzschendorf Donnerstag den 30. Sept., Nachmittag 2 Uhr, ein ganz gleiches veranstalten, und zwar auf den Feldern des Ge- wcindevorstands Butze in Sohra. Besitzer und Erbauer guter Ackerwerkzeuge werden bereits aufgefordcrt, dergleichen bis spätestens früh 7 Uhr des gedachten Tages bei Butze abzuliefern und für die in Aussicht genommene Probe zur Verfügung zu stellen. Nicht nur die Mitglieder der genannten Vereine, sondern auch andere Land- wirthe, wie Schmiede- und Stellmachermeister werden gleichzeitig zum Besuch dieses Probepflügens eingeladen. Aus Hainichen berichtet man dem „Dr. I." unterm 20. Sep- tember: Vergangene Nacht gegen 11 Uhr sind der Wirthschaftsbesitzer Kühnert in Ottendorf und seine Ehefrau in dem Bette überfallen und Beide mit einem Knüppel auf den Kopf, resp. Hand und Arm ge schlagen worden Hierbei hat eS sich jedenfalls um eine beabsichtigte Beraubung der als bemittelt geltenden Kühncrt'schen Eheleute gehandelt, doch hat schttetzuch der Thäter auf das Hülferufen der Verwundeten mit Zurücklassung das Knüppels die Flucht ergriffen. Der Verdacht lenkte sich alvbalb gegen den Schmiedegescllen H. Dittmann, und ist derselbe bereits verhaftet worden. Meißen. Am 21. Sept, brach in Großdobritz im Pretzsch- ner'schen Gasthofs- und Brauschenkengule Feuer aus, das mit so rasender Schnelligkeit um lieh griff, daß dem Besitzer, seiner Familie und dem Gesinde nur Zeit blieb, das Leben zu rellem Leider scheint das Letztere nicht von allen Bewohnern behauptet werden zu dürfen. Ein Knecht wird bis jetzt noch vermißt. Der Aime hat wahrschein lich in den Flammen den Tod gesunden. Der Verlust, der den Be sitzer trifft, ist überaus hart, zumal va ein bedeutender Vorrath heurige und vorjährige Körnerfrucht verbrannt ist. Am 23. Sept, wurde in Dresden in feierlicher Weise der Grund stein zur dritten Elbbrückc gelegt. Mühltroff. Der S^jährige Enkel des Leinwebers Wolfram in Treuen hat am 22. Sept, ein seinem Vater gehöriges Ziegenstall- gcbäude, welches unweit des Bahnwärterhäuschens Nr. 144 der Leipzig- Hofer Linie steht und in welchem er mit seinem 2V2jährigeu Pflege- bruder E. Herrmann Seeling aufhältlich gewesen ist, in Braud gesteckt und ist hierauf, ohne den Großeltern etwas davon zu sagen, nach Oberpirk zur Schule gegangen. Der kleine Seeling ist allein in dem angebrannten Gebäude geblieben und hat hierbei in den Flammen seinen Tod gefunden. Sein Leichnam wurde bald darauf in ange kohltem Zustande unter dem Schult hervorgezogen. Wolfram und sein Enkel sind verhaftet worden. Borna. Am 21. Sept, ist das Dorf Kitscher von einem Feuer heimgcsucht worden. Es brannten die Wohn- und Wirthschastsge- bäude der Gutsbesitzer Reimann, Stein, Weiske, Gilbert, Frenzel, Zenker und Haudrack, im Ganzen 7 Wohnhäuser, 5 Schei neu und 6 Seitengebäude, nieder. Das Feuer soll durch zu starkes Einseuern unter dem Kessel im Reimann'schen Gut entstanden sein, wodurch sich die Esse und von da aus das Dach entzündet hat. In Folge der herrschenden Trockenheit verbreitete sich das Feuer nach den übrigen Grundstücken weiter. — Am 20. Sept, sind in Nenkersdorf eben falls 3 Häuser mit Schuppen und 1 Scheune abgebrannt. Schlettau, 24. Sept. Auf Anregung des Bürgermeister Zeidler erschienen am 18. d. M. die Vertreter von 20 Stadt- und Landge meinden in Schlettau zu einer für sie wichtigen und auch für weitere Kreise interessanten Berathung. Das „CH. Tgbl." meldet darüber: In Rücksicht darauf, daß die Gemeinden jetzt mit der Festsetzung ihrer Lehrergehalte schon weit über die gesetzlich normirten Summen hinausgehen müssen und daß dies bei dem jetzt herrschenden Lehrer mangel und bei den verstärkten Anforderungen, welche das neue Schulgesetz an die Schulgemeinden stellt und im Interesse einer ge deihlichen Entwickelung des Schulwesens stellen muß, noch mehr sich steigern wird, hatte hier schon seit längerer Zeit die Uebcrzeugung Platz gegriffen, daß nolhwendigerweise der Staat eingreifen müsse, wenn für die so verschiedenartig situirten Gemeinden einigermaßen ein gerechter Ausgleich geschaffen und die Entwickelung der Volksschule nicht geschädigt werden solle. Bürgermeister Zeidler hatte zu dem Zwecke eine Petition an das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts und an die Ständeversammlung entworfen, in welcher die gesetzgcbrischen Faktoren um Uebernahme der Alterszulagen für die Volksschullehrer auf die Staatskasse ersucht werden sollen. In obiger Versammlung fand diese Petion nun nach kurzer Berathung einstimmig Beifall und kein Vertreter der Gemeinde schloß sich von der Unterschrift aus, wie auch verschiedene Vertreter anderer Ge meinden, welche an dem Erscheinen behindert waren, von vornherein ihre Zustimmung zu Abfassung dieser Petition zu erkennen gegeben