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Wochenblatt 1875 .V 44. Freitag, den 11. Juni Nachdem der Kaufmann ^.ntUon visäsrieli Höiätmnnn zu Humbui-A die Beleihung des ihm allein gehörigen Berg gebäudes „Herders Fundgrube bei Wilsdruff" auf Gold und Silber mit Beibehaltung desselben auf alle übrige verleihbare metallische Mineralien unterm 5. vor. Monats nach einer anher gelangten Mitteilung des Königl. Bergamtes Freiberg los gesagt hat, so wird diese teilweise Lossagung unter Bezugnahme auf 8 169 des Allgemeinen Berggesetzes vom 16. Juni 1868 und 8Z 136 und 137 der Ausführungsverordnung dazu vom 2. December 1868 auf Requisition des gedachten Berg amts hiermit öffentlich bekannt gemacht und gleichzeitig noch besonders daraus hingewiesen, daß den Gläubigern dieses Berg gebäudes das Recht zusteht, binnen einer Frist von drei Monaten, von dieser öffentlichen Bekanntmachung an gerechnet, bei dem unterzeichneten Gerichtsamte auf Zwangsversteigerung obiger aufgegebener Bergbauberechtigung anzutragen und ihre Be friedigung daraus zu verlangen. Köttial. Gcrichtsamt Wilsdruff, m, 7. Juni IMS. In Jnterimsverwaltnng: I >i - Assessor. für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, SLebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche GerichLsamL Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. HanMbnng der städtischen Feuerwehr. Sonntag, den 13. dieses Monats, Bormittags LV Uhr, soll auf dem hiesigen Neumarkte eine der in § 51 des hiesigen Feuerlöschrcgulattvs vorgeschriebenen .Aauhtühunge« der Feuerwehr abgehaltcn werden und haben sich hierzu sämmtliche Feuerwehrmit- glieder, Abchellungsführer und Mannschaften, unter Anlegung ihrer Dienstabzeichen, bei Vermeidung der in 8 52 des gedachten Feucrlösch- regulalivs angedrohtcn Ordnungsstrafe pünktlich einzufindcn. Sonnabend vor der Haupiübung, den LS. dieses Monats, Abends 8 Uhr, Versammlung sämmtlichcr Feuertvehrmitglieder un hiesigen Rachhaussaale. Wilsdruff, am 3. Juni 1875. Der S t a d t g e m e i n d e r a t,h. - - Ficker.' Tagesgeschichte. Kaiser Wilhelm ist nach Ems, Fürst Bismarck nach Varzin ab gereist. Kaiser Wilhelm hat den kleinen Thiers in Paris, auf den er ein grohes Stück hält, mit der Prachtausgabe sämmtlichcr Werke Friedrich pes Großen ein sehr sinniges Geschenk gemacht. Thiers, der Geschichtschreiber Napoleon I., vergleicht nun eifrig die sämmt- lichen Werke des deutschen alten Fritz mit den sämmtlichcn Werken Napoleon des I. Das Ergebniß dieser Vergleichung ist für ihn etwas niederschlagend: Das alte Napoleon hat (gottlob!) keinen ebenbürtigen Fortsetzer seiner Werke gefunden, während die Werke Friedrich des Großen von dem Kaiser Wilhelm und Fritz junior nicht nur fortge setzt, sondern auch zum glänzenden Abschluß gebracht worden sind. Und diese neueste Ausgabe heißt: Das Deutsche Reich. In Sachen der Matrikular-Beiträge hat der Bundesrath am 4. Juni beschlossen, dem Antrag Weimär's Folge zu geben und zwar sollen zunächst zwei Gesetzentwürfe betr. die Erhöhung der Brau steuer und die Einführung der Börscnsteuer ausgearbeitct werden. Die überwiegende Mehrheit der Negierungen hält an dem Wunsche fest, die Matrikularbeiträge, soweit sie einmal nicht ganz beseitigt werden können, auf einer wenigstens annährend gleichen Höhe zu er halten, so daß etwaige Ausfälle im Budget des Reichs nicht durch Erhöhung der Matrikularbeiträge, sondern durch Erhöhung der Neichs- steuern gedeckt werden müssen. Wie man ^>er „Post" aus Wien telegraphirt, hat der deutsche Botschafter in Wien, General von Schweinitz, im Auftrage des Reichs kanzlers Fürsten Bismarck dem Grafen Adrassy für die freundschaft liche Haltung Oesterreich-Ungarns dem englischen Mediationsproject gegenüber den Dank des Deutschen Reiches ausgesprochen. Naumburg und seine nähere Ungebung sind am vorigen Frei tag abermals, und zwar viel schrecklicher als vor einigen Wochen, von Elementarereignissen betroffen worden. Das dortige Kreisblatt berichtet darüber unter dem 5- Juni: „Gewitter der schauderhaftesten Art entluden sich in den gestrigen Abendstunden über unsere Stadt und Gegend, Alles in noch weit höherem Grade verwüstend, als dies durch das letzte, die hiesige Gegend betreffende Unwetter geschehen. Wie cs scheint, durch einen auf den Flemminger Höhen erfolgten Wolkenbruch veranlaßt, strömten die Wassermassen ellenhoch vom Salzthore der Mausa entlang, überall die Passage unmöglich machend, Stuben und Keller füllend, Gartenmauern wegrcißend und viele Häuser arg beschädigend. Vielfach retteten sich die Bewohner durch die oberen Stockwerke der Häuser mittelst Leitern. Allerlei Gegenstände und Vieh kam geschwommen. An der Bahnhofsstraße unterhalb des Moritz- thores fand man eine allem Anschein nach fremde Fran mittleren Lebensalters, die in den Fluchen ihren Tod gefunden hatte. Wie cs heißt, sollen noch mehr Menschen umgekommen sein, doch bleibt die Bestätigung abzuwarten. Wirklich groß ist der Schaden, den das Wasser angerichtet, und entzieht sich derselbe jetzt noch jeder Berech nung. Wie verlautet werden 5 Personen vermißt, die aller Wahr scheinlichkeit nach ihren Tod in den Fluchen gefunden. Oertlichc und sächsische Angelegenheiten. Wie aus dem Jahresbericht der königlich sächsischen Jn- validenst iftung für 1874—75 ersichtlich ist, sind mit derselben 597 sächsische Militärvcreine verbunden, welche durchschnittlich einen Jahres beitrag von 1^/z Thlr. an die Stiftung entrichten. An außerordent lichen Zuwendungen aus der Mitte der Militärvereine gingen der Stiftung noch 34 Thlr. zu. Die regelmäßigen Vereinsbeiträge betrugen 496 Thlr., welche sammt Einnahmen aus anderen Ouellen eine Ge- sammtcinnahme von 3226 Thlr. bilden. Dagegen wurden an 243 Invaliden zusammen 1215 Thlr. Unterstützungen verliehen. In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag ist in Weigmanns- dorf bei Freiberg in einem zum Fritzsche'schen Gute hehörigen Schuppen Feuer ansgebrochen. Dasselbe nahm so schnell überhand, daß nicht nur die Gutsgebäude des Genannten, sondern auch das Haus des Bergarbeiters Lange, sowie der Schafstall des Erbrichter Klemm in kurzer Zeit ein Raub der Flammen wurden und 19 Kühe, 9 Schweine, 1 Pferd mit einem Fohlen u. s. w. ihren Tod gefunden haben sollen. Außerdem soll eine Dienstmagd so bedeutende Brandwunden davon getragen haben, daß ihr Wiederauskommen als mindestens zweifelhaft betrachtet wird. Die Entstehungsursache ist noch nicht ermittelt. Ans Frohburg wird berichtet: Vergangene Woche gab es in unserer Stadl viel Unheil. Eine Frau in Kohren erhängte sich. Ein