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„Wirst Du Dir aber nicht den Magen verderben?" fragte Luit garde besorgt. „Du gönnst cs mir wohl nicht?" fragte der Vater mit dem kindischen Mißtrauen des Atters. „O, wie kannst Du so arg von wir denken", entgegegnele sie. „Ich hab' mich herzlich gefreut, daß es Dir geschmeckt bat." „Ja, ich weiß selbst nicht, wie das kommt. Siehst Du, GardLen wenn man alt wird, kann man Nichts mehr erwarten. Hättest Du mir morgen erst den Kuchen gekauft, würde er mir gar nicht geschmeckt haben; aber heut' find' ich ihn delicat." Er wickelte schmunzelnd das Zciiungspapier von dem Baumkuchen und blieb mitten auf der Straße stehen, um auch dies Stück mit dem größten Behagen zu verzehren. Die Einhülle hatte er weggewvrfen. Aus Langweile, vielleicht auch ans Neugier, hob Luitgarde das Papier wieder auf und begann es zu lesen. Sie hatte kaum einen Blick hineingeworfen, da zitterten ihre Hände, und in athemloser Hast las sie Weiler. Ein glücklicher Zu fall hatte ihr zum ersten Mal eine genauere Nacht über jene Nacht geliefert. Das zerrissene Zcilungsblatt enthielt eine genaue Schilder ung jenes düsteren Ereignisses, so weit cs in die Oeffcntlichkeit ge drungen. Auch der Tausch der Oberkleider war erwähnt, und daß der Hauptverdacht auf den Sohn des Ermordeten gerichtet, der ver haftet worden und durch eine Menge sich widersprechender Aussagen feine Sache sehr aerschlimmert habe. Luitgarde wußte kaum sich auf den Füßen zu halten; sie schwankte wie gebrochen nach Hause. Ihr Vater bemerkte wenig von ihrem veränderten Wesen; in seiner kindischen Freude über den gehabten Genuß ging ihm die Außenwelt ganz verloren. Das junge Mädchen vermochte in ihrer jetzigen verzweifelten Stimmung nicht, zu ihren Schwestern zurckzukebren; sie sagte dun Vater, daß sie die Einkäufe ganz vergessen habe und deshalb noch einmal umkchrcn wolle; statt dessen schlug sie den Weg ins offene Feld ein, nm ihrem zcrquälwn, — unruhigen Herzen durch heiße Thräncn Lust zu machen. So war also Theodor noch immer im Gefängnisse und die Ge fahr für ihn noch größer geworden. — Und dennoch vermockte Luit garde nicht an seine Scbuid zu glauben. Wenn der Geliebte soeben das Entsetzlichste, eine» Valermorv, begangen, dann hätte er nimmer- mehr an jenem Abend so ruhig, so glücklich sein können. Wohl hatte er Ansangs ein gewisses verstörtes Wesen gezeigt, aber bald war er völlig heiter und voll sorgloser Laune geworden. Selbst aus dem frivolsten Herzen würde sich eine solche That nickt haben so leicht verwischen lassen, und Theodor war eine stille, feinfühlige Natur, der zede Rohheit fern lag. Je mehr sie darüber nachdachle, je weniger tonnte sie an die Schuld des Geliebten glauben, und um jo schmerz licher berührte sie der Gedanke, daß er unschuldig litt. Wie jung sie auch war, das Leben, der Verkehr mit den ver schiedenartigsten Menschen hatte ihrcn Blick geschärft, ibren Verstand ungewöhnlich entwickelt, und deshalb kam sie, nachdem sie ein weinig ruhiger geworden, zu noch ganz andern Schlüssen. Nach jener Zeüungsnvtitz halte der alte Rajowitz seinen Pelz dem Gulsbeiitzer Lange gegeben — und sich mit dein leichten Osfiziermantel Fabian's begnügt. Wenn Theodor seinen Vater hätte erschießen wollen, würde also auf Lange und nicht auf den Ersteren gezielt haben, das war doch sehr einfach, sie begriff nicht, warum dies nicht eben falls den Richtern sofort einlcuchtele und nun stiegen noch ganz andere Vermuthungeen in ihrem jungen, geängstigten Herzen auf.' (Forls. s.) (Eingesandt.) 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