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Wochenblatt Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Liebtulch« und die Umgegenden. Amtsblatt V- 24 Freitag, den 26. März Weckenden Frühling, belebendes Licht! Thane das Eis und den Schnee von den Fluren. Dringe in's Land, daß der Keim es durchbricht; Zeig' uns vom Lenze die grünenden Spuren. Frühling! O Frühling! Wie zauderst du lang! Ach wie so öd' ist der Winter, wie bang! Laß' erschallen im Thal, auf Hohn: „Aufcrsteheu! Ja auferstehen!" Aufwärts zum Himmel den thränenden Blick! Muthig hindurch durch die Trübfal auf Erden! Blicke nicht klagend, nicht sehnend zurück. Vorwärts! Es winken zum Sieg die Verklärten! Was uns geschieden, von Glück uns hier schwand, Ging uns voraus in das heimische Land. Trau' dem Klange aus Himmelshöhn: „Aufcrstchen und Wiedersehn!" v x Küsse die Seele, verjüngendes Licht! Wecke in ihr auch lebendiges Regen, Daß sie die Wolken der Trauer durchbricht. Ström' auf den Geist deinen ewigen Segen, Daß es ihn wieder wie Lenzluft durchdringt, Daß er sich muthiger himmelwärts schwingt, Laß' ihn hören dein Lustgetön: „Auferstehen! Ja auferstehen!" U Werde den Lässigen, Trägen bewußt, Welche die Tage des Wirkens verträumen. Wecke die Menschen vom Taumel der Lust, Welche die heiligsten Pflichten versäumen. Dring' in die Herzen, die bang und verzagt Meinen im Schmerz, daß kein Morgen mehr tagt. Ostcrklang aus des Himmelshöhn: „Auferstehen! Ja auferstehen!" für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 1875' M. Ml M. l V X M M. k-XÄx R K Unter Hinweis auf die Bestimmung in Z 15 Absatz 2 des Gesetzes über die Wegebaupslicht vom 12. Januar 1870 werden die Herren Gutsvorsteher und Gemcindevorstände des hiesigen amtshauptmannschaftlichen Bezirks hierdurch aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, daß im heurigen Frühjahre da, wo solches noch nicht geschehen, an die Communicationswege Bäume gepflanzt rssp. die vorhandenen Alleen, soweit nöthig, ergänzt werden. Meißen, am 20. März 1875. Königliche Amtsbanptmannschast. SchmieLel. . Tagesgeschichte. Der Geburtstag des deutschen Kaisers Wilhelm ist, wie die Zeitungen melden sind auch nicht anders zu erwarten war, auch dieses Jahr in allen deutschen Gauen würdig gefeiert worden. Und mit Recht gedachte das deutsche Volk seines Kaisers zu seinem 78. Geburtstage, denn er war cs, der die alte Sehnsucht nach der Einig ung dec deutschen Stämme erfüllt, der nach trüben Tagen das deutsche Volk in Waffen glorreich von Sieg zu Sieg geführt, als köstliche Frucht dieser Siege das deutsche Reich und das Kaiserthum wieder aufgerichtet hat und des Reiches Mehrer geworden ist. Er ist des Reiches Führer geworden auch in dem Kamps wider Rom. „Mir, schrieb er am 18. Februar v. I. an den englischen Staatsmann Russel, liegt die Führung meines Volkes in einem Kampfe ob, welchen schon frühere deutsche Kaiser Jahrhunderte lang gegen eine > Macht zu führen gehabt haben, deren Herrschaft sich in keinem Land ! der Welt mit dem Frieden und der Wohlfahrt der Völker verträg lich erwiesen hat und deren Sieg in unsern Tagen die Segnungen der Reformation, der Gewissensfreiheit und die Autorität der Ge setze nicht blos in Deutschland in Frage stellen würde." Die früheren deutschen Kaiser, von welchen Kaiser Wilhelm schreibt, waren gute Katholiken, sie kämpften nicht wider die katholische Religion, welcher sie selber angehörtcn, sondern gegen die unerträglichen Anmaßungen der römischen Priesterherrschast, die in dem berüchtigten Worte eines Papstes gipfelten: Der Papst in Rom ist die Sonne, die Könige und Kaiser der Welt sind Mond und Sterne, die von ihm ihr Licht empfangen. — Heute freilich stellt sich „der alt' böse Feind" an, als ob der Kampf, mit Deutschland ein neuer sei, es ist aber der alte Kampf, der mit Hülfe der Jefuiten Deutschland schon einmal in Krieg, Elend, Jammer und Ohnmacht hineingerissen und es Jahr hunderte lang zum Spott und Spielball der fremden Mächte gemacht hat. Einer sei Herrscher im deutschen Reiche, wir brauchen keinen römischen Mitregenten. Hoch Kaiser Wilhelm! Hoch das deutsche Reich! Die Ultramontauen sind unermüdlich in der Verfolgung ihrer Zwecke. Seitdem im deutschen Reiche ihr Wirkungskreis durch das energische Vorgehen der Negierung immer mehr eingeschränkt wird, sind es namentlich die Vereinigten Staaten von Nordamerika, welchen sie ihre Aufmerksamkeit zuwendcu. Sie haben dort ein be sonders günstiges Feld für ihre Agitationen gefunden und bemühen sich jetzt, eine Massenauswanderung nach Amerika zu veranlassen. Schon vor einem Jahre etwa wurden die Behörden darauf aufmerk sam gemacht, daß die auffallend zahlreich in den Ostseehäfen er scheinenden Auswanderer aus Westpreußcn niit einer Art Empfehlungs karle versehen waren, auf welche sie großes Vertrauen fetzten, sodaß es den Eindruck machte, als ob Viele derselben nur durch derartige Empfehlungen zur Auswanderung veranlaßt worden seien. Bei näherer Untersuchung ergab sich, daß die im Besitze der Auswanderer befindlichen Karten von katholischen Priestern oder klerikalen Agitatoren ausgingen und die Inhaber einfach an katholische Personen oder Ge meinden Nordamerikas empfahlen, ohne irgend eine Gewähr für die Realisirung der gemachten Versprechungen zn bieten. Natürlich wurde diesem Unfug ein Ende gemacht und die ermittelten Urheber zur Verantwortung gezogen. Jetzt aber wird dieselbe Agitation an anderer