Volltext Seite (XML)
für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. A ^1.Dienstag, den 16. Marz 1875'.' Bekanntmachung. Auf den zu den Rittergütern Löthain und Schleinitz gehörigen beiden Vorwerken, sowie auf dem Rittergute Sornitz und im Dorfe Sora ist unter dem Viehbestände die Maul- und Klauenseuche ausgetreten. In Gemäßheit § 4 Abs. 2 der Verordnung des Königl. Ministerium des Innern vom 24. März 1875 werden die Gemeindevor stände der nächstgelegenen Ortschaften mit der Veranlassung hiervon in Kenntniß gesetzt, dieß den dortigen Viehbesitzern bekannt zu machen und sie zur Vorsicht anzuermahnen. Königliche Amtshauptmannschast Meißen, am 6. März 1875. Schmiedel. Auf Antrag der Erben des Mühlen- und Gutsbesitzers weiland Friedrich Wilhelm Naumann in Lampersdorf soll am 23. März 1875 Vormittags 11 Uhr das zu dessen Nachlasse gehörige Mühlen- und Zweihufengut Folium Nr. 1 des Grund- und Hypothekenbuches für Lampersdorf und Nr. 1 des dasigen Brandkatasters, welches ohne Berücksichtigung der Oblasten nach der ortsgerichtlichen Taxe auf 19,183 Thlr. 10 Ngr. —- mit Einschluß der Wasserkraft gewürderl worden, nebst einem auf 758 Thlr. 20 Ngr. —- taxirten Theile des vorhandenen Inventars freiwilliger Weife im NachlaHgrundstücke zu Lampersdorf öffentlich versteigert werden. Weiter soll am S 4 März 1875 von Vormittags 9 Uhr an das zum Nachlasse gehörige anderweit lebende und todte Inventar sammt Mobiliar im Nachlaßgrundstücke zu Lampersdorf meist bietend gegen sofortige baare Zahlung öffentlich versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den im hiesigen Amtshause und in dem Gasthofe zu Lampersdorf aushängenden Anschlag andurch bekannt gemacht wird. König!. Gcrichtsamt Wilsdruff, am 18. December 1374. Tagesgeschichte. Wilsdruff, 15. März 1875. Vorige Mittwoch fand im Saale des goldenen Löwen allhier eine außerordentliche Versammlung des Gewcrbvereins statt, für welche der Herr Schulinspector Wangemann aus Meißen einen Vor trag über Fortbildungsschulen zngesagt hatte. Es hatten sich hierzu nicht allein die Vereinsmitglieder zahlreich eingefunden, sondern auch die Herren Geistlichen und Lehrer von hier und zum Theil der Um gegend, sowie königliche und städtische Beamte und ein großer Theil der Bürgerschaft waren erschienen. Der Herr Schulinspector leitete seinen Vortrag damit ein, daß er sich über die Einführung des neuen Schulgesetzes überhaupt und speciell für hiesige Stadl aussprach, wobei er den guten Willen des Schulvorstandes und des Stadtge- mcinderaths einestheils rühmend anerkannte, anderntheils aber auch zu verstehen gab, daß er von Seilen der Bürgerschaft mehr Entge genkommen zur Sache erwartet und die Hoffnung aussprach, daß dies, nachdem man sich mit der zweckmäßigen Einsührung des Schul gesetzes hiersclbst mehr vertrant gemacht habe, sicher zum Segen unserer Schulgemeinde noch geschehen werde. Uebergchcnd zu den Fortbildungsschulen, wie sie durch das Volksschulgesetz vom 26. April 1873 erfordert werden, wies der Herr Vortragende zunächst auf Würtemberg hin, wo solche seit länger denn einem Jahrhundert fegcnbringend bestehen und suchte im Weiteren die Nothwendigkeit solcher Schustm'und ihre Stellung zur Volksschule durch mehrere treffende Beispiele darzulegen. Alle Anwesenden waren dem beinahe zweistündigen Vortrage mit größter Aufmerksamkeit gefolgt und zollten dem geehrten Sprecher am Schluß seines Vortrages durch reichen Applaus U ld Erheben von den Plätzen den wohlverdienten Dank. Eine weitere Discussion über die zweckmäßige Einführung der Fort bildungsschule in hiesiger Stadt lehnte der Herr Schulinspector für diesmal ab, versprach aber bei einem später» Hiersein auch hierin der Behörde und Bürgerschaft rathend zur Seite stehen zu wollen. Tags darauf, Donnerstag Vormittags 10 Uhr, sand im Saale der Bürgerschule die feierliche Einweisung des Herrn Schuldirectvr Beck durch Herrn Schulinspector Wangemann im Auftrage des Kön. Cultus-Ministeriums statt. Auch hierzu hatten sich außer dem Schul vorstande und Ler Behörde, die Herren Geistlichen und andere Freunde unseres Schulwesens eingefunden. Hatte^man am Abend vorher den Herrn Schulinspector nicht allein als außerordentlich gewandten, son dern auch tiefdenkenden Sprecher kennen und schätzen gelernt, so mußte man bei diesem feierlichen Actus die Ueberzeugung gewinne», daß demselben auch ein tiefernster christlicher Sinn imiewohne. Nack dem Gesang einiger passender Gesangbuckverse, flehte derselbe in inbrünstigem Gebete den Segen Gottes auf die Versammlung herab und legte hierauf in ergreifenden Worten dem Herrn Schuldirector ans Herz, welch wichtiges Amt er übernommen und welch hohe Pflichten er zu erfüllen habe in seinem neuen Amte. Nachdem der Herr Schuldirector durch Handschlag verpflichtet worden war, gelobte er noch in kurzer Rede seinem Herrn Vorgesetzten, den Herren Lehrern, ja der ganzen Stadt gegenüber, daß die Erfüllung der ihm aufer legten Pflichten ihin stets über Alles stehen werde. Hieran schlossen sich die Beglückwünschungen an den Herrn Schuldirector im Namen des Schulvorstandes durch Herrn Bürgermeister Ficker, im Namen des Lehrcrcollegiums durch Herrn Cantor Reh, sowie von allen übrigen Anwesenden persönlich. Mit Gesang und Gebet schloß dieser ernste Act. — Mit dem diesmaligen Winter hatten wir — wie ein Landwirth schreibt — bis jetzt alle Ursache zufrieden zu sein. Nach dem langen Herbst, der ein vollkommenes Ausreisen des Holzes am Wein und an den Obstbäumen bewirkte, was uns eine reiche Obsternte in sicherer Aussicht hoffen läßt, trat ein anfangs milder, sehr schneercicher Win ter ein. Zweimal verwandelte sich die ganze Schneemasse in Wasser, ohne daß die Flüsse entsprechend gestiegen wären, weil die dürftige frostfrcic Erde die Feuchtigkeit gierig aufsaugte. So haben wir Heuer einen Schutz in der bedeutenden Mem c der Wintcrfeuchtigkeit erhal ten, der uns schon lange abging und wohl auch mit das Umsichgrei fen des Borkenkäfers begünstigte. Die anhaltende Kälte, wie sie uns der Februar brachte, dürfte zur Vertilgung des Borkenkäfers viel bei tragen. Unsere Weinberge haben gewiß noch nirgends Schaden ge litten, vielleicht eher die Reblaus im festgefrornen Boden. Ganz feine Obstsorten dürfte wohl das Einzige sein, was örtlich geschädigt werden konnte. Die Saaten sind alle unversehrt, wie bei der Ein winterung. Doch nun seufzt Alles nach dem Abschied des Winters, der Landwirth möchte schon gerne anbauen, denn je länger die Ve- getationszcit, desto eher ist auf gute Körnerfechsung zu hoffen, die wir auch bis jetzt im Jahre 1875 zu erwarten uns berechtigt glauben.