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für Wilsdruff. Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 3-' 18. Freitag, den 26. Februar 1878 Subhastations - Patent. Auf Antrag der Erben des Gutsbesitzers weiland Friedrich Ernst Gießmann in Grumbach s,ll am 18. März 1873, Vormittags 11 Uhr, das zu dessen Nachlasse gehörige Einhufengut Folium 8 des Grumbacher Grund- und Hypothekenbuches, vormals Niederreinsberger An theils, welches ohne Berücksichtigung der Oblasten am 26. Januar d. I. auf 17,757 M. 10 Pf. gewürdert worden, nebst einem auf circa 300 M. taxirten Theile des vorhandenen Inventars freiwilligerweise im NachlaHgrundstücke z» Grumbach öffentlich versteigert werden. Weiter soll am folgenden Tage, den 19. März dieses Jahres, das anderweit zu dem obgedachteu Gute gehörige Vieh, Schiff, Geschirr und Mobiliar, von welchem ein Verzeichniß am Amtsbrete zu Wilsdruff und in dem Erbgericht zn Grnmbach aushängt, in dem Rachlaßgruurstücke von Bormittags 9 Uhr an durch die Orts- gerichte meistbietend gegen sofortige baare Zahlung öffentlich veräußert werden; die Auction des zu versteigernden Viehs nimmt ihren An fang erst des Nachmittags 2 Uhr desselben Tages; was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle und im Erbgerichte zu Grumbach aushängenden Anschlag hierdurch veröffentlicht wird. Königliches Gcrichtöamt Wilsdruff, am 5. Februar 1875. Leonhardi. Tagesgeschichte. In den dem Fürsten Bismarck nahestehenden Kreisen wird wiederholt constatirt, daß das Verlangen desselben, aus seiner bis herigen Stellung auszuscheiden, lediglich durch die Rücksicht auf seine Gesundheit hervorgerufen ist. Eine Lösung der Frage in dem einem oder dem anderen Sinne wird jedenfalls im Laufe des Sommers erwartet. Einem Erlaß des Bundeskanzlers zufolge wird von den Reichs behörden von nun an für das 10-Markstück die Benennung „Krone" und für das 20-Markstück die Benennung „Doppelkrone" angewendet. Eine Stimme aus der ueuen Welt! Der alte Achtundvierziger Friedrich Hecker, der Führer des tapfern Hecker-Regiments im letzten amerikanischen Bürgerkriege und einer der gefeiertsten Männer der transatlantischen Republik, hat wieder einmal etwas von sich hören lassen. Dem „Frkf. Journ." zufolge hat er an Freunde in Baden einige in der „Westlichen Post" zu St. Louis veröffentlichte Artikel: „Ueber das vatikanische Conzil und die amerikanische Union" und dann „Eine merkwürdige Entwickelungs-Epoche" gesen det. Er hält die Folgen des genannten Conzils für bedenkliche be züglich der Union. Er verweist auf die Zahl römisch-katholischer Uebersiedler aus Europa, auf die bedeutenden Besitzungen und Ver- mögcuszustände der katholischen Kirchen, Stiftungen und klösterlichen Verbände, auf ihren Einfluß durch die Schulen, auf ihre Verbindungen mit Internationalen und Sozialisten. Hecker fordert alle Freunde der Glaubensfreiheit zur kräftigen Bekämpfung der von den Jesuiten geleiteten Hierarchie aus. In dem am 18. Januar erschienenen Ar tikel „Eine merkwürdige Entwickelungs-Epoche" verweist Hecker auf die künftige Gestaltung katholisch-kirchlicher Dinge. Die Nachfolger Pius IX. würden die vatikanischen Grundsätze nicht aufgeben, aber wohl ein schroffes Vorgehen vermeiden. Bei der neuen Papstwahl würden Deutschland und Italien, vielleicht auch Rußland gemein sam handeln. „Die Vice-Herrgottschaft auf Erden war bisher italienisches Familiengut." Dagegen müsse sich der Einfluß des welt lichen europäischen Staates auch geltend machen. Hecker ermahnt die Bürger der Union, ihre Gleichgiltigkeit bei dem Streben der Jünger Loyola's aufzugeben. Bismarck wird von Hecker als „Pfaffen hammer" bezeichnet. Der Kaiser von Oesterreich hat, und zwar ganz aus eigenem Antriebe, um den üblen Eindruck der Broschüre des Erzherzogs Jo hann Salvator auszuwetzen, verfügt, daß ein Mitglied des Erzhauses, und zwar Niemand anders, als Erzherzog Albrecht, der bisher gerade für den Mittelpunkt der anti-deutschen Partei in Wien galt, dem Berliner Hofe einen Besuch abstatte, um denselben der unwandelbaren freundnachbarlichen Gesinnungen Oesterreichs zn versichern. Kaiser Wilhelm hat diese Anzeige mit ungemeiner Befriedigung ausgenommen. Aus Madrid, 19. Februar, wird gemeldet: Die von auswär tigen Blättern verbreitete Nachricht, daß die königlichen Truppen sich über die Abrolinie zurückgezogen haben, wird regierungsseitig als völlig unbegründet bezeichnet. Die Armee hält noch wie vor die den Carlisten abgenommenen Positionen besetzt und befestigt die Agra- Linie (Nebenfluß des Ebro) in einer Ansdehnung von 60 Kilometern. Die Nachricht, daß Bilbao von Neuem durch die Carlistcn bedroht ist, entbehrt ebenfalls der Begründung. Auf dem spanischen Kriegsschauplätze wollen die Dinge nicht vorwärts gehen. Es scheint der alfonsistrschen Nord-Armee un möglich zu sein, allein durch militärische Operationen dem Carlistcn- Aufstande ein Ende zu machen. Die Besetzung des eroberten Gebie tes, welche anfangs auf baldige gänzliche Niederwerfung der Carlisten hoffen ließ, bereitet den Truppen unendliche Schwierigkeiten in der Verpflegung und im Wachtdienst. Die Bevölkerung Navarra's hält treu zu Don Carlos und scheut vor keinem Mittel zurück, dieses den alfonsistischeu Truppen zu beweisen. In Folge dessen können die Truppen nur in größerer Anzahl einquartiert werden, um ihres Lebens sicher zu sein. Lebensmittel sind für die Alfonsisten in diesem reichen Lande nur in ganz ungenügender Weise aufzutreiben und müssen die selben durch Proviautkvlonnen znm größten Theile herbeigeschafft werden. Der Vorpostendienst ist ermüdend und aufreibend, da so wohl die carlistischen Freiwilligen als auch die Landesbewohner die Postenketten fortwährend beunruhigen. Unter diesen Umständen ist ein Ende des Krieges noch lange nicht abzusehen. Oertlrche und sächsische Angelegenheiten. In Meißen hat sich eine interessante Erscheinung vollzogen. Da sich im Laufe der letzten Monate mehrfach Konsumvereine zur Beschaffung billiger Lebensmittel gründeten, so sind nun auch eine Anzahl Colouialwaaren-, Prvducteu- und andere Händler zu einem kaufmännischen Consnmverein znsammengetretcn und sie sichern dem Publikum in öffentlichen Bekanntmachungen zu, daß sie demselben je den Vortheil, den andere Cvnsumvereine gewähren, auch gewähren wollen. Die Selbstthütigkeit des Publikums hat also einen wesent lichen Erfolg erzielt. Bei einem Brande in Leipzig, welcher in der Nacht vom 21. zum 22. d. den Dachstuhl des Mittelgebäudes zwischen Dorothecn- und Colonnadenstraße in Reichels Garten zerstörte, haben leider drei Menschen den Tod gefunden, nämlich der in einem Dachlogis jenes