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3 da; wenigstens litcß sich hier am ehesten ein Zusammentreffen hoffen. Elise sah sich in ihrer Erwartung getäuscht. Wanda hatte sich nicht hierher verirrt; nun konnte die Schwester nicht länger zweifeln, daß dieser Schuß von dem unglücklichen Mäochcu herrühre, daß es vielleicht —> War cs ihr auch entsetzlich, mit dieser qualvollen Unruhe im Herzen, lustige Stücke anfzuspielen, so hoffte sie Loch, daß Wanda damit am ehesten entdecken konnte, wo sie geblieben waren, und von dem bekannten Gesäuge angelockt, sich wieder cinfinden werde. Draußen hatte sich das Unwetter völlig gelegt, das Mondlicht schüttete feinen vollen Glanz über die alten Föhren aus, und ein tiefer Frieden schien wieder in der Natur zu herrschen. Elise bat nur nm das Eine, daß sic ein Fenster öffnen dürfe, da sie frische Luft brauche, wenn sie weiterspiclcu wolle, und obwohl der Wirth dagegen lebhaften Einspruch erhob, war doch die Mehrzahl seiner Gäste dafür, dem immer bleicher werdenden Mädchen diesen Wunsch zu erfüllen. „Das zieht nur die Förster herbei", bemerkte Kralle äußerst be denklich. „Zum Henker! Die sollen nur kommen", riefen einige der wilden Gesellen, und blickten dabei in den Winkel, wo ihre Gewehre standen. „Ja, sie sollen nur kommen!" rief ein herkulischer Diann, der sich als Anführer der verwegenen Burschen gcberdete; „sobald ich nur meine lange Flinte zum Fenster hinaussteck', nehmen sie schon NeißauS!" und die ganze Gesellschaft, die beinahe aus lauter Wild schützen und ähnlichem Gelichter bestand, lachte. Wanda fand sich noch immer nickt ein, und Elise mußte weiter spielen; immer tollere, lustigere Stücke verlangten die verwilderten Burschen, während durch die Seele des armen Mädchens die finsterste Verzweiflung zuckte. Da wurde plötzlich die Thüre aufgcrisseu, und die umdasScbick- sal der Schwester Besorgten glaubten schon, daß sie endlich erscheine; aber cs war ein junger Mensch, der in größter Aufregung herein- stülztc und hastig einen Eoguac forderte. Luitgarde crröthete, ihr Athen: ging rascher, und auf einige Augenblicke versagte er ihr gänzlich. Sie hatte den Eintretenden so fort erkannt. Es war Theodor, der Sohu des alten Najowitz. Schon als Kind war sie mit ihm in Berührung gekommen. — Wenn sie sich zuweilen in dieser Gegend ausgehalten, dann hatte der junge Mensch ihr stets die größte Thcilnahmc gezeigt. Er war wie be zaubert von dem Gesänge der Kleinen, und sein ganzes Taschen geld hatte er gern hingegebeu, damit die Gesellschaft nur weiter spielen solle. Als sie sich vor Kurzem in der Universitätsstadt ausgchallcn, war Luitgarde wieder mit dem jungen Najowitz zusammcngclroffen. Er hatte sic in dcr langen Zwischenzeit nicht vergessen. Wie leuchteten seine Augen, als er sic zum ersten Mal wieder sah, und wie harm los verstand er zu plaudern! Theodor wagte nicht, die Gefühle zu enthüllen, die seine Brust bewegten, — aber durch dies Begebniß war ihm plötzlich das Näthsel seines Herzens tlar geworden. Er wußte jetzt, daß er das junge Mädchen liebte, und daß er sich schon schwärmerisch zu ihr hiugc- zogeu gefühlt, als sie noch ein Kind war. Sie sprachen nicht von Liebe mit einander, doch als sie schieden, fühlte Jedes von ihnen, daß nun ihr Schicksal entschieden sei, und sie sich einst angchörcn, oder sür immer unglücklich bleiben müßten. Nun trafen sie sich so rasch und unerwartet wieder. — Das junge Mädchen nahm cs für eine glückliche Vorbedeutung. — Die Sorge um die Schwester trat in den Hintergrund, sic hatte nur Sinn und Augen für den Geliebten. Theodor mußte in cinrr furchtbaren Aufregung sein. Auf seiner Stirn perlten große Schweißtropfen, und sein Antlitz war fieberhaft gcrölhet. Ohne einen Blick auf die Gesellschaft zu werfen, Halle er hastig das Glas hinuntergcstürzt. Jetzt erst hemerkte er die wilden, finstern Gesellen, die mißtrauisch und trotzig ihn anstarrten, und er wollte cingcschüchtcrt sich rasch entfernen, da gewahrte er im Hiulcr- grunde die Spielenden, und wie fcstgebannt blieb er stehen. Dann aber schwanden alle Bedenken, er eilte auf das Mädchen zu und rief mit freudigem Erstaunen: „Sie hier, Luitgarde! O — nuu ist Alles gut!" Er vergaß seine Angst, seine Unruhe und redete sich ein, dcr Oberförster sei, gleich ihuE au Lem blutigen Vorhaben verhindert worden, und mit seligem Entzücken ruhten seine Augen auf dcr licb- Iichcn Gestalt. Ja, sie glich dem Bilde seiner Träume, der ver zauberten Prinzessin, die der Erlösung harrte, und mochte sich ihn: Las Geschick noch so feindlich entgegcnstcllcn, er wollte ihr Ritter sein, -droh ftsner sonstigen Schüchternheit suchte cr jetzt eiligst an ihrer Sette Platz z„ nehmen, und selbst die finstern, drohenden Ge sichter dieser Burschen machten auf ihn nicht den mindesten Eindruck. Er zeigte plolich diesen Lcutcn eine vornehme Ruhe — und stichle eine studentische Keckheit herauszukchrcn, die ihm sonst nicht eigen war. Nicht nur Luitgarde, auch Elise begrüßte das unerwartete Er- fckeinen Theodors mit großer Freude. Hatten sie nun doch einigen Schutz und durften nicht länger von dieser wilden, halb trunkenen Nolte das Aeußcrste fürchten. Freilig erregte auf der anderen Seite dies Zusammentreffen auch ihre qualvollsten Besorgnisse. Wenn Theodor nach der abwesenden Schwester fragte, was sollte sie ihm darauf entgegnen? Und wenn die Unglückliche sich wirtlich zu einer finsteren Rachcthat hatte hinreiß en lassen, dann war sie jetzt vielleicht verloren. (Forts, folgt.) Vermischtes. * Die teuflische Bosheit eines 17jährigen Arbeitsburschcn Felix Krügex in Berlin geht einem durch und durch. Er führte ein Pferd seines Pflegevaters, eines Fuhrhcrrn, zum Schmiede und riß ihm, wäbrend der Meister sein Arbeitszeug holte, die Zunge aus. Die entsetzten Zuschauer sahen, wie der Teufel dem armen Thier das Maul ausspcrrte, dessen Zunge erfaßte und mit dem einen Fuß sich an das zitternde Thicr stemmend, so lange daran zerrte, bis die Zunge abgerissen war. Seine einzige Entschuldigung, daß das Thier nach ihm gebissen, war eine Lüge, cr war vielmehr ein verrufener Pferdeschinder. Das Gericht verurtheilte ibn zu 6 Monat Gefängniß. Kirchennachrichtcn aus Wilsdruff. Am Sonntag Palmarum Vormittags Confirmation: Herr Diakonus Canitz. NackmiltaaS predigt: Herr k. Schmidt. UAWnikit, sehr preiswerth, föM6N und AM'SN Literarisches. RechtSkunde für Besitzer von Dhieren. Nach Königlich Sächsischem Recht bez. der Reichsgesetzgebung zusammengestellt von Gerichtsamtsasscssor Rudolph Lachmann ist dcr Titel einer soeben im Verlage dcr Königl. Hofbuchdruckerei von C C. Meinhold und Söhne iii Dresden erschienenen Schrift, deren Anschaffung und Stu dium wir nicht genug empfehlen können. Die Ausgabe desselben besteht darin, ein juristisches Hülssbüchlein zu sein für Solche, welche aus Berus oder Neigung, sei es als Landwirthe, Viehzüchter, Händler, Fleischer, oder als Freunde der Jagd und Fischerei, Pferdelieb haber u. s. w., mit der Thierwelt zu verkehren haben. Es soll sie aufmerksam machen auf Alles, was in civil- und polizeirechtlicher Beziehung beim Erwerb und während des Besitzes von Thieren zu wissen und zu beachten wünschenswerth ist, um unerquickliche Prozesse und polizeiliche Weiterungen zu vermeiden, und enthält daher eine Zusammeustcllun, derjenigen im Gebiete der Sächsischen wie der Reichs- f gesetzzebung auzutreffenden Vorschriften, welche das Thier zum Gegenstände haben. ' Dadei konnte in civilrechtlicher Hinsicht nicht vermieden werden, neben den ganz spe- I ciell hier einschlagenden Capteln, unter welchen das über die Gewähr der Fehler denn Viehhandcl die wichtigste Stelle cinnimmt, auch andere Materien des bürgerlichen Gesetzbuchs in ihrer besonderen Anwendung auf das Vieh zu besprechen, und hieroci wieder findet das vorliegende Schristchcn eine Hauptaufgabe darin, mit möglichster Vermeidung juristischer Ausdrucksweise die „graue Theorie" durch praktische, dem täglichen Leben entnommene Beispiele zu verdeutlichen und so zu sagen handlich zu machen. Ein sorgfältig gearbeitetes Sachregister erhöht die Brauchbarkeit wesent lich. Dcr Preis sür das 160 Seiten starke Bnch mit l Mark 50 Pfg. ist ei» mäßiger. Augenleiden, als: äußerliche Hautentzündung, Drücken, Thränen und Schwäche der Augen, heilt sicher in kürzester Zeit der kotifmecl ^k»-6goit IVlÜll6I''8ek6 Lrr8 Döbeln. 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