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2 Im Dorfe Krögis bei Meißen fand kürzlich eine nicht unbe deutende Erdsenkung statt, die insofern leicht größeres Unglück hätte nachziehen können, als solches nämlich in einem verkehrsreicheren Theile — und zwar auf offener Straße in der Nähe des Gasthofes — geschah. Hervorgerufen wurde diese mehrere Quadrat-Ellen große und einige Ellen tiefe Senkung durch den Einsturz eines alten Kellers, welcher wahrscheinlich durch die plötzliche Verwandlung der großen Schneemassen in Wasser nur noch beschleunigt worden ist. AuS Meißen berichtet das „M. T": Seit wohl Jahren haben wir die Elbe nicht in der Breite gesehen, wie jetzt. Der Wasser wuchs ist immer noch langsam fortgeschritten und es fehlen nur noch 15 Zoll am alten Elbmesser bis zum Nullpunkte. Die hier und da noch festfitzenden Eisflächen sind unverändert geblieben, aber neues Eis hat sich bereits wieder angesetzt und treibt auch in den offenen Stellen des Stromes. In Meißen hat am vergangenen Sonnabend vor dem Bezirks gericht die Hauptverhandlung gegen die beiden Postsälscher stattge funden, welche bekanntlich im Öctober vorigen Jahres im Hotel zur goldenen Kugel in Großenhain ihre umfänglichen Fälschungen fort fetzten, dabei aber erkannt und verhaftet wurden. Der Gerichtshof hat jeden der beiden Fälscher zu fünf Jahren Zuchthausstrafe ver- urtheilt. Trotz des ungünstigen Winterwetters wird an der Berlin-Dres dener Eisenbahn mit ganz außerordentlicher Energie gearbeitet. Die Vollendung aller Anlagen und die Inbetriebnahme für den Frühling d. I. steht außer Zweifel. Namentlich rüstig wird an den erst spät festgestellten Brücken gearbeitet. Die Brücke über die Elbe, etwa eine Meile unterhalb der Residenz, das schwierigste und bei Weitem größte und zeitraubendste Bauwerk der Bahn, ist nicht blos für den Eisen bahnverkehr bestimmt, hat vielmehr auch eine besondere Lbtheilung für Fußgängerpassage und überdies noch eine solche für den gewöhn lichen Landwagenverkehr. Die Fluthbrücken sind gänzlich fertig und bereits mit Schienen versehen; ebenso die sieben kleineren und zwei größeren Oeffnungen der eigentlichen Strombrücke. Es ist nur noch eine Oeffnung nicht fertig überbaut; es arbeiten daran indeß circa 300 Schmiede und Eisenarbeiter, so daß in etwa 14 Tagen die großartige Anlage benutzbar sein wird. Dunkle Existenzen. Scizze von Ludwig Habicht. (Fortsetzung.) Vielleicht wenige Tage später spielt sich dort im kleinen Hinter- fiübchen wieder eine andere Tragödie ab. Es geht wild und lustig zu, obwohl nur fünf Personen am Tische fitzen; aber schon liegen sechs leere Champagnerflaschen mit zerschlagenen Hälsen unten, und «ine Batterie von sechs vollen prangt noch auf dem Tische und er wartet dasselbe Schicksal. Die Hauptperson der kleinen Gruppe bildet ein junger, etwa dreißigjähriger Mann; aber er sieht so unreif, so grün aus, als ob er erst achzehn Jahre zähle. Auf den matten, blinzelnden Augen sitzt eine goldne Brille, die dem ohnehin ausdruckslosen Gesicht noch etwas Weichlicheres aiebt. Er spricht mit heiserer Stimme, laut und über- müthig, wie ein vom Glück Verwöhnler dummer Junge. Und das ist er auch. Er war früher Schreiber eines Oekonomie- Commissars; eine reiche Schulzenwittwe hat sich in den jungen Bur- ffche« vernarrt und ihn geheirathet. Ein solch unerwartetes Glück ist ihm zu Kopfe gestiegen, und er hat nichts Eiligeres zu thun ge habt, als das Vermögen der armen Frau durchzubringen. Heut hat der leichtsinnige Bursche wieder eine Hypothek ausge nommen, die letzten 1000 Thlr., um damit den anberaumten Sub- hastationstermin seiner Schultisei rückgängig zu machen. Es hat Opfer gekostet! Statt 1000 Thlr. sind ihm vom Agenten 600 Thlr. ausgezählt worden, — das ist freilich ein großer Verlust, aber dafür ist seine Schultisei auch gerettet, und er kann triumphirend aufs Ge richt gehen und seinen boshaften Gläubiger befriedigen. — Doch es hat noch Zeit bis um 5 Uhr. — „Damit es den Gläubiger recht überrasche!" hat der Agent ge sagt, und so sind sie Beide vor der Hand in das „Deutsche Haus" gewandert; drei ehemalige College» haben sich durch einen glücklichen Zufall — o über diese Zufälle! — hinzugefunden, — rechte Schma rotzer, so unverschämt und übermüthig, wie der gefeierte Held und wie die Meisten ihres Schlages. — Der Agent hat Karten hervorgebracht; es wird gespielt, getrunken und gesungen; es ist ein Jubel, ein Vergnügen drinnen in der klei nen Stube, die zum wilden Taumel steigen und die Stunden wie Minuten verfliegen macht. Nur dort in dem Gerichtssaal ziehen sie langsam-bleischwer vorüber und dennoch zu rasch. Seine arme Frau, die frühere Schulzenwittwe, sitzt im Saale und blickt unverwandt nach der Thüre. Ihr Mann hat ihr heilig versprochen; daß er das Geld schaffen, die schöne Nahrung nicht ver kaufen lassen werde, und die Sekunden deS ängstlichen, peinlichen Wartens dehnen sich zu Ewigkeiten aus. Sie ist überall umhergelaufen, ihn zu suchen; nirgends fand sich eine Spur; im Gasthose hat man ihn auf seinen Befehl verleugnet, und jetzt sitzt sic zusammengekauert, bleich und abgehärmt dort und blickt bald zur Thür, bald auf den unaufhaltsam weiter rückenden Zeiger der Uhr. Gebote werden von Zeit zu Zeit angegeben, der Gerichtssckrcibcr notirt sie und dann ist's wieder todtenstill. Der Saal füllt sich immer mehr und die arme Frau sitzt düster starren Auges in ihrem Winkel; wohl blickt sie noch ans die Thür, aber nur mechanisch — an ihrem Auge zieht die jüngste Vergangen heit vorüber mit allem Schmerz, aller Enttäuschung: wie ihr Mann ihr Alles abgcschmeichelt, abgetrotzt, und heut' ist sie eine Bettlerin, Wenn er nicht kommt. — Was härmt den leichtsinnigen Burschen der Schmerz seiner Frau? Er hat es längst vergessen, zu welch' ernsten Zwecken das Geld in seine Hände gekommen war; er wirft damit in alter Laune stolz prahlend herum und cs wandert rasch in die Taschen seiner College», doch das meiste davon in die deS spielgewandteii Agenten. Dieser Blutegel hat sich seit der Stunde feiner Heirath an ihm scstgcfaugt, ihm stels mit hilfebcreitcr Hand Geld verschafft und es ihm verprassen helfen. Es ist auch eine „dunkle Existenz", ein verkommener Leineweber, dem es unter seinem Galgen nicht mehr gefallen und der sich durch seine Gaunereien einen andern verdienen will. Der Agent ist bedeutend älter, als seine Genossen und so lang und hager, als ob er sich niemals satt äße; doch der große sinnliche Mund straft seinen Körper Lügen: er erzählt von unersättlicher Schlem merei und Gourmandise, der nur durch ihre Unregelmäßigkeit das Gedeihen fehlt. (Schluß folgt.) L0I2 - ^.uotion. Im Gasthofe zu Grillenburg sollen die auf Lrillenburgkr Ziaalgforslrovivr oufbcreitctcn Nutz- und Brennhölzer ,nnd zwar: den 4. Februar 1875, von früh 9 Uhr au, 2000 Stück Weiche) Stämme, von 10—40 Centimeter Mittenstärke, 20 - harte ) 280 - weiche Klötzer, einschließlich 100 Stück Röhren, ) ,5-55 Cent. oberer Stärke, 430 - harte - ) , 17 Raummeter harte Nutzscheite uyv den 5. Februar 1875, von früh 9 Uhr an, 200 Raummeter harte Brcnnschcite, 50 - Weiche dergl., 9 - harte Nossen, 38,yn Wellenhundert hartes Reißig, 900 Raummeter ungcschneideltes Fichtenreißig in den Abtheilungen: 3, 27, 42, 45, SO, 51 und 56 . inzeln und partienweise gegen sofortige baare Bezahlung und unter den, vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedrngungm «n die Meistbietenden versteigert werden. Wer diese Hölzer vor den Auctionen in Augenschein nehmen will, hat sich bei der mitunterzeichnetcli ju mel ¬ den oder ohne Weiteres in die genannten Abtheilungen zu begeben. Tharandt und Grillenbura, am 12. Januar 1875. Das Königliche Forstreutamt. Die Königliche Revierverwaltttttg. R. von Schröter. G. Dost.