Volltext Seite (XML)
eigennützigster Nächstenliebe entsprungene Handlungsweise haben die 4 genannten Personen den Tod unter den Trümmern der Brand stätte gefunden, aus denen sie als verkohlte Leichen hervorgezogen wurden. Meißen. Auf Einladung des Bczirksschuliusvectors Wangemann hatten sich am 24. Februar im großen Saale der hiesigen Bürger schule Schulvorsteher, Lehrer und sonstige Freunde des Schulwesens in großer Anzahl — gewiß nicht nnter 100 — eingefunden, auch 8 oder 9 Geistliche unter ihnen, um den Vortrag des Vorsitzenden über die Fortbildungsschulen, wie sie durch das Volksschulgesetz vom 26. April 1873 erfordert und bis zum Jahre 1878 in ihrem Ausbaue zu vollenden sind, entgegenzunehmen. Mit dem Hinweise auf Würtem- bcrg, wo derartige Schulen seit länger denn einem Jahrhundert be stehen, wo zum Besuch derselben durch Verordnung von 1739 mit Ausnahme der „Sludirten" alle unverheirathetcn Männer verpflichtet waren, bis durch weitere Verordnung aus dem Jahre 1818 die Ver pflichtung ans die confirmirten Jünglinge bis zum 18. Lebensjahre beschränkt ward, bahnte sich der Vortragende den Weg, um die Noth- wenigkcit solcher Schulen und ihre Stellung zur Volksschule des Weiteren darzulcgen und mancherlei irrige Anschauungen zu rectiviciren. Später ward ein Meinungsaustausch über die Zahl und die zeitliche Vertheilung der Lehrstunden veranlaßt, wobei die Ansicht, daß mau die Unterrichtsstunden weder an Sonntagen, noch in den späten Abcnstunden der Wochentage werde zu halten haben, daß auch von den Mittwochen und Sonnabenden um der Lehrer willen abzusehen sein dürfte, und daß während des Sommerhalbjahres, das um der landwirthschaftlichen Arbeiter willen längere Ferien haben werde, zwei wöchentliche Unterrichtsstunden genügend wären, während die Zahl derselben im Winterhalbjahre auf 3 oder 4 anwachsen können rc., sich in der Majorität befand. Die Mitthcilung des Vor sitzenden, daß das königl. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts für Errichtung von landwirthschaftlichen, gewerblichen und anderen speciellern Fortbildungsschulen Unterstützung in Aussicht ge stellt habe, ward mit Freude begrüßt. In Leipzig haben bei den Stadtverordnetenwahlcn die National liberalen ihre ganze Liste bis auf zwei Namen durchgebracht, doch blieben die Couservaliven in einer sehr bemerkenswerthen Minorität; zum crstcnmalc traten übrigens auch die Sozialdemokraten in den Wahlkampf, erlitten natürlich aber eine entschiedene Niederlage. Zur Feier des Geburtstages Sr. Mas. des Kaisers und Königs Wilhelm am 22. dss. Mts. wird, wie alljährlich, eine Anzahl von deutschen Fürsten zur Gratulation am Berliner Hofe anwesend sein. 1875 .v 18. Freitag, de» 8. März Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Gievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Bekanntmachung. Nachdem der unterzeichneten Königlichen Bezirksschulinspection von der Königlichen Cultus-Ministerial-Casse die für das laufende Jahr erforderliche Anzahl von Trankstcuer-Quittungsformularen zur Aushändigung an die betreffenden Schulstellcninhaber zugegangen ist, werden letztere hierdurch aufgefordert, die gedachten Formulare, insoweit sie nicht bereits in deren Besitz gelangt sind, in der Canzlei der hiesigen Königlichen Amtshauptmannschast in Empfang zu nehmen. Meißen, am 24. Februar 1875. Königliche Bezirksschulinspection. Schmiedels Wangemmnn. BtkamltMchmig imd^Mdtrung. Nach einem Erlasse des Königlichen Bezirksschul-Inspektors, Herrn Wangemann in Meißen, soll der zum Director der hiesigen , Bürgerschulen erwählte seitherige Rector, oanä. rov. minist. Herr Joseph Christoph Heinrich Beck, am Donnerstag, den 11. dieses Monats, Bormittags LV Uhr, in das gedachte neue Amt im hiesigen Schulsaale feierlichst eingewiescn werden. Indem man solches andurch zur Kcnntniß der Angehörigen der hiesigen Schulgemeinde bringt, ergeht an dieselben zugleich die Aufforderung, sich an diesem feierlichen Acte recht zahlreich bctheiliqen zu wollen. Wilsdruff, am 3. März 1875. Der Schulvorstand. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Wilsdruff. Der ehemalige Artillerie-Corpora!, welcher die Hohe Geburt Sr. Maj. des jetzt regierenden Königs Albert durch den ersten Kanonenschuß als freudiges Landesereigniß anzeigte, fun- girt gegenwärtig allhier als König!. Steuereinnehmer und dient sei nem fünften Könige und ist zugleich Ehren-Mitglied des hiesigen Militärvereins und steht im 72 Lebensjahre. -o- An vergangener Mittwoch hat sich aus noch unbekannten Gründen ein junger Mann in Kleinschönberg im Alter von 15 Jahren durch Erhängen entleibt. Er war das einzige Kind seiner braven Aeltern, welche durch diesen Unglücksfall in die tiefste Trauer versetzt worden sind. Möge der liebe Gott sie trösten und ihnen den großen Verlust in hingebender Hoffnung auf ein einstiges Wiedcr- findcn weniger fühlbar werden lassen. Wie man dem „Dr. I." aus Mittweida berichtet, ist am 23. Februar die 17 Jahre alte Tochter eines Gutsbesitzers aus dem nahegelegenen Orte Frankenau, welche in Mittweida verschiedene Ein käufe gemacht und gegen 5 Uhr Nachmittags den Rückweg angetreien hatte, ungefähr 600—700 Schritte vom Dorfe entfernt von einem am Wege stehenden Kerl angehaltcn, trotz ihrer Abwchr niederge worfen, am Halse gewürgt und dann im bewußtlosen Zustande schändlich gemißbraucht, auch eines Theils ihrer noch bei sich führen den Baarschaft beraubt worden. Von der Kgl. Staatsanwaltschaft sind zur Entdeckung des ehrlosen Thäters umfassende Maßregeln ge troffen worden. Ein entsetzlicher Unglücksfall, dem vier Menschenleben zum Opfer gefallen sind, hat sich am 24. Fcbr. in dem Dorfe Luch au zwischen Dippoldiswalde ünd Glashütte ereignet. An dem gedachten Tage brach gegen Mittag 1 Uhr in dem Gehöfte des Erbgeriä tsbesitzers Petzold daselbst auf bis jetzt unermittelte Weise Feuer aus, welches mit rapider Schnelligkeit das Wohnhaus, die Scheune und drei Schuppen ergriff und diese Gebäude alsbald in einen Schutthaufen verwandelte. Die jetzt die UngtückSstälte kennzeichnenden Trümmer bilden das Grab des 32 Jahre alten Gutsbesitzers Reichel aus Oberfraucndorf, des 24 Jahr alten Großknecht Kleditzsch, der 20 Jahre alten Hausmagd Fischer und des Feuerwehrmanns Bobe aus Glashütte, welche sämmtlich in der Absicht zu retten und das theil weise noch in den Ställen befindlich gewesene Vieh vor dem Flammen tode zu schützen, nicht achtend der eigenen Gefahr, unter dem zusam menstürzenden Gebälk begraben zu werden, in die brennenden Ge bäude gedrungen sind. Allein durch diese aus Pflichtgefühl und un