Volltext Seite (XML)
nehmen kann, wenn der gestrengt Hausherr einmal eins zu viel hinter die Binde gießt. Nur schade, daß das zu späte Nachhausekommen nicht auch gesetzwidrig ist. Dann wäre jedenfalls das glückliche Amerika ein irdisches Paradies für Ehefrauen und solche, die eS werden wollen. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. In der „Zeitung sür das Meißner Hochland" findet sich ein In serat, aus welchem zu entnehmen ist, daß ein sächs. evang.-luth. Geistlicher, Diac. T., am 9. Febr. in einer Grabrede sich u. A. folgender Sätze bedient haben soll: „Sie war in Sünde Schande geboren, sie hat in Sünde und Schande gelebt und ist in Sünde und Schande gestorben", und: „im vorigen Jahre wurden 68 Paare ge traut, darunter nur 16 Paare in Ehren, die übrigen in Sünde und Schande!" Das betreffende Inserat ist mit: „Mehrere Leidtragende und Zuhörer" unterzeichnet. Das Justizministerium in Dresden hat den Gerichten Kenntniß davon gegeben, daß nach der übereinstimmenden Auffassung der Ministerien des Innern und der Justiz gegenwärtig auch die Ge meindevorstände für befugt zu erachten seien, wegen rückständiger Ge meindeabgaben und Anlagen Zahlungsauflagen zu erlassen, im Falle der Erfolglosigkeit derselben aber die Gerichte um Verfügung der Hülfsvollstreckung anzugehen. — Nach der übereinstimmenden Ansicht sämmtlicher Ministerien ist ferner zu den von den Verwaltungsbe hörden zu erlassenden Strafverfügungen Stempel nicht zu verwenden. Bezüglich der Rckrutirung der Armee im laufenden Jahre ist bestimmt worden, daß die Entlassung der zur Reserve überzuführcnden Mannschaften bei denjenigen Truppentheilen, welche an den Herbst- Übungen theilnehmcn, am ersten, spätestens zweiten Tage nach Be endigung derselben stattfindet. Für alle übrigen Truppen ist der 18. September der allgemeine Entlassunastag der Reserven. Die Einstellung der Rekruten zum Dienst mit der Waffe hat bei sämmt- lichen Truppentheilen in der Zeit vom 1. bis 6. November zu erfolgen. Zu der am 26. und 27. Mai d. I. in Dresden stattfindcnden großen Pferdeausstellung hat der dasige Stadtrath neuerdings be- fchlossen, eine städtische Prämie von 1000 Mark auszusetzen. Leipzig. Am 16. Februar wurde an dem 9 Uhr 50 Minuten Abends von hier nach Dresden abgegangenen Schnellzuge die Loco- motive bei Borsdorf derartig dcfect, daß der Führer Lindemann ge- nöthigt war, zur Feststellung des Schadens Dampf und Wasser ab zulassen. Um den hervorströmenden Dämpfen etwas aus dein Wege zu gehen, trat derselbe in das Nebengleis herein, und bemerkte, seine Aufmerksamkeit nur der defecten Maschine zuwendcnd leider nicht, daß auf demselben Gleise der 6 Uhr 50 Minuten Abends in Dresden abgegangene Personcnzug Herankain. Er wurde daher von der Maschine erfaßt und so gewaltig an die seinige geschleudert, daß der Tod augenblicklich erfolgte. derrathen und Verloren. Lriminal-Novelle von Ludwig Habicht. (Fortsetzung.) Einige Zeit nach Untergang der Sonne war das Welter un freundlicher geworden. Ein Anfangs schwacher Nnrdostwind trieb dichte Nebelmasscn herbei, wilche die ganze Gegend in ihr einförmiges trostloses Grau hüllten. Und als Alles rings umher immer un deutlicher, die Dunkelheit immer dichter wurden, da erhielten auch Theodors Phantasiegebilde eine stets vcrworrenere Gestalt. Unterhalb, seitwärts von der Schlucht, stand lautlos stille ein zweispänniges Fuhrwerk, dessen alter Kutscher auf dem Bocke längst in tiefen Schlaf verfallen war, — und dessen Pferde in dem in zwischen herabricsclnden Staubregen träge und mißmuthig die Köpfe hängen liessen. So dauerte es lange Zeit: immer wilder wogten Theodors Träume — immer schläfriger harrten Kutscher und Pferde, und immer rauher wurde das Wetter. Nun regte sichs mit einmal in der unheimlichen Stille des dichten dunklen Nebels. Denn die Pferde, des Stehens müde, setzten sich endlich wieder von selbst in Bewegung, und der kleine Planwagen rollte durch die Schlucht. Theodor, hierdurch wach gerüttelt, trat dicht an den Rand des Ab hanges, und ebene bewegte sich auch von der andern Seite Jemand heran. Jetzt zerriß endlich dr Wolkenschleier, welcher den Mond völlig ver deckt hatte, und die den Nebel durchdringenden Lichtstrahlen erhellten in phantastischer Beleuchtung die Schlucht und ihre nächste Umgebung. Der junge Träumer glaubte jetzt überall dunkle unheimliche Ge stalten zu sehen. Es war so düster, so schauerlich ringsum Vielleicht stand schon der alte Dorn auf dem Anstande, um endlich mit seinem Herrn abzurechnen . . . Nein der alte wackere Mann durfte sich nicht mit Blutschuld be laden, ihm kam es zu, Vergeltung zu fordern. — Er raffte sich auf und wollte einige Schritte vorwärts gehen. Da bemerkte er, wie eine Schattengestalt aus dem Gebüsch hervorschlüpfte und mit un hörbaren Tritten die Schlucht zu erreichen suchte. Es blinkte Etwas in ihrer Hand. — War es der alte Dorn: er wollte ihm nackfolgen — !ihn zurückhalten; da flüsterte plötzlich dicht vor ihm eine tiefe hohle Grabesstimme, dumpf und wie aus der Erde emporsteigend: „Milch des Mondes fiel auf's Kraut, Uhui! 2 Spinnweb' ist mit Blut bethaut, Uhui! Eh' noch wieder Morgen graut, Uhui! Eh' noch wieder sinkt die Nacht Ist das Opfer dargebracht. Uhui, Uhui, Uhui!" und eine hohe schwarze Gestalt trat plötzlich, wie dem Boden entstie gen, hinter der Eiche hervor. Durch das Urplötzliche, Grauenhafte der nächtlichen Erscheinung wurde Theodor so erschreckt, daß er völlig alle Besinnung verlor. Er warf seine Flinte fort und stürzte in wilder Aufregung hinweg. Das Gewehr entlud sich beim Falle, und zwei Schüsse krachten durch die Stille des Waldes. Durch den Knall erschreckt, flogen jetzt die kleinen Pferde mit dem wach gerüttelten Kutscher dem Dorfe zu. Die dunkle Gestalt, die Theodor verscheucht, hüllte sich dunkler in ihren Mantel. „Niemand darf mich .stören; er soll es büßen, der Schurke!" flüsterten eia Paar bleiche, zitternde Lippen; und das Unwetter drau ßen schien Musik zu sein gegen den Sturm, der im Innern dessen tobte, der hier mit flammenden Blicken und entschlossener Seele auf sein Opfer harrte . . . Es war wieder ganz still geworden; von dem heftiger wehenden Winde zusammengetrieben, verhüllten dichte Wolkenmussen das Mond licht, und tiefe Finsterniß schloß rings Alles in ihr schwarzes Ge wand . . . Und der sich stärker erhebende Wind pfiff am Schauer lichsten in der Schlucht am Moosplätzchen, wo er eine Lücke fand, um am Surra-See nach dem Felde zu jagen. Jetzt heulte er laut auf, dann rauschte er unheimlich in den dichten Wipfeln der schwar zen Föhren, — während der kalte Regen stets stärker herabriesclte. Im scharfen Trabe kam wieder ein Fuhrwerk den Berg hinunter in die Schlucht, und trotz des aufgcweichtcn Bodens war das Ge trappel der Pferde und das Gepolter des Wagens auf dem mit Steinen und Baumwurzcln übersäclen Wege schon in weiter Ent fernung zu hören. Dann uns wann brach wieder ein matter Licht strahl durchs Gewölk und ließ auf kurze Entfernung die Gegenstände unterscheiden. Eben hallten die Schlüge der Dorfuhr von demKirch- thurme Kleinsurra's herüber, welche die elfte Stunde verkündeten, als der Wagen, in welchem zwei Herren und der Kutscher sich besandcu, dem Mvosplätzchen sich näherte, und, weil das Geleise hier tiefer und mit Wasser gefüllt war, nur langsam sich sortbcwcgte. (Fortsetzung folgt.) Literarisches. Unter dein Titel: „Panorama der Bildung und des Wissens" ist im Verlage von A. H. Payne in Leipzig soeben die erste Lieferung eines Werkes er schienen, welches allen Ständen und Lebensaltern eine billige und bequeme Gelegen heit bieten will, den Inbegriff jener Kenntnisse zu erlangen, der heut zu Tage Bild ung genannt wird. Wie in einem Panorania, in welchem die Gegenstände nach und nach dem Schauenden klar und deutlich vorüberziehen, eröffnet sich dem Theilnehmer an die sen fortlaufenden Lehrcursen in faßlichster und anmuthendster Form der Gesichts kreis des menschlichen Wissens und der gesellschaftlichen Bildung in seinen unent behrlichsten Lebensäußerungen. Die Zeit ist glücklicherweise vorüber, wo das Wissen das privilegirte Eigenthum einer Gelehrtenkaste war, die hochmüthig auf jedes Streben des „Nichteingeweihten" sich Kenntnisse ohne die vorschristsmätzigcn gelehrten Schuleyamen zu erwerben, herabsah und auf allen Gebieten drängt der Zug der Zeit nach dem populären Er schließen alles Wissens sür die weitesten Kreise und je höhere Ansorderungen die Gegenwart an Wissen und Bildung jedes Einzelnen stellt, desto mahnender ergeht an die Schriftgelehrten der Ruf, jenen weiten Kreisen, deren Jugend durch diese oder jene Verhältnisse ihnen das Aneignen einer Universalbildung erschwerte, die Schätze des Wissens zugänglich zu machen. Diese schöne und dankenswerthe Aufgabe hat sich das Panorama gestellt und der altbewährte Ruf der Lerlagshandlung läßt nicht daran zweifeln, daß dieselbe glücklich gelöst und das Werk in Wahrheit ein Haus sch atz des Volkes wird. Die Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit des Unternehmens erhellt aus nachstehender Aufführung der verschiedenen Unterrichtsgegenstände: Practischcr Kursus zum Selbst unterricht in der englischen und französischen Sprache — dcutsch-srauzösisch-englische symbolische Wörtersammlung — das Clavierspiel, briesl. Unterricht sür das Selbst studium Erwachsener — Volks-Zeichnenschule — Jllustr. Geschichte des deutschen Volkes — Stenographie — Deutsche Dichtkunst — Statistik — Erdkunde — Grund lehre der Phsik — Gesundheitslehre — Jllustr. Kochbrkch. In der That ein reichhaltiges Programm! Das ganze Werk, geziert mit zahl reichen erläuternden Holzschnitten, soll in 48 Lieferungen ä 75 Pf. erscheinen, deren erste in jeder Buchhandlung (siehe im Jnscratentheil) zur Einsicht vorliegt. Zum Lernen ist Niemand zu alt! So möge dies Unternehmen, das durch seinen reichen und gediegenen Inhalt, sowie billigen Preis die regste Theilnahme der bil dungsbedürftige Welt verdient, manche Seele, die nach Erkenntniß strebt, aus den ersehnten Weg geleiten! Dank. Für die herzliche Theilnahme, welche uns am Begräbnißtage unsrer guten Mutter und Schwester, Sophie Meitzner, von so vielen Seiten durch lieblichen Sargesschmuck und Geleit zur Ruhestätte be wiesen wurde, sprechen wir noch hierdurch unsern innigsten Dank aus. Wilsdruff, Kaufbach u. Worgewitz, am 22. Februar 1875. Die trauernden Hinterlassenen. Wochenmarkt zu Wilsdruff, am 19. Februar. Eine Kanne Butter 2 Mark 40 Pf. bis 2 Mark 50 Pf. Ferkel wurden eingebracht 85 Stück und verkauft ü Paar 18 Mark — Pf. bis 36 Mark — Pf.