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ein drolliges Männchen gemacht und ihn eine ganze Weile verwundert angeklotzt, — um dann mit einem einzigen Satze im Dickicht zu ver schwinden. Jetzt erklang wieder das laute Jagen der Hunde, erst in weiter Ferne, dann näher — schon wieder weiter — bald hier, bald dort. Wild flatterten Theodors lange Haare im Winde, und die frische Herbstluft kühlte wohlthätig seine glühende Stirn. Dennoch war er nimmer zum Bewußtsein feiner selbst gekommen, denn als jetzt drei stattliche Rehe hintereinander dicht bei ihm über den Weg galoppirten, da hätte er ebenso gut darauf schwören mögen, daß es die Prin zessin der Sage mit ihrem Gefolge gewesen, die bei ihm vorüberge gangen. Und erst als rings neben ihm das Piff, Paff der andern Schützen krachte, und die Hunde in der Nähe das verendete Wild verbellten, da kam ihm plölich das Bewußtsein der Wirklichkeit, und während er hastig die Flinte ergriff, brannten Puff, Paff seine beiden Schüsse los, ohne daß er selbst wußte, nach welchem Ziel oder weshalb. Halali, Trararah! — erklang jetzt das Sammelsignal zum Rendezvous der Jagdgesellschaft. Zwei Nehböcke, achtzehn Hasen und ein Fuchs hatten mit dem Leben büßen müssen. Die Jagd war also .äußerst ergiebig gewesen, und man hätte von allen Seiten froh und guter Dinge sein können. Allein ein finsteres, drohendes Donnerwetter war am Horizont des Alten empor- gesticgen, und deshalb hatte sich der ganzen Gesellschaft eine bedrückte, schwüle Stimmung bemächtigt. Der alte Rajowitz hatte auf einem Grenzhügel gestanden, von welchem er die ganze Schützenreihe und also auch den Stand seines Sohnes überblicken konnte. Mit immer größerem Unmuth hatte er es gesehen, daß Theodor ein Häschen, einen Fuchs und wieder einen Hasen unbeachtet vorüberließ; als dann gar die Rehe in so prächtiger Schußweite ebenso bei dem Träumer vorbeikamen, da hatte der Zornige, < mit den Füßen stampfend, den „erbärmlichen Lümmel" verwünscht, der am Hellen lichten Tage die schöne Jagd verschlafen konnte. Schließlich aber hatte das ungeschickte, blinde und für die neben stehenden Schützen so gefährliche Abfeucrn Theodor» und noch mehr sein Nachlässiges, unwaidmännisches Laden der Flinte im Gehen zum Rendezvous den Jähzorn des Allen zum Hellen Ausbruch gebracht. Nichts Arges ahnend und noch immer in seine Träumereien ver liest, schlenderte der junge Mann jetzt herbei, als der Vater, in sinn loser Wuth auf ihn zustürzend, in Gegenwart der ganzen Gesellschaft eine Fluch von groben Schunpfwvrtcn über ihn ausschüttete und seinen Grimm immer steigernd, plötzlich mit der geballten Faust zum furchtbaren Schlag in das Gesicht des regungslos und kreidebleich Dastehenden aushölte. Während Theodor bis dahin, betäubt und überwältigt von dem unerwarteten Zornes-Ausbruch, ruhig dagestanden und nur das Zücken seiner Mundwinkel Len ungeheuren schmerz über die Schmach einer solchen Behandlung bekundet: da war jetzt, schnell wie ein Gedanke, L»ben und Bewegung über ihn gekommen. Sich schlagen lassen, als erwachsener Mensch von zweiundzwanzig Jahren, öffentlich und um Nichts, von dem elenden, lasterhaften Baler, von dem Barbaren, der ihm bereits seine ganze Jugendzeit geraubt und ihn gemißhandelt, seit er denken konnte — nein, — lie ber den Tod, als das ertragen.' Mit einem gewaltigen Sprunge war er drei Schritte weit zurück- getrelen, halte die Flinte- von der Schulter gerissen und stand nun, hoch aufgcrichtet, — mit flammenden Blicken und gespanntem Hahn vor dem Alten. Einen Augenblick, aber auch nur einen solchen, starrte der un natürliche Vater aus dies Beginnen. Blitzschnell hatte er dann die Büchse am Kopfe, und, bevor noch irgend Jemand es verhindern konnte, krachte der Schuß, lind Theodor stürzte rücklings zu Boden. Schrecken und Bestürzung bemäckligte sich aller Anwesenden über die entsetzliche That; nur der alte Unhold meinte hohnlachend, die Courage habe er dem Lümmel gar nicht zugelraut, und deshalb sei es ihm fast leid, daß er ihn nicdergcschossen; denn es Hütte am Ende doch noch einmal Etwas aus ihm werden können. Während die Meisten nun rath- und thatlos dastanden, Andere über die einzu- schlagendcn Schritte und eine elwa uölhige, sofortige Verhaftung des Mörders beriechen, hatte sich Dorn jammernd über den Zusammen- gcsunkenen geworfen, und der Schmerzcnsausbruch des Greises war ein >o erschütternder, daß wohl Niemand, mit alleiniger Ausnahme des alten Rajowitz, welcher noch immer in seinem finstern Trotz und seiner frivolen Ruhe verharrte, dabei theilnahmslos und ungerührt bleiben konnte. Plötzlich sollte indessen die Scene völlig verändert erscheinen. Als Dorn nämlich die Wunde Theodors untersuchte, fand er, daß die Spitzkugel nicht die Stirn durchbohrt, sondern den starken, dicken, ledernen Mützenschirm zerschmetternd, nur diesen tief in die Stirn oberhalb des Auges hineingeschlagen und dadurch eine Ohnmacht, keineswegs aber den Tod hcrbeigefübrt hatte. Bald zeigten die Be lebungsversuche nun auch einen günstigen Erfolg, und während Dorn die Wunde seines Schützlings sorgsam verband, hatte man sich schnell so weit beruhigt, daß man den Geburtstag des Alten im Stäbchen weiter zu seieru beschloß. Nur kurze Zeil -fuhren die Wagen mit den Jägern durch das Waldthal dahin, und als in das Hollah und den Hellen Jägerjubel Rajowitz bald am lautesten einstimmtc, nahm Dorn schweigend Theo dors Arm — und wandte sich mit ihm nach der entgegengesetzten Seite, den Waldweg entlang, dem Gute zu. (Forts, folgt.) Vermischtes. * Ein Berliner Geizhalz hatte sich nach langem Umherwandern in der Welt bei armen Verwandten untergebracht, die ihm Wohnung und Nahrung gaben und die er auf seine LOO Thlr. vertröstete, die er sich erspart. Er war aber so geizig, daß er sich nicht einmal an den geschenkten Speisen satt zu essen getraute und nur in Lumpen ging. Als es zum Sterben ging, sagte er: Nehmt mein bischen Geld, begrabt mich aber in dem schlechtesten Sarge und in meinen Lumpen, es ist Alles so theucr. Die Erben fanden in seinem Stübchen ver steckt 500 Thaler und untersuchten seine Kleidung und siehe, in dieser, bald hier, bald da cingenüht sanden sich 20,000 Thlr. in Papieren und Geldscheinen; er hatte das Geld selbst im Tode Niemand ge gönnt. Und nun bekam er doch einen schönen Sarg und schöne Kleider. * Wo befändest Du Dich? fragte ein Engländer einen Irländer, mit welchem er zusammen an einem Galgen vorbeifuhr, wenn das Ding da trüben trüge, was ihm gehört? — „Allein im Wagen" — antwortete der Irländer. Kartoffel-Segen. Amtsrichter Heine in Vienhorst bciHan- nover pflanzte im Frühjahr vorigen Jahres in seinem Garten 7 sog. Niesenkartoffen, von denen die eine aus Worms stammle. Das Land, leichter Lehm, mit losem Untergründe, war in schwacher Kraft, im Herbste gegraben und mit Kuhdüngcr gedüngt; vor dem Pflanzen wurde der Strohdünger abgehorkt und der seine untcrgegraben. Die Knollen wurden etwa in 36 Stücke zerschnitten, in Asche gelegt und, als sie genügend abgetrocknct, in eben soviel Löcher in I'^füßigen Abständen gelegt und in jedes Loch ein kleiner Eßlöffel voll Knochen mehl gegeben. Die kräftigen 2 Fuß hohen Pflanzen vcgetirten von Anfang April bis Anfang Octobcr. Die Aufnahme geschah am 24. October und ergab einen Ertrag von reichlich 250 Pfund. Die schwerste Knolle wog über 800 Gramm. Von den Pflanzkartoffcln wird keine mehr als 1 Pfund gewogen haben, die kleinste war kaum so groß wie eine Gänseei. (Hannov. Land- und Forstw. Vcinsbl.) * Franksurt, 12. Januar. Welche Gefahren das Heizen der Eisenbahnwaggons durch Kohlen herbeiführcn kann, das beweist fol gender Vorfall: Ein junger sehr kräftiger Mann fuhr am Sylvester auf der Thüringer Eisenbahn von Gotha nach Halle. Die Waggons werden durch Kohlen in eingeschobencn Kästen erwärmt. Von Er furt ab überfällt ihn eine unwiderstehliche Müdigkeit, nur von Sta tion Weimar hat er noch schwaches Bewußtsein, von den solgendcn Stationen merkt er nichts. Da fühlt er einen plötzlichen heftigen Druck in der Brust. Confuisivisch sich aufrichtcnd, bemerkter, wie ebeu ein ihm gegenüber sitzender Knabe von seinem Sitze fällt. Er nimmt seine ganze Geistesgegenwart zusammen, reißt das Fenster auf und bringt dadurch sich selbst, sowie nach längerer Zeit den Knaben, dessen Kopf er zum Fenster hinaus hält, zum vollen Bewußtsein. Welches Unglück stand bevor, wenn jener tödtliche Einfluß noch länger gedauert Hütte, und wie gefährlich ist, insbesondere für die Nachtzeit, wo die Reisenden die Fenster zu schließen pflegen, der Gebrauch der Kohlen zur Heizung der Eisenbahnwagen.' Aus Torgau, 26. Januar, berichtet man der „M. Z.": Soeben vernehmen wir hier die traurige Kunde, daß 13 Menschen ihren Tod in der Elbe gefunden haben. Ein Segelkahn, welcher circa 25 Leute, die zu dem Dommitzscher Jahrmarkt wollten, in sich barg, wurde in folge des großen Sturmes umgelcgt. Der Fäbrmeister Ehrlich, wel cher, am linken Ufer stehend, die Katastrophe sah, ruderte mit einem kleinen Boole den Veruuglücklen entgegen und rettete bei eigener Lebensgefahr 12 Mann. So viel verlautet bis jetzt. 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