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der Behörden und den Bewohnern war es kaum möglich, irgend etwas zu retten, da der Sturm stoßweise so heftig wurde, daß sich die Menschen kaum auf den Füßen zu halten vermochten und auch das Holzpflaster der Straßen in Brand ge riet!), wodurch manche derselben fast unwegsam wurden. Ungeheure Magazine und Waarennie- derlagen wurden ein Raub der Flammen. Selbst der Kasankafluß hielt das Feuer nicht auf, einige Heuschober auf den Wiesen jenseit des Flusses ge- riethen in Brand, und so wurden noch zwei ent fernte Dörfer ein Raub der Flammen, indem der Sturmwind wirbelnd das brennende Heu über die weite Flache führte. Am Morgen des 6. Sept, lag fast die Halste der vorher blühenden Stadt in Schutt und Asche, und auf einer Strecke von mehr als zwei Werst erblickte das Auge nichts als rauchende Trümmer. Doch damit hatte das Un glück der beklagenswerthen Stadt noch nicht sein Ende erreicht, denn am 6. und 7. Sept, federten die in den vom Feuer noch verschonten Theile der Stadt aufs Neue hervorbrechenden Flammen noch manches Opfer. Daß dieses wiederholte Unglück das Werk verruchter Bosheit ist, scheint keinem Zweifel zu unterliegen. Der Verlust, den die be- dauernswerthe Stadt an diesen unheilvollen Tagen an Gebäuden allein erlitten hat, wird zu 15 Mill. Rub. Bco. angeschlagen. Die Kaufmanns güter, die ein Raub der Flammen wurden und unversichert waren, dürsten wohl nicht geringer anzuschlagen sein, und noch weiß man nicht, was an Utensilien zu Grunde ging, wie viele Men schen ihr Leben, wie viele ihr Obdach verloren. Das Elend ist dort um so fühlbarer, da die rauhe Jahreszeit daselbst schon beginnt und die nahege legenen Orte zu unbedeutend sind, um den Un glücklichen erhebliche Hülfe zu leisten. Aus die sem Grunde ist das Kasan betroffene Brandun glück verhältnißmäßig größer als das von Ham burg, obgleich an Geld berechnet der Verlust ge ringer ist. Noch ist zu bemerken, daß die Stadt Kasan im Jahre 1818 ebenfalls durch eine Feuers brunst über ein Drittel ihrer Häuser verlor. Ein Fleischer aus Glashütte wollte vor kurzem einen Bullen von einem Gutsbesitzer in Oberpöbel kau fen, und wurde auch des Handels mit diesem dahin einig, daß derselbe ihm das Thier um etwas wohl feiler ablassen wollte, indem es bösartig und lan ge nicht aus dem Stalle gelassen worden sei, es also vorsichtig behandelt werden müsse. Der Flei scher, der seiner Sache nur zu gewiß zu sein wähnte, mochte diese Warnung nicht sorgfältig genug beachten und trieb den Bullen, ohne ihn, wie es dessen Bösartigkeit angemessen gewesen wäre, hinlänglich zu fesseln, zum Stalle hinaus. Dieser richtete feine Wuth sogleich gegen j-nen, spießte ihn mehre Male auf und verstümmelte ihn fürchterlich, so daß er alsbald starb. Der Bulle wüthete noch im Hofe herum, verließ aber denselben zuletzt und begab sich ins Freie, wo er von einen Jäger, der ihn als wüthend erkannte, Flintenschüsse empfing. Doch wirkten diese nicht, und so lief der Bulle ins Gehöfte zurück, wo mehre Flintenschüsse, deren Kugeln aber meistens nicht in die dichte Haut eindrangcn, auf ihn gerichtet wurden. Endlich stürzte er ermattet hin, so daß er vollends todtgcschlagen werden mußte. Der Fleischer hinterläßt 6 Kinder und eine schwangere Frau. Dippoldiswaldaer Wochenblatt. Sonderbare Heilung. In dem landwirthschastlichen Wochenblatt für den Oberamtsbezirk Gmünd im Königreich Wür- temberg wird folgendes Beispiel grossen Aberglau bens erzählt: In dem Orte B... jenes Ober amtsbezirks blähte am 12. Sept. 1841 einem Bauer eine Kuh durch den Genuß zu vielen Klee's in solchem Grade auf, daß der Besitzer für ihr Le ben zu fürchten ansing und Hülfe bei Andern suchte. Da erschien Jemand, wahrscheinlich ein als Segensprccher schon in Ruf gekommener Mann, und unternahm es, die Kuh durch Segen sprechen heilen zu wollen, kaum waren aber die Worte gesprochen, so krepirte das Thier. — Wie erklärte dies wohl der Segensprccher? — Er sagte, weil die Kuh so gar arg aufgebläht gewesen sei, habe er statt der Kuhbenediction die Ochscnbe- nediction gesprochen, und diese sei für die Kuh zu stark geworden! — Sollten bei uns in Sachsen nicht auch noch bisweilen ähnliche Beispiele von Aberglauben vor kommen? — Wir wünschten freilich, daß solches der Fall nicht sei, es würde aber gewiß nicht schwer halten, in manchen Gegenden wenigstens, selbst da, wo es kaum zu erwarten ist, mehre auf- zusinden. Bei dieser Gelegenheit sei zugleich bemerkt, wie viel im Königreich Würtemberg zur Verbrei tung besserer landwirthschaftlicher Kenntniß auf dem Lande in neuerer Zeit geschieht. Außer dem Corrcspondenzblatt der landwirthschastlichen Vereine und dem trefflichen Wochenblatt für Land- und Hauswirthschaft von Vielen, welche das ganze Land berücksichtigen, erscheinen daselbst fast in allen Oberämtcrn einzelne, hauptsächlich diese ins Auge fassenden landwirthschastlichen Bezirksblätter, die meist recht gut von wackeren, wohlunterrichteten, für das Gemeinwohl sich hingebenden Männern, redigirt werden, unendlich viel Gutes wirken und sich warmer Thcilnahme zu erfreucn haben. A n e c d o t e n. In einer Mittlern Stadt Deutschlands trug