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Wochenblatt für Wilsdruf, Tharaud und das Mbthal. Zweiter Jahrgang. Freitag, den 14. Oktober 1842. Mit Königl. Sachs. Concession. Verantwortlicher Redakteur und Verleger: Albert Reinhold. Bon di-s-r Woch-nsch-M »schrinl atze Fr«ttag- eine Numm«r. D<r Pr.l« für d-n Bttrlrliahiganz b-krägt 10 Ngr. B-k-nnt- M-chung,» »ll-r Ari w«rd-„ a»fg«no»im-„. Aufsätze, die im nächsten Sluck erscheinen sollen, werden in Lharand bis Montag Nach- mittags 2 Uhr und in Wilsdruf bi« Montag Abends 7 llhr angenommen. Auch tonnen bis Mittwoch Mittag eingehende .Zu sendungen auf Verlangen durch die Post an den Druckort befördert werden und in der nächsten Rümmer erscheinen Wir erbitten uns dieselbe» unter den Adressen: „an die Redaktion des WilSdruf-Tdarander Wochenblattes zu Wilsdruf (Dresdner Gass« im Haus- des Herrn Stadtrichter Damme, I Treppe) -der: „an die Agentur des Wllsdruf-Lharander Wochenblattes zu Tharaud," die Herr Buchbinder Lauscher übernommen hat. In Meißen nimmt Herr Min licht jun. Aufträge und Bestellun gen an. eiwaigc Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, solle» stet« mir großen. Dank- angenommen werden. In Kößschenbroda nimmt H-rr Kaufmann Jassing Bekanntmachungen aller Art an. Bis Mittwoche Mittags sei demselben eingehende Zusendungen erscheinen bereits de» nächstfolgende» Freitag in, Blatte abg-druckt. Die Redaktion. Von den Pflichten der Menschen gegen die Thiere. Die Thiere stehen mit uns zwar in keinem Staatsverbande, welcher als der Grund und Bo den aller eigentlichen Rechte, d. i. aller e r - zwingbaren Ansprüche und Forderungen an zusehen ist; dennoch haben wir Menschen aus meh ren Gründen auch gegen sie moralische Pflichten. Diese aber enthalten Verbote jener harten Be handlungen der Thiere, welche wir grausam nennen, weil sie im Innern Grauen und Ab scheu erregen. Wir heißen diese grausamen Hand lungen auch unmenschlich, weil sie das thcil- nehmende Gefühl im Menschen selbst verletzen. Wo also die Gerechtigkeit schweigt, ergreift die Billigkeit das Wort und die Fürsprache. Der Naturtrieb des Mitleids verbindet sich mit der Moral, um ein vernünftiges Benehmen gegen die Thiere zu bewirken. Gott ist der Urquell aller freudigen Lebens lust. Er ist der Herr der ganzen Schöpfung, und wenn sich der Mensch als König der Thiere der Erde betrachtet, so soll er auch sein Regiment über sie nach der Weise und Vorschrift führen, die Gott ihm in seine Vernunft geschnoben und ihm durch diese kund gegeben hat. Das Gesetz der Vernunft verbietet aber, außer bei höheren Zwecken, zerstö rend in die belebte Schöpfung einzugreifen. Sie verbietet zu tödten, blos um zu tödtcn. Die mensch liche Natur tritt diesem Vernunftgesetz durch den Mitleidstrieb zur Seite. Die Wahrung und Aus bildung dieser angeborenen Sympathie gegen die Thiere ist zugleich eine Vorschule unserer höhern Sittlichkeit, und wer gegen die Thiere sich hart und unempfindlich benimmt, steht in gerechtem Verdacht, daß er gegen seine Mitmenschen die wohlthätige Tugend nicht übe. Mit dem Wilde des Feldes und Waldes, mit den Vögeln in der Luft stehen wir in keinem be- sondern Verkehr. Dient ihre Lödtung zu unseren Zwecken, so können wir sie unbedenklich vorneh men, die Vernunft macht keinen Einwand dage gen ; nur geschehe sie stets auf die möglichst schnellste und schmerzloseste Weise, mit Vermeidung jeder absichtlichen Marter, selbst bei den Thieren, die uns Schaden zufügen und gegen die wir uns da her gewissermaßen in den Stand der Nothwehr versetzt fühlen, was wohl bisweilen zur Leiden schaftlichkeit Hinzureißen vermag. Es giebt zwar Manner, welche die Tödtung auch der wilden Thiere, um das Gelüste unsers Gaumens zu befriedigen, für unrecht halten und angeblich mit ihrem Zart gefühle nicht vereinen können; diese möchten aber offenbar zu weit gehen und für ihre Ansichten kei nen vernünftigen Grund Vorbringen können.