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Wochenblatt für Wilsöruf, Tharand und das Elbthal. Zweiter Jahrgang. Freitag, den 18. November 1842. Mit König!. Sachs. Concession. Verantwortlicher Redakteur und Verleger: Albert Reinhold. Don di-s-r W-ch-nschnft erschein! alle Freirage -ine Nummer. Der Preis für oen Diertcljahrgang beträgt 10 Ngr. Dekannt- Mächung-n aller Art werden anfgenemmcit? Aufsätze, die im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Tharaud bis Montag Nüch- nnttags 2 Uhr und in Wilsdrus bis Montag Abends 7 Ilhr angenkiumen. Auch können bis Mittwoch Mittag eingehende.Zu sendungen aus Verlangen durch die Post aii den Druckort befördert werden und in der nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten uns di-,eiben unter den Adreffey: „an die Redaclion des Wilsdruf-Tharander Wochenblattes zu Wilsdrus (Dresdner East- im Hause d-s Herrn Stadtrichter Damme, 1 Treppe) «der: „an die Agentur des Wilsdruf-Tharander Wochenblattes zu Tharaud," di- Herr Buchbinder Tauscher übernommen hat. In Meißen nimmt Herr Klinkicbt jun. Auftrage und B-stellun- gen an. Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. In Kötzschenbroda nimmt Herr Kaufmann Jassing Bekanntmachungen aller Art an. Bis Mittwoche Mittags bei demselben -ingehende .Zusendungen erscheinen bereits den nächstfolgenden Freitag im Blatt- abgedruckt. Die Redaktion. Der Egidiuetag im Jahre 1862. (Fortsetzung.) Kam mir der Anzug der Manner höchst wun- dersam und ergötzlich vor, sodaß cs mich bedün- ken wollte, ich schaute für zwei Dreier die vorüber- wandclnden Gecken durch die Glasfenster eines Guckkastens, so übertrafen die Toiletten der Da men Alles, was ich je in dieser Beziehung Abge schmacktes und Lächerliches gesehen. Gewaltige Rcifröcke blähten sich von den Hüften bis auf Got tes lieben Erdboden in ungeheuren Wölbungen der gestalt herab, daß die schönen Tänzerinnen dersel ben mit was weiß ich alles für Beinen und Fü ßen begabt sein konnten, ohne nur im geringsten eine dem Auge des Beschauers vielleicht unange nehme Entdeckung fürchten zu dürfen. Die Auf- und Abwandelnden kamen mir vor wie wandernde Luftballons, und wenn sie stillstanden, waren sie brütenden Gluckhennen nicht unähnlich. Ich er innerte mich, daß ich bereits im Jahre 1842 die jungen Frauenspersonen auf dem besten Wege, durch die'in weiten Bauschen hinabfallenden Klei der den menschlichen Körper zu verunstalten, er blickt hatte, aber daß die damals schon in Schwung gekommene Mode dergestalt zunehmen und sich in eine an Wahnsinn grenzende Unform umwandeln werde, das hatte ich, der ich überhaupt auf der gleichen Schnickschnack nichts gebe, doch nicht ge dacht. Und nun vollends der Kopfputz! Das Haar, dieser schöne Schmuck des Weibes, war reine Ne bensache und mit einem labyrinthartigen Fitz von Bändern, Troddeln, Nadeln, Blumen u, s. w. der gestalt verflochten, daß der ganze obere Kopf wie ein undurchdringliches Wirrsal, wie ein nur mit dem Schwerte zu lösender unendlich breiter Kno ten sich ausnahm. Strich dabei der Wind einmal über die Fläche dahin, dann stäubten weiße Pu derwolken aus dem nestartigen Baue hervor und vereinigten sich traulich mit dem tiefblauen Cigar rendampf, der in vielfachen Formen in der Luft sich kräuselte. In der Lhat, ich konnte es bei ru higer Ueberlegung den Jungen nicht verdenken, wenn sie mit Fingern auf mich zeigten; denn ich mochte mich in meiner einfachen grünen Piquesche, den braunen wildledernen Beinkleidern, den schmier- ledernen Schlagsticfcln, im Munde den qualmen den Storchschnabel mit dem gewaltigen Hornab guß, die Selliersche Doppelflinte mit den veralte ten Patentschrauben über der Schulter und den Dachsranzen an der Seite seltsam genug ausneh men. Die jungen Stutzer besonders schienen an meiner äußern Erscheinung ein großes Aergerniß