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Wochenblatt für Wilsdruf, Tharaud und das Elbthal. Zweiter Jahrgang. Freitag, den 21. Oktober 1812. ^2. Mit König!. Sachs. Concession. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Altert Reinhold. Don dieser Wochenschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Bierteliahrgang beträgt LO Ngr. Bekannt- machungen aller Art werden ausgenommen. Aufsätze, die im nächsten Stück erscheinen sollen, weiden in Tharand bis Montag Rüths mittags 2 Uhr und in Wilsdruf bis Montag Abends 7 Uhr angenommen. Auch können bis Mittwoch Mittag eingehende .Zu sendungen aus Verlangen durch die Poft an den Druckort befördert werden und in der nächsten Nummer erscheinen Wir erbitten uns dieselben unter den Adressen: „an die Redaction des Wilsdruf-Tharander Wochenblattes zu Wilsdruf (Dresdner Gasse im Hause des Herrn Stadtrichter Damme, 1 Treppe) oder: „an die Agentur des Wilsdruf-Tharander Wochenblattes zu Tharaud// die Herr Buchbinder Tauscher übernommen hat. In Meißen nimmt Herr Klinkicht jun. Auftrage und Bestellun gen an. Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. In Kotzschenbroda nimmt Herr Kaufmann Jäsfing Bekanntmachungen aller Art an. Bis Mittwoche Mittags bei demselben eingehende .Zusendungen erscheinen bereits den nächstfolgenden Freitag im Blatte abgedruckt. Die Redaction. Der Egidiustag im Jahre 1862. (Fortsetzung.) Ich sch nach der bezeichneten Stelle hin. Ich konnte den breiten Bergrücken, der in der Ent fernung von einer halben Biertelstunde von mei nem Standpunkt aus in seiner ganzen Ausdeh nung vor mir lag, bequem überschauen. Um den Berg herum zog sich eine hohe weiße Mauer, die nach der Versicherung meines Gewährsmannes auf der andern, natürlich nicht sichtbaren Seite den Hügel rund umschließt, sodaß die dadurch einge schlossene Fläche wohl leicht einen Raum von mehr als einer halben Stunde cinnchmen mag. Kleine, wie es mir schien, künstlich angebrachte Holzpar zellen, vorzüglich Fichtengcstrüppe, zeigten sich den Berg entlang in verschiedenartigen Gruppen, wahr scheinlich um den Hasen bei L>turm und Wetter und sonstigen Fährlichkeiten, denen die lieben Thier- chen so oft und leicht ausgesetzt sind, einen natür lichen Schutz und sichern Zufluchtsort zu gewäh ren. Da die Sehkraft meiner Augen trotz mei ner Jahre noch ungeschwacht ist, sodaß ich mich beim Scheibenschießen noch des feinsten Zeugs an der Büchse bedienen kann, vermochte ich recht gut gegen zwanzig bis dreißig muntere Haslem zu er kennen, die im neckischen Spiel im Zwinger sich umhertrieben und sich zuweilen mit den niedlichen Vorderlausten gar zierliche Ohr- oder vielmehr Löffelfeigcn applicirten, welche Zärtlichkeitsbezeu gung ich nie ohne freudige Rührung mit angese hen habe und, so ost es mir vergönnt ist, noch ansehe. Der Anblick der vielen Hasen versetzte mich in meine Knabenzcit zurück, wo ich mir das Paradies als einen unendlich großen Wildzwinger und mich selbst Tag für Tag ohne Unterlaß in demselben jagend dachte. Diese schöne, langst ver klungene Zeit mit ihren Träumen trat mir so le bendig wieder vor die Seele und ich fühlte mich mit solcher fast andächtigen Begeisterung in sie hinein, daß es des Zurufs des Fremden, der auf den eben in sein Gehege cintretenden Besitzer mei nes Knabenhimmcls mich aufmerksam machte, be durfte, um mich in die Wirklichkeit zurückzuführen. Da sah ich denn den Kaufmann, die Flinte im Arm, gemächlich dahinschrciten und das Wun der sich begeben, dessen ich soeben gedenken werde. Nach jedem Schritt, den der Jäger im Zwinger zurücklegte, tauchten kleine graue Pünktchen auf, die sich auf dem weißen Stoppclfelde leicht unter scheiden ließen und sich alsobald als leibhaftige Hasen auswiesen. Nicht lange, und es knebelte und krabbelte auf der ganzen Fläche dergestalt von diesen Thiercn, daß der Mann endlich von einer