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Denn Alles recht erwogen, dürste es gerechter ge wesen sein, wenn er der savoyischen Geistlichtkeit diese Strafe auferlegt Hatte, die den armen Be wohnern des Landes den Kampf mit dem Teu fel anempfohlcn hat, ohne dabei ein vollständiges Signalement von dem letztem zu geben. Am 29. Mai d. I. starb in München im Alter von 80 Jahren Karl Friedrich von Wie deking, königl. bairischer Geheimrath. Er him terläßt eine 22jährige Witwe und zwei Söhne, von denen der eine 31 Jahre, der andere 11 Monate alt ist. Am 30. Mai Abends ist die Königin von England abermals der Zielpunkt eines Meuchel mörders gewesen, der indeß ebenfalls sein Ver brechen nicht hat zur Ausführung bringen kön nen, Die Königin war auf der Rückkehr von einer Spazierfahrt begriffen, und befand sich in einer offenen Kalesche an der Seite des Prinzen Albert, als bei der Fahrt über Constitution Hill ein junger, etwa Wjahriger Mann, der an der Wegeseite stand, eine Pistole auf die Königin an legte und abschoß. Der Schuß ging fehl und der Thater wurde sogleich verhaftet. Die Köni gin zeigte die größte Fassung. Der Verbrecher, Namens John Francis, ist Zimmergeselle, betrieb aber seine Profession nicht mehr und hatte einen Kramhandel angelegt, der aber, da er die Waa- ren alle auf Credit genommen hatte, nicht lange bestehen konnte. Nachdem er denselben aufzuge ben gezwungen worden, miethete er sich in einem Privathause ein, wo er sich bis zu dem Attentat aufhielt. Eine politische Bedeutung soll der Mordversuch nicht haben. Die Nachricht von dem erfolgten Attentat brachte in London die größte Bestürzung hervor und man beciferte sich, auf alle Weise seine Tbeilnahme an den Tag zu legen. — Aus der Untersuchung, die sehr geheim gehalten wird, scheint dennoch fo viel mit Gewiß heit bekannt geworden zu sein, daß John Fran cis ohne Kugel und nur aus dem Grunde auf die Königin geschossen hat, weil er in großer Noth war und sich ein ruhiges Leben im Irrens Hause zu verschaffen wünschte. Ein blinder Drang, sich aus Verlegenheit und Noth zu ziehen^ scheint ihn bei dieser Handlung geleitet zu haben, und wenn er gerade die Königin zu einem scheinbaren Opfer auserkoren, that er es wohl nur deshalb, um feinen Zweck um so cbcr zu erreichen und noch nebenbei sich selbst zum Gegenstand eines besonderen Aufsehens zu machen. Ucbrigens ist geistige Verstimmung und Verkehrtheit m Eng land ausnehmend häufig zu sindn. Es gibt wenige, einigermaßen zahlreiche Familien, die nicht wenigstens einen Querkopf, Thoren oder Wahnsinnigen zahlten. Doch ist an Königsmör- der, wie man sie in Frankreich findet, in England nicht zu denken. Auch der wildeste englische Radikalismus ist bisher solchen Gedan ken fremd geblieben. Die mehre Wochen in Böhmen wie bei uns schon anhaltende Dürre macht die trübsten Be sorgnisse in diesem Lande rege. Die Sommersaat ist fast gänzlich zurückgeblieben und die vertrock neten Wiesen dürsten eine bedeutende Verminde rung des Rindviehstandes zur Folge haben, der erst kaum wieder auf seine frühere Höhe gekom men war. Der Wasserstand der Moldau und Elbe ist so niedrig, daß die Schifffahrt empfindliche Un terbrechungen leidet, und so ist auch für den com- merziellen Verkehr mancher Nachtheil schon ent standen und noch zu erwarten. — Nach Berich ten aus dem Hessischen ist dieDürre im gan zen Lande grenzenlos, nirgend ist eine Regenwolke zu erspähen, nur leichte stanghingestreckte Wind- wolken. Der Hygrometer zeigt auf die äußerste Trockenheit der Luft, selbst Nachtthau fällt nicht mehr. Die Hitze wird durch die fortwährende nord östliche Luftströmung nur wenig gemildert. Die Berichte, welche aus allen Theilen Eng lands über die dortige Verarmung cingehen, sind höchst beunruhigender Art. So ist die Lage der Stadt Manchester, die im Rufe großen Reichthums steht und aus diesem Grunde gewiß zu den letzten Städten gehört, wo eine Stockung der Geschäfte sich fühlbar macht, wahrhaft trost los. Es giebt dort eine Anstalt zur Austheilung von Suppe, die um 6 Uhr des Morgens geöff net wird. Um 4 Uhr des Morgens versammeln sich schon mehre Hunderte von Menschen um diese Anstalt, damit sie, als die ersten, einige Aussicht haben, Suppe zu erhalten, denn obwohl sehr viel ausgetheilt wird, genügt sie doch nicht, um die ganze Menge, welche danach verlangt, Theil neh men zu lassen. In der Stadt Bolton sind 14,000 Menschen als Almosencmpfänger verzeich net. Daselbst haben 29 Geschäfte Bankrott ge macht und die Fabriken stehen still, weil die Hohe der Armensteuer Pächter wie Kaufer abfchreckt, wie niedrig sie auch zu haben wären. Gegenwärtig belagern die Armen förmlich die Häuser. Sie ge hen in Haufen umher und bitten um Unterstuz- zung, rind dies in einem Tone, welcher sagt, daß sie gegeben werden müsse. Die Noth in den hö- hcrn Klassen, die sich schämen, um Almosen zu bitten,, und ihre Leiden verbergen, ist furchtbar. In einigen Häusern, wo man eindrang, fand man die Leute Brennnesseln kochen, um sich Speise daraus zu bereiten. Auch in Schottland über steigt die Noch im Osten wie im Westen jede Be schreibung. Des Herzens Zug ist des Schicksals Stimme. „In Rom verlebte mit einer Begleiterin die sen Winter die 22jahrige Tochter des verstorbenen englischen Lord R gh; wie früher in Gesell schaft ihrer Verwandten, so wurde sie Standes halber zu den vornehmsten Kreisen gezogen. Miß