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freundlich ihre Mitwirkung anbotcn, im heimli chen Städtchen und entlegenen Dörfchen nicht um die Freude des Erzählens von Dem zu bringen, was sie mit Freude und Begeisterung mit schaffen halfen." Das heißt also mit andern Worten: Wenn die sächsische Dorfzeitung, die in Hütten und Paläste dringt, gesprochen, muß Jedermann schweigen; denn der der öffentlichen Besprechung unterworfene Gegenstand ist bereits so gründlich erschöpft worden, daß es eine eitle und vergebliche Mühe fein würde, ihm irgend eine neue Seite noch abzugewmncn. Um Euch aber, Ihr frem den Sänger, den Spaß nicht zu verderben, will Euch die Sächsische Dorszeitung einmal reden las sen, wie Euch der Schnabel gewachsen ist und da her blos etwas Weniges über das Fest nebeln und schwebeln. Und so fährt denn die genannte Zeitschrift fort also zu berichten: „Das Männergesangfest war durchweg ein Volksfest der edelsten Statur! Freunde deS Volkes schufen es — das Volk trug cs, weil es einen verborgenen Quell in ihm frei gemacht, ein still glimmendes Leben angefacht hatte." „Das Fest war ein großartiger, lebendiger Got tesdienst im „Dome von Sonnen aufgebaut."" Die Tausende und ahermal Tausende stehen dicht- gcschäart längs den beiden Ufern des klaren Stro mes, auf welchem heute ein wundersames Durch einander Leben verbreitet. Die Menge wogt in dumpfem Gesumme auf und ab; der Gamin auf dem hohen Steinsitzc bewitzelt den vorübertrippeln den Stutzer —> die Knaben lärmen — da endlich erschallt der metallene Rus! — Plötzliche Stille! und der schone Choral hebt in seinem gewaltigen und doch sanften Gange an. Der Moment ist erschütternd. Kein Athemzug — die Gehenden treten ganz leise mit den Fußspitzen auf — kein Lächeln — Andacht, ergreifende Andacht überall; der Geist Gottes laßt sich hernieder, kaum vermögen wir unsere Thcilnahme zu hemmen!" Dagegen heißt cs im Pirnaischen Wochen blätter „Die Thcilnahme des Volkes war groß und alle Straßen der Stadt wimmelten am ersten Tage von festlich gekleideten Menschen. Fremde Gäste hatten fast die Stadt überfüllt. Desto prosaischer, nüchterner, sahen die bei Weitem nicht so zahlreich sich eingcfundencn Sänger aus; sie schienen dem größten Theile nach dem Lchrcrstandc nicht gut do- lirlcr Stellen anzugehören, die Begeisterung, die des ^Sangers Brust heben, dessen Äug' entflam men und sein Gesicht erheitern muß, fehlte ihnen bis auf wenige Ausnahmen fast gänzlich, schier planlos erreichten sie in einzelnen Abtheilungen, ja ost nur paarweise, die mit Tausenden und aber Tausenden von geschmückten Zuschauern besetzten Elbufcr *), wodurch auch ihre Einschiffung und *) Wie groß die Menschenmenge gewesen sein muß, geht Aufstellung sich auf zwei volle Stunden auS- dehnte." In der That ist cs wohl nicht zu läugncn, daß das Gesangfest den beabsichtigten Zweck nicht ganz erreichte, was aber keineswegs weder den Behörden, noch den Festordnern oder den Sän gern zur Last zu legen ist, sondern lediglich in be- soudern Umständen, die nicht vorherzusehen waren, seinen Grund hatte. Der Brand von Camenz, die drückende Hitze und andere uns unbekannte Umstände machen das Außenbleiben vieler Sän ger erklärlich, deren Zahl sich auf kaum mehr als 400 am ersten Tage erstreckte, während Dresden allein mit. Leichtigkeit diese Zahl hätte aufbringeil können. Daher kam es denn, daß die Chöre na mentlich auf dem Wasser den Eindruck auf die Menge nicht machen konnte, den sic bci größern Mit teln sicher hcrvorgebracht haben würde. Auch moch ten sich Manche aus verzeihlicher Unkunde in die Tendenz eines Volksfestes nicht recht finden kön nen, weshalb hin und wieder kleine Jntermezzo's ck /er Vogelwiese Abwechselungen in das Fest brachten, die gerade nicht an ihrem Platze waren, ohne jedoch das Ganze zu stören. Auch waren die öffentlichen Orte, welche der Zug berührte, nicht geeignet, solche Masse schaulustiger Menschen auf- zunchmcn. und mit Speise und Trank zu erquik- ken. Wir werden spater Gelegenheit haben, aus diesen Umstand zurückzukommcn, und kehren zu den Gängern zurück, die, in sieben Chöre getheilt, in 34 Gondeln, von einer großen Anzahl anderer Fahrzeuge begleitet, stromauswärts nach Blasewitz und Loschwitz schifften. Rachmittags 4 Uhr lan dete die Flotille in Blafewitz unter Böllerschüssen und dem Zuruf der Menge. Nachdem wiederum verschiedene Lieder , die zmn Tdeil auf Verlangen wiederholt wurden, gesungen worden waren und man sich, so gut es "gehen wollte und der Zufall günstig war, mit Gpcise und Trank erquickt hatte, setzten sich die Fahrzeuge wieder in Bewegung und führten die Gänger wieder zur Stadt zurück, die sie um 10 Uhr deS Abends erreichten. Es ver sieht sich von selbst, daß auf der Rückfahrt wie derum muntere Gesänge ertönten, die sich des Bei falls der Menge in hohem Grade, erfreuten. Ein heiteres Festmahl, das einen großen Theil der Sänger vereinigte,l beschloß die Feier des ersten Tages. Erst das am Horizont aufoammerndc Frührolh trennte die fröhliche Versammlung. Der Morgen des folgenden Tages fand die Sängerschaar auf dem Feldschloßchen vereinigt, um von dort aus den Gängcrzug in den Plaucn- schcn Grund anzutrctcn. Wiederum lachte der Himmel in ungetrübter Klarheit auf die ermatte- daraus hervor, daß die veranstaltete Tammlung für die unglücklichen Camenzer, vloS innerhalb der Ring mauer und dupch ) üchsen, 889 Lhlr. !9 Ngr. 2 Pf. einbrachte. Unter den Zuschauern auf Ler 4 rühlschen Lerraffe gewahrte man die Familie des Prinzen Jo hann, fast alle Ministcrial-Vorstände und deren Rath«, die hohe Geistlichkeit u. s. w.