Volltext Seite (XML)
die Dampferzeugung, die Dampfmaschinerie, das Nuderrad, das Steuerruder, den Raum zum Brennmaterial, Platze für Mitreisende, Tragban- der um die Gondel in den Ballon gehend, dar stellt. Jede Gefahr durch Feuer, Explosion, Man gel an Gas oder Lebensmitteln ist im voraus be seitigt, und selbst, wenn der Ballon in's Meer siele, ist die Structur geeignet, mit der Schnellig keit eines Dampfschiffes fortzukommcn. Ein sol ches Luftdampfschiff kann vorläufig zu 3—W Pas sagieren tragbar und auf 14 Tage verproviantirt eingerichtet werden. Hoffentlich werden wir spä ter den Lesern d. Bl. über diese so wichtige Er findung weitere Mittheilungen machen können. Die daran zu knüpfenden Folgerungen überlasten wir, wie billig, der Phantasie jedes Einzelnen. Nur so viel möge noch hinzugefügt werden, daß die Er findung, wenn sie, wie es bestimmt den Anschein hat, gelingt, nächst der Buchdruckerkunst die grüßte unsers Jahrhunderts, ja die aller Zeiten genannt zu werden verdient. Wie Gutenberg die Damme des Geistes vernichtete und die Literatur schuf, so würde Leinberger die Damme der Zolllinien zer brechen und wahrscheinlich einen Handel schaffen, der sich zum frühem verhielte, wie die Drucker- pressc zur vorhergehenden Copirmcthode. Denken wir uns die Erfindung nur zu einiger Vollkom menheit gebracht, so ist das gegenwärtige Kricgs- und Festungswcsm unbrauchbar; die Flüsse bil den keine Grenzen, die Chausseen keine Commu- nicationen; Eisenbahnen sind unnütz; die Land straßen. dienen dein Ackerbau, die freie, weite Lust wird zur einzigen Straße, die man weder chauf- sirt noch schient. Dem deutschen Volke gereicht es aber zur nicht geringen Ehre, diese größte der neuesten Erfindungen wieder aus seinem Schoosie hervorgehen zu sehen. Der Inbeltag in Hintergersdorf. Unser Schiller sagt: „Es ist ein gewöhnliches Vorurtheil, die Größe des Menschen nach dem Stoffe zu schätzen, womit er sich beschäftigt, nicht nach der Art, wie er ihn bearbeitet." Wir sind so glücklich, ein Beispiel vom Gcgcn- thcil gefunden zu haben, und fürchten nicht, daß der Werth des Mannes, dessen wir hier gedenken wollen, solchem Vorurtheil unterliegen werde, ob schon wir wissen, daß seine Berufsaufgabe man cher Alltäglichkeit nicht fern bleiben konnte. Wir übergehen überhaupt die Frage über den Werth oder Unwerch des Alltaglebens, zählen aber auf die Freunde der einfachen Menschenwürde, und diesen bieten wir die folgende Nachricht. Ein wahrhaft volksthümliches und darum, bei aller Festlust unsrer Zeit, dennoch seltenes Fest fand am 19. j. M. in Hintcrgersdorf Statt. Fünfzig Jahre hatte der Landrichter Christian Gottlob Töpfer, ein fast achtzigjähriger Greis, im Staatsdienste vollbracht. Doch nicht der Ab lauf jener Frist, nicht der Umstand, daß er Staats diener geworden, sondern die Art, wie er gelebt und gewirkt allein, hatten jene Feier hervorgeru- fcn. Vater Töpfer, ein schlichter Landmann, war in allen Stücken ein Biedermann gewesen. Als Wirth und Nachbar, Untcrthan und Gemeindc- mitglicd, als Sohn, Freund und Vater — war er unter allen Lebensbegegniflen und Wandelun gen, mit regem Fleiße, mit muthiger Sicherheit und Umsicht, mit Ergebenheit, Treue und Frei- mu'h Gott und das wabre Recht vor Augen — Hand in Hand gegangen; er batte, fern von Ei gennutz , manches Werk der Eintracht und Näch stenliebe gefördert und war standhaft geblie ben dem Unrecht gegenüber ohne Ansehen der Person. Die frühe Erkenntniß solcher Verdienstlichkeit hatte daher auf den Braven ohne sein Ansuchen das Augenmerk seines einstmaligen Vorgesetzten gerichtet und ihm das Landrichteramt im Amts bezirke Grüllenburg anvertraut. Eine gleiche Er wägung war auch Seiten der heutigen Behörden wachgcbliebcn, und war dem Wunsche der Freunde und Nachbarin des bescheidenen Greises in Ver anstaltung einer festlichen Auszeichnung mit ach ter Volksfreundlichkcit zuvorgekommen. Ein sonnenheitrer Tag fand im Erbgcrichtc zu Hintergersdorf eine Großzahl befreundeter Ein wohner, 'Nachbaren, Männer mannichfaltigen Be rufes versammelt, alle beflissen, dem Jubilar von Grund des Herzens ihre wohlwollende Theilnahme zu erweisen. Zu ihnen gesellte sich eine Schaar von Familiengliedern des letztem. Alles war von einmüthigcm Drange für das Ehrenfest beseelt. Man begab sich nun in die ländliche Wohnung des Guten. Hier hatten in aller Frühe schon Hei mische Hande und Herzen gewaltet. Festliche Sau berkeit unter Blumen- und Blätterschmuck siel überall anmuthig in's Auge. Um dem gelten Greis die wahre Wohlthat der stillern Einkebr in seine eigne Seelenwclt nicht zu stören, waren ihm die ersten Morgenstunden des bedeutungsvollen Ta ges, nach gewohnter Weise in ruhiger Zurückge zogenheit verblieben. Wohl mochte der fromme Blick sich nach der Gattin, mit der er noch vor wenig Jahren sein goldncs Ehcfest gefeiert — in die himmlische Heimath gewendet und dahin auch seinen längst geschiedenen Kindern den väterlichen Morgcngruß entboten haben. Dann war der Friedcnsmann in das häusliche Leben eingctreten und hatte die Gaben der Familienliebe erhalten. Jetzt verkündete ihm vom Hofraum seiner Besiz- zung her — da, wo er noch heute so rüstig schafft und waltet — eine kräftige Festmusik die Ankunft der Nachbaren und Freunde. Bekannt mit der rühmlichen Tbätigkeit und dem Biedersinne, welchen der Redliche in seiner einstmaligen Berufsverbindung zum Kreisamte Freiberg erwiesen, hatte, seinem Sinne für kräftig