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bleibt ihnen dann noch für das Jünglingsalter übrig? Sehet doch in die geselligen Kreise eurer erwachsenen Söhne und Töchter, und leset auf ihren gähnenden Gesichtern die Schriftzüge der Langeweile und des Verdrusses, weil ihr sie selbst um ihre Freuden betrogen habt, indem ihnen das jetzt nicht mehr mundet, was ihr ihnen als zehn jährigen Kindern zur Ungebühr reichtet. Von den Kanzeln herab eifert man über so genannte Unkirchlichkcit unserer Zeit, aber Dieje nigen, welche es thun, scheinen nicht immer zu erkennen, daß der Grund zu diesem, wie es scheint, unserer Zeit ausschlicßend aufdisputirtcn, Gebre chen eben durch die frivole Wergnügungsart un serer Jugend gelegt wird; sonst würden sic theils entschiedener gegen diese ankampfen, theils nicht selbst mittelbar und unmittelbar dieselbe gut hei ßen, wie es leider hier und da geschieht!: Weiß denn die Welt keine anderen als Tanz- feste ihren Kindern zu bieten? Ist denn eine ein fache Wiese, umschlossen von schattigen Bäumen und überwölbt vom blauen Himmel, erleuchtet von der strahlenden Sonne und ükerwallt vom wechselnden Luftstrome nicht der beste Tummel platz für die Kinderwelt, tausendmal besser als der enge Tanzsaal mit seiner erstickenden Luft?. Muß es denn in dem Kinde, welches selbst die nolhwcndigen Fesseln der Zucht mit Widerstreben trägt, nicht eine ganz unnatürliche Ziererei hcr- vorbringen, die Luftsprünge, die ihm natürlich sind, unter der Fessel der. Geige in steife Bewe- gungsschuörkel zu. verkehren? In Dörfern und Städten eilet die eitle Mut ter, für ihr achtjähriges Töchterlein einen Tanz lehrer zu besorgen, und auch der neunjährige Gottlieb, (wenn er nicht gar der ländliche Inha ber eines heidnischen Heros-Namens ist) muß seine Knabcnzüge einstellcn, und anstatt seiner ihm angcborncn muthwilligcn Bockfprünge sich zum pns lml.moä bequemen. Der Tanzlehrer erntet von den überseligen Müttern Danksagun-- gen und nach Wesinden konsistentere Erkenntlich- reitsbezeugungen ein, während der Religionsleh- rcr für seine altmodischen hergebrachten Dienstlei stungen natürlich keine weitere Erwähnung ver-- dient. Sehet nur die verliebten Blicke, mit wel chen die in Wonne schwimmende Mutter ihre her- ausstafsirten Kinder zum Balle entsendet, und wie die letzteren in diesem Augenblicke sich him melweit erhaben dünken über die ernsten Mah nungen des Herrn Schulmeisters, welcher die fau len Kinder freilich nicht mit der Humanität be handelt als der Tanzmeister, welcher sich im Be sitze von sechs französischen Floskeln überglücklich und an Lchrerwürde einen, Gymnasialdirektor mindestens gleich dünkt. O der traurigen Verblendung! Ihr Aeltem, erhaltet doch euren Kindern, so lange ihr sie in eurer Gewalt habt, ihre schöne einfache Kindlich keit, und arbeitet der frivolen Vergnügungssucht, die jetzt überall im Jünglings- und Jungfrauen alter ihrer wartet, nicht selbst in die Hande. Ein Kinderfreund. H a g e l sch l a g. Am 6. Juli in der 6. Abendstunde wurden durch ein aus West und Nordwest nach Nordost ziehendes Gewitter und Hagelwetter die gesumm ten Feldfluren von 16 Ortschaften des vormaligen Fürstcnthums Halberstadt und der Grafschaft Mansfeld sächsischen Antheils, sammt den herzogl. Anhalt-Dcßauischcn Ortschaften Fraglcben, Mehringen, Throndorff u^ s. w. gänzlich ver wüstet, nachdem vorher die Herzog!. Änhalt-Bcrn- burgischen Feldmarken der Ortschaften Ballen stedt, Oppcrode, Neinstedt u. s. w. dasselbe Schick sal erlitten. Die Hagelkörner waren von der Größe eines Tauben - Eies bis zu dessen doppelter Grüße und dem Gewicht von vier Loth. Vögel, Tauben und Geflügel aller Art, mit vielem Wild, wurden auf dem Felde erschlagen, viele im Freien befindliche Personen sehr verletzt und verwundet, ja ein Mann auf dem Felde im Blute liegend todt gesunden. Es ist buchstäblich wahr, daß das Feld manchem Laudwirthe dergestalt nicdergehagclr worden, daß auch nicht Eine Garbe geamtet wer den kann, und daß man ost keine Spur mehr gewahrt, wo Kartoffeln, Rüben oder Kohl gestan den; die reichste zu erwartende Obstarnte an Kir schen, Pflaumen und anderem Obst ist sammt den Zweigen von den Bäumen geschlagen. Die Stadt Crmsleben, deren ärmerer Theil sich vom Flachsbau und Spinnen nährt, hat allein 100 Morgen Flachs :> 20 Tdlr. verloren, was 12,000 Lhlr. beträgt, und der Schaden an Früch ten,. Dächern und Fenstern ist ungeheuer. Die Herstellung der letztem in dem gräflichen Schlosse Melsdorf kostet dem Besitzer allein weit über lOOTHlr. und in dem herzoglichen Schlosse Bal lenstedt wird das Doppelte, dieser Summe nicht reichen, L. Z. Zur Charakteristik unserer Tage. Bekanntlich war Oxford der Erste von den Dreien, der einen Mordversuch gegen die Königin von England unternahm. Ob er die Königin wirklich zu ermorden gedachte, oder ob er das Attentat nur als Mittel zum Zweck, den er auch erreicht hat, betrachtet, möge dahingestellt bleiben. Die englischen Gesetze haben Oxford nach der letztem Ansicht gerichtet und ihn lebenslänglich in das Narrcnhaus verwiesen, wo er gut zu es sen und zu trinken bekommt und auf der Flöte bläst nach Herzenslust. Während des Prozesses wurde die Mutter deS jungen Mannes, da sie sehr arm war, auf Ko sten der Regierung von Birmingham, wo sie