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Wochenblatt für WilsSruf, Tharaud und das Elbthal. Zweiter Jahrgang. Freitag, den 22. Juli 1842. 29» Mil König!. Sächs. Concession, Verantwortlicher Rcdacteur und Verleger: Albert Reinhold. Von dicf« W--t>«nlchrN' -rsch«!nt all« Fr-irag- «lne R»mm«r. D-r Pr-Is sür d«n B!-r,-Jahrgang b«»rägk 10 Ngr. s-kannt, machung.n aarr Ar» w«,r<» ausgknomm-n; dl« g-spalt-n« Z<ik« ed-r d-r-n Raum wild mit 8 Pf. in Anr-chnung gebracht. Ausfall«, di, im nächst-n Stiick «rsch-in-n sollen, werden in Lharand bis Montag Nachmittags 2 Uhr und in WilSdrus bi« Montag Abends 7 Uhr angenommen. Auch lönnen bis Mittwoch Mittag eingehend- Zusendungen auf Verlangen durch di« Pag an den Druckort b-sördert werdeu und in der nächsten Nummer erscheinen Wir erbitten »ns dieselben unter den Adressen: „an die Redaclion des Wilsdrufr^harander Wochenblattes zu WilSdtuf (Dresdner Gaffe im Hause de« Herrn Stadtrichter Damm«, 1 Treppe) oder: „an die Agentur des WilSdruf-Tharandcr Wochenblattes zu iTharand," die Herr Buchbinder (Tauscher übernommen hat. In M-ißen nimmt Herr örlmkickn jun. Austräge und Bestellungen an. Etwaige Beiträge, welche der Tendenz det Blattes entsprechen, soll,,, stets mit großem Danke angenommen werde». In Kötzschenbroda nimmt Herr Kausmann Iässmg Bekanntmachungen aller Ar» an. Li« Mittwoche Mittags bei demselben eingehende Zusendungen erscheinen bereits den nächstsolgenden Freitag im Blatte abgedruckt. Die Redaktion. Ueber Kinderfeste. Die großentheils tadelnswerthe Richtung, welche die Vergnügungen unserer Zeit überhaupt genom men haben, verdient ganz besonders an den Ver gnügungen getadelt zu werden, welche der Schul jugend (im Gegensatz von der erwachseneren Ju- gend) von dcil Erwachsenen bereitet werden. Lei der ist aus dem Sinne unserer Kinder die Ein- fackheit und Kindlichkeit und die Genügsamkeit hinsichtlich ihrer Freuden verloren gegangen. Aber nickt unsere armen Kinder haben dies verschuldet, die Alten haben mit Trompeten und Pauken den kindlichen Sinn aus den Jungen hinausgetriebcn. Der Tanz, den wir keineswegcs verdammen, den wir im Gegentheil als ein durch nichts ersetz bares Vergnügen für die reifere Jugend vindici- ren, der Tanz hat in unserer Zeit der Uebcrgriffe, vor- und rückwärts sich Uebcrgriffe zu Schulden kommen lassen; er bat sein Gebiet als frecher Eroberer gewaltsam erweitert, indem er jetzt fast das ganze Menschenleben, so lange darin die Menschen laufen können, als sein Gebiet betrach tet und die armen Menschenkinder, junge und alte, gar arg tprannisirt. Wenn er alte Füße, auf denen künstlich nachgeahmte Jünglinge und Jungfrauen stehen, in seine Wirbel zieht, so ist das höchstens lächerlich und schadet keinem Men schen etwas; wenn er aber achtjährige Kinder zu seinen Geigen und auf seinen glatten Boden lockt, und sie in tollem Wirbel herumdreht, daß die armen Kleinen über die Wonne, nach denselben Geigen und auf demselben Ballsaale wie ihre Aeltern zu tanzen, Schulbänke und Bücher ver gessen, — wenn er den Knaben und Mädchen in der kunstgerechten Körperhaltung des Wiener Walzers das Blut durch die Adern jagt und eine Regung weckt, deren Namen sic noch nicht einmal kennen, — wenn er die kindliche Naive tät des Mädchens gewaltsam zur Koketterie der Balldame hinaufschraubt, — wenn er bei kleinen Jungen einen verliebten Wettstreit um kleine hüb sche Tänzerinnen weckt und dadurch in Letztere das scheußliche Gift der Körpereitelkeit gießt; — wenn er die unbedachtsamen Kinder in ein Schweiß bad taucht und dadurch in die Gefahr tödtlicher Erkältung stürzt — dann hört es auf, blos lä cherlich zu sein, sondern wird im höchsten Grade ernsthaft. Kinderbälle sind die verwerflichste Ausgeburt des überschwenglichen Phi- lanthropismus, gegen welche man nicht derb genug seine Sprache erheben kann. Wenn ihr nun Kinder mit in die Comödie, zu Eoncerten und Lustparthieen hinzuzieht, wenn ihr ihnen Bälle veranstaltet, in deren Gefolge manche nicht in eurer Gewalt stehende Regungen sich in das er hitzte Blut eurer Kinder einschleichen, — was