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düng mit den Vereinigten Staaten ist daher so bald noch nicht zu denken, wenn man nicht Hab und Gut in die Schanze schlagen will. Frankreich. Der Entwurf des Eisen« bahngesctzcs ist der Deputirtenkammer vor- gelcgt worden. Die Verwaltung hat einen Plan gefaßt, der einfach, aber großartig ist. Zwei Eisenwege, die sich in Paris kreuzen, sollen von einer Grenze zur andern geführt werden: Der eine vom Süden zum Norden oder vom Mittel« mecr an die Nordsee; der andere vom Nordosten nach dem Südwesten oder von Straßburg nach Bordeaux und Nantes. Die eine Bahn wird die Heerstraße von Paris nach dem Mitlelmeere, nach Algerien, nach Alexandrien, nach Konstan. tinopel, nach Neapel, nach Rom; ein enges Band zwischen Paris und London, zwischen Paris und Brüssel, zwischen Paris und den Gegenden des Niederrheins; die andere Bahn bildet den Weg nach Spanien, den Weg nach Deutschland. — Die Kosten des Baues, der in 10 Jahren voll« endet sein soll, sind auf 1200 Mill. Fr. veran. schlagt. Vermischtes Neulich hielt ein Advocat in Ncuyvrk eine neunstündige Rede, und am Schlüsse derselben war seine Stimme noch eben so rein und klar wie beim Beginn. Ein heftiger Sturm, der kürzlich an den englischen Küsten wüthete, hat großen Scha den angerichtet. Es haben wahrend desselben allein 23 Kauffahrteischiffe Schiffbruch gelitten. Auch sollen 35 Fischerboote, jedes mit 5 bis 6 Menschen besetzt, gänzlich verloren gegangen sein. — Im mittelländischen Meere haben gleichfalls viele Schiffbrüche stattgcfundcn. Mitwähler des fünften städtischen Wahlbezirkes! *) Freundschaftlichen Nachbargruß zuvor! Schon vor dem lctztabgchattencn Landtage war unser Landtaqsvcrtreter, Kreis - Amtmann Atcnsiädt zu Meißen durch seinen Eintritt in den Staatsdienst gesetzlich aus der Mitte der Volks vertreter ausgeschieden. Allein angeblich war die Zeit von seinem Austritte bis zur Eröffnung der Landtagssitzungen zur Vornahme einer Wahl zu kurz, und wir wurden deshalb blos von dessen Stellvertreter, Stadtrichtcr Schmidt aus Meißen, am Landtage ssNü vertreten. Diesmal jedoch liegt uns eine neue Deputirtenwahl ob, und cs dürfte, nach den die Beschleunigung künftiger Land- tagswahlcn betreffenden königl. Verordnungen vom *) Auf Verlangen des Verfassers aus Lem Meißner Wochcnblatte adgedruckt. 4. Jan. und 21. Jan. zu schließen, nicht allzu lange Zeit vergehen, so werden die der Wahl selbst vorhergehenden Urwahlcn beginnen. Offen gestanden: wir bedauern cs, daß eben erst die Urwahlcn beginnen müssen, und daß nicht unmittelbar die Erwählung des Deputirtcn vom Volke selbst geschieht. Nach der Constitution hat nämlich jede der zu einem Wahlbezirk vereinigten Städte eine gewisse Anzahl Wahlmänner zu er wählen, und diese erst treten zur Wahl eines Volks vertreters zusammen. Allein diese Wahlart hat manchen Uebelstand. Indem ich nicht selbst wähle, veräußere ich mein heiligstes Recht an Andere, und übe cs also selbst gar nicht aus. So gut ich mich in der unmittelbaren Wahl eines Landtagsdeputir- tcn irren kann, eben so leicht kann dies auch bci der Wahl der Wahlmänncr geschehen, sowohl wenn sie erwählt werden, als auch, wenn sie nun selbst wäh« len. Indem der Wahlmann nach seinem Wissen und Gewissen wählt, wählt er eben nicht dem Wil len der Urwähler gemäß, und die wirkliche Wahl des Deputirtcn wird daher oft dem Sinne und Willen der Bürger widersprechen: gleichwie es bei städtischen Wahlen hin und wieder vorkommt, daß die von den Bürgern ernannten Wahlmänner Ei nen unter sich zum Rathmanne erwählen, der bei seiner Erwählung zum Wahlmanne vielleicht die we nigsten Stimmen für sich erhalten hatte. So lange ferner jeder Bürger seinen Landtagsdcputirtcn nicht unmittelbar selbst mit erwählt, sondern erst Wahl männer zu ernennen hat, so achten wohl viele, wie Rott eck sagt, „des nach ihrer beschränkten Ansicht unwichtigen, auch jedenfalls nach dem Gewicht blos der einzelnen Stimmen unbedeutenden Rechtes nicht, und üben cs gedankenlos aus, oder nach den Ein- flüstcrungen einer verschmitzten Faktum, oder nach dem Wink eines Reichen, der ihnen Geld, oder ei nes Mächtigen, (und wäre er blos Amtmann oder Bürgermeister) der ihnen Gunst verheißt, ober mit Ungunst droht." Endlich ist das Institut der Wahl männer auch seinem Ursprünge nach höchst ver dächtig. Man mißtraut nämlich dem Volke, daß cs besonnen und verständig genug sei, um unmittel bar seine Vertreter am Landtage selbst zu ernennen, und deshalb gestattet man in allen deutschen Con stitutionen den Staatsbürgern nur das Recht der mittelbaren Erwählung. Notteck spricht sich hier- übcr mit den Worten aus: „Das Institut der Wahlmänner ist erfunden, von Feinden der ächten getreuen Volksrepräsentation, oder cs ist cin Noth« behelf für cin politisch noch tief stehendes, zur Aeußcrung eines selbstcigencn politischen Lebens noch nicht reifes Volk." Frankreich, England und die nordamerikanischen Freistaaten kennen das Institut der Wahlmänner nickt. Hier wählen also di?stimm fähigen Staatsbürger selbst, und zwar auf folgende Weise. Entweder melden sich die Wahlcandidaten, d. i. Diejenigen, welche eine Deputirtensielle über nehmen wollen, in öffentlichen Blättern selbst und bitten um die Stimmen der Stimmberechtigten ei-