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gen blieben fruchtlos, obschon von allen Seiten die Beamten und Gchülfen der in hohem Rufe stehenden Löschanstalten, sowie das gesammte Bundes-Militair, (800 Mann) ein großer Theil der Bürgergarde, viele Handwerker mit ihren Ge sellen und Hülfeleistende von Altona, Hannover und den umliegenden Lrtschaften in Masse her beiströmten. Biele Hauser wurden durch Pulver in die Luft gesprengt, andere mit Kanonen nieder geschossen, und dennoch konnten selbst diese letzten Rettungsversuche dem weitern Umsichgreifen des Feuers keinen Einhalt thun. Am 7. Mai war bereits halb Hamburg ein Flammenmeer. Wo es irgend noch» möglich war, suchte man Mobilien und Waarcnlagcr zu retten, und unabsehbare Wagenzüge mit Rettungsgut zogen am 6. den ganzen Tag hindurch nach den Vorstädten, nach Altona rind den umliegenden Dörfern, wahrend die ärmere Classe, die kein Fuhrwerk aufzutreiben im Stande war, mit den wenigen Trümmern ihrer geretteten Habe auf den grünen Rasenplätzen der Promenaden sich lagerte, und obdachlos mit Ent setzen der Nacht cntgcgensah. Auf zwei Meilen weit konnte man für Geld keinen Wagen, kein Pferd, kein Brod bekommen. Auch am 6. setzte der Brand seine entsetzlichen Verheerungen fort. Unter andern Gebäuden wur den zwei der bedeutendsten Gasthäuser in die Luft gesprengt. Das dänische, das Thurn- und Taxische Posthaus und das Hamburger Stadt- Posthaus wurden an diesem Tage von den Flam men verzehrt. Artillerie ward aus Stade requi- rirt, da alles Pulyer in Hamburg und Altona zum Sprengen und Schießen verbraucht war. Beim Sprengen der Minen flogen ein Obcrfeuer- wcrker und zwei Artilleristen mit in die Luft. Den 6. Nachmittags spielten Vie Spritzen gar nicht mehr, da man das fruchtlose Bemühen, dem Feuer Einhalt zu thun, erkannte. Auch hatte zu dieser Zeit die Erschöpfung und Kraft losigkeit der Helfenden und Rettenden einen sol chen Grad erreicht, daß alle Hülfsleistungen ein gestellt wurden. Nur durch Sprengung und De- molirung von Hausern hoffte man die Stadt dem gänzlichen Untergang zu entreißen. Am 7. Morgens 7 Uhr war man des Feuers jedoch noch immer nicht Meister. — Wohlhabende Fa milien, die ihre Habe zu bergen glaubten, indem sie dieselbe einem Kahn anvertrauten, opferten sie gerade dadurch den Flammen, da die Canäle und Gräben häufig die Wege waren, auf welchen sich die Flammen fortwälzten, da die hincingeworfenen Fässer mit Sprit, Ocl u. s. w. in Brand geriethen und nun einen förmlichen Feuerstrom bildeten. Auch wird berichtet, daß ein hoher Speicher in dem Augenblicke, als zahlreiche Menschen damit beschäftigt waren, Güter auf ein davor liegendes Fahrzeug zu schassen, auf dasselbe gestürzt sei und die Unglücklichen unter seinen Trummern begra ben habe. Die Zahl der bereits niedergebrannten Häuser wird vorläufig auf 1500 angegeben. Bis zum 7. Abends 7 Uhr wüthete das Feuer noch fort und brachte auch den schönen Petrithurm zum Sturze, nachdem man vergeblich, um ihn zu retten, eine der schönsten Straßen der Stadt, die Bergstraße, theils zersprengt, theils durch schwere hannöversche Artillerie zusammengcschossen. — Bei diesem die Stadt Hamburg betreffenden schwe ren Unglück ist es wahrhaft entsetzlich zu hören, daß es Teufel in Menschengestalt gegeben, welche als Brandstifter die noch unversehrten Theile der Stadt durchzogen. Einer von ihnen wurde vom wüthenden Volke an einen Baum gehangen und ein Anderer mit Beilen erschlagen. Eine Art Sicherheits-Polizei, zu welcher die mit Stök- ken und Hacken bewaffneten Fischweiber gehören, hat sich gebildet, welche Wachtdienste versieht. — Auch von Magdeburg sind am 0. 180 Mann Pioniere zur Hülfeleistung nach Hamburg abge gangen. — Da am 7. Abends der Wind um gesprungen, hoffte man, die Neustadt zu retten. — Daß Deutschland mit seiner Hülfe nicht säu men wird, steht zu hoffen und zu erwarten. Leipzig hat bereits dazu aufgefordcrt. Ueber den Brand des Nicolaithurms ist noch zu bemerken, daß man zuerst auf der obersten Kuppel desselben kleine Flämmchcn wahrnahm, die beim Mangel an einer Spritze bald genug um sich griffen, sodaß nach einer halben Stunde der ganze obere Theil in Hellen Flammen stand, wor auf nach einer Stunde die Spitze bis auf die große Kugel unter einem fürchterlichen Geprassel herunterstürzte. Das Glockenspiel begann, man weiß nicht durch welche Kraft, gleich nach Aus bruch des Feuers ein haarsträubendes Geläute, und die große Uhrglocke schmolz vor den Augen der Zuschauer, bis dann endlich Alles unter Ge- krach und einem fürchterlichen Funkensprühen in sich selbst zusammensiel, und nun die Kirche selbst im Innern sich in eine einzige glühende Höhle verwandelte, wo noch sechs Stunden vorher der Pastor seine Rede am Himmelfahrtstage gehalten hatte. Am 7. Mai, 8 Uhr Abends, blieb das Feuer durch die geänderte Richtung des Windes stehen. Dagegen machte cs bei dem südwestlichen Winde gegen den früher verschonten wohlhabendsten Theil der Altstadt mit den Speichern voll Waaren die entsetzlichsten Fortschritte. Zu derselben Zeit war die Hälfte des Lt. Petri-Viertels bereits cinge- äschert. Am 6. Mai lagen allein bereits gegen 20 Straßen in Schutt und Asche. Unter diesen Umständen fürchtete man bei dem in der Nacht von Sonnabend zum Sonntage noch zunehmen den Sturme, selbst für die mit geflüchteten Men schen und Sachen vollgcpropfte Vorstadt St. Georg, ungeachtet der sie von der Stadt trennenden Wälle und des breiten, wassergefüllten Stadtgrabens. — Am 7. Mittags kam ein Dampfboot mit Spritzen