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58 jüngst bei dem Betrug mit den falschen Schatz- kammerscheinen in Anwendung gebrachte Ver- fahren, die Entdeckung oder die Ueberfüyrung und Bestrafung von Misscthaten dadurch zu erwirken, daß man einem Mitschuldigen Straf losigkeit zusichert und ihn dann als Königs zeuge gegen seine Genossen auftrcten laßt, hat neulich in Irland die damit verbundenen Ue belstande in das grellste Licht gestellt. E n dort gehängter Verbrecher gestand ein, daß er mehr- mals der von der Regierung bewilligten Be lohnung wegen in Crinünalsachen als Zeuge auf- g-trctcn sei, von denen er gar nichts gewußt habe, als was er vorher durch Befragen aller Weiber u. s. w. erfahren hatte, und daß er spa ter in Ermangelung von Verbrechen, die ihm zu diesem Gewerbe Gelegenheit boten, sich selbst einen wehrlosen Knaben ausgesucht und diesem die Kehle abgcschnitten habe, um dann als Zeuge irgend Jemand dieser That beschuldigen und sich so neuen Gewinn verschaffen zu können. Ob schon dieser Fall im Unterhause zur Sprache ge bracht wurde, war man doch der Ansicht, daß sich das genannte System bei der bestehenden Gesetzgebung schwerlich aufgeden lasse. — Trau rig, wenn m einem Laude Gesetze bestehen, die, obschon die unheilvollen Folgen nachgewiescn worden sind, doch nicht aufgehoben werden können! In einem unter dem Titel „Kunstverein" er- scheinenden englischen Journale heißt es: „Als charakteristisch für den Nationalcharakter verdient erwähnt zu werden, daß zwar Napoleons Portrait in Großbritannien viel gekauft wor den ist, aber kein Portrait des Herzogs von Wellington je in Frankreich Absatz g.fnn- den hat. Dies erscheint fast unglaublich, da wir aber zufällig veranlaßt wurden, die Sache zu untersuchen, so Haden wir mit Bcstimmlhe.t ermittelt, daß die bedeut ndstcn Verleger in Lon don nie eine Bestellung auf ein Exemplar von einem Portrait des Herzogs von Wellington aus Frankreich erhielten, und daß sie, so viel ihnen bekannt, auch nie eins an einen Franzosen verkauften. In Lüttich lebt eine den höhern Standen angehörige Familie von fünf Personen, deren Lebensalter zusammen noch nicht 130 Jahre be tragt, und in der sich Ein Großvater, Eine Großmutter, zwei Vater, zwei Söhne, Ein Stief- sohn, Eine Mutter, Eine Stiefmutter, zwei Schwa- ger, zwei Schwestern, zwei Schwägerinnen, zwei Ehemänner, zwei Ehefrauen, Em Onkel, Eine Tante, Ein Enkel und Ein Neffe, also 23 Ver- wandte befinden. Der vor einiger Zeit verstorbene Herzog, von Cleveland hat seinem ältesten Sohne ein jährliches Einkommen von 80,000 Pfd. St. hinterlassen. Außerdem vermachte er noch drei Legate von 560,000, von 440,000 und von 200,000 Pfd. St., hinterließ seiner Witwe «inen Theil seiner Güter und Schlösser, und auch eine Tochter erhielt einen bedeutenden Theil sei nes Grundbesitzes. In den englischen Stocks hatte der Verstorbene 1,250,000 Pfd. Et. an gelegt, und sein Silbergeschirr, Juwelen u. s. w. ward auf eine Mill. Pfd. Et. geschätzt. Aus den Pyrenäen laufen noch immer Nachrichten «in von bedeutenden Verwüstungen, die dort durch eine ungewöhnliche Menge von Schnee angerichtetworden. — Auch in Ungarn herrscht der Winter durch Schnee und Kalte auf eine unerwartete Weise. Man vernimmt wieder holt von Anfällen der Raubthiere selbst in be wohnten Oiten. So har neuerlich eine Heerde von Wölfen den von Bukarcschl nach Karlstadt fahrenden Postwagen angcfallen und, nebst vier Pferden, zwei Passagiere, den Condueteur und Postillon zerfleischt. Mitwähler des fünften städtifchen Wahlbezirkes! (Beschluß.) Zu den Hauptrcchten des Landtags gehört die dreijährige Bestimmung der Staats-Ausgabe und Einnahme, und die Bestimmung der Art und Weise, wie die Staatsbedürfniffe durch Steuern aufgebracht und wie letztere unter Stadt und Land re. verhältnißmaßig verrheilt werden sollen. Auch unser künftiger Abgeordnete soll dieses hoch wichtige Recht in nuferem Namen ausübcn. Er wird es nur dann zu nuferer Zufriedenheit und zu der Wahtmänner Ehre ausüben, wenn er dem in vielen Staaten jährlich bemerkbaren schlimmen Wachsthnme der öffentlichen Steuern und Lasten in unserem Vatcrlande durch wohl überlegte Op position Einhalt zu thun sucht. Ist also der Mann unserer wahrlcheinlichen Wahl auch ein Freund der edlen, von Verschwendung und Knickerei gleichweit entfernten Sparsamkeit? Lieferte er den Beweis hiervon durch gute Wirchschaft und einen wohlbe rechneten Geschäftsbetrieb im eignen Haushalte? Unser Deputirter soll aber auch unsere höch sten allgemein menschlichen Interessen vertreten, nnd daher ist ein guter Volksvertreter ebenso bekannt mit, wie besonders begeistert für Kirche und Schule, für Preß- und Gewissensfreiheit, für Kunst, Wissenschaft und Industrie. Ist unser künftiger Deputirter in allen diesen Lcbenszweigen ein be fähigter und begeisterter Mann des Fortschrittes und der Reform?^ Seine einzige Wehr' und Waffe endlich ist —das Schwert der Rede, ist das klare, ge wandte, kräftige und freie Wort. Ein Krieger, nicht geübt im Gebrauch der Waffen, ist für den Kampf untüchtig und im Kampfe verloren. Ein Volksvertreter, ohne die Gabe der Rede und ohne die nöthigste rhetorische Bildung ist ein selbstbe-