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90 schiffcs zu bringen und es nach dem Meere zurück- znscnden, das cs auch nach vielen Mühen glücklich erreichte. Unlci dessen war von den Befehlshabern der beiden andern Dampfschiffe des „Wilberforce" und des „Albert" beschlossen worden, die Fahrt fortzusetzen, so zwar, daß der Wilberforce den Tschadda und der Albert den Niger aufwärts beschissen sollte. Doch mußte der Wilberforce wegen der fortwährend steigenden Zahl der Kran«, kcn, unter denen sich der Capitain selbst und der Steuermann befanden, den Plan aufgeben und die Rückfahrt antreten. Am 29. Sept, erreichte er erst unter den größten Anstrengungen der ge schwächten Mannschaft das offene Meer. Auch der Albert wurde zur Rückkehr gcnöthigt, da er nur einen einzigen Offizier und zwei europäische Matrosen am Bord halte, die dienstfähig waren. Da die auf der Mustermeierci bcfindlichcü Euro päer gleichfalls am Fieber hart darnicderlagcn, nahm sie den Capitain auf das Schiff und setzte die traurige Rückreise fort. Erst am 17- Nov. erreichte das Dampfschiff das Meer wieder. — Das Unternehmen hat der britischen Regierung 00,000 Pf. St. und mehr als 30 Menschenleben gekostet. Nach diesem unglücklichen Ausgang, den die Expedition, an der ganz Europa den gespanntesten Antheil nahm, erlitten, dülfle wohl nicht leicht ein ähnlicher zweiter Versuch gewagt werden, und so scheint denn das Innere Afrika's nach wie vor für uns das Land Utopien bleiben zu sollen. — Ein englisches Journal saat über das Mißlingen der Nigcrcxpcdition: „Ein voll ständigeres Mißlngcn, einen gnügendein Nach weis der Unmöglichkeit des Gelingens solcher Plane ;u ersinnen, liegt außerhalb des Bereichs menschlicher Einbildungskraft. Dabei nach einer solchen Warnung beharren, wäre vollständig ab sichtlicher Mord. Kein Minister der Krone kann cs wagen, dem Parlement auch nur die Bewilli gung eines Sixpence für diesen Zweck vorzu- schlagcn. Es wäre gerade eben so vernünftig und unendlich unschuldiger, dem Volke Steuern aufzulegcn, um einen Plan zur Civilisation des Mondes zu unterstützen." — Wie harte und un- gerechte Urthcilc über großartige Unternehmungen nach ihrem Mißlingen oft gcfällt werden, beweist die angeführte Stelle aus einer englischen Zeitung, die, wäre dic Expedition glücklicher ge wesen, sicher nicht verfehlt haben würde, den Ruhm der englischen Helden, die sie jetzt Aben- thcurcr nennt, mit vollen Backen zu verkünden. Wahrlich, hätte Europa keine mulhigcrn Männer aufzuwciscn gehabt, als den Schreiber der an geführten Worte, Amerika wäre jetzt noch nicht entdeckt! Afrika. Nach zwölfjährigen ungeheuren Anstrengungen Algerien der französischen Herr- schäft zu unterwerfen ist es dennoch bis heute den französischen Truppen nicht geglückt, die Araberstammc dergestalt zu demüthigcn, daß sie, unfähig den Kampf fortzusctzen, zur Anerkennung des fremden Königs sich gezwungen gefühlt. Dies hat aber die französischen Generalgouvcr- ncurs nicht verhindert, triumphircnde Berichte und zuverstchiliche Folgerungen über den glück lichen Fortgang ihrer Feldzüge nach Paris zu senden. So verfährt auch der jetzige Gcneral- gouverneur General Bugcaud. Obschon es nicht gelaugnet werden kann, daß dic den festen von den französischen Truppen besetzten Plätzen zu nächst wohnenden Stamme für den Augenblick sich unterworfen haben, so ist dies weniger ein Vortheil als ein Mißgeschick für die französische Armee und das Land selbst, indem dadurch die fortwährende starke Besatzung dieser festen Plätze nöthig wird, um die unlerworssncn Stämme im Zaum zu halten. Gleichwohl nimmt die Ver wüstung des Landes ihren ungestörten Fortgang, da Abd-el-Kader noch immer an der Spitze eines treuen Reiterheercs steht und jeden Augen blick bereit ist, raubend und plündernd über die von ibm abgefallenen Stamme hcrzufallen. Die Franzosen können keinen Waarcntransport nach der einen oder der andern Stadt senden, ohne eine Bedeckung von 3 — 4000 Mann bei sich zu haben, und die Karavancn vermögen sich gleich falls nur unter einer starken schützenden Beglci- tung zu bewegen. Zur Fortsetzung des Kriegs in Afrika sind für das laufende Jahr wiederum 140 Millionen nöthig. Versuch über die Ursachen des Sitten- Verfalls auf dem Lande, (Beschluß.) Unter den Maßregeln zur Verbesserung der ländlichen Dienstboten, die anerkann- tcrmaßlN einen großen Theil der Schuld tragen, wenn von übcrhandnehmcnder Demoralisation in den Dörfern, die Rede ist, kommt cs also zu vörderst darauf an, daß jene strenger, als bisher beaufsichtigt, d. h. von den Dienst- Herrschaften mit einem gewissen Ernst gebunden, und Seiten der Vorgesetzten in der Gemeinde einer fortlaufenden Controle unterworfen werden, deren günstige oder ungünstige Resultate auf ihre Zukunft von Einfluß sind. Das ist bisher zwar zuweilen, und an man- chen Orten, nirgends aber durchgreifend und in Uebercinstimmung geschehen; und obwohl auf den verschiedensten Wegen eine kräftige Einwir kung auf die dienende Klasse versucht worden ist, hat es entweder an der in dieser Beziehung oft erstaunenswürdigcn Gleichgültigkeit und Schläf rigkeit der Dienstherren, oder an der Anwendung faischer Mittel gelegen, wenn die gute Absicht nicht vollständig erreicht wurde. Unter der von Einzelnen in Vorschlag gebrachten und resp.