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1,22 Ode beendigt und vom unfreiwilligen Spaziergang auf den Parnaß zurückgekehrt war, füllten sich die Trinkstuben, und unter traulichem Gespräch, denn der Freiberger Bürgersmann ist bieder und herz lich, glitt der edle Gerstentrank den Gaumen hin ab, daß es nur so sein mußte und eine wahre Freude war. Zwar schüttelte hier und da ein vergrämter Menschenfeind mißbilligend den Kopf und meinte, die Leute verkürzten sich durch den Genuß des hitzigen Kräutersaftes das Leben, wür den frühzeitig alt, bekämen das Zipperlein, schwäch ten die klare Sehkraft ihrer Augen und äußerte sich noch in allerlei schiefen Urtheilcn und lieblo sen Redensarten. Zwar war es nicht abzuläug- nen, daß mancher Familienvater in seinen besten Jahren eines seligen Todes plötzlich verstarb, der Platz manches rüstigen Zechers leer blieb, weil ihm daheim ein entsetzliches Zwicken, Stechen und Bren nen in die Knochen gefahren, dessen er nicht Mei ster werden konnte, und je Einer und der Andere das Auge mit dein Glase bewaffnen mußte, wenn er in den Zeitungen Politica studirm wollte aber dem Doppelbier die Schuld zu geben, nein, das wäre eine Todsünde gewesen! (Fortsetzung folgt.) Widerlegung der im Lückenbüßer Nr. 13. ausgesprochenen Meinungen. Der „Lückenbüßer" (den ich »ur deswegen bcdaure, so spät gelesen zu haben, weil mir eS dadurch unmöglich war, denselben schon in voriger Nummer zu widerlegen) hat meine und gewiß Vieler Verwunderung nicht wenig rege gemacht Was soll man von einer wissenschaftlichen Abhandlung erwarten, Ler ein Satz an die Spitze gestellt ist, welcher höchstens noch als Curiosum in den Kinder- stuben Glauben findet? Ein Profaner, der noch den Ha sen mit offnen Auge» schlafen glaubt, wollte in das in nerste Heiiigthum der geheimnisvoll wirkenden Natur Forscherblickt werfen ! Doch Lie erzürnte Göttin der Weis heit svielt Manchem, Ler sich uneingeweiht durch höhere Bildung ihrem Tempel naht, einen argen Streich. Man cher, Ler den hohen Lehren Les weisen Meisters der Phv- siologie gelauscht zu haben glaubt, war in das Zimmer Les AnfwürterS des anatomischen EaaleS gekommen! — Es ist wie von allen andern Säugethicren auch von Len Hasen langst erwiesen, daß das Offenhalten der Augen während des Schlafes nur ein scheinbares ist. Die aus gedehntere Wirkung des obern schiefen Augenmuskels ver mittelst dessen er Len Augapfel stärker drehen kann, so wie das Dasein eines dritten Augenliedes, Ler Nickhaut, macht cs Lem Hasen möglich die Augen auch ohne Schlie ßung der Augenlieder vor dem Eindringen Les Lichtes zu schützen. Eben so falsch ist cS, wenn Ler Herr Verfasser sagt, daß Las Unvermögen des Menschen, während Les Schlafes zu scben nicht blos von den geschlossenen Augcn- liedcrn herrühre. Gewiß, Herr Verfasser, blos der Um stand, Laß kein Lichtstrahl die Netzhaut LeS Anges beruh, ren kaust, macht Laß wir wätrcnd LeS Schlafes nicht sehen.*) Das Licht ist der specisifchc Reiz, die Nahrung gleichsam LeS Gesichtsnerven. Der Sehnerv fahrt auch *) Dci Birfagcr d-s „Lück-nbüßtrS" nimmt st,tS sehen gleich bedeutend mit Licht fühlen, weshalb auch ich die obwohl falsche Bezeichnung beibehalten habe. im Schlaf« fort, Reizempfänglichkeit für LaS Licht zu behalten. Dies gesteht auch Ler Verfasser des „Lücken büßers" sich wunderbarer Weise widersprechend, zu. Denn er warnt später davor, in Zimmern zu schlafen, wo grel les Sicht auf Las Auge fällt. Könnte den Nerven ein Leid zugefügt werden, weno er den „periodischen schwar ze» Swar" während des Schlafes hätte? — Die Augen- lieder sind durchscheinende, die Pupille während des Schla- ses beim Menschen außerordentlich erweitert, (wovon man sich überzeugen kann, wenn man einem Schlafenden recht schnell die Augenlieder öffnet), und das Licht strömt auf den Sehnerven. Warum, wird man fragen, schließt sich die Pupille nicht sogleich wenn wahrend des Schlafes Las Licht die Retina schmerzhaft reiz», wie sie cS Loch im wa che« Zustande thut? Dies liegt nicht in Ler verminderten Reizempfänglichkeit des Gesichtsnerven, sondern darin, Laß das, Lie Verbindung zwischen Empfindung und darauf folgender Bewegung vermittelnde Organ, das Gehirn, seiner sonst unbeschränkten freien Willkühr während deS Schlafes in Etwas beraubt wird. Dadurch wird zugleich erklärt, warum man sich an einer heißen Wärmflasche die Füße so heftig verbrennen tonne. Wir fühlen den Schmerz vou> ersten Augenblick an, aber wir sind im Schlafe nicht sogleich im Stande, die schützende Bewegung einzuleiten. Durch Vieles noch könnte bewiesen werden, daß der Nerv auch während des Schlafes fortsährt zu empfinden, doch läßt eS einerseits die Tendenz dieser Blatter nicht zu weitläufiger zu sein, anderntheils setzt die Verständlichkeit der anzuführenden Gründe, genauere anatomische und phi- siologiichc Kenntnisse voraus. Von einen, Schlafe Les Ge sichtsnerven kann aber keinesweges Lie RcLc sein, und L-ßl Ler von dem Verfasser Les „Lückenbüßers" angeführten Sprachgebrauch vom „Einschlafen" der Extremitäten mit jenem Verhalten des Sehnerven während des Schlafes nicht im entferntesten Zusammenhänge stehe, geht daraus hervor, daß der Herr Verfasser des „Lückenbüßers", Ler allein den Gesichtsnerven schlafen läßt, erst im Jahre 1842 lebte und schrieb, Der Herr Verfasser nennt ferner das Verhalten Les Sehnerven im Schlafe einen „perio dische« schwarzen Staar". Oho ! Ler ausgebildete schwarze Staar ist eine unheilbare Krankheit. Einmal entstanden, Lauert Lieser Zustand ununterbrochen fort. Was also blos fortdauernd La ist, kann nicht auch periodisch Vor kommen. Der „schwarze Slaar" (.nn-u-o-ls) ist Lob Les Nerven, und Schlaf und Tod sind im phvsiologischen Sinne nicht Brüder. Weit näher lag noch, wenn schlech terdings ein Staar zur Verdeutlichung LeS Gesagten nö- thig war, ein Vergleich mit dem sogenannten grauen Staar, Ler in einer Trübung Ler lichtbrechenden Me dien des Auges besteht. — Die angeführte Erzählung Lie alle Nebenumständc recht sorglich bis auf die wunder bare Heilung mit Abführmitteln und Anis wiedergiebt, schmeckt sehr nach Lem Jahre 1<>30. Ein Urtheil oder ein Schluß wie cs sich doch für die wissenschaftliche Abhand lung ziemte ist daran nicht geknüpft. — Waö der Herr Verfasser vom Ohre sagt, kann eine groß- Revolution unter Ler gesammtcn gelehrten Welt hervorbringen. Der Satz „Eben so können wir durch einen künstlichen Me« chanismus im Wachen unser Ohr zum Empfange starker und schwacher Töne geschickt machen" wirft die Ansicht Ler gelehrtesten Phisiclgen, die alle das Gehör dem Ein flüsse unseres Willens entrückt halten über den Haufen. Der angeführte Satz folgt unmittelbar nach einem worin er von Verengung und Erweiterung Ler Pupille spricht. Es kann also auch hier nur ein innerer Mechanismus gemeint sein. Ist dies der Fall, dann ist Ler Verfasser des „Lückenbüßers".iw Besitze eines Gcheimnißes, wel ches er nur mit einen» einzigen Menschen noch theilt. Dieser Eine ist Ler Schneider Bims in der Lokalrosse „Dresden in einem andern Weltthcile." welcher in Gol« konda die Schildwache auf Lem Königstein niesen hört. Sollte was Lem Zusammenhang- nach gär nicht vermuthet werden kann, ein äußerer Mechanismus vielleicht ein aku stisches Rohr gemeint sein, so ist dessen Wirkung auch im