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S66 Es erfüllt Mich mit tiefer Bctrübniß, daß man sich nicht entblödct hat, durch eben so grundlose als unwürdige Gerüchte die Meinung des Volkes aufzuregen und Ich warne ernstlich und väterlich davor, ihnen Glauben beizumessen. Ich beklage innig die vielleicht ganz schuldlosen Opfer, die in Folge des nöthig gewordenen Ein schreitens der bewaffneten Macht gefallen sind. Strenge Untersuchung der stattgefundenen Unordnungen und eine unbefangene Betrachtung des Verfahrens der Behörden wird Licht über das Ganze verbreiten und das fernere Zusammenwirken aller Gutgesinnten wird die hergestettte äußere Ordnung erhalten, so daß cs hoffentlich nicht ernsterer Maß regeln bedürfen wird, um dem Gesetz seine Geltung zu verschaffen. Aber mit tiefem Schmerz muß Ich es aussprechcn: Wankend geworden ist Mein altes Vertrauen zu einer Stadt, in deren Mitte auch nur der Gedanke einer solchen Handlung entstehen, unter deren Augen er auSgcführt werden konnte. Mit Ernst und Milde richte Ich darum an die große Zahl der Gutgesinnten Leipzigs, denen das Wohl des Vaterlandes und der Stadt und die Ehre des sächsischen Namens am Herzen liegt, Mein Königliches Wort: mögen sie sich fest an Thron und Verfassung anschließen, mögen sie mit Würde und Kraft den Bestrebungen derer entgegen treten, die nicht verfassungsmäßige Ordnung, sondern die zügellose Herrschaft Aller wollen, auf daß das Gesetz heilig gehalten werde in aller Zeit und Ich mit dem alten Vertrauen auf eine Stadt blicken könne, die Meinem Herzen stets theuer gewesen ist. Gegeben zu Pillnitz, am 15. August 1845. Friedrich August. v. Falkenstein. Leipzig, am 16. August 1845. Sc. Majestät der König haben sich veranlaßt gesehen, zu Mit- theilung der Antwort auf die von der Stadt Leip zig überreichten Adressen in der Person des Wirk lichen Geheimen Raths von Langenn einen Com- missarius nach Leipzig abzuscnden, welcher zu die sem Behufe heute den Stadtrath. und die Stadt verordneten, ingleichen den Commandantcn der Communalgarde und die Bataillons-Ehefs dersel ben versammelt hatte, und bei Gelegenheit der Mittheilung der obgedachtcn Antwort den Anwe senden folgende Eröffnung gemacht hat: „Meine Herren! „Im Auftrage Sr. Majestät unscrs allergnä digsten Königs erscheine ich bci Ihnen, um Ihnen die Worte und Willensmeinung Sr. Majestät in Bezug auf die Allerhöchst Ihm überreichten Adressen zu verkünden." „Es ist mir sehr schmerzlich, meine Herren, daß mein Erscheinen durch Vorfälle herbeigeführt ward, die das Herz und den Stolz de- Sachsen in gleicher Weise verletzen. Die Regierung wird die von ihren Organen ergriffenen Maßregeln ver treten; zu irgend einer Discussion hierüber bin ich nicht beauftragt." „Da aber die Unwahrheit, die große Krankheit unserer Tage den Namen eines edlen Fürsten auf unglaubliche Weise angreift, so will ich nur ein fach den Hergang in Bczug auf Se. königliche Hoheit dem Prinzen Johann, Ihnen nochmals vor das Auge treten lassen." „Die Rcvue der hiesigen Communalgarde fand in der gewohnten Weise statt. Am Schluffe der selben brachte man dem Prinzen Johann ein Lebe hoch." „Nach der Rcvue begaben Sich Se. Königliche Hoheit nach der Pleißenburg und versammelten dann die Vorstände der Behörden und dcr Stadt zur Tafel im r/e wo Höchstdiescl- bcn abgetreten waren." „Mit und nach dem Zapfenstraiche der Com munalgarde hatten sich dichte Volksmassen vor dem Mtek ckc versammelt, welche nicht allein schrien und tobten, sondern auch mit Stei nen warfen." „ES ward nun dcr Commandant der Com munalgarde befehligt Mannschaften heranzuziehen, um die Massen zu zerstreuen. In Folge dessen schickte dcr Commandant der Communalgarde nach dcr auf dcm Naschmarkte stehenden Wachmann schaft. Diese konnte nicht sofort herbeigezogen werden. Während dieser Zeit drängte sich das Volk immer dichter zusammen, schleuderte Steine in die Fenster und Hausflur des c/e und es nahm dcr Lärm aus bedenkliche Weise zu." „Bei dieser Lage der Sache ward von dcr königlich Civilbehörde der Stadtcommandant und Commandant der Garnison, Oberst von Buttlar