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330 Fäulniß führte, ist dieser bei andern Kartoffeln wässerig, meistens findet man rothbraun unterlaufene Stellen, wie bei einem Apfel, der auf eine harte Stelle gefallen ist, bald weiter ausgebreitet, bald kaum merklich, endlich aber ist mitunter schon völlige Fäulmß einge> treten, die Knollen sind übelriechend und lassen sich zerdrücken. Wie weit die mehr be kannte trockne Fäule hiermit verwandt ist, darüber ist noch nichts ermittelt. Ob und wclchergeftalt diese Kartoffeln ohne Nachtheil für Menschen und Thiere ge nießbar und in welcher Weise sie am nutzbarsten z» verwenden sind, unterliegt sorgfältiger Erörterung, und es wird deshalb baldthunl'uchst eine weitere Mitteilung erfolgen. Hier handelt es sich zunächst um die Art und Weise, wie einem Forlschreiten der Krankheit bei den von ihr bereits befallenen Kartoffeln vorzubengen und wie die Ansteckung der gesunden oder gesund scheinenden Knollen zu vermeiden ist, und hierbei verdient die Ernte und die Aufbewahrung dec Kartoffeln die größte Aufmerksamkeit. Fäulniß entsteht oder verbreitet sich nur bei Einwirkung von Warme und Feuchtigkeit, sie wird unter Voraussetzung dieser Bedingungen von einem angesteckten auf den andern ansteckungsfähigen Körper übertragen, darum soll man bei der Ernte zunächst schon auf dem Felde möglichst genau die gesunden von den kranken Kartof feln absondern und zu letzteren die irgend verdächtigen, namentlich auch die mit dem nassen Schorf behafteten bringen, weil man nicht weiß, wie weit die Verhältnisse dieses Jahres auf ein weiteres Erkranken führen; aus diesem Grunde ist cs auch sehr rathsam, mit be sonderer Sorgfalt auf sofortige Auswahl und Erhaltung der Saamcnkartoffeln bedacht zu sein. Dann lasse man wo möglich die Kartoffeln durch di« Luft ab trocknen, ehe man sie zusammen bringt, und fahre sie bei mehr kalter als warmer Witterung ein, damit die Knollen nicht erwärmt auf einander gebracht werden. Ob man früher ooer später zur Ernte des einen oder andern Ackers schreiten soll, darüber läßt sich ein allgemeiner Rath nicht ertheilen; wo man ein Entstehen oder Zuneh, men der Krankheit in der Erde wahrnimmt, da wird man sofort sich beeilen müssen, die Kartoffeln auszubringen und sie der Luft auszusetzen. Rücksichtlich der Aufbewahrung muß vor Allem gegen das Eingraben in die Erde, als unter allen Umständen, selbst wenn die Gruben mit Stroh oder Holz ausgelcgt sind, die Fäulniß befördernd, gewarnt werden. Dagegen kann, zumal wo die Keller dumpfig und feucht sind, das Aufbringen auf kleine Haufen oder Mieten im Freien über der Erde nicht genug empfohlen werden. Man wähle hierzu einen trocknen Ort, vernachlässige niemals das Anbringen eines Schornsteins, schütte nur kleine Quantitäten auf einen Haufen und schütze denselben, so lange kein Frost eintritt, durch eine leichte Bedeckung von Stroh oder Kartoffelkraut, vor Regen; bei cin- tretender oder zunehmender Kälte erst bringe man Erde auf, nachdem man den Haufen znvor umgeschaufelt und die kranken Knollen entfernt hat. Wenn man aber die Kartoffeln in Keller oder andere verschlossene Räume einbringen will oder muß, so unterlasse man nicht, dieselben möglichst dünn aufzu schütten und so oft als möglich um zu schaufeln oder umzulesen, sorge für fortdauernd starken Luftzug bis zu eintretenvem Frost und leite, wo mau ein dickeres Ausschütten nicht vermeiden kann, entweder Schornsteine aus dem Haufen gerade in die Höhe oder lege mit Stroh oder Reißig umgebene Stangen aus der Mitte derselben nach den Kellerfcn- stern oder Löchern zu, damit Dünste und Wärme abziehen und kalte Luft eindringen kann. Das Vermischen der Kartoffeln mit ganz trocknem Sande ist mehrfach em pfohlen worden und scheint sich zu bewähren.