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während bisher Grund genug vorhanden war an- zunehmcn, daß dieselben Schützen, wenn sie wirk lich einmal eigenhändig ein Wild erlegten, es in der Zerstreuung oder geradezu auS Versehen thaten. Freilich könnte man im Interesse der Jagd cs wünschen, daß möglichst wenige Schützen der mörderischen, weil nie fehlenden Drathpatronen sich bedienen möchten, weil sonst die gänzliche Ausrottung des Wildes in gar nicht ferner Zeit sii sichere Aussicht gestellt sein würde. Denn der Drathpatroncnschütze ver mag in einer Entfernung von hundert und meh ren Schritten allen mit Schrot erlcgbaren leben den Kreaturen sofort das Lebenslicht auszublasen, und wenn der Hase mit Siebenmeilenstiefeln an den ohnedies gerade genug flüchtigen Fersen sich über das Gefilde dahin kugelte, und wenn das Rebhuhn mit der Schnelle des BlitzcS die Luft durchsegelte. Die Gebrüder Tecklenburg in Leip zig haben wenigstens öffentlich in unserer sächsischen Staatszeitung versichert, daß ihre Drathpatronen. niemals das Ziel fehlen. Der Schütze darf also nur den Willen haben zu treffen, uni seinen Zweck zu erreichen und diesen Willen zu That wer den zu sehen. Im Interesse der guten Sache kön nen wir endlich nicht umhin, sämmtliche löbliche Vereine gegen Thicrqäulerei auf die berühmte Tecklenburgischen Drathpatronen und ihre dieZwecke der Vereine überaus fördernde Eigenschaft ganz besonders aufmerksam zu machen. Wenn nämlich besagten Vereinen die Einführung der vielbespro chenen Patronen unter dem schießenden und jagen den Publikum gelingen sollte, würden sie sich mit Recht dem überaus erhebenden Gedanken hingeben können, daß fortan kein angeschossenes Wild mehr in Wald und Flur eine stumme Anklage an das Geschick richten und daß auch aus eben die sem Grunde das barbarische Verfahren der Schweiß- jagden und Krüppelsuchen seine Endschaft errei chen werde. Damit nun die genannten Vereine diesen Zweck um so schneller und sicherer erreichen, machen wir ihnen in aller Bescheidenheit den Vor schlag, 'diverse Millionen Tecklenburgischc Drath- patronen unter die sämmtlichen Jäger und Jagd liebhaber des Landes mit der so freundlichen als -ringenden und ergebensten Bitte vertheilen zu lassen, derselben in allen Fällen und unter allen vor kommenden Umständen sich gencigtest zu bedienen. Wir sind fest überzeugt, daß die Drathpatronen die erhabene Bestimmung haben, die!schönen Zwecke der Thierqualgegnervcreine auf überraschende Weise zu fördern und ihrem großen Ziele, dem der Vollen dung, immer näher zu führen. Da nämlich den Tecklcnburgschm Patronen eine übernatürliche Kraft innczuwohnen scheint, so ist die Hoffnung wohl keine übertriebene zu nennen, wenn man annimt, daß besagte, mit wundergleicher Macht wirkende Patronen auch nächst der Eigenschaft, stets das Ziel zu treffen, die,besitzen werden, den getroffenen Gegenstand sofort zu tödtcn. Da etwas wc- tsiges Hexerei einmal dabei im Spiele sein muß, so steht mit Grund zu vermuthen, daß die Ver fertiger der Drathpatronen gleich recht ordentlich rss Hokuspokus treiben, sodaß die Wirkung der Macht der Zauberformel einer der ersten Grade entspricht. ES scheint also unserer Zeit Vorbehalten zu sein, zu zeigen, wie der Weber'sche Freischütz, was we nigstens die darin vorkommenden Hexenschüsse be trifft, keine Zauberopcr, sondern Alles pure Ge schwindigkeit und keine Hexerei ist. Wie Schade, daß Kaspar die Drathpatronen und ihre Wirkun gen noch nicht kannte. Er hätte nicht nöthig ge habt seine Seele dem Teufel zu verschreiben, und auch der arme Max wäre viel wohlfeileren Kaufes wegge kommen, denn die Gebrüder Tecklenburg in Leip zig hätten ihnen für wenige Ncugroschen aus der Klemme geholfen, ja Max wäre, bei Lichte besehen, gar nicht hineingerathen, wenn er gleich von vorn herein seinen Schicßbedarf in der bezeichneten Weise von den Gebrüdern Tecklenburg in Leipzig ent nommen hätte. Um aber einen Einwand, den man unS etwa machen könnte, den nämlich, daß ja die beiden Freischützen Büchsen und nicht Schrot- flinten führten', zu entkräften, sei bemerkt, daß Max beim Probcschießen durch seine wundcrglei- chen Meisterschüsse mit der Schrotflinte dem Für sten Ottokar dergestalt imponiren konnte, daß dieser nicht daran gedacht haben würde, in ihm auch den Büchsenschützen zu bewundern. Er hätte ja nur ein halbes Schock Schwalben im Fluge schießen dürfen, um zu zeigen, daß er seinem Stan de zur besonderen Zierde gereiche. Endlich können wir, Scherz bei Seite, die Humanität dec Gebrüder Tecklenburg in Leipzig nicht genug bewundern, die gewiß allein das Brü derpaar bestimmte, die wichtige - Erfindung zum Gemeingut des sämmtlichen jagenden Publikums zu machen, wenn wir auch glauben wollen, daß sic dabei an die Thierqualgegnervcreine noch nicht gedacht haben. Wir möchten uns nämlich die Ehre der erfinderischen Eombination, die löblichen Vereine gegen Tyierqäulerei in Beziehung zu den Tecklen- burg'schen Drathpatronen gebracht zu haben nicht gern nehmen lassen, da wir deshalb auf eine be sondere Belobigung und Anerkennung von Sei ten der geehrten Vereine rechnen zu dürfen glau ben. Um aber auf die Tecklenburg'sche Humani tät zurück zu kommen, so liegt es auf der Hand, daß die Herren das Gehcimniß der Erfindung zu hohen Preisen verkaufen konnten, sodäß es vielleicht vieler Jahre bedurft hätte, ehe das jagdlustige Pu blicum des Segens der Tecklenburgischen Ent deckung theilhaftig wurde. Ja die Erfinder hät ten noch weiter gehen und Reisende in alle Welt missenden können, die sich als nie fehlende Schützen mit der Schrotflinte gegen hohe Eintrittspreise öffentlich für Geld hätten sehen lassen. Jeder Reiscdiener, und wenn er in seinem Leben noch kein Gewehr abgeschossen, wäre zu einer derarti gen Mission geeignet gewesen, da ja der Schießen de nur die Maschine, also reine Nebensache, ist und die nie fehlende Eigenschaft an der Drathpa- trone ganz allein haftet. Der Schütze hat weiter nichts zu thun, als ganz einfach mit dem Zeige finger den Drücker am Gewehr zu berühren, um L8*