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,98 man solchen Leuten die Möglichkeit, mittelst der Zeitungen sich zu verhcirathen, mit Gewalt ent ziehen sollte. Etwas Anderes ist cs aber, wenn ein derar tiges öffentliches Gesuch das Gefühl für Zucht und Sitte ganz und gar aus den Augen setzt und mit schamloser Frechheit die Gesetze der Ehe höhnt. Dergleichen Inserate sollte wohl jede Redaction eines öffentlichen Blattes mit Unwillen zurückwci- sen, ohne zu fürchten, die persönliche Freiheit des Einzelnen dadurch zu beeinträchtigen. Wir sagen sollte, denn leider hat in der neuesten Zeit die Leipziger ZcitungSerpedition durch Aufnahme eines im höchsten Grade unsittlichen Inserates einer Handlung sich schuldig gemacht, welche die ernsteste Rüge verdient. Man urtheile selbst. Die Leipziger Zeitung enthält in der Beilage zu Nr. 182 unter dem 31. Juli wörtlich die nach stehende Anzeige: „HeirathSgesuch. Ein Mann in gesetzten Jahren, von nicht un bedeutendem Vermögen, sucht auf diesem jetzt so beliebten Wege eine Frau. Da eS ihm bei seinem Unternehmen nicht sowohl auf das eheliche Zusam menleben mit einer Frau ankommt, als vielmehr auf die gewisse Erlangung eines erbfähigen Nach- kommen, so bietet er einem Mädchen von Stan de, welches ihm diese gewisse Hoffnung, jedoch vor deren wirklichen Erfüllung, bereits verbürgen kann, und welches um eben derselben Hoffnung willen, den Namen einer Ehefrau für sich wunschens- werth finden muß seine Hand, um ihrem Nach kommen eine Freistatt und Erziehung in seinem Hause, und in Zukunft sein sämmtliches Vermö gen. Unter der Versicherung der strengsten Ver schwiegenheit werden hierauf Rcflectirende ersucht, ihre Adressen lss. /<. /-oste niederzulcgen." In Bezug auf das vorstehende schmachvolle „Heirathsgesuch" sind zwei Fälle möglich: eS kann einmal ein wirklich ernsthaft gemeintes oder auch ein erdichtetes sein, jedenfalls aber haftet an der Leip. Zeit.-Expcdition wegen dcS Abdrucks des scandalöscn JiiseratS ein dunkler Flecken, von dem sie sich nicht so leicht reinigen möchte. Im erstern, wiewohl höchst unwahrscheinlichen, ja kaum denk baren Falle hat die Leip. Zcit.-Exp. die traurige Aufgabe übernommen, einem sittenlosen Manne von „gesetzten Jahren" Gelegenheit gegeben zu haben, seine Ansichten «brr die Ehe und seine Anforderungen an Mädchen „von Stande" öffent lich niederzulcgen, ohne daß der Suchende — die Leip. Zcit.-Erp- wird unsere Worte hoffentlich nicht Lügen strafen wollen — nur entfernt die Aussicht zur Verwirklichung seines Wunsches ha ben konnte. Selbst die Fassung des Inserats ist an einer Stelle, a»f die wir nicht weiter näher eingehen wollen, so dunkel, daß selbst im glücklichsten, wie wohl unerhörten Falle dcS Eingehens auf das Gesuch an die Schließung eines Ehchebündniffcs, wenigstens vor einem gewissen Zeitpunkt, nicht gedacht werden könnte. Wir brauchen wohl überhaupt unserer Ent rüstung keine Worte weiter zu leihen, um auf die schmachvolle Tendenz des in Rede stehenden „Hci- rathsgesuchcs hinzuweiscn, da dieses unser Gefühl gewiß von Allen, welchen die Bedeutung deS Be griffs Ehe in ihrem ganzen Umfange klar ist, gc- thcilt wird. Im letzteren Falle aber, welcher dcr wahrscheinlichere ist, haftet an dcr Leip. Zeit.-Erp. ein noch größerer, noch wohlverdienterer Flecken. Also, um weniger elender Groschen willen, hätte ein Blatt mit so Ungeheuern Mitteln, mit so un versiegbaren Quellen eS gewagt, sämmtlichc deutsche Mädchen „von Stande," welchen das betreffende Zeitungsblatt in die Hände kam, vor Scham und Unwillen crrüthen zu machen! Die Leip. Zeit.-Exp. hätte cs gewagt, dcr ganzen gebildeten Welt ge genüber geflissentlich zum Werkzeuge dcr Schmä hung dcr Ehe, der Schaustellung leichtfertiger Gesinnungen und der Kundgebung halb versteckter Rohheiten sich herzugeben! Dies AllcS hätte sie getban, um über ein Dutzend Zeilen die Jnser- tionsgcbührcn berechnen zu können! Wir haben diesen Worten nichts weiter hinzu« zufügen als die gelegentliche Bemerkung, das die betreffende Nummer dcr Leipziger Zeitung an ei nem schönen Morgen und zwar am 31. Juli im Jahre 1845 nach dcr Geburt unseres Herrn und Heilands, wirklich und wahrhaftig ausgcgeben worden. Für Jäger, Iagdliebhaber und — Thierqualgcgnervereine. Die Gebrüder Tecklenburg in Leipzig em pfahlen kürzlich in der Leipz. Zeit, unter vielen andern Jagdrequisiten sogenannte Drathpalro« neu, eine ziemlich neu? Erfindung, welche außer der Eigenschaft, 40 bis 60 Schritte weiter zu schießen, als ein auf die gewöhnliche Weise gela denes Gewehr, auch nach der gedruckten Versicherung dcr Gebrüder Tecklenburg noch dir haben sollen, nie das Ziel zu verfehlen. Wir machen an gehende Schützen und solche Jäger, die trotz viel- jähriger Ucbung immer noch als schlechte Ziellrcf- fer sich zeigen, auf dicsc unschätzbare Erfindung, in deren Besitz die Gebrüder Tecklenburg in Leip zig sich befinden, aufmerksam. Wir können uns im Voraus das Erstaunen Aller, welche in Zu kunft die Nimrodsthatcn der mit Drahtpatroncn Versehenen zu schauen vom Schicksal berufen sein werden, denken, wenn Puff auf Puff und Schlag auf Schlag das zum Tode getroffene Federwild aus der Luft herabstürzt oder Freund Lampe im flüchtigsten Laufe von der nie fehlenden Drath- Patrone erreicht, das kunstgerechteste Rad schlägt, das je auf einen wohlgczieltcn Schrotschuß erfolgte