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Herzensköniginnen hinein zu führen. Endlich kommt der befreite wahre Wespe und tröstet sich mit der dürren Hand der geistesverwandten Theu- dolinde. Selbst diese flüchtige Skizze wird unsern Le sern zeigen, wie reich dieses Lustspiel an Bühnen- efsecten sein müsse; cs ist ein wahres Wespennest voll komischer Situationen, welches namentlich im letzten Aufzuge über den Herrn von Zünndorf Her- Ml und ihn schier um den Verstand zu bringen droht. Sämmtliche Rollen wurden, wie wir schon be merkten, sebr gut durchgeführt. Vor allem malte uns Mad. Carlsen (Theudolinde) ein ergötzliches Bild einer belletristischen Närrin. Mad. Stein (Elisabeth) rechtfertigte unser erstes Urtheil über sie; sie zeigte mehr Selbstvertrauen als gewöhn lich, und führte uns so eine sehr gelungene Dar stellung vor. Nur Muth, er führt zum Siege über die Form! Herr Täschner (Hornau) führte seine Rolle mit Mäßigung durch und so mußte sie ihm gelingen. Der Debütant (Titelrolle) Herr Groos hätte namentlich zu Anfang etwas deutli cher sprechen können, sonst war sein Spül nur zu loben. Und so sind wir in der angenehmen Lage, nur loben zu können, und sprechen dem gestimm ten Personal für diese höchst gelungene Darstellung unsern herzlichen Dank aus. Tharand, den 18. Juli. r Berichtigung. In voriger Kritik muß eS Seite 226, Spalte i, Zelle 26 von oben anstatt ersteren heißen ernsteren Herrn Fontaine. Vermischtes. Der Deutschen Allg. Zeitung wurde Folgendes unter dem 7. Juli „auS dem Erzgebirge" ge schrieben: „Wenn jüngst aus dem böhmischen Erz gebirge berichtet wurde, daß man Ronge imBe- tretungsfall ohne Weiteres zu sahen beauftragt sei (Nr. 183), so können wir dies aus dem benach barten sächsischen Erzgebirge vollkommen bestätigen. Ja wir können hinzufügen, daß die Böhmen mehr als ein Mal durch ihnen befreundete sächsische Erz- gebirger mit der Nachricht, Ronge sei an der Grenze und sie möchten sich ihre Beute nicht entgehen lassen, zum Besten gehabt worden sind. (Wir bitten, den in Nummer 28. unseres Blattes befindlichen Artikel „Zeitgeschichtliches" zu vergleichen. Die Re- daction.) Das letzte Heft de» „„Propheten,"" berichtet die Deutsche Allg. Zeil, aus Oesterreich, „enthält folgende, wenn wahr, sehr betrübende Nachricht- von der böhmischen Grenze:" „WaS sieb von den Unruhen, welche in den Schlesien zunächst gelegenen böhmischen Landstrichen beginnen, in Er fahrung bringen läßt, ist sehr betrübend. Wenn ein Schluß auS manchen einzelnen Vorfällen ge stattet ist, so darf man auch dort auf einedrang volle Zukunft sich gefaßt halten, deren Gefahren sich zunächst auf die evangelischen Geistlichen deS Lan des erstrecken zu sollen drohen. An einen evange lischen Pastor der dortigen Gegend wurden mehre der Nonge'schen Flugschriften überschickt und ge langten bald auch in andere Hände. Dies kam zur Kenntniß der Behörde und das Kreisamt ver- urtheiltc den angeschuldigten Prediger zu einem sechswöchentlichen strengen Arrest d. h. mit An- lcgung dcrFußeise n.(!!!) Die katholischen Geistlichen der Nachbarschaft schienen das harte Urtel gegen ihn durchgcsetzt zu haben. Zwar rccurrirte er gegen die Entscheidung des Kreisamts und erwartet den Ausgang noch, mag aber wohl zur Hoffnung auf Milderung der Strafe nur wenig Grund haben. So wirken die kirchlichen Bewegungen Deutschlands traurig auf die ohnehin im österreichischen Staate bedruckte evangelische Kirche. Dessen ungeachtet findet Ron'gcs Ange legenheit in der böhmischen Grcnzgegend viele Lheilnahme, und trotz deS strengen Verbotes wer den zahlreiche darauf bezügliche Schriften einge schmuggelt und gelesen."" Auch das himmlische Reich der Mitte, China, hat durch Wasserfluthen ungemein gelitten. Da die Regierung ohne Geld und ohne Credit ist und alle Jahre tiefer in Schulden geräth, macht ein Hofdccrct bekannt, daß Jeder, der zur Linde rung der Noth 200 TaelS beisteucre, zur Ranger höhung vorgcschlagen werden solle. — Wohlthun tragt Zinsen, und Rangerhöhungen kosten nichts, denn die Pfauenfedern sind in China spottwohlfeil. Der Beherrscher deS himmlischen Reiches ist nicht auf den Kopf gefallen; denn er speculirt auf die Eitelkeit seiner lieben Unterthancn, und derglei chen Unternehmungen mißglücken niemals. Da von kann auch Europa ein Liedchen mit singen. UebrigenS hat sich Sr. kaiserliche Majestät eine be queme Hinterthür offen gelassen, zu welcher er alle Diejenigen hinausstecken kann, die er trotz der ge zahlten 200 Taels nicht rangcrhöhen will. Denn er läßt sich ja nur die wohlthätigen Leute zur Rangerhöhung Vorschlägen. Zwischen Vorschlä gen, zwischen Vorgeschlagenwerden und der aller höchsten Bestätigung gähnt aber noch eine weite Kluft, und eS wird mancher Menschenfreund um 200 Tacls ärmer mit langer Nase am schroffen Abhang stehen,,ohne die Brücke zu finden, welche ihn über den Abgrund hinüber führt. Dies nennt man. in China Politik, wir glauben in Europa heißt das Ding auch so. Ln Bascllandschaft ist neulich ein seit dem Jahre 1772 schwebender Prozeß enschiedcn wor den; zum Glück leben noch beide Parteien: eS 31*